Beim gründlichen Aufräumen meines Schreibtisches fielen mir völlig unscheinbare, vergilbte und längst vergessene Handschriften, verfasst und geschrieben von meinem Lehrer in der Volksschule J. Unterreiner in die Hände. Diese hat mir Herr Unterreiner im Jahre 1954- also vor gut 54 Jahren zugeschickt, um mir eine Freude zu bereiten, was auch so stimmte. Ich habe sie aufbewahrt und wollte sie der Tochter des Herrn U. bei Gelegenheit übergeben. Doch die Zeit war schneller: Herr U. starb und später auch die Tochter, ohne dass die kleinen Geschichtchen aus dem Lazarfelder Milieu den Weg zurück gefunden hatten.

Zum Inhalt: Solche Geschichteln hat man unter den Erwachsenen erzählt und kolportiert. Wichtig nebst dem Inhalt ist aber das Äußere, dieses minderwertige, vergilbte Papier, beschrieben mit Feder und Tinte in einer unverkennbaren Altershandschrift. Allein von da her ein Dokument. Diese armseligen Blätter, irgendwo aufgegriffen und als von großer Wertigkeit gehütet und genutzt, legen Zeugnis ab von der materiellen Armut eines altgedienten Lehrers, dem man alles genommen hatte, was zum geistig/physischen Weiterleben notwendig war, seine Pension, seine Bleibe und seine Familie, seine Freunde. Ein Zeitzeugnis ist es allemal! Zu dieser Zeit lebte er in seinem Geburtsort ELEMIR, mittellos und in äußerst bescheidenen Verhältnissen.

Esslingen, 16.Juli 2008

Matz Kern