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.........und es ward LIcht.....

 

Ich war 5 und 6 Jahren alt, als fremde Männer unsere Spiele auf der Straße unterbrachen und unsere ganze Aufmerksamkeit auf ihr Tun zogen. Auf dem Fahrdamm wurden tiefe Löcher ausgehoben, in die dann glatte Baumstämme (Maste) gesetzt wurden, während andere Trupps sich in den Häusern zu schaffen machten, Drahtleitungen an den Wänden befestigten und durch die Räume zogen. Es hieß, dass diese uns den Strom und mit diesem das Licht ins Haus bringen werden. Strom, nicht nur für uns Kinder , sondern auch weitgehend für die Erwachsenen eine völlig abstrakte Sache zu der man bisher keine richtige Beziehung, keine konkrete Erfahrung aufbauen konnte. Man stützte sich in den vagen Vorstellungen auf die Erzählungen der Erwachsenen, die dann auch oft genug den Charakter von Märchen trugen.

 

Die Tatsachen:

Ein nicht nur in Sachen Elektrizität/ Strom als Energie  und in Fragen dessen nutzbringender Installation, sondern auch in Fragen der Ökonomie kundiger Fachmann hatte sich in langen Verhandlungen mit der Gemeindeverwaltung die Konzession zum Bau eines E-Werkes in Lazarfeld erstritten. Der Ort sollte ein durchgehendes Stromnetz zur Beleuchtung der Häuser, der Wohnungen und der Straßen erhalten, womit Lazarfeld den Anschluss an die zurückhängende technische Entwicklung in dieser Region finden sollte. Ein solcher Investor, der auch noch die Auflage zu erfüllen bereit war, in der nahen Zukunft  eine Getreidemühle (1936) mit einer Schroterei zu erstellen, fand sich  in der Person des Herrn Peter Fochler (sen) aus der Mischgemeinde Alt-Letz im Kreise Werschetz. Die Lazarfelder vertrauten nicht nur seinem technischen Sachverstand, sondern achteten in ihm auch den Menschen mit seinen humanen Qualitäten. Sie haben ihre Entscheidung  für ihn nie bereut.

 

Es war anfangs November 1929, den Lazarfeldern wurde kundgetan, dass an diesem Tag der Probelauf der Installation der Stromversorgung geschaltet werden sollte. Mit der Umlegung eines Schalthebels im E-Werk durch Herrn Fochler erstrahlten auf einen Schlag die elektrischen Beleuchtungen der Häuser und der Straßen. Von Haus zu Haus erschallte der Ruf: "Der Fochler brennt"-- will heißen, dass  die Stromversorgung klappt, die Lampen brennen. Von nun an war " Fochler" ein stehender Begriff, ein Synonym mithin für Strom, also zum gleichbedeuteten Wort, für alles, was mit  dem Abstraktum Strom/Elektrizität zusammenhängt. Lazarfeld und Fochler bildeten ab sofort eine Einheit.

Lazarfeld hatte damit den schon lange ersehnten Schritt ins Zeitalter der Technik, der Stromversorgung und damit des Lichts getan. ..."es ward also Licht" , wie dieser Halbsatz, --- der Bibel entlehnt--- einen solchen Vorgang in Worte fasst.

 

Vorbei sollten die Zeiten sein, dass man winters "majenging, (Schreibweise???) mit dem spärlichen Licht einer Laterne den Weg ausleuchtend, dass man sich an Winterabenden eng um den Schein einer oft rußenden und oft auch streng riechenden und in der Handhabung gefährlichen Petroleumlampe gruppieren musste, wollte man das beste Licht für das Arbeiten oder Spielen nutzen. Dieses Stück von Kuscheligkeit, Gemütichkeit an Winterabenden im Kreise der Familie ging allerdings mit dem "neuzeitlichen  Licht" verloren. Es gäbe noch Vieles zu diesem Kapitel in die Erinnerung zurückzurufen.

 

Ing. Peter Fochler jun. lebt in Wien und kann sicherlich aus seiner unmittelbaren Erfahrung Näheres zu diesem Kapitel, auch zur Übernahme und Weiterführung des Objekts  durch die Partisanen  berichten.

 

Herzliche Grüße an alle Lazarfelder!

Matz Kern (140 b)

 

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