Zum Geleit Horst Haug Bürgermeister der Stadt Schwaigern

 

Viele Lazarfelder sind in den Nachkriegswirren bei uns in Schwaigern ansässig geworden. Buchstäblich Hab und Gut hatte man ihnen genommen und sie aus der Heimat verjagt. Doch Tüchtigkeit und Gemeinschaftssinn ließen sich die Lazarfelder nicht entreißen. Mit diesen Tugenden schufen sie sich vielmehr bei uns im Württembergischen Unterland eine neue Heimat sie legten Hand an, unterstützten sich gegenseitig, integrierten sich und sind längst durchweg geachtete Bürgerinnen und Bürger. Viele aus der ersten Zuwanderergeneration sind inzwischen verstorben und haben ihre letzte Ruhe in schwäbischer Erde gefunden. Gerne begleite ich mit diesen Zeilen die Auflistung von Sepp Schaff, Sprecher der Lazarfelder Ortsgemeinschaft. Er wohnt zwar in Wien, ist aber in Schwaigern aufgewachsen und demnach auch unser Landsmann. Wir schätzen ihn ob seines stetigen Einsatzes für die Pfingsttreffen in Schwaigern und wünschen ihm weiterhin gutes Gelingen zusammen mit seinen hiesigen Freunden. Diese Totenliste, die wir in unserem Standesamt gerne treuhändisch aufbewahren, dokumentiert Mehrfaches. Sie führt den Blick zurück in glückliche Jahre bis zum Kriegsausbruch, sie erinnert an Grausamkeiten und führt letztlich aber auch wieder den Beweis dafür, dass die Lazarfelder neu begannen und wieder glückliche Menschen werden durften.

 

Sie sind uns immer herzlich willkommen.

 

Horst Haug

Bürgermeister der Stadt Schwaigern

 

 

Vorwort des Verfassers vom zweiten Lazarfelder Heimatbuch!

 

Anlässlich des 100-jährigen Bestehens der rein deutschen Gemeinde Lazarfeld im Banat regte die Gemeindevorstehung im Jahre 1900 die Herausgabe einer Festschrift an. So verfasste der Schuldirektor a.D. Michael Eisler die erste Monographie unseres Heimatortes. Das Buch fand seinerzeit großen Anklang. Es beinhaltet wertvolles Quellenmaterial über die Ansiedlung und über die ersten 100 Jahre Lazarfelds. Die Sprache dieses Buches mutet den Leser der heutigen Generation etwas fremdartig an, deshalb erwies sich eine umfassende Neubearbeitung als zwingend notwendig. Um die damalige Festschrift positiv abzurunden, versah ich sie mit ergänzenden Beiträgen. Der erste Teil meines Buches schildert die Besiedelung Südungarns im Allgemeinen; er ist von mir vollkommen neu gestaltet und beansprucht einen breiten gemeinen Raum. Vielleicht wird mancher Leser fragen, was die allgemeine Ansiedlungsgeschichte im Heimatbuch eines einzelnen Ortes zu suchen habe. Sollte es vielmehr nicht nur die Vergangenheit, den Aufstieg und den Untergang Lazafelds sowie den Schicksalsweg unserer Menschen schildern? Wenn wir aber bedenken, dass die meisten von uns nicht wissen, wann und woher ihre Ahnen einst aus dem Mutterland in das Banat und in die Batschka zogen, so scheint ein längeres Verweilen bei der Ansiedlungsgeschichte durchaus berechtigt, gibt doch dieser Teil Auskunft darüber. Er verhindert so bei unseren Nachkommen ein weiteres Vergessen. Der geneigte Leser erfährt in diesem Buch nicht nur Daten über die Siedlungszeit und Siedlerzahl der Primär - oder Erstsiedlung, sondern er erhält auch Informationen über die Herkunftsorte der Einwanderer. Stets verfolgte der Verfasser das Ziel, Siedlungsgeschichte unserer Ahnen sowie 150-jährige Geschichte Lazarfelds parallel mit der Geschichte der Habsburger Monarchie bzw. Jugoslawiens zu schildern. Als Pächtergemeinde wurde Lazarfeld im Jahre 1800 gegründet. Diesem Zeitabschnitt widmete ich ein besonderes Kapitel. Geschichtsereignisse chronologisch aufzuzählen und aneinanderzureihen, genügte mir nicht; denn ein Heimatbuch kann ja erst seinen Zweck erfüllen, wenn darin auch unser Leben, Wirken, Werken; unsere Sitten, Bräuche und Feste zu Feiern, aufgezeigt sind. Ferner berichtet das Buch über die an unserem Volke verübte blutigen Gräueltaten, über Enteignung und Vertreibung, über die Verschleppung nach Russland, über die Massenvernichtung in den Lagern und über die Erschießung unterer jungen Männer. Diese Opfer sei durch dieses Lazarfelder Heimatbuch ein ehrendes Denkmal gesetzt.

Bald werden auch jene Lazafelder, die zur völkischen Entwicklung und zum wirtschaftlichen Aufstieg unserer Heimatgemeinde wesentlich beigetragen haben, nicht mehr unter den Lebenden sein. Lebensart und Lebenshaltung sollen ihren Söhnen und Töchter in der Wahlheimat als Vorbild dienen; auch für sie schrieb der Verfasser dieses Buch.

Das darin Zusammengetragene möge auch Enkel und Urenkel in stillen Stunden zum Nachdenken anregen. Obzwar ich das letzte Drittel der 150 - jährigen Geschichte unseres Heimatortes miterlebte, wäre ohne Mithilfe einiger Landsleute nicht in der Lage gewesen, über die letzten Jahre so ausführlich zu berichten. Noch im Linzer Lager stellte auf meine Anregung hin die Landsleute Michael Bohn H.Nr.79b. und Peter Mayer H.Nr.146 eine Namensliste der Lazarfelder auf, die dann Notar Johann Meng ergänzte. Weitere Unterlagen stellte der gewesene Notar Franz Schneider, Peter Bohn H.Nr.84, Michael Schneider H.Nr.172, zur Verfügung. Direktorlehrer Josef Unterreiner lieferte wertvolle Beiträge über das Schulwesen und über die Sitten und Bräuche unseres Heimatortes. Ost. Direktor Johann Dormuth „Sein Großvater stammt aus Lazarfeld“ überließ mir einige Daten der Banater Geschichte. Für die mundartlichen Erörterungen zeichnet Prof. Dr. Ladislaus Weifert verantwortlich. In der reichen Schatztruhe ihrer Erinnerungen kramte Josef Klötzl H.Nr.15, Josef Dekreon H.Nr.163, Lorenz Menches H.Nr.14, meine Frau und mein Bruder Wenzel Lang H.Nr.66, und lieferten so wertvolle Hinweise über längst Vergangenes in Lazarfeld. Letzterer stellte in Mühevoller Kleinarbeit die Namenslisten zusammen. Die Organisation der Buchbestellungen übernahm in Österreich Josef Schaff H.Nr166 und Adam Neidenbach H.Nr.19 und in Deutschland Lorenz Menches H.Nr.14. Allen Mitarbeiter „damit das Heimatbuch Wirklichkeit werden konnte“, verzichtet sie ebenso wie ich auf jegliches Entgelt und Spesenvergütung. Allen die mir Bilder zur Verfügung gestellt haben, allen Geldspenden - sie wollen ungenannt bleiben - sei hiermit herzlich gedankt. Vor rund 250 Jahren waren unsere Vorfahren aus vielen Gauen Deutschlands aufgebrochen, um im Banat und in der Batschka eine neue Heimat zu finden. Die österreichischen Kaiser hatten sie gerufen, um Bollwerk des Christentums gegen das Heidentum, um Kulturträger des Abendlandes gegen die fremde Welt des Ostens zu sein. Nach mehr als 200-jähriger Aufbauarbeit büßten wir durch den Ansturm aus dem Osten unsere Heimat, unsere Austreiber aber ihre Freiheit ein. Unser Volk, in aller Welt zerstreut, passte sich durch seinen überlieferten Pioniergeist aus der Siedlerzeit den gegebenen Verhältnissen rasch an und stellte seine Tüchtigkeit auch in der neuen Wahlheimat abermals unter Beweis.

Dass das vorliegende Heimatbuch Wissen vermittle und in besinnlichen Stunden auch Freude bereiten möge, das wünscht Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser Ihr Landsmann

 

Lorenz Lang

Hauptlehrer a. D.

München, den 28. August 1972

(Tag des Lazarfelder Kirchweihfestes)

 

 

 

 

L A Z A R F E L D E R     C H R O N I K

 

VON DEN ANSIEDLUNGEN SÜDUNGARNS IM ALLGEMEINEN

 

Der Türke unterwirft Ungarn

 

Die Türken kamen als Eroberer und als Fanatische Feinde des Christentums nach Europa. Ihrem wilden Glaubenseifer und Kampfgeist konnte das in kleine Staaten zersplitterte Europa, besonders auf dem Balkan, kaum Widerstand leisten. Nach dem Sieg der Türken über die Serben 1389 und 1443 über die Ungarn auf der Amselfelder Talebene, serbisch Kossowo Polje, in Altserbien, musste Ungarn den Schutz Mitteleuropas übernehmen. Es wehrte sich verzweifelt jahrzehntelang gegen die wilden Eroberer. Uneinig, wie das Land damals war und durch die Bauernaufstände geschwächt, hatte es allein nicht die Kraft, die Gefahr zu Bannen. „Mein Land, einmal das mächtigste Bollwerk des Christentums“ so schrieb tief erschüttert König Ludwig II. An den Papst Klemens 8. Im Jahre 1526 „liegt jetzt brach und zerrüttet. Ich bin auf das Schlimmste gefasst.“ Inder Schlacht bei Mochatsch am 29. August 1526 siegten die Türken. Der ungarische König Ludwig II., der Erzbischof von Kalotscha, sieben Prälaten, 28 Magnaten, 500 Edelleute und viele andere Würdenträger des ungarischen Staates und 22000 Mann blieben auf dem Schlachtfeld. Vor der Türkenherrschaft lebten in den Städten Ungarns deutsche Handwerker und Kaufleute. Auch sie haben in der ganzen Zeit der Türkenbedrängnis ihre Pflicht in der Verteidigung des Landes erfüllt und reichlich Opfer an Gut und Blut gebracht. Für die Schlacht bei Mochatsch stellte das damals noch rein deutsche Ödenburg 100 Soldaten und zwei Kanonen. Nach der ungarischen Niederlage bei Mochatsch hinderte die Türken nichts mehr an der Besitzergreifung Ungarns. Auch die Festung Großbetschkerek am 25.09.1551 und Temeschwar am 27.07.1552 werden von den Türken erobert. Das Land war in der mehr als 150 Jahre andauernden Türkenherrschaft der Verwilderung preisgegeben. Die Christen waren rechtlos, viele wurden in die Sklaverei verschleppt. Gesunde Christenkinder wurden in der Türkei zu fanatischen und tapferen Kämpfern, Janitscharen, erzogen. Um das Leben zu retten, gab man Besitz und Heimat auf und flüchtete vor den Türken nach Norden oder Westen. Die zurückgebliebenen, rechtlosen Christen mussten im Türkenreich verwildern, und das entvölkerte Land verfiel und verkam.

 

Ungarn wird von der Türkenherrschaft befreit

 

Als Ludwig II. In der Schlacht bei Mochatsch fiel, ging die Krone Ungarns auf das Haus Habsburg über. Der Nachfolger Ludwigs II. Wurde sein Schwager Ferdinand von Habsburg. Da die Habsburger damals auch deutsche Kaiser waren, wurde das zukünftige Schicksal Ungarns engstes mit dem Schicksal Deutschlands bzw. Österreichs verbunden. Reformation und der Dreißigjährige Krieg in Deutschland machten ein erfolgreiches Vorgehen gegen die Türken unmöglich. Nur ein weiteres Vorgehen der Türken konnte abgewehrt werden. Die Belagerung Wiens im Jahre 1683 durch die Türken bedeutet den letzten Höhepunkt der türkischen Gefahr. Der Ausspruch Kara Mustaphas, des an der Spitze von 200000 Türken stehenden türkischen Oberbefehlshabers: „Ich mache Wien zur Türkenstadt. Sankt Stephan zur Moschee“, zeigt das Vorhaben der Türken und die Gefahr für Europa und die Christenheit. Es gelang jedoch dem Ersatzheer des Kaisers, das durch Reichstruppen, bayrische und polnische Verbände , verstärkt war, unter dem Oberbefehl des kaiserlichen Feldherrn Herzog Karl von Lothringen die Türken am Kahlenberg in der Sonntagsschlacht am 12. September 1683 zu schlagen und Wien zu befreien. Der Kaiser entschließt sich jetzt, die Türken aus Europa zu verdrängen und die christlichen Völker Ungarns und des Balkans zu befreien. Fähige deutsche Feldherren helfen dem Kaiser dieses Befreiungswerk zu vollbringen. Soldaten aller deutschen Stämme werden von Herzog Karl von Lothringen, der den Beinamen „Eroberer von Ungarn“ erhält, bei Ofen 1686, bei Mohatsch, Zombor und Batsch zu glänzenden Siegen über die Türken geführt. Weitere erfolgreiche Siege über die Türken führte Max Emanuel von Bayern bei Belgrad 1688, Markgraf Ludwig Wilhelm I. von Baden, genannt der „Türkenlous“ bei Slankemen 1691, und vor allem der unvergesslich große Sieger Prinz Eugen, der „edle Ritter“, bei Zenta 11.09 1697. Der Frieden von Karlovic 1699 galt auf 25 Jahre. Das Temescher Banat verblieb weiterhin unter türkischer Herrschaft, die Batschka kam an den Kaiser bzw. an Ungarn. Erst nach der Niederschlagung des Aufstandes des Fürsten Rakocy II. mit dem Frieden von Sathmar 1711 konnte der Kaiser wieder Siege über die Türken. Großbetschkerek wurde im selben Jahr ohne Kampf übergeben. Es bedurfte also eines 33 Jährigen, allerdings öfter unterbrochenen Befreiungskrieges, um ganz Ungarn von den Türken zu säubern. Diesen Krieg führten der deutsche Kaiser und die deutschen Reichsfürsten, und man findet auf dem Boden Ungarns, Jugoslawiens und Rumäniens heute die Gräber von mehr als dreißig deutschen Fürsten, die im Kampfe für die Befreiung Ungarns fielen. Und viele tausend unbekannter Soldaten aller deutschen Stämme musste ihr Blut lassen, damit Ungarn wieder frei und christlich europäischen Kultur zugänglich werde. Die Ungarn waren auch jetzt wieder uneinig, ein Teil unter Rakoczy und Tököly widersetzten sich den Habsburgern und ihren Befreiungsherren und kämpften zusammen mit den Türken, ein anderer Teil aber ging mit dem Kaiser, der ja auch ungarischer König war. Es sind mindestens so viele Deutsche als Soldaten in den Kämpfen mit den Türken um die Befreiung Ungarns gefallen, wie sich später Deutsche Ansiedler in Südungarn niederließen. Um nur ein Beispiel anzuführen, opferte allein Bayern in den Feldzügen gegen die Türken 30000 Söhne und zahlte dem Kaiser 15 Millionen Gulden. Erst nach dem Frieden von Passarowitz am 21. Juli 1718 kamen das Banat und die südlich gelegenen Gebiete an Österreich.

 

Die Einwanderung der Serben

 

Um den Balkan von den Türken zu befreien, drangen im Jahre 1689 die kaiserlichen Heere in Albanien und Macedonien (Illyricum) ein. Die dort lebenden Serben und Albanesen erhoben sich ebenfalls gegen die Türken. Durch die erfolgreichen Kämpfe ermutigt, erließ am 6. April 1690 Kaiser Leopold einen Aufruf an die Serben in dem er ihnen versprach, ihre Freiheit und alten Rechte zu gewähren, wenn sie sich den kaiserlichen Truppen anschließen. Die Misserfolge im Kampf gegen die Türken in Bosnien zwangen die Serben im Jahre 1690 ihre Heimat Amselfeld und Metochia zu verlassen. Um der Rache der Türken zu entgehen, flohen sie unter Anführung ihres Ipeker Patriarchen Arsenije Tscharnojewitsch zur Donau und Save. Kaiser Leopold I. gestattete ihnen den Übertritt auf kaiserliches Gebiet, gewährte ihnen Glaubensfreiheit und Rechte und Schutz auf die Erhaltung ihres Volkstums und ihre Kirche. Sie kamen als Flüchtlinge und behielten sich urkundlich das Recht auf eine Rückkehr in ihre alte Heimat vor, sobald diese von den Türken befreit werde. Unter dem Schutz des Kaisers ergossen sich die Serben über das ganze menschenleere, von den Türken befreite Südungarn und nahmen die besten und schönsten Gebiete in Besitz. Sie besiedelten Srem, (Syrmien) Slawonien, die Batschka. Einige Familien besuchten ihre in Betschkerek, Betsche und an der Donau entlang lebenden Artverwandten, die unter Anführung des Despoten (Reichsgrafen) Djuradj Brankowitsch (1367 - 1456) vor den Türken bereits im 15 Jahrhundert nach Südungarn flüchteten, ließen sich nieder und gründeten dort mit diesen gemeinsam serbische Niederlassungen. In dieser Zeit ließen sich auch die von Tscharnojewitsch angeführten Serben in Senta, Alt- und Neubetsche, Werschetz usw. nieder und gründeten serbische Siedlungen. Aus diesen Anführungen ist ersichtlich, dass die meisten Serben „unsere Austreiber“ auch erst während und nach den Befreiungskriegen von der Türkenherrschaft in das Banat kamen.

 

Banat nach der Türkenherrschaft

 

Nach der Befreiung von den Türken sah es im Banat, (genannt Temescher Banat) worunter die gewesenen Komitate Torontal, Temesch Krascho Sörenj, zwischen Marosch und Theiß, Donau und Karpaten zu verstehen sind, sehr traurig aus. Viele vorher blühende Ortschaften wurden von den Türken gänzlich verwüstet, ja sogar ihr Name verschwand. Andere Gemeinden lagen in Schutt und Asche. Nach der Türkenvertreibung waren im Tschanader, Betschkereker und Pantschowarer Bezirk 104 Ortschaften ganz verödet, 51 nur teilweise bewohnt und in der ganzen Tschanater Diözese gab es nur fünf katholische Pfarreien und zwar in Mako, Altarad, Festung Arad Borosjenö und Orawiza. Vor dem Türkenkrieg Bestanden in der Tschanader Diözese 139 katholischen Pfarreien. Diese Zahlen zeigen uns am Deutlichsten die schreckliche Verwüstung der 164 jährigen Türkenherrschaft. Die zurückeroberten Städte boten ein trostloses Bild, außer einigen aus Stein gebauten Moscheen gab es in den unregelmäßigen Straßen nur vernachlässigte Häuser, Schmutz und dreckige Tümpel. Ungeheure Sümpfe und Moräste bedecken die früheren, fruchtbaren Fluren des Banats, die besten Brutstätten für unzählige Insekten und Amphibien, die Gesundheit von Mensch und Tier gefährdeten. Verschiedene Raubtiere hausten ungestört in den an Umfang zugenommenen Waldungen und Gestrüppen. Das faule Sumpfgewässer entwickelte und beherbergte solche Stechmücken, die Menschen Tag und Nacht quälten. Kein fröhlicher Vogelgesang erfreute das Herz der Menschen; dafür aber war das Krächzen der Raben, Krähen und Elster mit Abwechslung des nächtlichen Weherufes der Eule ein immerwährender Ohrenschmaus. Traurig und trostlos waren die Heute gesegneten Fluren unserer gewesenen Heimat, giftig waren Wasser und Luft und durch beide verdorben die Erde. Die wenigen, noch teilweise bevölkerten Ortschaften waren größtenteils von den Serben und Rumänen bewohnt. Sie betrieben überwiegend nur Weide - und Viehwirtschaft und zeigten wenig Neigung für ihre Landwirtschaft. Auf der Suche nach günstigeren Weiden für die Schafherden zogen viele von ihnen ohne festen Wohnsitz umher. Daher gab es damals größere Raubhorden, die Häuser friedlicher Bewohner plünderten, oft auch in Brand steckten. Die Horden überfielen die Reisenden auf offener Straße und dabei konnten die Überfallenen noch von Glück sprechen, wenn sie bloß ihres Geldes beraubt wurden. Diese Räuberbanden hatten je einen Anführer, den sie wie man noch heute einen verwegenen, schlechten Menschen bezeichnet „Harampascha“ nannten. Wie sehr die Verwilderung überhand genommen hatte und die Sicherheit des Lebens und des Eigentums in jener Zeit gefährdet war, beweist wohl die Tatsache, dass im Jahre 1718 in Temeschwar allein 14 Hinrichtungen stattfanden. Jedes Ehrgefühl, jeder Begriff von Recht und Eigentum war, besonders bei den Rumänen, auch in der folgenden Zeit unbekannt. Trotzdem die in die Hände der Behörden gefallenen Räuber und Mordbrenner mit schrecklichen Strafen sowie das Reißen mit glühenden Zangen, Rad und Galgen belegt wurden, gelang es der Regierung erst nach jahrelanger Strenge einigermaßen Ordnung und Gesetzmäßigkeit herzustellen.

 

Das Einrichtungswerk für die befreiten Gebiete Südungarns

 

Noch im Verlauf des Befreiungskrieges begann eine „Neoaquistische Kommission“ auf Geheiß des Kaisers ein groß angelegtes Einrichtungswerk der befreiten Länder. An der Spitze dieser Kommission stand der Wiener Erzbischof Kardinal Leopold Kolonitsch. Die Kommission musste sich vor allem einen Überblick über den Zustand des befreiten Landes verschaffen. Eine große Bestandsaufnahme deckte die trostlose Verwahrlosung und Verwilderung des Landes auf. Unter den Maßnahmen für den Wiederaufbau des Landes wurde die Ansiedlung als vordringlich erkannt. Zuerst musste festgestellt werden, welche Teile des Landes noch einen rechtmäßigen Herrn und Besitzer hatten, und welche herrenlosen Güter waren. Jeder, der jetzt nach der Befreiung Landbesitz in Ungarn in Anspruch nehmen wollte, musste zuerst seinen Rechtstitel nachweisen. Alle Güter und Ländereien, auf die von Familien und Personen urkundlich kein Rechtsanspruch erhoben werden konnte, gingen in den Besitz des Staates über. Über sie verfügte fortan der Kaiser. Verwaltung dieser Staatsgüter wurde die Hofkammer beauftragt, die alle Maßnahmen zur Bewirtschaftung und Verwaltung dieser Güter zu treffen hatte. Einen großen Teil dieser Ländereien hat der Kaiser an erfolgreiche Heerführer und treue und verdiente Adelige verschenkt oder verkauft. Trotz dieser großzügigen Vergebung von Landbesitz blieb in der Hand des Staates noch umfangreicher Grundbesitz, besonders in der Batschka, und nach dem zweiten Türkenkrieg im Banat. Als Kameralgüter wurden diese Ländereien unter der Bezeichnung Praedien oder Pußten von der österreichischen Hofkammer in Wien verwaltet. Praedien waren die noch teilweise bewohnten Ländereien Dörfer, Pußten waren Leerstehende, nur als Viehweiden verwendete Güter. Andere verstehen unter Praedien und Pußten dasselbe, d.h. verödete Orte, doch können noch bewohnte Reste vorhanden sein. Aus dieser Zeit 1723 - 25 stammt die bekannte Graf Mercy Landkarte von Südungarn, auf der genau die Praedien und Pußten Vermerkt sind. Aus einem Ausweis aus dem Jahre 1724 geht hervor, dass in den Bezirken Tschanat 10, Pantschowa 20 und Großbetschkerek 16 brachliegende leere Praedien vermerkt sind.

 

Ziel und Zweck der Ansiedlung der Deutschen

 

Aus allem geht hervor, dass dieses verwahrloste Gebiet, aber von der Natur jedoch reich gesegnet, in Ordnung gebracht werden musste und um es für die Kultur zu gewinnen, ein schöpferischer Geist vonnöten war. Den richtigen Mann hierzu erkannte Prinz Eugen, der edle Ritter genannt, in der Person des Grafen Klaudius Florimond Mercy, Graf Klaudius Florimond Mercy von Argenenau, General der Kavallerie, geboren 1666, trat in kaiserliche Dienste, zeichnete sich im Kriege gegen die Türken hervorragend aus und starb als Feldmarschall in der Schlacht bei Parma in Italien am 29. Juni 1734. Prinz Eugen von Savoyen. Geboren zu Paris am 18. Oktober 1663, hatte von Jugend auf besondere Neigung für den Soldatenstand; weil er aber von schwächlichem Körperbau und unansehnlicher Gestalt war, sollte er sich dem geistigen Stand widmen, er wurde allgemein nur der kleine Abbe genannt. Als er um Aufnahme in die Armee bat, wies man ihn barsch ab, worauf er Frankreich den Rücken kehrte und in den österreichischen Militärdienst eintrat, wo er sich durch verschiedene Waffentaten bald derart auszeichnete, dass er mit dreißig Jahren zum Feldmarschall und 1688 zum Feldmarschall - Leutnant ernannt, als solcher an der Erstürmung Belgrads teilnahm. Noch heute lebt unter dem Volke das hierauf bezügliche „Prinz Eugenlied“, das 1718 ein bayerischer Soldat verfasste. Der unvergessliche Sieger von Senta starb, 72 Jahre alt, am 21. April 1736 in Wien als Konferenzminister, Hofkriegsratspräsident, Generalissimus des Kaisers und des Reiches und wurde dort im Stefansdom beigesetzt. Wie schon erwähnt, wurde am 21. Juli 1718 der Friede zu Passarowitz mit der Pforte Türkei und dem Kaiser feierlich unterzeichnet. Das ist der Zeitpunkt der geistigen und materiellen Wiedergeburt des Banats. Prinz Eugen von Savoyen war der Kriegsheld, Klaudius Mercy dagegen der Friedensheld Südungarns. Prinz Eugen war der festen Überzeugung, dass nur ein Mann wie Mercy im Stand sei, das arg verwüstete und entvölkerte Gebiet von Südungarn wieder auf die Stufe der Ergiebigkeit zu bringen, weshalb er dessen Ernennung zum Gouverneur - Statthalter - veranlasste. Es war fürwahr der Geist Mercy nötig, um das Land, dessen künftige Vortrefflichkeit unter dem Schutte der Zerstörung kaum zu ahnen war, in kurzer Zeit so umzugestalten, wie dies unter der genialen Wirksamkeit Mercys der Fall war. Er gründete die Landeseinrichtungskommission und teilte das Temescher Banat in 4 Distrikte ein, ließ dasselbe vermessen und beschloss, die brachliegenden, mit Sumpf, Schilf oder Wald, Gestrüpp bedeckten, unbevölkerten Teile durch Kolonisation in fruchtbares Ackerland umzugestalten. Dazu brauchte man leistungsstarke, ausdauernde Menschen, die durch Fleiß und Zähigkeit das Land wieder urbar machen sollten. Und man fand sie. Es waren unsere Vorfahren. Wie sich später erwies, fanden viele Generationen den Tot, bis aus dem Banat ein wahres Paradies wurde. Es war hauptsächlich das Werk deutscher Kolonisten. Nach Kaiser Ferdinand III. (1637 - 1757), er beendet 1648 den 30 - Jährigen Krieg, folgte Kaiser Leopold I. (1658 - 1705) und der Kaiser Josef I. (1705 - 1711) auf den Thron. Unter ihrer Regierungszeit wurden die Befreiungskriege gegen die Türken geführt. Kaiser und König Karl 6. für Ungarn der III. welcher von 1721 - 1740 regierte, seine Tochter Maria Theresia (1740 - 1780) und deren Sohn Joseph II, (1780 – 1890) haben aus den westlichen Teilen ihres Reiches in drei Wellen Siedler ins Land gebracht. Nach dem jeweiligen Herrscher wurden die drei Hauptansiedlungswellen benannt: die Karolingische, die Therisianische und die Josephinische Welle.

 

Die Ursachen der Auswanderung unserer Ahnen, sowie die Auswanderung der Serben

 

Die Enge des Raumes hat bei eintretender Übervölkerung, 100 Jahre nach dem 30 - Jährigen Krieg, und bei auftauchender wirtschaftlichen Schwierigkeiten seit jeher die Auswanderung der Deutschen verursacht. Der Druck und die Willkür der Landesherrn, ihre Ausbeutungssucht sowie die politische Rechtlosigkeit der Bauern in den zahlreichen Zwergstaaten im Süden und Westen Deutschlands, dann das Anwachsen der Bevölkerung in diesen Gebieten waren die Triebfedern, die unsere Vorfahren zu dem jedenfalls nicht leichten Entschluss zur Auswanderung veranlassten. Waren auf der einen Seite die angeführten Ursachen den Auswanderern bekannt und gehasst, so musste auf der anderen Seite der Aufruf des Kaisers mit seinen Begünstigungen eine mächtige Anziehungskraft auf die unterdrückten Bauern ausüben. Boden war zu erhalten erblich und ohne Zahlung, so man sich nur tüchtig bewährt. Untüchtige wurden wieder abgeschoben. Die ersten Kolonisten mussten ihre Häuser selbst bauen, Inventar selbst kaufen und hatten dafür 3 - 4, später 5 - 6 Freijahre ohne Abgaben und Roboten. Zwischen der Einwanderung der Deutschen und der Serben nach Südungarn herrschte ein wesentlicher Unterschied. Die Serben kamen zuerst als Volk auf der Flucht im 14 Jh. Später im 17 Jh. aber als Gemeinschaft, mit ihrem geistlichen Oberhaupt, dem Patriarchen an der Spitze, der sogar die Gebeine des großen Königs Nemanja mit sich führte, und sie erbaten vom Kaiser nur vorübergehendes Asyl in Ungarn, um dann später, nach der Vertreibung der Türken, wieder in ihre alte Heimat zurückzukehren. Den Serben drohte damals die Gefahr, dass viele Menschen von den Türken getötet werden. Sie wussten, dass ihr Leben nur von der Gesinnung des Kaisers, der nördlich der Donau und der Save herrschte, abhing, und sie bauten auf seine menschenfreundliche Gesinnung. Daher baten sie, die Flüchtlinge, um die Rettung ihres Lebens. Kaiser Leopold I., seine Soldaten und die Bevölkerung hatten nicht nur Mitleid mit diesen unschuldigen Menschen und gewährten Asyl, sondern sie stellten ihnen ganze Provinzen zur Verfügung. So kamen die Serben 1690 in die Batschka, nach Srem und in das Banat, das nach 1918 in Jugoslawien die Wojwodina genannt wurde. Noch heute sind jene serbischen Dörfer, jene serbischen Städte die in dieser Zeit angelegt und erbaut wurden sowie jeder serbische Mensch, der von jenen serbischen Flüchtlingen abstammt, in der Wojwodina Zeuge dieser menschlichen Gesinnung des deutschen Volkes. Denn nur diese haben jene Menschen vor der Vernichtung bewahrt, und zwar dadurch, dass der deutsche Kaiser die serbischen Flüchtlinge vor der Rache der Türken schützte, und dass das deutsche Volk, vertreten durch Beamte, Handwerker und Baumeister, dem serbischen Volk beim Aufbau seiner Häuser, Schulen, Kirchen, Dörfer und Städte half. Seitdem die serbischen Flüchtlinge in die Wojwodina (Banat, Batschka und Syrmien) kamen, hat sich ihre Zahl verzehnfacht. Aus den sechzigtausend (nach Angaben der „Matica Srpska“ in Neusatz) leidgeprüften, heimatlosen Menschen sind bis 1918 eine halbe Million wohlhabender Bürger geworden. Das Gebiet, in das die einst als Flüchtlinge kamen, haben sie zu ihrer Heimat gemacht und 1918 an ihren Staat Jugoslawien angeschlossen. Der deutsche Kolonist wollte nicht nur vorübergehend in Südungarn angesiedelt werden. Er wollte hier ständig bleiben und eine neue Heimat für Kinder und Nachkommen aufbauen. Der Kaiser verhieß ihm seinen Schutz auf ewige Zeiten. Sie blieben ja unter der Herrschaft des Römischen Reiches Deutscher Nation, in dem sie auch bisher schon gelebt hatten, Nur ihren unmittelbaren Landesherrn verloren sie, dem sie aber meistens nicht sonderlich nachtrauerten, da er ihrem Leben oft nur Bedrückung und Benachteiligung bedeutet hatte.

 

Deutsche kommen in das Banat. Die Karolinische bzw. Mercy’sche Ansiedlung

 

Die Einwanderung der Deutschen kam nach den Türkenkriegen und unmittelbar im Anschluss an die Befreiung des Banats, hauptsächlich durch den Aufbau der Städte in Gang. Die völlig zerstörten und verwahrlosten Städte des befreiten Ungarn boten reiche Arbeitsmöglichkeiten für arbeitswillige Menschen. Der baldige Aufbau der Städte war eine wichtige militärische Forderung, da doch die Städte die einzigen wirtschaftlichen und militärischen Stützpunkte darstellten, die eine Behauptung des befreiten Landes erst ermöglichten. Die Niederlassung von deutschen Bürgern, Handwerkern und Bauern in den Städten war deshalb gern gesehen und mit allen Mitteln angeregt und gefördert. Die ersten deutschen Ansiedler in den Städten waren aber nicht nur ausgediente Soldaten. Es waren unter ihnen auch zahlreiche Begleitpersonen der Befreiungsheere und bereits zahlreiche wirkliche Einwanderer, angelockt von den Nachrichten über günstige Arbeitsmöglichkeiten. In dieser Zeit ließen sich auch wenige griechische Handelsleute im Banat nieder. Das ungarische einheimische Bauerntum im Nordbanat war zahlenmäßig zu schwach, das Aufbauwerk des Landes aus eigener Kraft durchführen zu können, zudem befand es sich in Leibeigenschaft. Die Serben und Rumänen waren damals noch keine Handwerker oder Bauern, sie betrieben überwiegend Handel, Weide - und Viehwirtschaft, hauptsächlich Schafzucht. Als geschichtliche Tatsache muss festgehalten werden, dass bei der Verwendung zu Ansiedlungszwecken unter den sich meldenden und zur Verfügung stehenden Angehörigkeit verschiedener Völker und Nationalitäten keinerlei Unterschied gemacht und keine Bevorzugung vorgenommen wurde. So wurden katholische Deutsche aus dem Reich gebracht, nebst diesen aber auch Franzosen, Spanier und Italiener angesiedelt. Mit diesen Ansiedlern wurden neue Ortschaften gegründet, oder aber sie wurden in den schwach bevölkerten Gemeinden ansässig gemacht. Solche von Mercy neu angelegte Ortschaften im Banat, die später vergrößert wurden, waren: Weißkirchen 1717 etwa 60 Häuser mit Deutschen aus der Ofener Umgebung, später Deutsche aus Lothringen; Sankt Peter 1724 - 1728 mit Deutschen; Neu - Bessenova 1724 - 1748 mit Deutschen, 1758 - 1760 mit Ungarn und 1770 mit Franzosen; Neupetsch zwischen 1720 und 1760 mit Deutschen vom Rhein und Moselgebiet; Detta 1724 und 1763 mit Deutschen und 1763 mit 210 Familien aus Württemberg und Elsaß-Lothringen; Brukkenau 1724 etwa 40 - 50 Häuser mit Deutschen und 1764 mit 92 deutschen Ansiedler aus Elsaß-Lothringen; Gutenbrunn 1720 - 1723 mit Deutschen, 1762 - 1764 etwa 148 Häuser mit Deutschen, Kudritz 1719 als erster Ansiedler Johann Tetz Deutscher aus Elsaß mit seiner Verwandtschaft, zwischen 1720 und 1730 weitere deutsche Ansiedler aus Elsaß-Lothringen, 1763 weiter fünf deutsche Familien. Das den Namen des Stifters tragende Mercydorf erhielt als Einwohner 1723 - 1725 Spanier und Italiener, 1733 - 1736 kamen neue 119 italienische Familien und 21 ledige Italiener, sie waren für die Einführung des Reisbaues und der Seidenraupenzucht angesiedelt worden. Die Spanier kamen im Frühjahr 1736 und brachten ihren Pfarrer Mugnos Josef mit. Weder die Italiener noch die Spanier konnten das ungesunde Klima vertragen und gingen alsbald zugrunde. 1752 kam die erste, 1768 1769 die zweite und 1770 die dritte französisch-lothringische Ansiedlung, besiedelten die ersten Deutschen und 1784 - 1786 mit 32 Häusern weitere deutsche Ansiedler den Ort Großbetschkerek, denn, wie schon erwähnt, blieb das „Temescher Banat“ nach dem Frieden zu Karlowitz 1699 unter der Türkenherrschaft. Laut Friedensvertrag waren die Türken verpflichtet, alle Festungen auf diesem Gebiete abzutragen und durften keine neuen errichten. So wurde die schon sehr baufällige Großbetschkereker Festung 1701 zerstört. Herzog Alexander von Württemberg zog ohne Widerstand 1717 mit seiner Truppe, nach 166 jährigen Herrschaft des Halbmondes, in die befreite Stadt ein. Vor dem Türkenkrieg zählte Großbetschkerek 5000 - 6000 Einwohner. Nach der Türkenbefreiung standen noch etwa 100 Häuser, in denen 500 - 600 Serben lebten. Um die Stadt breitete sich ein großer See aus, der von dem Wasser der Temesch und Bega (weil die Bega in dieser Zeit noch völlig versumpft war) gespeist wurde. Das Wasser verbreitete ungesunde Luft und ansteckende Krankheiten. Eine der ersten Aufgaben, die sich Graf Mercy stellte, war die Trockenlegung der Sümpfe durch den Bau des Begakanals. Daher beauftragte er schon im April des Jahres 1723 Leutnant Ing. Kayser, den Plan in Angriff zu nehmen. Aber erst nach der Trockenlegung der Sümpfe durch den Niederländer Michael Fremaut 1759, wurde Großbetschkerek für die Kolonisten anziehender. Gleich nach der Befreiung von den Türken 1717 ließ sich ein Teil serbischer Siedler, die unter Anführung des Patriarchen Arsenije Tscharnojewitsch in die Batschka kamen, in Großbetschkerek nieder. Im Jahre 1728 - nach einer anderen Quellenangabe 1736 - kamen Spanier, die den Ort Neu-Barcelona nannten. Die Benennung ging mit den Eingewanderten wieder verloren. Die Spanier konnten die gesundheitsschädlichen Ausdünstungen nicht ertragen und fielen ihnen zum Opfer oder sie wanderten zurück. Nach drei Jahren blieben nur noch 50 spanische Waisenkinder in der Stadt. Die im Jahre 1724 angesiedelten Deutschen zogen nach Tschakowa. Im September 1737 trafen 30 deutsche Familien aus dem Rheinland in Großbetschkerek ein. Von der Zweibrücker Gegend wurden 1745, also in der frühtheresianischen Zeit, insgesamt 2988 deutsche Familien im Banat angesiedelt, davon wurden der Stadt Großbetschkerek 36 Familien zugeteilt. Nach der Auflösung der Militärgrenze Marosch - Theiß 1751 zogen 2400 serbische Familien nach Süden in das Gebiet der Temesch. Von denen ließen sich auch welche in Großbetschkerek nieder. 1752 kamen von Lothringen Deutsche in die Stadt. Wegen des ungesunden Klimas bekam aber Großbetschkerek 1764 nur vier deutsche Familien zugeteilt. Aus der Baranja ließen sich 1768 einige ungarische Familien nieder. Ende des 18. Jahrhunderts brachten verschiedene Grundbesitzer ungarische und slowakische Tabakpflanzer aus der Umgebung Szegedins und Bekes nach Großbetschkerek. Diese, teils neu angelegten, teils nur erweiterten Ortschaften wurden später, in der Zeit von 1762 - 1784, durch Zubauten abermals vergrößert. Mercys Bestreben war jedoch nicht allein der Hebung der Bodenkultur gewidmet, auch Straßenbau, Handel und Industrie vergaß er nicht und über dem Streben für das zeitliche Wohl des Landes, übersah er die Wichtigkeit der geistigen und moralischen Bildung der Bewohner ebenfalls nicht. Noch zu seiner Lebenszeit wurde die wichtigste Wasserstraße, sogleich die Trockenlegung Banats der 70 km lange Bega-Kanal von Temeschwar bis Klek 1728 - 1733 erbaut. Erst 1806 war die Alt-Bega von Klek bis zur Theiß bei Perles (Titel) schiffbar. Es wurden Kirchen und Schulen erbaut und somit auch für die geistigen Bedürfnisse der Bevölkerung gesorgt. Bestätigt finden wir dies dadurch, dass im Jahre 1733, also ein Jahr vor dem erfolgten Todes des tatenreichen Mannes, im Banat bereits 21 kath. Pfarreien blühten, in Großbetschkerek soll schon 1722 eine aufgenommen worden sein, während bei der Wiedereroberung des Landes nur eine einzige Pfarrei in Orawitza bestand, denn die oben erwähnten übrigen vier Pfarreien befanden sich ja jenseits der Marosch, also nicht im Banat. Die Pantschowaer kath. Pfarrei betreuten die aus Bosnien stammenden Franziskaner. Nach dem Tode Mercys war die fernere Ansiedlung teils der abermaligen Türkeneinbrüche, teils aber auch der Cholera und Pestkrankheit wegen unterbrochen und fand erst 1763 ihre Fortsetzung. Auf welcher niedrigen Bildungsstufe das Volk im allgemeinen stand, trotzdem Graf Mercy zur Hebung derselben alles aufbot, beweist die Tatsache, dass nicht nur das ungebildete Volk, sondern die gebildeten Stände dem Aberglauben blindlings huldigten. Es war dies der Glaube an Zauberer und Hexen, dem viele unschuldige Menschen zum Opfer fielen. Ein Unglück kommt selten allein. Zuerst erschüttert der dritte Türkenkrieg 1737 - 39 die Stellung Österreichs und des Kaisers im Südosten. Im Frühjahr 1737 brach der Russisch-Türkische Krieg aus. Kaiser Karl der 6. Als Verbündeter Russlands wurde auch darin verwickelt. Das Kaiserliche Heer unter Führung Friedrich Seckendorfs wurde von den Türken mehrmals geschlagen. Mohammed Hadschi überquerte mit 25000 Mann 1738 bei Orschowa die Donau, eroberte Pantschowa und drang ins Banat ein. Die Deutschen flohen nach Norden, nach Ungarn und kamen nicht mehr in ihre Wohnsitze zurück. Ihre Siedlungen entlang der Donau wurden ein Raub der Flammen. Zu den Türken gesellten sich aus Habgier die Rumänen des östlichen Hügellandes und gemeinsam vernichteten sie die Gegend Weißkirchen, Pantschowa, Werschertz, Lippa und Tschakowa. Sie brannten Dörfer und Städte nieder und mordeten erbarmungslos deren Einwohner. Außer dem dritten Türkeneinbruch kam das zweite Unglück, es war die fürchterliche und grausame Pest, eine schreckliche Plage für das kaum begonnene Werk des Friedens. Im Jahre 1738 im Monat Februar brach zuerst unter den von Siebenbürgen nach Temeschwar versetzten Soldaten - Regiment Grüne - die Pestseuche aus und verbreitete sich alsbald unter den Bewohnern der Stadt. Um die Ausbreitung der mörderischen Seuche zu unterbinden, wurden sogleich umfassende Vorsichtsmaßregeln getroffen. Doch die strengsten Maßregeln waren nicht in der Lage, das Fortschreiten der bösen Krankheit zu hemmen und sie verbreitete sich alsbald über ganz Südungarn. Diese fürchterliche Krankheit raffte in kurzer Zeit (von 1738 - 1740) allein im Banat über 3000 Menschen hinweg, was als eine sehr hohe Zahl zu betrachten ist, wenn wir sie mit der damaligen Bevölkerungszahl vergleichen (30 - 35000). Als Beispiel sei hier angeführt, dass Temeschwar damals beiläufig nur 6000 Seelen zählte, von welcher Zahl jeder sechste der tückischen Pest zum Opfer fiel. Laut Berichten aus damaliger Zeit hätten die angewendeten Maßregeln die Verbreitung der Pest verhindern können, doch wirkte überall hemmend die Unwissenheit und der Widerwille des Volkes gegen die Medikamente. Während im nächsten Jahre die Seuchen ihren Höhepunkt erreichte, überquerten am 30. Juli die kaiserlichen Truppen bei Belgrad die Donau und schlugen unter Führung der Generäle Wallisch, Neipperg und Herzog Lobkowitz vernichtend das türkische Heer. Auf dem Schlachtfeld blieben 800 Türken und 100 kaiserliche Soldaten zurück. Durch die Vermittlung des französischen Gesandten Villeneuf schloss jedoch der Kaiser am 1.September 1739 mit der Pforte auf 27 Jahre Frieden. Nach dem Belgrader Frieden wurde Belgrad, Serbien, Bosnien und Rumänien den Türken überlassen, die Festung bei Pantschowa musste abgetragen werden; das Banat hingegen blieb weiter unter Österreich. Mit dem Verlust von Belgrad und Nordserbien war das Banat wieder unmittelbares Grenzland geworden. In den folgenden Jahren musste die Militärgrenze ausgebaut und erweitert werden, dadurch kam es 1751 - 52 zur Auflösung der Theiß - Maroscher Militärgrenze.

 

Die Theresianische Ansiedlung

Doch kehren wir nun wieder zu den Ansiedlungen zurück. Bei der Mariatheresianischen Ansiedlung sind zwei Perioden zu unterscheiden: Der erste Zeitabschnitt von 1763 bis 1770, der zweite Zeitabschnitt von 1771 bis 1780. Der jungen 23 jährigen Kaiserin Maria Theresia (1740 - 1780) war die Ansiedlung eine Herzenssache. In der ersten Hälfte Ihrer Regierung war sie nur spärlich; denn der Erbfolgekrieg kostet ihr viel Geld und Einbuße an Menschen. Sie befasste sich mit ihr nicht nur aus wirtschaftlichen, sondern auch aus religiösen Überlegungen; sie wollte nicht nur die Wirtschaftskraft des Landes heben, sie wollte aus Liebe zu Gott und ihren Mitmenschen möglichst vielen hilfsbedürftigen Untertanen eine Lebensexistenz sichern. Der dritte Türkeneinbruch sowie die Pest hatten die Gebiete Südungarns derart entvölkert, dass man an eine neue umfangreichere Ansiedlung denken musste. Nach der Auflösung der Theiß - Maroscher Militärgrenze wollte sich weiterhin ein Teil der serbischen Bevölkerung dem Militärdienst innerhalb der Militärgrenze an der südlichen Donau widmen und wurden deshalb nach Syrmien umgesiedelt. Ein Teil der unzufriedenen Serben aus dem Banat, Kroatien und Batschka schlossen sich den Theiß - Maroscher Grenzern an, etwa 30000 an der Zahl, wanderten unter Führung der Kapitäne Tököly und Horwath 1751 nach Russland und ließen sich in die Bezirke Kiew Otschakowa nieder. Durch die Abwanderung der Serben verringerte sich die Bevölkerungszahl in Südungarn noch mehr. Um eine größere, neue Ansiedlung zu ermöglichen, zogen Werber nach Bayern, in die oberrheinisch - fränkische Gegend (wie Kraus mit Sitz in Worms), sowie nach Württemberg, Hessen, Nassau, Rheinpfalz und dort wurden hauptsächlich die ärmeren Bevölkerungsschichten für das entvölkerte fruchtbare Südungarn angeworben. Die Sammelstellen der Kolonisten waren Ulm, Donauwörth, Neuburg/Donau, Günzburg, Regensburg, von dort wurden sie mit Schiffen, den „Ulmer Schachteln“, auf der Donau nach Wien, Ofen, Peterwardein, Pantschowa gebracht. Die eigentliche groß angelegte staatliche Ansiedlung Südungarns beginnt erst nach dem Frieden zu Aachen vom 18. November 1748, mit dem der Österreichische Erbfolgekrieg beendet wurde. Von November 1748 bis April 1749 sind nur 900 deutsche Kolonisten in das Banat gekommen. In dieser Zeit haben manche ungarische Großgrundbesitzer die Schiffe auf der Donau angehalten (Ofen, Apatin, Neusatz) und die deutschen Einwanderer mit vielen Versprechungen zu sich gelockt. Der größte Teil von ihnen kam aber in Pantschowa an. Von hier aus wurden die Auswanderer dann nördlich von Temeschwar auf Praedien der „Heide“ angesiedelt. Ihre Niederlassung und ihre Aufbauarbeit war, wie es die Ungarn später selbst bestätigten, von großem Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung Südungarns. Während des Siebenjährigen Krieges 1756 - 1763 trat in der Ansiedlungstätigkeit eine weitere Stockung ein, besonders die Einwanderung deutscher Ansiedler wurde spärlicher, während sich die Zahl inländischer Kolonisten mehrte. Ursache war der Streit zwischen den Prädienkompanien unter dem Grafen Perlaß spanisch-kroatischer Abstammung und der Impopulationsadministration unter dem Landesregierungsrat Hildebrand. Durch den Frieden von Hubertusberg 1763 zog wieder Ruhe ins Land. Mit heißem Dank zu Gott gegrüßte die Kaiserin Maria Theresia nach sieben Kriegsjahren den Friedensschluss. Wie oft, schrieb sie, habe ich an die armen Frauen gedacht, denen man mit Gewalt ihre Söhne nimmt. Was ist der Krieg für ein schlimmes Handwerk! Er ist gegen die Menschlichkeit und gegen das Glück“. Sie hasste den Krieg, weil sie die Menschen liebte, ihren Mann, Herzog Franz von Lothringen, ihre sechzehn Kinder, ihre Völker. Als sorgende Landesmutter hatte sie viel Gutes getan. Sie erleichterte das Los der hörigen Bauern, gerechter ließ sie die Steuerlast verteilen und sorgte dafür, dass im ganzen Lande ordentliche Schulen für alle Kinder eingerichtet wurden. Sie war als erste bereit, die während des Krieges unterbrochene Ansiedlung unserer Ahnen wieder aufzunehmen, zu fördern und recht vielen Familien ein Heim zu geben. Der zweite Zeitabschnitt Mariatheresianischen Ansiedlung, als die Spättheresianische Ansiedlung bekannt, begann. Sie ist zugleich die größte Kolonisierung und wurde von einer besonderen Kolonial - Kommission geleitet, die am 25.2.1763 von der Kaiserin eigens eine Impopulations - Hauptinstruktion (Bevölkerung - Hauptvorschrift) erhielt, nach welcher selbe vorzugehen hatte. Diese Instruktion beinhaltete folgende Hauptpunkte:

1.     Das ganze Land muss genau aufgenommen werden.

2.     Die bei den bereits vorhandenen Ortschaften noch übrigen Gründe sind durch Zubauten an Kolonisten zu übergeben, und zwar so, dass zu jedem Dorf dieselben entsprechenden Ansiedler von derselben Nation und Gegend zugeteilt werden.

3.     Die zu bevölkernden Prädien, Pußten sind sorgsam auszuwählen, d.h. nur diejenigen sind zu bevölkern, die den Waldungen und dem Wasser am nächsten liegen, eine vorteilhafte Lage, nebst guter Luft und frisches, gesundes Trinkwasser haben.

4.     In der Mitte der anzulegenden Dörfer werden die Bauplätze für die Kirche, das Pfarr- Schul- und Wirtshaus bezeichnet, ebenso in jeder Gasse sind einige öffentliche Brunnen zu graben.

5.     Die Hauptgassen müssen 18 -20 Klafter (35,16 m - 38,40 m), die Quergasse 6 -8 Klafter (11,52 m - 15,36 m) breit sein (1 Fuß = 0,32 m, 1 Klafter = 6 Fuß = 1,92 m)

6.     Die Gründe eines Dorfes können in ganze, halbe und viertel Bauerngründe eingeteilt werden. Der ganze Bauerngrund ist mit 37 Joch davon 24 Joch Äcker, 6 Joch Wiesen, 6 Joch Weide und 1 Joch Bauplatz; der halbe Bauerngrund ist mit 21 Joch also 12 Joch Äcker, 4 Joch Wiesen, 4 Joch Weiden und 1 Joch Hausplatz und der viertel Bauerngrund ist mit 13 Jochen also 6 Joch Äcker, 3 Joch Wiesen , 3 Joch Weiden und 1 Joch Hausplatz zu vermessen ( 1 Joch = 1600 Quadratklafter = 0,5755 ha. oder 57,55 a). Außerdem soll zu den Wiesen und der Weide je ein Stück Feld für das Vieh des Pfarrers, Lehrers, Wirtes, Fleischers und der Handwerker hinzugefügt werden.

7.     Jedes Dorf hat einen Schulzen (Richter - Bürgermeister) mit einem Geschworenen zu wählen. Ersterer erhält während der drei Freijahre jährlich 24 fl. Und hat die Dorfrechnungen nebst den Abgabenlisten usw. zu führen, letztere aber erhalten je 12 fl., dem Kleinrichter (Gemeindediener) werden jährlich 10 fl. Verabreicht. In jedem Ort ist ein Schulmeister (Lehrer) anzustellen und demselben aus der Gemeindekasse jährlich 60 fl. Besoldung zu bezahlen.

8.     Die Instruktion bestimmt, dass jeder Hausbesitzer außer den in seinem Garten zu pflanzenden Obstbäumen vor seinem Hause auf der Gasse und in seinem Hofe mindestens 20 Stück Pappel-, Felber-, und Maulbeerbäume für Seidenraupenzucht setzen und für ihr Wachstum sorgen soll. Die Kolonisten erhielten bei ihrer Ansiedlung von der Regierung gegen Rückzahlung: 12 fl. Reisegeld, für Hausbau 155 fl. für Anschaffung und Vieh und Requisiten 170 fl. für Verpflegung und Anschaffung von Futter usw. 40 - 45 fl. zusammen etwa 380 - 420 fl. W. W.(Wiener Währung). Die Summe mussten die Siedler wohl rückvergüten, waren dafür aber 10 Jahre hindurch von allen Abgaben befreit.

Im Januar des Jahres 1764 richtete die Hofkammer eine Anfrage an die Leitungen der Kriegsinvalidenheime in Wien, Budapest und Pettau (Ptuj) wegen den Niederlassung von Kriegsversehrten und ausgedienten Soldaten der letzten Kriege. Diese sollten außer den Begünstigungen, die den Kolonisten damals gewährt wurden, noch ein Geschenk von 10 - 12 fl. für Reis und Zehrung erhalten. Auf diesen Antrag schlug der Kriegsrat am 4.März 1764 die Niederlassung von 800 Dragonern in der Pantschowaer Gegend vor. Das waren Soldaten - Dörfer. Um besser wirtschaftliche Erfolge erreichen zu können, wurden ihnen mit dem „Brautschiff“ heiratslustige Mädchen und Witwen aus dem Reich gebracht. Bereits im Jahre des Abschlusses des Siebenjährigen Krieges 1763 waren 432 Familien aus Westdeutschland im Banat eingetroffen. 1764 waren es schon 541 Einwanderer. Aber erst in den folgenden Jahren begann sich das 1763 erlassene Ansiedlungspatent auszuwirken. 1765 trafen bereits 1035 Familien ein, im nächsten Jahr das Doppelte. Angesichts dieses unerwarteten Zustromes sahen sich die Wiener und Temeschwarer Regierungsstellen veranlasst, einen schnell anwendbaren Plan zur Unterbringung der Kolonisten aufzustellen. Im Sinne des Ansiedlungsplanes wurden in der Zeit von 1763 - 1773 durch die Zivilpräsidenten Graf Perlaß - Villana (1753 - 1768) und Graf Karl von Clary und Altringen (1769 - 1774) nicht bloß die aus dem Reiche stammenden Ansiedler, sondern auch die so genannten Inhabitations - Ansiedler (worunter schon angesiedelte Ungarn, Serben und Rumänen verstanden sind) in Südungarn untergebracht. In dieser Zeit wurden auch die Kolonistenschübe oder Umsiedlungen im nordwestlichen Banat der Marosch entlang durchgeführt. Die Kaiserin bestimmte, dass das gesamte Gebiet zwischen den drei Festungen Arad, Temeschwar und Szegedin mit deutschen katholischen Kolonisten besiedelt werden sollte, und zwar geschlossen unter sich, „weilen es wider die allerhöchste Gesinnung lautete, Rumänen unter die Deutschen zu mischen“, damit man bei einem möglichen Türkenkrieg hier nur sichere Untertanen habe. Der erste inländische Schub ist aus dem Jahre 1760 bekannt. Die Serben aus Szige a. d. Marosch wurden nach Tomaschewatz umgesiedelt. In Rekasch bestanden, nachdem es 1726 angesiedelt worden war, im Jahre 1740 drei getrennte Gemeinden nebeneinander: Deutsch, Rumänisch, und Schokatzisch Rekasch. Während zwischen den Deutschen und katholischen Schokatzen ein leidliches Verhältnis bestanden zu haben scheint, konnten sich Deutsche und Rumänen hier nicht vertragen. Deswegen wurden die Rumänen der Marosch entlang 1764 nach Etschka, Sartscha, Jankowmost, (Jankahid) und Torak abgeschoben. Aber noch 1766 müssen Rumänen vorhanden gewesen sein, denn am 19.Juni d. J. schlägt die Landesadministration zu Temeschwar vor, dass die 40 rumänischen Familien nach Klek (Altdorf) umzusiedeln und an ihrer Stelle weitere 50 deutsche Familien anzusiedeln wären. Der Vorschlag wurde genehmigt. So wurden auch die Rumänen von Sefdi, Schöndorf und Torak transferiert. Viele Serben übersiedelten in der Zeit 1775 - 1778 von Kikinda, Mokrin, Karlowa, Melenaz, Kuman in die Militärgrenze. So bekam Botosch, dass an die Militärgrenze angeschlossen wurde, in dieser Zeit 460 serbische Familien. Die Binnenumsiedlung war gleichzeitig die Gründung unserer rumänischen Nachbarortschaften. Nun wieder zurück zur Einwanderung der Deutschen im Banat. Die Einwanderer, meist Bauern, unter ihnen auch Handwerker, stammten aus allen Teilen des deutschen Reiches, besonders aber aus Lothringen, Elsaß, Trier, Breisgau, Fürstenberg, aus dem Schwarzwald, aus der Pfalz, aus Luxemburg, Nassau, Schwaben, Bamberg, Bayern, Tirol usw. Die aus verschiedenen Teilen Deutschlands stammenden Ansiedler behielten auch in der neuen Heimat ihre Mundart bei. Man war bestrebt, die Landsleute derselben Gegend womöglich beisammen zu lassen. Darum bestand auch die Verschiedenheit in der Sprache und Trachten bei dem Deutschen Südungarns. Gemäß dem Ansiedlungsplanes sollten zehn Jahre hindurch jährlich 200000 fl., also in einem Gesamtbetrag von zwei Millionen Gulden zu Kolonisierungszwecken verwendet werden, was wohl eine den damaligen Verhältnissen gemäß hohe Summe war. Für dieses Geld wurden über 100 schöne Orte angelegt und dem Lande weit über500 000 fleißige Hände gewonnen, welche berufen waren, die Gestrüppe, Waldungen, Sümpfe und Moräste des verwahrlosten Landes in eine Kornkammer zu verwandeln, was auch wirklich, und zwar in kurzer Zeit, erreicht wurde. Die Finanznot des Siebenjährigen Krieges gefährdete die bisherigen Investitionen. Erst als Joseph II. 1765 sein großes väterliches Erbteil dem Staate überließ, konnten die Staatsfinanzen saniert werden. Den Höhepunkt der Einwanderung erreichte man in den Jahren 1768 - 1771, wie die folgende Zusammenstellung ausweist. Es wanderten ein:

·       im Jahre 1768: 462 Familien mit 1888 Personen

·       im Jahre 1768: 815 Familien mit 3124 Personen

·       im Jahre 1770:3215 Familien mit 10292 Personen

·       im Jahre 1771: 387 Familien mit 1585 Personen

Zusammen: 4879 Familien mit 16 889 Personen. Die Ansiedler fanden sich so zahlreich ein, dass man dem Andrang Einhalt gebieten musste. Die Einwohnerzahl des Banats mit der Militärgrenze stieg auf 450 000 und so erfolgte am 13.April 1771 eine Bekanntmachung, dass in Zukunft nur solche Ansiedler aufgenommen werden, die Reisekosten eigens bezahlen und das Vieh und Ackergeräte selbst beschaffen können. Trotzdem wurden im Jahre 1773 abermals 1385 Familien mit 5568 Personen auf Kameralkosten aufgenommen (wahrscheinlich in die Militärgrenze). Auf eigene Kosten sind in einem Zeitraum von fünf Jahren (1772 - 1776) bloß 67 Familien mit 364 Personen eingewandert. Zur Übersicht sind hier noch jene Orte, welche in der Zeit 1766 - 1772 ganz neu erbaut wurden mit Angabe der Häuserzahl und wenn möglich, dem Auswanderungsort bzw. Herkunftsland aufgezählt.

Orte, die durch Zubauten vergrößert wurden, waren:

Die 29 Ortschaften wurden mit 1711 Häusern erweitert. Csanader Bezirkskontrolleur Baron Lafft, Impopulationsdirektor Hildebrand, der Beamte des Lippaer Salzamtes Neumann und der Temeschwarer Bezirksschef Knoll planten diese Ansiedlungen und führten sie abschließend durch. Sie haben sich große Verdienste in der Ansiedlungsgeschichte des Banats erworben. In der Batschka war der Leiter der deutschen Kolonisation Cothmann. Im Jahre 1774 erhielten die Serben bei Kikinda mehr bürgerliche und die Bewohner der Militärgrenzgebiete im Osten und Süden freie militärische Selbstverwaltung. Trotzdem beabsichtigte die Kaiserin noch im Jahre 1775, das Banat als österreichisches Herzogtum für immer an Österreich anzugliedern. Diesem Plan widersetzten sich der ungarische Adel, insbesondere Hofkanzler Graf Esterhazy, Graf Kollowart, Graf Khevenhüller und Graf Kristof Niczky mit allen Kräften. Der verlorene Siebenjährige Krieg kostete Österreich 200 Millionen Gulden. Die Regierung der Kaiserin war daher stets in Geldschwierigkeiten. Der Kaiserin wurden aus dem Banat Steuerrückstände, die man nicht mehr eintreiben konnte, sowie schlechte Verwaltung auf den Staatsgütern seitens des Grafen Perlaß gemeldet. Außerdem erhielt das kameralische Banat von Österreich jährlich eine halbe Million Gulden Staatszuschuss, um es verkehrstechnisch erschließen zu können. Die Ungarn versicherten der Kaiserin, das Banat wurde unter ungarischer Verwaltung wirtschaftliche Vorteile haben. Herzog Albert, Schwiegersohn der Kaiserin, verhalf dem ungarischen Adel die Zustimmung der Kaiserin, das Banat an Ungarn abzutreten. Am 9.November 1777 gab die Herrscherin schweren Herzens ihre Zustimmung dazu. Nach 63  jährigen Eigenständigkeit fällt das Banat am 6.Juni 1778 Ungarn zu. Zugleich übernahm Graf Niczky die Verwaltung. Er teilte das Banat in drei Komitate: Temescher. Torontaler, und Kraschoer Komitat, ersetzte die deutschen Beamten durch ungarische und führte Ungarisch als Amtssprache ein. In der Batschka begann die Einwanderung der Deutschen 1735, die ersten deutschen Familien ließen sich in Tschatalja 1735, in Neusatz 1739, in Kolut 1756, in Hodschag um 1760, in Bukin 1749, in Apatin 1750 nieder. Da Apatin der Hauptort einer großen ärarischen Domäne war, zogen die dortigen Deutschen mit der Zeit in die umliegenden, der Herrschaft zugehörigen Gemeinden ein. In den Jahren 1763 - 1768 ließen sich Deutsche in der Batschka, in Kernei und Kruschewlje aus Ungarn, in Gakowa aus Böhmen, Österreich und Deutschland, in St.Iwan. Doroslo. Filipowa. Weprowatz und Kolut ausgediente Soldaten des Siebenjährigen Krieges mit ihren Familien aus Deutschland, in Bezdan aus Mähren und Böhmen, in Kupusina ausgediente Soldaten, in Hodschag, Gajdobra aus Lothringen und einige französische Familien, in Bukin, Neupalanka und Apatin aus Deutschland und Lothringen nieder. Die Kaiserin Maria Theresia starb nach 40 jähriger segensreicher Regierung im Alter von 63 Jahren am 22.November 1780. Sie führte in ihrem ganzen Lande Reformen durch, forderte Landbau, Handel, Gewerbe und Industrie. Ihre Verdienste um das Banat waren sehr groß.

 

Die Josephinische Ansiedlung

 

Maria Theresias Sohn und Nachfolger Josef II. (1780 - 1790), der schon nach dem Tode seines Vaters Franz Stephan 1765 als 25 jähriger Mitregent seine Mutter tatkräftig unterstützte, übernimmt am 29. November 1780 die Regierungsgewalt. Er war ein Hauptvertreter des aufgeklärten Absolutismus (unbeschränkte Herrschaft, Willkürherrschaft). Noch in den Jahren 1768, 1770 und 1773 besuchte er des Kaisers statt das Banat, daher waren ihm die Ansiedlungsverhältnisse und Administration Südungarns sehr gut bekannt. Die neu eingeführten ungarischen Verwaltungsregelungen übersah der Kaiser; er nahm sie einfach nicht zur Kenntnis. Die Ungarische Stephanskrone ließ er nach Wien bringen. Die Ansiedlungen der Deutschen auf den leeren, ausgedehnten Staatsgütern wurden von ihm besonders gefördert und unterstützt. Er bevorzugte die Kolonisten des Oberrheingebietes. Das vom 21.September 1782 erlassene Ansiedlungspatent gewährte den deutschen Kolonisten Glaubens- und Gewissensfreiheit. Nun konnten sich die Siedler protestantischen Glaubens in Südungarn niederlassen. Weiter erhalten die Einwanderer genügend Ackerland, Wiesen, Zug- und Zuchttiere sowie Landwirtschaft- und Haushaltsgeräte. Für die Anschaffung von Geräten und Werkzeugen bekommen die Handwerker 50 Rheinische Gulden. Alle Ansiedler sind 10 Jahre steuerfrei usw. In der Zeit der Josephinische Ansiedlung 1782 - 1788 kommen deutsche Kolonisten - vorwiegend deutsche Protestanten aus der Gegend am Oberrhein, aus der Pfalz, Zweibrücken, Hessen und Frankfurt ins Land. Die Ansiedler fanden sich wieder so zahlreich ein, dass man dem Andrang 1787 Einhalt gebieten musste. In der Batschka entstanden von 1784 - 1786 folgende neue deutsche Dörfer: Torschau, Tscherwenka, Neuwerbaß, Kleinker, Bulkes, Jarek und Sekitsch mit deutschen Protestanten. Durch neue deutsche Kolonisten verstärkt wurden: Palanka, Neusiwatz, Schowe, Kula, Parabutsch, Serbmiletitsch, Brestowatz, Kernei, Tschonopolja, Bezdan, Stanischitsch und Almasch aus der Rheingegend. Um die Ansiedlungskosten zu decken und der Staatskasse mehr Einnahmen zu sichern, ordnete der Kaiser am 1.August 1781 den Verkauf der Staatsgüter (Prädien) an. Näheres darüber wird in der Lazarfelder Geschichte berichtet. Am 7.April 1784 führte Kaiser Josef II. wieder das Deutsche als Verwaltungssprache im Banat ein. Gegen diesen Erlass widersetzte sich der ungarische Adel. Wir finden darüber aus dem Jahre 1785 lateinische Amtsniederschriften. Der fortschrittliche Monarch hob bereits am 22. August 1785 die Leibeigenschaft und die Prügelstrafe auf. Nun konnte jeder Bürger seinen Wohnsitz frei wählen. Noch im selben Jahr versetzte er die drei ungarischen Obergespanne in den Ruhestand. Banat wird in zwei Gebiete eingeteilt: in die Ebene und in das Hügelland. In der Ebene sollten die Serben und Rumänen, nach Meinung des Kaisers, Viehzucht und Handel betreiben und auf dem Hügelland die Deutschen sich mir Ackerbau beschäftigen. Dieser Plan erwies sich alsbald als unwirtschaftlich; denn Handel und Viehzucht reichten damals zur Bestreitung des Lebensunterhaltes kaum aus. Königliche Vertraute verwalteten die Gebiete. Die Verwaltung des Temescher Gebietes (Komitate Batsch, Torontal, Temesch und Krascho) übernahmen am 14.Juni 1785 Johann Bach. Im letzten Türkeneinbruch kommt der Kaiser am 14.September 1788 zum vierten Mal in das Banat. Der Oberbefehlshaber des 50 000 Mann starken türkischen Heeres Jusuf überschritt die Donau und besetzte Orschowa. Der Kaiser wollte persönlich an der Schlacht gegen Jusuf teilnehmen und befehligte den Mittelabschnitt eines Waldgebietes. In der dunklen, stürmischen Nacht vom 20. Auf 21. September bekämpften sich im Dorfe Sakula, in der Meinung es wäre der Türke vor ihnen, zwei kaiserlichen Truppen. Beide Truppen gerieten in ein wirres Durcheinander und ergriffen die Flucht. Der Kaiser, der von einem leichten Wagen aus die Gefahr sah, sprang sofort in den Sattel und versuchte die Ordnung herzustellen. Vergebens! Er selbst kam in das Kreuzfeuer seiner eigenen Soldaten und wurde von ihnen mitgeschleift. Nach langem Irrweg im Waldgebiet fand er erschöpft die Hauptgruppe. Krank und aufs tiefste enttäuscht kehrt der Kaiser nach Wien zurück. Noch kurz vor seinem Tode setzte er am 28. Januar 1790 seine Erneuerungen außer Kraft. Die Verfügungen über die Glaubensfreiheit und Leibeigenschaft bleiben aber in vollem Umfange erhalten. Auch die ungarische Stephanskrone sandte er nach Ofen (Buda) zurück. Ohne Thronerben starb Kaiser Josef II. Am 20.April 1790 im Alter von 49 Jahren.

 

Deutsche Neubesiedelung im Militärgrenzgebiet

 

Nach Josef II. folgte sein jüngerer Bruder Leopold II. Auf den Thron. In seiner kurzen Regierungszeit von 1790 - 1792 suchte er mit den Ungarn einen Ausgleich zu treffen. In den wieder errichteten drei Komitate des Banats war anfangs das Lateinische später wieder das Ungarische als Verwaltungssprache eingeführt. Die Deutschen Beamten mussten die ungarische Sprache erlernen, nur so durften sie im Amte bleiben. Gegen die Angliederung des Banats an Ungarn und die Einführung der ungarischen Verwaltungssprache lehnten sich die Serben auf. Sie forderten als freies, eigenes Gebiet die „Temescher Banschaft“ (Banat). Die Grenzgebiete sollten auch weiterhin unter österreichischer Verwaltung bleiben. Der Kaiser ließ ihnen bloß eine Illirische Hofkanzlei in Wien errichten, die aber alsbald aufgelöst wurde. Weiter gewährte er ihren Orthodoxen Bischöfen im ungarischen Parlament (Oberhaus) Sitz - und Stimmrecht. Das Banat, damals bereits von über 60 000 Deutschen bewohnt, trug alle Ansätze - wie schon früher erwähnt, Keimzelle eines schwäbischen Territoriums zu werden. Durch die Aufhebung der Selbständigkeit verschwanden alle rechtlichen Grundlagen für das Eroberte und aufgebaute Gebiet. Die Serben und Rumänen wurden durch ihre Kirchenorganisationen und Deren Vermögen zusammengehalten. Da die katholische Kirche sich mit Ungarn identifizierte und der deutsche Adel in Südungarn als Armee - und Beamtenadel Raum- und volksfremd war, verblieb den Deutschen nichts Gemeinsames, das Zusammenwachsen zu einem Volkskörper hätte erleichtern können. Kein Monarch brachte es fertig, den deutschen Siedlern ein Sonderrecht als Gesamtheit einzuräumen. Dadurch wurden unsere Ahnen bereits im folgenden Jahrhundert, das im Zeichen des Nationalismus stand, vor die Existenzfrage gestellt. Nach einer Aufzeichnung vom 29.März 1789 verlor infolge des letzten Türkeneinbruchs das Grenzgebiet 13331 Menschen, davon schleppten die Türken 63 Männer, 230 Kinder, 202 Frauen, 272 Mädchen in die Gefangenschaft, die übrigen flohen oder wurden umgebracht. Man war gezwungen, das schwach bevölkerte Militärgrenzgebiet wieder zu besiedeln. Vor der Neubesiedelung des Grenzlandes mit Deutschen mussten die geflüchteten Serben, die im besetzten türkischen Gebiete verfolgt wurden, in den von Serben und Deutschen verlassenen Bauernhöfen untergebracht werden. Es waren eigentlich drei deutsche Grenzansiedlungen. Sie begannen 1790. Die Kolonisten stammten aus dem Elsaß, aus Lothringen, Schwaben, Basel, Württemberg und Nassau. Mit dem ersten Transport kamen 145 mit dem zweiten 735 und mit dem dritten 1045 Siedler. Aus dem Rheingebiet z.b. wurde 1792 aufgebaut und am 24.Juni, es war an einem Sonntag, bezogen die Siedler ihre Häuser. Für das Südbanat und die Grenzgebiete war das Jahr 1794 ein Jahr des Hunger und Elends. Vom November 1793 an fiel weder Regen noch Schnee. Der Januar 1794 war ungewöhnlich trocken und bitter kalt, im Sommer herrschte unerträgliche Hitze. Das Saatgut im Feld und Garten verdorrte und sogar die Brunnen trockneten aus. Die Not war erst im nächsten Jahr groß. Viele Siedler verließen Haus und Hof. Durch Hilfsaktionen versuchte man die Not zu Lindern. Erst die kommende Ernte verbesserte das Leben der Siedler. Mit der Besiedelung des Militärgrenzlandes fand die Ansiedlung der Deutschen in Südungarn, die sich über das 18. Jahrhundert erstreckte, ihren Abschluss. Nach der Jahrhundertwende wurden nur noch Binnenansiedlungen durchgeführt. (Binnensiedlungen sind aus den Erstansiedlungen neu angelegte Ortschaften). Die Zahl der deutschen Einwanderer in Ungarn betrug insgesamt etwa 150000 Bauern und Handwerker. Im Jahre 1789 brach in Paris die Revolution aus. Sie sollte, „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“ schaffen. Die fürstlichen Nachbarn Frankreichs erklärten den Krieg, und ein zwanzigjähriger Kampf überzog Europa. Die Franzosen überschritten den Rhein und setzten sich im Rheinland fest. Kaiser Leopold II. Starb im Alter von 45 Jahren am 1.März 1792. Ihm folgte sein 24  jähriger Sohn Franz II. (I.) letzter Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation (1792 - 1806 und als Franz I. Kaiser von Österreich (1804 - 1835). Das Deutsche Reich, das Otto I. 926 gründete, brach während des Krieges zusammen. Der Kaiser legte 1806 die Krone nieder. Die meisten Fürsten schlossen sich dem Rheinbund an, dessen Haupt Napoleon wurde. Unsere Ahnen haben auch in diesem Krieg reichlich Opfer an Gut und Blut gebracht. Die Chronik von der Eggmühler Schlacht bei Regensburg am 21.und 22.April 1809 zwischen Napoleon (Frankreich / Rheinbund) und Erzherzog Karl (Österreich) berichtet: „Zwei Bataillone Deutsch Banater kämpften unter ihrem General Stutterheim (Österreich) und vollbrachten am Deisenberg bei Eggmühl Wunderder Tapferkeit. Gegen eine erdrückende Übermacht hielten die Deutsch Banater einen ganzen Tag ihre Stellung. Ein Großteil von ihnen ruht im Massengrab auf dem Deisenberg“. Diese Heldentat unserer Donauschwaben ist in der Heimatgeschichte wohl kaum bekannt. Ich fand zufällig diese Chronik im Pfarramt Unterlaichling. Bevor wir die Ansiedlungsgeschichte Südungarns schließen, wären noch die Preise der Gerätschaften, des Viehs und der Lebensmittel in der Ansiedlungszeit zu erwähnen. Es kostete ein Holzpflug 2 fl. (Florin) 30 kr. (Kreuzer), ein Pferd 20 fl., eine Kuh 15 fl., ein zweijähriges Mutterschwein 3 fl., ein Beschlagener Wagen 30 fl., ein Paar Pferdegeschirre 3 fl. 45 kr., ein Oka (2 ¼ Pfund) Fisch war 14 Kreuzer, ein Pfund Rindfleisch 3 Kreuzer, ein Pfund Kalbfleisch im Sommer 3, im Winter 4 Kreuzer, ein Pfund Kerzen 9 Kreuzer, eine Maß (zwei Halbe) Bier 4 Kreuzer, ein Metzen (40 Liter) Weizen 1 fl. 48 kr., ein Laib Brot zu 3 Pfund und 28 Lot ( 1 Lot = 15 Gramm) 3 Kreuzer, zu 8 Pfund 6 Kreuzer, ein Zentner Semmelmehl 2 fl. 7 ½ Kreuzer, ein Zentner Mundmehl 3 fl. 45 kr. W. W. (Wiener Währung). Aus diesen Angaben ist ersichtlich, dass die Preise der Lebensmittel, des Viehs usw. sehr niedrig waren. Ein Landarbeiter (Knecht) verdiente damals nebst Unterkunft und Verpflegung 10 - 14 Zentner Weizen, einen Anzug, ein Paar Schuhe und Leibwäsche. Der Preis eines Zentner Weizen betrug etwa 1 fl. 50 kr., so war der Jahresverdienst des Landarbeiters 20 fl. oder täglich 6 Kreuzer.

 

Verkauf der Prädien

 

Die vor und nach dem Jahre 1787 noch übrig gebliebenen unbevölkerten Teilen Südungarns wurden als Prädien und Pußten teils verkauft, teils verpachtet. Die erste Versteigerung der Prädien im Banat fand am 1.August 1781 statt. Lag der Schätzwert unter 30000 fl., war die Versteigerung in Temeschwar, für Prädien über diesem Betrag war die Wiener Hofkammer zuständig. Die ersten drei Wochentage waren Versteigerungstage. Der Käufer musste die Hälfte des Kaufpreises gleich bezahlen. Solche in der Nähe von der heutigen Gemeinde Lazarfeld bestandenen Gemeinden waren: Klek (Altdorf), Torak, Jankowmost und Pußten: St. Mihalj (Mihajlowo), Kenderesch (später Ernsthausen), Despotowatz und Martinze (später Lazarfeld und Sigmundfeld). Auf Teilen von den letztgenannten Pußten (Despotowatz und Martinze) wurde Lazarfeld erbaut und angesiedelt. Zur Pachtung solcher Prädien und Pußten konnten sich mehrere Personen oder Gemeinden vereinigen, die man „Prädien = Societäten“ (Prädiengeselschaften) nannte, jedoch musste einer aus der Gesellschaft und wenn dies eine Gemeinde war, der Richter (Bürgermeister) die Gutstehung übernehmen. Von den Kameral Prädien hatte die Stadt Großbetschkerek die Pußten St. Mihalj, Martinze, Kenderesch und Despotowatz in Pacht. Die Stadt verpachtete sie bis 1781 wieder an Wiener Viehhändler. Gekauft hat diese der einfache, aus Siebenbürgen stammende armenische Viehhändler Isak Kiss, Pächter des Beljeer Kameral Prädium im Jahre 1781 und zwar St. Mihalj und Kenderesch ganz, von Martinze und Despotowatz aber nur einzelne Teile. Daraus entstanden die Herrschaften Elemir und Itebe. Für erstere bezahlte Kiss 171750 fl. Für letztere aber 472ooo fl. W. W. Die Itebeer Herrschaft zählte 37000 Joch; es kostete demnach ein Katastraljoch 12,75 fl. im Jahre 1900 waren es 10 Kronen und 20 Heller. Die Herrschaft Etschka, zu welcher die Gemeinden Etschka, Klek und Jankowmost (Jankahid) = Janka Brücke), dann die Pußtenteile Martinze und Despotowatz gehörten, erstand im Kaufwege Kameralsguts Pächter Lukas Lazar (Armenische Abstammung aus Szamosujvar, Siebenbürgen) im Jahre 1782 um den Kaufpreis von 217000 fl. W. W. , und nachdem diese Herrschaft etwa 30000 Joche umfasst entfällt vom Kaufpreis auf ein Joch 7 fl. und 24 kr. W. W. im Jahre 1900 waren es 5 Kronen und 88 Heller. Beide Grundherren Kiss sowohl, als auch Lazar und die Prädienbesitzer Südungarns haben diese Prädien und Pußten später durch Kolonisten bevölkert, da sie ja zur Bearbeitung ihrer sehr umfangreichen Besitze fleißige Hände nicht entbehren konnten. Kiss siedelte 1793 Kathreinfeld, Lazar1800 aber Lazarfeld an. Die Ansiedler kamen größtenteils aus den früher angesiedelten Urbarialansiedlungen, wurden jedoch bloß auf eine gewisse Zeitdauer, gewöhnlich auf ein dreißigjährige Dauer angesiedelt mit der Bedingung, dass sie die Felder nach Ablauf des Vertrages der Grundherrschaft wieder zur freien Verfügung übergeben müssen. Sie waren demnach Pächter oder so genannte „Kontraktualisten“. Zwischen den Kameral- oder Urbarialansiedlungen und jenen der einzelnen Grundherrschaften, die bloß Allodialansdiedlungen, Pächter oder Kontraktansiedlungen waren, bestand demnach ein gewaltiger Unterschied. Die Urbarialansiedler mussten zwar den mit dem Urbarialfelderbesitz verbundenen Abgaben, Zehent- und Robotleistungen usw. den Prädienbesitzer gegenüber entsprechen, das Eigentums- und Nutznießungsrecht war aber ihnen für alle Zeiten gesichert; sie konnten nicht abgestiftet werden wie die Kontraktualisten. Die Kontraktualisten, angesiedelt von Privatherrschaften (wie Lazarfeld), fühlten sich anfangs recht wohl, ihr Wohlstand nahm erfreulich zu und sie hatten fast gleiche Rechte mit den Urbarialisten, ja ihre wirtschaftlichen Verhältnisse waren bezüglich der zu tragenden Lasten bedeutend besser. Das Gefährliche ihrer Lage war ihnen erst klar, als ihre Verträge zur Erneuerung gelangten. Aufgrund der Gesetzartikel 8., 9., 12. und 13 vom Jahre 1847/48 wurden die Urbarialisten zu eigentlichen Herren und Eigentümer ihres Grund und Bodens und ihr Wohlstand wuchs von Jahr zu Jahr. Dagegen gestaltete das Verhältnis zwischen den Kontraktualisten und deren Grundherrschaft von dieser Zeit an von Jahr zu Jahr schlimmer. Die Privatherrschaften steigerten nach jedem Ablauf des Kontraktes ihre Pachtforderungen und schlossen neue Verträge stets nur auf kurze Zeitdauer ab. In Südungarn gab es eine ziemliche Anzahl von Kontraktualistengemeinden und zu dieser gehörte auch die Gemeinde Lazarfeld, darum wanderten später mehrere Familien ab. Die Monographie will dem freundlichen Leser die Gründung, das Leben und Wirken, das Wachsen und Blühen, den Aufstieg und den Untergang einer deutschen Pächtergemeinde im Banat, Jugoslawien vermitteln. Weiter will das Buch die 150 jährige Geschichte unseres Heimatdorfes erzählen, der jüngeren Generation von der harten Aufbauarbeit, von den Entbehrungen, sowie über die kulturelle Entfaltung, Sitten und Brauchtum unserer Vorfahren und über die Jahre der grausamsten Vernichtung der Landsleute wahrheitsgetreu berichten.

 

Kolonistenschicksal ist immer:

 

Die Ersten fanden den Tod, die Zweiten die Not, und erst die Dritten das Brot.

 

 

GESCHICHTE DER GEMEINDE LAZARFELD 1800 - 1950

 

„... Das Dorf, wo meine Wiege stand

Wo froh ich wuchs heran;

Den Ort des stillen Jugendglücks

Ich nie vergessen kann...“ (Peter Poiger)

 

Die Gemeinde Lazarfeld gehört zum Landkreis Zrenjanin (Großbetschkerek), Wojwodina (Banat), Jugoslawien (bis 1918 zum Großbetschkereker Stuhlbezirk des Torontaler Komitates Ungarn). Der Ort wurde an jener Stelle angelegt oder angesiedelt, wo ehemals auf der Pußta Martice fünf Häuser standen, welche dann später von hier zwischen Lazarfeld und Sigmundfeld abermals unter dem Namen Pußta Martinica bis 1920 bekannt waren. Die älteren Bewohner der serbischen Nachbargemeinde Botosch nannten deshalb Lazarfeld früher auch noch „Martinica“ oder „pet kutja“ (fünf Häuser). Die Gestalt des Ortes ist ein Rechteck mit vier Langen- und vier Quergassen und das „Neue Dorf“ mit einer Quergasse und zwei Langen Gassen. Die Nachbargemeinden von Lazarfeld sind: nördlich 8,65 km Kathreinfeld, östlich 13.43 km Sartscha und 10,98 km Ernsthausen, nordöstlich 16,28 km Stefansfeld, südlich 7,19 km Sigmundfeld, westlich 12,47 km Großbetschkerek und nordwestlich 5,29 km Klek. Die Ansiedlung oder Gründung der Gemeinde Lazarfeld geschah im Jahre 1800. Es dürften wohl die Felder bereits im Jahre 1799 im Herbste übernommen und auch bebaut worden sein, doch die Häuser wurden erst in dem erwähnten Jahre aufgebaut. Ein Häuserblock umfasste 2x6 = 12 Joch oder soviel Häuser in den Langen Gassen. „Wir konnten zwar diesbezüglich“, so schreibt Michael Eisler in seiner Monographie, „ trotzt eifrigsten Forschungen keine authentischen Dokumente eruieren oder auffinden, doch der Umstand, dass „Lazarfödje“ nach seiner Gründung in kirchlicher Hinsicht drei Jahre hindurch zur Pfarrei in Etschka gehörte und alldort der Pfarrer Josef Nagy im Februar 1800 in den Matrikeln den Unterschied zwischen „hiesig“ einzutragen beginnt, bestätigt unsere Behauptung. Auch die ersten Matrikeleintragungen zeugen dafür“. Am 11.Oktober 1800 wurde das erste Kind aus Lazarfeld in Etschka getauft. Sie hat folgenden Wortlaut: „Anno 1800 mense Octobris 11 - a Infantem Mathiam ex Lazarfeld, Parentum Jacobi Veger et Elisabethae conjungis. Levantibus Mathia Koller et Margaretha Ipach. Baptisavit Josephus Nagy, Parochus Locus Etschka“. Deutsch: Am 11.Oktober im Jahre 1800 taufte Pfarrer Josef Nagy im Orte Etschka das neugeborene Kind der Eltern Jakob Veger und dessen Gattin Elisabeth aus Lazarfeld auf den Namen Matthias. Als Paten standen Matthias Koller und Margarete Ipach bei. Der erste Todesfall von Lazarfelds aber lautet wörtlich folgendermaßen: “Anno 1800 mense Julio 2 – do Danielem Hartmann ex Lazarfalva Aquae submersum Aetatis 19 annorum. Sepelivit Josephus Nagy Paruchus“. Deutsch: Am 2.Juli des Jahres 1800 beerdigte Pfarrer Josef Nagy den Daniel Hartmann aus Lazarfeld der im 19. Jahre seines Alters im Wasser ertrunken ist. Daniel Hartmann ist demnach in seinem 19. Lebensjahre verunglückt, im Wasser ertrunken, jedoch wie und wo? Vielleicht geschah dies beim Graben eines Brunnens oder beim Baden der Pferde in der Bega. Daß die Wohnhäuser erst im Jahre 1800 erbaut wurden deutet auf die hohe Sterblichkeit im Jahre 1801 hin, die besonders unter den Kinder sehr groß war, denn von 93 Sterbefällen in der Pfarrei Etschka kamen 48 auf Lazarfeld. Diese hohe Zahl der Sterbefälle lässt sich auf die neugestampften Häuser zurückführen, derer feuchte Wände gesundheitsschädigend wirkten. Im darauf folgenden Jahre (1802) kamen nur 27 Sterbefälle vor, was zwar von 74 Todesfällen in der ganzen Pfarrei auch noch viel sagen will, immerhin aber anzeigt, dass durch das Austrocknen der Häuser der Gesundheitszustand sich gebessert hat. Die Ansiedler, unsere Vorfahren, kamen zum größten Teil aus St. Hubert, Soltur und Scharlewil, den so genannten drei welschen Dörfer, vornehmlich die mit französischen Namen (Massong, Marschall, Champier, Dekreon, Descho, Dippong, Welsch, Kortje, Potje, Gajo, Hary usw. ), wie auch anderen Gemeinden des Nordbanats. Nikolaus Heß schreibt in dem Heimatbuch der drei Schwestergemeinden St. Hubert, Scharlewil und Soltur im Banat 1770 - 1927 auf Seite 150. „Um die zukünftige Verarmung der mit Kindern überreich gesegneten Familien zu verhüten, bekamen in der ersten Zeit derer jüngere bei der Heirat auch mir unter vom Kameralrat einen anderen Hof mit Session. Auch zogen Söhne oder nach Heirat des Sohnes dessen Eltern und Geschwister nach anderen, später angesiedelten Ortschaften, um dort Haus und Session zu bekommen. So zogen im Jahre 1800 mehrere nach Lazarfeld, „welche damals im Banat angesiedelt wurde“. Dazu die Erklärung: Als die 40 deutschen Kolonistendörfer nach 1781 an Edelleute verkauft wurden, wollten sich die drei Schwestergemeinden, um den Zehent und die Robot nicht mehr leisten zu müssen, von der Wiener Hofkammer loskaufen. Diese Anfrage wurde abschlägig entschieden. St. Hubert, Scharlewil, Soltur, Mastort, Heufeld und die Prädium Toba kaufte Feldzeugmeister Graf von Ferraris um 152244 Gulden im Jahre 1795. Zwei Jahre später verpachtete Ferraris das Gut auf 9. Jahre für 13 Millionen rheinische Gulden an Baron Lilien. Die Pacht samt Zinsen mussten die Bauern bezahlen. So kamen viele nach Etschka 1793, Kathreinfeld 1793, Lazarfeld 1800, Sigmundfeld 1809, Klek 1818, Stefansfeld 1795, Ernsthausen 1822, und Sartscha 1805. Es sind Sekundär- oder Zweitansiedlungen. Um nachforschen zu können, woher die Vorfahren der Lazarfelder kamen, habe ich in der zweiten Auflage der Monographie die Siedlungsorte des Banats ausführlich behandelt. Beim Einmarsch der Russen 1944 wurden die Lazarfelder Pfarr - und Gemeindebücher verbrannt. Zur Ahnenforschung dienen jetzt nunmehr die Mikrofilme der Pfarrbücher des Banats von der Ansiedlung bis 1836 im Institut für Auslandsbeziehungen in Stuttgart, Charlottenplatz 17. Die Gemeinde Lazarfeld erhielt ihren Namen von der grundherrschaftlichen Familie Lazar, Lazarfeld. Pfarrer Nagy, dem Namen nach ein Ungar, schreibt in der ersten Sterbeurkunde Lazarfalva, deutsch: das Dorf Lazar. Diese Benennung finden wir später nicht mehr. Im Jahre 1830 wird das Ungarische als Verwaltungssprache langsam eingeführt und aus Lazarfeld wird Lazarföldje, deutsch: das Feld des Lazar. Das erste Siegel des Pfarramtes, wie auch der Gemeinde, stellt den heiligen Augustinus dar mit folgender Umschrift: „ Sigillum Parochiae Lazarfeldgyeensis“, beziehungsweise „ Sigillum Communitatis Lazarföldgye“. Von welcher Zeit die beiden Siegel stammten, kann man nicht feststellen, vermutlich nach 1830. Beim Siegel der Pfarrei könnte „Lazarfeldgyeensis“ noch der deutsche Namen sein, bei dem der Gemeinde bereits die ungarische Bedeutung d.h. Grundbesitz des Lazar. Lazarfeld und Lazarföld ist etymologische Gleichheit (Stammwortgleichheit) Feld = föld, Feld auch Acker, földje heißt Ungarisch nicht mehr mein Feld, sondern mein Grundbesitz. Ich glaube Feld = föld ist die richtige Bedeutung und nicht földje. Nach 1860 wird schon mit Lazarföld, deutsch: Lazarfeld und auch noch Lazarfödje geschrieben. Im Jahre 1868 bekamen im Torontaler Komitate die Gemeinden erneut ungarische Namen und Lazarföldje fällt allmählich weg und gebraucht wird hauptsächlich der Ortsname Lazarföld. Eisler schreibt in seiner Monographie 1900 noch immer Lazarföldje, weil er diese Benennung als die richtige hielt. Nach 1918 bekommt unser Ort den serbischen Namen Lasarevo (lese Laserewo) und nach der Besetzung des jugoslawischen Teiles des Banats durch die Deutsche Wehrmacht im Jahre 1941 hieß unsere Gemeinde wie ursprünglich wieder Lazarfeld. Unsere Leute haben immer Lasarfeld (Las`rfeld) gesagt. Nach 1944 heißt der Ort wieder Lasarevo. Wie schon erwähnt kaufte der Kameralsguts - Pächter Lukas Lazar die Herrschaft Etschka. Sein Sohn Johann Lazar war der Gründer der Gemeinde Lazarfeld. Am 10. Mai 1791 wurde Johann Lazar geadelt und 1793 übernahm er die Verwaltung des Gutes. Im selben Jahr ließ er in Etschka die Kirche erbauen und als Anerkennung erhielten sein Söhne August und Michael am 9. November 1804 das Adelsprädikat de Etschka („de“ = deutsch = von). Johann war auch Vicegespan des Torontaler Komitates und als Offizier spendete er der Militär Akademie Ludovika im Jahre 1808 über 5000 fl. Er starb, 52 Jahre alt, am 20.Juni 1809 in Etschka. Der Erbe war sein Sohn August.Ursprünglich gab es in Lazarfeld 105 ganze und 32 halbe Sessionen (Bauerngründe). Zu einer ganzen Session gehörten 32 Joch, und zwar: 24 Joch Äcker (8 Joch Winterflur, 8 Joch Sommerflur und 8 Joch Brache), 3 Joch Wiesen, 3 Joch Hutweide, 1 Joch Wiengarten und 1 Joch Hausplatz (12 Kl. Breit und 133 Kl. Lang); eine halbe Session aber bestand aus 16 ½ Joch uzw. 12 Joch Äcker (4 Joch Winterflur, 4 Joch Sommerflur und 4 Joch Brache). 1 ½ Joch Wiesen 1 ½ Joch Hutweide, ½ Joch Weingarten und 1 Joch Hausplatz. Hernach wurden die drei Langen Gassen an beiden Enden mit je 2 Kleinhäuslern verlängert, so dass nun auch 12 Kleinhäusler angesiedelt waren. Später erhielt noch jedes Haus 1/3 Joch Kleegarten. Der ursprüngliche Ansiedlungsvertrag war nicht aufzufinden, man musste sich auf die Angaben alter Leute stützen, um zu erfahren, welche Verpflichtungen die Ansiedler der Grundherrschaft gegenüber hatten. Gemäß diesen Angaben zahlten eine ganze Session jährlich 32 fl. Bargeld, 16 Metzen Weizen, 16 Metzen Hafer oder Kukuruz (Mais) und noch 2 Joch für die Herrschaft frei zu bearbeiten. Die Halbbauern dagegen zahlten jährlich 13 fl. 30 kr. Lieferten 6 Metzen Weizen, 3 Metzen Gerste, 3 Metzen Hafer, 9 Metzen Kukuruz, außerdem hatten sie ebenfalls 2 Joch frei zu bearbeiten und jährlich 12 Tage Robot (Fronarbeit, Knechtschaft) zu leisten. Die Häusler waren mit jährlichen 6 Tagen Robot belastet. Die ganzen Sessionen waren anfänglich von der Robot befreit. Diese Angaben und Gebühren wurden jedoch bei jener Erneuerung des Vertrages besonders durch Hand - und Zugkraft erhöht. Nach einigen aufgefundenen, aus den Jahren 1840 - 1855 stammenden „Frohnbüchlein“ war die Schuldigkeit in Getreide noch immer 16 Metzen Weizen, dazu kamen aber 8 Metzen Gerste, 8 Metzen Hafer, 12 Metzen Kukuruz, ferner 16 Robot, 2 Tagfahrten, ein Tag Weizentreten mir 8 Pferden und 2 Theißfuhren nach einer ganzen Session. Somit sind es 12 Metzen und 21 Tage Hand– und Zugkraft jährlich mehr geworden. Die Halbbauern aber zahlten in dieser Zeit schon 16 fl. Die Naturalienabgabe blieb dieselbe, ebenso die Robot, doch hatten auch sie ebenfalls ein Tag und eine Theißfuhr nebst einem Tag treten mit 4 Pferden zu leisten. Unter Theißfuhr versteht man Getreide bis zur Theiß abliefern und dort Baumaterial anfahren. Die Entfernung von Lazarfeld bis zur Theiß bei Neu Betsche beträgt 60 km oder bis Titel 50 km. Auf Wie viele Jahre der Ansiedlungsvertrag zwischen den Ansiedlern und der Grundherrschaft seinerzeit geschlossen, und wie oft er später erneuert wurde, konnte, wie schon erwähnt - nicht festgestellt werden. Laut einem in dem Kapitel über „Volks und Landwirtschaft“ angeführten Kauf- und Verkaufsvertrag im Jahre 1822 finden wir seitens des herrschaftlichen Plenipotentiäten (Bevollmächtigter) Lapady, der den Vertrag mit der Genehmigungsklausel versah, die Berufung auf den am 29. September 1813 abgeschlossenen herrschaftlichen Kontrakt. Demnach wurde der Ursprüngliche Vertrag schon im Jahre 1813 erneuert, erweitert oder ergänzt. Am 30 .August 1807 nachmittags um 4 Uhr brach in Großbetschkerek ein Großfeuer aus und die ganze Innenstadt wurde ein Opfer der Flammen, nur die zwei Kirchen bleiben vom Feuer verschont. Das Archiv im Komitatsgebäude, in dem vermutlich auch der Ansiedlungsvertrag von Lazarfeld aufbewahrt war, wurde vom Feuer vernichtet. Die Bewohner der Gemeinde Lazarfeld gehörten von 1800 bis 1803 zur Etschkaer Pfarrei, sie hatten in ihrer Gemeinde bloß ein Bethaus, wo sie zu gemeinschaftlichem Gebet zusammen kamen. Als Bethaus wurde zuerst das Haus mit der Hausnummer 78, später jenes von Nr. 68 benützt, bis die Gemeinde nach 1800 das Schulhaus erbaute. Bis zum Bau der Kirche wurde der Gottesdienst im Schulhaus Nr. 100 abgehalten. In der Historia Domus (Hausgeschichte) des Pfarramtes Lazarfeld erwähnte Pfarrer Hilarius Felix, dass der Etschkaer Pfarrer Josef Nagy in einem an das Schulhaus angebauten Saal über zwei Jahre hindurch die Sakramente den Gläubigen spendete. Im Jahre 1803 erhielt die Gemeinde, durch die Grundherrschaft als Patronatsherrschaft, ein selbständiges Pfarramt (Hausnummer 98) und dieses hat seit dieser Zeit auch eigene Matrikeln. Der erste Pfarrer war Hilarius Felix aus dem Orden der Misericordianer (Barmherzigen), er kam von Beodra und wirkte in Lazarfeld von 1803 bis 1805. Die erste Taufe fand, den hiesigen Matrikeln zufolge, am 1. Januar 1803 statt. Getauft wurde die Tochter Barbara der Eltern Adalbert Potie und seiner Gattin Margarethe, als Paten standen bei: Anton Kräuter und Barbara Morel. Als erster Todesfall ist vom 3. Januar 1803 die zweijährige Margarethe Scheuer verzeichnet und am 8 Februar fand eine Doppelhochzeit statt. Getraut wurden Jakob Vorwirth mit Katharina Weiß und Johann Weiß mit Ursula Vorwirth, bei beiden Paaren waren Adalbert Potie und Lorenz Reich Trauzeugen oder Beistände. Da es nicht möglich war, den Ansiedlungsvertrag mit einem Namensverzeichnis der ursprünglichen Ansiedler aufzufinden, wollen wir hier aus den Geburt - und Sterbematrikeln der ersten drei Jahre jene Namen, die 1944 in Lazarfeld vorgekommen sind, wie auch jene, die in dieser Zeit nicht mehr vorgekommen sind, anführen. Vorkommende Familiennamen sind folgende:

Bohn, Bartl, Fent (Pfendt), Fillips, Friedrich, Gajo, Harsch, Hunermann (Heinermann), Kayser, Kipper, Koch, Kristof, Lartie (Lardy), Lung, Mayer, Mie (Michi), Neu, Pent (Pfendt) Prem, Der, Simon, Schaf, Snaider (Schneider), Smidt (Schmidt), Staibel, Wagner, Welter, Wolf.

Nicht mehr vorkommende Familiennamen sind Folgende:

Bell, Busbacher, Taics (Deutsch), Eberhardt, Finadsi, Grindler, Heck, Hein, Holtz, Ipach, Jung, Kolleth, Kappel, Kuwie, Lambing, Melinger, Morel, Potie, Rab, Rath, Rayer, Rettinger, Szutrel (Sotrel), Wambach, Weiß, Weiß.

Nach dem Pfarrer Hilarius Felix wirkte von 1805 bis 1806 Johann Gerstli als Pfarrer in Lazarfeld, er ging nach Lowrin und wirkte dort segensreich bis zu seinem Tode 1820. Während der Wirksamkeit des Pfarrers Johann Gerstli wurde das Kreuz an der Straße gegen Kathreinfeld errichtet, wie dies die nachfolgende Urkunde bestätigt, sie Lautet:

„Contract“. „Welchen ich Endesgefertigter heute, als an dem untenangesetzten Datum und Jahre von mir gegeben, unter folgenden Bedingniße: Daß ich Adrian Marschall hierortiger Innsaß das zum Andenken des für uns gekreuzigten Heiland von mir auf der Kathreinfelder Straße errichtete Kreuz, zu erhalten, und zwar im gehörigen und christlichen auf erbaulichen Stand: mich Verbinde; Aus diesem bedacht habe ich ein Stiftgeld von 30 fl. als ein immerwährendes Kapital angelegt, von dessen alljährlichen Zinsen auch nach meinem Ableben zu erhalten seyn wird obgedachtes Kreuz: Die hierortiger Kirchen Kassa Abzulegen“. Lazarfeld. D. 9. Junius 1805. (L.S. ) Johann Schneider, Schulz. Adalbert Potie, Geschworener. + Blasius Dipol Geschworener. Dominikus Harsch.

Nach Johann Gerstli kam als Pfarrer Emanuel Degen aus dem Orden der Cap. Franziskaner und wirkte in Lazarfeld bis 1808. Während seiner Amtszeit wurden die Kreuze an der Straße gegen Sartscha und Großbetschkerek und vor dem Friedhof aufgestellt. Auch diese Kreuze wurden von einzelnen Familien errichtet und deren Erhaltung durch Stiftungsgelder gesichert, wie dies aus der folgenden Urkunden ersichtlich ist:

„Pro Memoria“. „ Da der Geist Gottes und Regierer der Menschlichen Herzen Zweien ehrwürdige Männer von Lazarfeld Hr. Albert Potje, Handelsmann, und Hr. Peter Forwith Mühleninhaber allhier, welche beyde als Eiferer und Beförderer der Religion und des ächten Christentums rühmlich bekannt sind, dahin bewogen hat, daß Sie, um das Andenken des Leidens und Sterbens unseres Heylandes Jesu Christi in den Herzen der Gläubigen zu erneuern und das große Geheimnis unserer Erlösung zu verherrlichen, zwey erhabene Kreuze samt daran gehefteten Kruzifixe auf eigene Kosten verfertigen ließen. Demnach ist die Errichtung und feierliche Einweihung gedachter Kreuz ex Gratiosissimo Indultu Illustritatis Suae Eppalis die 9 - a Decembris 1806 per R. D. Parochum Szarcsensem Johannem Ludov. Bellner geschehen. Das von Albert Potje gestiftete Kreuz kam außer Ort am Wege gegen Stefansfeld zu stehen; das andere aber, nämlich des Peter Forwith war vor seinem Haus mitten in der Gasse versus Coemeterium (Friedhof) errichten und eingeweiht. Damit aber die beyde Kreuze auch von den Nachkommen der edeldenkenden Guthäter bis auf die spätesten Zeiten erhalten werden möchten, so machen Beyde eine Stiftung, jeder in 30 fl. Sage: Dreißig Gulden, welches Geld wirklich richtig und paar angelegt und laut beyliegenden Obligationen sub Littera A. et B, des zweyten aber nämlich des Peter Forwith 30 fl. Stiftungsgeld bey Heinrich Bartl, Wirth allhier gegen Erstattung jährlicher Interesse 6 fl. angelegt worden. Zur Beglaubigung und Sicherheit alles dessen ist gegenwärtiger Stiftungsbrief von beyden Guthätern und Errichten der Kreuze eigenhändig Unterfertigte und von dem Orts Gerichte mit Namens Unterschrift und Gemeinde Sigill bestätigt worden“. Sig. Lazarfeld d. 14. December 1806. Adalbert Pottie Johann Schneider, Schulz Peter Vorwith L. S. Andon Greüter, ge Johann Heck, ge Schworener Sic est. Emanuel Degen Paroch, Adm. In derselben Zeit wurde auch das Kreuz an der Straße gegen Großbetschkerek von Georg Morel errichtet und für die Erhaltung hinterlegte er als Kreuzstiftungskapital 28 fl.

Im Jahre 1807 wurde der Bau der Kirche begonnen und 1809 vollendet. Kurz vor der Kirchenweihe verstarb der Gründer der Gemeinde Lazarfeld am 20. Juni 1809 Johann Lazar. Die feierliche Weihe erhielt die Kirche durch den Pfarrer und Dechant Adam Magditsch aus Großbetschkerek am 12. November 1809. Zum Kirchenpatron wurde der Namenspatron des Grundherrn und Erbauer der Kirche August Lazar, der heilige Augustinus gewählt. Er war Bischof von Hypo und Kirchenlehrer. In der Regel war es so eingeführt, daß die Grund- und Patronatsherrschaft die Kirche erbauen ließ, doch die Bewohner des Ortes mussten die dazu notwendigen Hand- und Spanndienste leisten. Die Bewohner der Gemeinde Lazarfeld hatten nun wohl ihre eigene, schöne Kirche, doch fehlte ihr die innere Einrichtung, für welche die Gemeinde zu sorgen hatte. Die Gemeinde war in dieser Zeit noch arm und konnte sich keine größeren Auslagen leisten. Um die notwendigen Einrichtungen für das durch die Patronatsherrschaft erbaute Gotteshaus anschaffen zu können, entlehnte sie als Korporation ( Körperschaft) die vorher angeführten Kreuzstiftungen und stellte der Kirche Obligation wie folgt wörtlich aus: Obligation

"Wir Unterfertigte als Vorsteher machen hiermit bekannt in Namen, und auf Einwilligung der Ganzen Gemeinde, daß wir das Stiftungsgeld zur Erhaltung der auf unseren Teren errichteten Kreuze, und zwar von Adalbertus Potje 30 Rh. H. von Peter Forwith dem älteren 30 Rh. H. von Adrian Marschall 30 Rh. H. und von Georg Morel 28 Rh. H. in Summa 118 Rh. H. übernommen haben um dieses Geld zur Einrichtung der neu aufbauten Kirche zu verwenden und an der statt des Interessen obligirt sich die Lazarfelder Gemeinde die oben genannten Kreüze, immer, und ewig zu reparieren und zu erhalten. Sig. Lazarfeld den 3. Dezember 1809. ( L.S.) Adalbert Pottie, Ortsrichter, Heinrich Dell, Geschworenen. Johann Heck, Geschworener. + Johann Steinmetz, + Joseph Welter Adam Wagner, + Lorentz Wolf, + Frantz Schira, + Gregor Mie, + Heinrich Ney, + Conrath Gemel. Ezen összeget Lazarfölje közseg az 1897. evi November ho 3- an minden hiany nelkül visszafizette es a keresztek tovabi fentartasa alol felmentetett. Lazarföldje, 1897. evi nov. ho 3 - an. ( L.S.) Olajos Jozsef, Plebanos. Deutsch: Diesen Betrag hat die Gemeinde Lazarföldje am 3. November 1897 voll zurückbezahlt und somit von der weiteren Erhaltung der Kreuze entbunden. Die Gemeinde hatte demnach volle 88 Jahre hindurch für die Erhaltung der Kreuze gesorgt und laut Bestätigung des Pfarrers Josef Olajosch das seinerzeit entlehnte Stiftungskapital zurückgezahlt, somit auch sich der von ihren Vorfahren ihr auferlegten Verpflichtung entledigt.

"Das Jahr 1810", schreibt Eisler in seiner Monographie, "bildet den Glanzpunkt in der Geschichte von Lazarföldje. Im genannten Jahre fand nämlich ein Ereignis statt, das, unserem Wissen gemäß, keine Gemeinde Ungarns in ähnliche Beispiele aufweisen kann und das von dem schönsten, innigsten Verhältnisse zwischen Herrschaft und Untertan beredtes Zeugnis abgibt. Die Grundherrschaft wählte die ganze Gemeinde zum Paten ihrer neugeborenen Tochter und der Ortsrichter(Bürgermeister) trug das Kind in Vertretung der Gemeinde zur Taufe. Diese Tatsache ist im Taufprotokoll zu Etschka wie folgt eingeschrieben:

Anno 1810 mense Augusto die 30-a Infantem Emiliam, Luduvicam, Vilhelminam Parentum Illustrissimi Domini Augustini Lazar de Etska Insurrectionalis Militiae Collonelli et Illust. Dominae Elisabethae leg. Conj. Levantibus Nomine totius Communitatis Lazarfeld: Alberto Potie judice. Baptisavit Josephus Nagy Parochus loci." Deutsch: Am 30. des Monats August 1810 hat Josef Nagy, Ortspfarrer, das Kind Emilie, Ludovika, Wilhelmine der hochgeborenen Eltern August Lazar de Etschka, Insurrektions Oberst und dessen. hochgeborenen gesetzlichen Gattin Elisabeth getauft. Taufpate war im Namen der ganzen Gemeinde Lazarfeld Adalbert Potie, Richter.

 Daß hochgestellte Personen, Grafen und Fürsten, selbst gekrönte Häupter bei niedrigen, armen Leuten als Paten fungierten, war damals keine Seltenheit; daß aber hochgestellte Personen, wie in diesem Falle eine Herrschaft, ihre armen Untertanen zum Paten wählten, war vor 1848 gewiss etwas Einmaliges. Durch diese Patenschaft war die ganze Gemeinde in vorzüglicher Weise geehrt und ausgezeichnet. Die Gemeindebewohner waren aber auch nicht wenig stolz auf ihre Patenschaft, denn so oft und bei welcher Gelegenheit immer von der Herrschaftstochter die Rede war, hieß es stets: "Das ist ja uns're Godl." Die Godl war an einen holländischen Edelmann Benzon verehelicht und starb kinderlos am 15.Oktober 1871 zu Etschka." Die im Jahre 1811 stattgefundene Devalvation (Herabsetzung) des Geldes in seinem Werte war für Österreich- Ungarn, also auch für unsere Gemeinde, von großem Nachteile. Die Schuldenlast des Landes betrug 1060 Millionen Gulden, eine damals unerhört hohe Summe. Das Silber und Gold verschwand gänzlich aus dem Verkehr. Es konnte nur durch die Herabsetzung des Geldwertes dem trostlosen Zustande ein Ende bereitet werden. Der Wert des Geldes wurde auf ein Fünftel herabgesetzt, die Staatsschuld sank demnach auf 212 Millionen Gulden herab; aus 5 fl. wurde l fl. Auch das Kupfergeld wurde herabgesetzt. So wurden 15 Kreuzer (damals 1/4 Gulden) 3 Kreuzer, 30 Kreuzer (damals l/2 Gulden) 6 Kreuzer, beide Kupfermünzen waren später als Groschen- und zwei Groschenstücke bekannt. Diese Geldentwertung brachte viel Leid und Verwirrung, denn jeder Staatsbürger verlor dadurch über Nacht vier Fünftel seines Vermögens. So freudevoll das Ereignis der Taufe der Grundherrschaftstochter für. Die Gemeinde Lazarfeld war, umso schmerzlicher berührte die Lazarfelder der tragische Tod des Michael Lazar in unserer Gemeinde. Im Herbst des Jahres 1815 gerieten die Brüder August (Erbauer unserer Kirche) und Michael Lazar wegen der Verteilung einiger Ochsen in einen Streit, welcher auch auf deren Untertanen überging. Michael Lazar, in Neupetsch wohnend, kam nach Etschka und ließ ohne Wissen seines Bruders August Lazar die Ochsen wegtreiben. Letzterer befahl seinen Leuten, die Tiere wieder zurückzubringen, doch wurden sie durch die Leute des Michael Lazar verhindert. Die Untertanen der beiden Brüder teilten sich in zwei Lager und es entspann sich ein förmlicher Krieg zwischen den Bewohnern von Lazarfeld (Anhänger des Michael Lazar) und jenen von Sigmundfeld und Etschka (Anhänger des August Lazar.) Verfolgt von den Leuten seines Bruders, flüchtete Michael Lazar in das Lazarfelder Gemeindehaus, das damals noch Herrschaftshaus war. Einer von den Verfolgern schoss durch die Zimmertür und verwundete Michael Lazar. Der Schwerverletzte wurde in das Lazarfelder Pfarrhaus gebracht und dort gepflegt. An den Folgen seiner Verwundung starb der 43-jährige Michael Lazar am 11. Dezember 1815 und wurde in der Familiengruft in Etschka begraben. Die ganze Begebenheit war auch in Druck erschienen, doch hat die Grundherrschaft sämtliche Exemplare eingesammelt und vernichten lassen. Pfarrer Pater Illuminatus Galyi, der von 1808 – 1825 in Lazarfeld wirkte, erwähnt in der "Historie Domus", das sowohl im Jahre 1814, aber besonders im Jahre 1815 außergewöhnliche große Regengüsse die Felder der Gemeinde überschwemmten. Sogar die Straßen waren überschwemmt, der Verkehr zwischen Lazarfeld und Großbetschkerek, Lazarfeld und Etschka war unmöglich. Durch das Hochwasser konnte das Feld nicht bestellt werden, die Ernte fiel aus und es herrschte Hungersnot. Dazu kam noch ein strenger Winter; am 2. Februar 1816 brach eine so außergewöhnliche Kälte ein, dass die Leute es nicht wagten, aus der Stube zu kommen. Noch lange nachher erwähnten die Lazarfelder diesen überaus kalten Tag, den sie nur den "kalten Montag " nannten.

Wie schon erwähnt, waren Umsiedlungen aus den Kontraktualistengemeinden häufig. Nach dem vierten Türkeneinfall suchte man für das schwach besiedelte Grenzgebiet neue Siedler. So verließen 20 Familien im Jahre 1817 unsere Gemeinde und wanderten nach Franztal bei Semlin. Die Gründe der Umsiedlung sind heute schwer festzustellen. War es der im Jahre 1813 erneuerte Ansiedlungsvertrag oder aber die letzten nassen Jahre, wo das Grundwasser hochstieg und Hungersnot verursachte, oder vielleicht auch beides.

Die erste Kirchenorgel kaufte die Gemeinde im Jahre 1815 am 9.Oktober um 1150 fl. W.W. Zum Kaufpreis spendete die Grundherrschaft 500 fl. Es war eine gebrauchte Wäld'sche Orgel und wurde von der Gemeinde Marienfeld gekauft, von Lazarfeld kam sie 1883 nach Neusin, Orgelbauer Wälder war damals sehr bekannt, daher trifft man im Banat viele Wäld'sche Orgeln. Der bis zum Jahre 1884 im Gebrauch gewesene Baldachin (Himmel) wurde im Mai 1815 angeschafft. Zur Anschaffung des Baldachins spendeten: Josef Kräuter 50 fl., Andreas Jakschitz 10 fl., Heinrich Kappel 5 fl., Peter Vorwith der ältere 20 fl. und Simon Franges (der spätere Zoldy de Zold) Sfl. zusammen 90 fl. Die Kirchenkasse gab noch 53 fl. dazu, somit kostete der Baldachin 143 Gulden W.W. Zur Anschaffung des neuen Baldachins spendeten: Josef Massong HNr.95, dessen Bruder Peter Massong, Johann Welter und Franz Welsch je 40 fl. Ö.W. Ihre Namen waren in den vier Trägerstangen vermerkt. Die Stifter und später ihre Nachfolger trugen bei Prozessionen den Baldachin, er zierte unsere Kirche im Presbyterium bis zur Vertreibung. Die erste kleine Glocke kaufte die Gemeinde im Jahre 1804, sie wurde in Großbetschkerek auf den Namen des heiligen Florian geweiht. Am 4. Juni 1817 fand in Lazarfeld die erste Firmung statt. Bei dieser Gelegenheit weihte der Bischof Ladislaus Kößeghy de Remete die damals angeschafften zwei größeren Glocken feierlich ein. Die größere, fünf Zentner schwere Glocke wurde der seligsten Jungfrau und Muttergottes Maria, die kleinere, drei Zentner wiegende Glocke aber dem heiligen Augustinus zu Ehren geweiht. Diese beiden Glocken zersprangen gegen Ende des Jahres 1888 und wurden dann durch den Glockengießer Anton Novotny in Temeschwar für den Betrag von 500 fl. umgegossen. Unter Beibehaltung derselben Namen wurden die Glocken in Temeschwar geweiht und wieder ihrer Bestimmung übergeben. Das nötige Geld entlehnte sich die Gemeinde aus der Kirchengeldstiftungskasse und zahlte den Betrag später nach und nach aus der Kultuskasse wieder zurück. Im zweiten Jahr des ersten Weltkrieges (1915) musste die Gemeinde die zwei großen Glocken für die Kriegsindustrie abliefern. Im Kirchturm blieb bloß die kleine Glocke. Erst nach acht Jahren konnte man wieder neue Glocken anschaffen. In der Gemeindekasse fehlte aber dafür das nötige Bargeld, daher streckte Herr Johann Brem zinsfrei der Gemeinde für den Glockenkauf 50000 Kronen vor. Die Gemeinde kaufte in Modosch zwei neue Glocken. Die dritte, große Glocke spendete allein Herr Michael Bohn im Jahre 1928. Der alte hölzerne Glockenstuhl wurde durch ein Eisengerüst ersetzt. Das Glockengeläut war im A-Akkord abgestimmt. Das festliche Geläute der vier Glocken war weit über unser Dorf zu hören und rief bis zur Vertreibung an Sonn- und Feiertagen die Gläubigen zum Gottes-Dienste. Noch im selben Jahre, 1817 spendeten Simon Franges (nachmals Zoldy de Zold) und Peter Vorwith der ältere der Kirche für 200 fl. W.W. eine Altarlampe, welche bis zum Jahre 1893 im Gebrauch war. Im gleichen Jahre spendete das Ehepaar Franz und Anna Klötzl 100 fl. Ö.W. zum Ankauf einer neuen Altarlampe, die bis zur Vertreibung erhalten blieb. Im Jahre 1821 zählte unsere Gemeinde 1332 Einwohner.

Nach 17-jährigem segensreichem Wirken starb am 17.November 1825 der allgemein beliebte Pfarrer Pater Illuminatus Galyi aus dem Franziskanerorden. Er war der erste Pfarrer, der in Lazarfeld begraben wurde. Nach ihm war Sylvester Jablonsky vom 17.November 1825 bis 26.März 1826 als Pfarradministrator tätig. Er war später Pfarrer in Jabuka (Apfeldorf) und starb als Jubilarpriester in Startschewo. Auch Johann Lener, der nach dem Pater Illuminatus Galyi die hiesige Pfarrei erhielt, starb nach zweijähriger Wirksamkeit am 8.Mai 1828 und ist ebenfalls in Lazarfeld begraben. Die "Historie Domus" erzählt uns ferner, daß am 24.September (am Tag des hl. Gerhardus) und am 15.Oktober (am Tage der hl. Theresia) des Jahres 1826 der Erzieher bei der Grundherrschaft, Pater Scheftschick jedes Mal ein feierliches Hochamt hielt. Auf dem Chore wurden unter der Leitung des Kapellmeisters Kratochwill von dem berühmten Musikkomponist Kratochwill aus Bayern in Anwesenheit der herrschaftlichen Familie musikalische Messen aufgeführt. Die Orgel spielte der junge Grundherrnsohn Sigmund Lazar. Aus welchem Anlasse die beiden Festmessen stattfanden, ist nicht angegeben. Vermutlich wollte man von den musikalischen Kenntnissen des Grundherrnsohnes Zeugnis geben. Ob der genannte Kapellmeister Kratochwill mit dem damaligen berühmten Regensburger Domchordirigenten und Komponisten Kratochwill identisch ist, wäre ebenfalls noch aufzuklären. Nach dem verstorbenen Pfarrer Johann Lener kam Adam Schwerthöfer am 1.Juni 1828 als Pfarrer nach Lazarfeld und wirkte bis 20.März 1842. Wegen seines dichten, Aufwärtsstehenden Haares nannten ihn seine Gläubigen "Stachelpfarrer". Alte Leute erzählten noch später, daß er ein äußerst strenger, in seinem Dienste aber überaus eifriger Priester gewesen sei, so dass in dieser Hinsicht niemand, selbst sein ärgster Feind ihm nicht näher treten konnte. Brautleute mussten öfters wochenlang auf ihre Trauung warten, bis sie die vorgeschriebene Religionslehre und die üblichen Gebete erlernt hatten. Auch soll er ein besonders großer Feind des Tabakrauchens gewesen sein. Wer dem Pfarrer begegnete und seine Pfeife nicht rechtzeitig verbarg, musste sie vor ihm zertreten. Auch die auf dem Wagen fahrenden Raucher ließ er, besonders zur "Beiführzeit", stille halten, nahm ihnen die Pfeife ab, legte sie unter das Wagenrad und hieß sie dann fortfahren. Man muss bedenken, daß dieses drastische Vorgehen noch vor 1848 war. Im Frühjahr des Jahres 1831 trat eine bisher unbekannte, furchtbar ansteckende Seuche, die "Asiatische Cholera" auf, welche selbst die kräftigsten Menschen innerhalb einiger Stunden dahinraffte. Diese schreckliche Krankheit, der Tausende Menschen zum Opfer fielen, wurde durch Tataren, welche die Russen im Kriege gegen die Polen einsetzten über Galizien nach; Ungarn eingeschleppt. Hauptsächlich forderte die Seuche ihre Opfer auf den Dörfern, wo es noch kaum Ärzte und Apotheken gab. Dieses Jahr war auch für die Bewohner unserer Gemeinde recht traurig. Der erste Cholerafall ereignete sich in Lazarfeld am 1.April und diese fürchterliche und schreckliche Krankheit muss in unserem Dorf außergewöhnlich arg gewütet haben. Wenn wir bedenken, das in diesem Jahre 311 Todesfälle waren, von welchen über 250 der Cholera zum Opfer fielen, können wir uns ein beiläufiges Bild von dem großen Unglück, das unsere Ahnen traf, vorstellen. Das war die erste Cholera in Lazarfeld und dauerte bis 10.Oktober. Besonders viele Ehegatten wurden durch diese schauerliche Seuche von einander getrennt. Noch im gleichen Jahre wurden 42 und im nächsten Jahre aber 46 Ehen geschlossen, also eine Zahl, die in den folgenden hundertfünfzehn Jahren nicht mehr erreicht wurde. Im Banat wütete die Cholera auch noch in den Jahren: 1836, 1839, 1849, 1859, 1866, 1873 und 1893. In Lazarfeld jedoch nur in den Jahren 1836, 1849 und zuletzt im Jahre 1873, stets in geringerem Grade.

Am 7. August 1833 starb in Etschka der Grundherr und Erbauer unserer Kirche Insurrektions - Oberst August Lazar. Alleinerbe war sein Sohn Sigmund Lazar. Die Mutter des neuen Grundherrn Elisabeth geborene Gyorogi Edelsbach half ihm bei der Verwaltung des Gutes. Im Jahre 1834 brannten die zwei Rossmühlen beim Friedhof ab. Der Besitzer ließ die zwei Gänge wieder aufbauen. Am 3. Mai 1836 war zum zweiten Mal Firmung in Lazarfeld und zwar durch Bischof Josef Lonowitsch de Krivina. Bei dieser Gelegenheit hielt der Bischof auch die übliche kanonische Visitation. Laut diesem kanonischen Visitationsprotokoll war der dritte Tag der drei höchsten Feiertage (Weihnachten, Ostern, Pfingsten) schon seit dem Bestand der Pfarrei als Gemeindefeiertag gehalten worden, an welchem stets um 7 Uhr früh das Allerheiligste zur Anbetung ausgesetzt und um 9 Uhr ein Hochamt, nachmittags aber Litanei abgehalten wurde. Auch der 1.Mai und der 2.Juli galten als Gemeindefeiertag und zwischen diesen beiden Tagen wurde jeden Donnerstag ein Hochamt gegen Hagelschäden gelesen. Es waren dies die so genannten "Hagelämter" welche halten zu lassen die Gemeinde gelobt hatte und von ihnen werden wir später noch mehr berichten. Im Frühjahr 1841 war der ganze Hotar der Gemeinde abermals infolge der vielen Regengüsse arg überschwemmt. Trotzdem der Sommer trocken war, ging in diesem Jahre die Fechsung verloren. Bei regennassen Jahren hat das steigende Grundwasser stets Überschwemmungen verursacht. Wenn innerhalb kurzer Zeit mehr als die Hälfte des jährlichen Niederschlagsdurchschnitts (660 mm) niedergeht, so übertrifft die Ballung des Wassers das Speichervermögen des Bodens und verursacht Überschwemmungen. Weil unser Hotar eben ist und kein Gefälle hat, versuchte man das Wasser durch Gräben abzuleiten. So wurde noch in diesem Jahre durch die Untertanen als Robotleistung der heute noch vorhandene tiefe Graben zwischen der Herrschaft Etschka und Itebe gegraben. Er verbindet die Sozov (Schos'e) mit der Bega und sollte das Regen- und Schneewasser ableiten. Leider hat der Graben nur teilweise seinem Zweck entsprochen, er blieb immer nur ein Gemeindegrenzgraben.

Vorgekommene Elementarereignis und - Schäden in den Jahren von 1830 – 1850 waren: Der überaus kalte und lange Winter von 1830, auf welchem ein unfruchtbarer Sommer folgte. Die Ausdünstungen der vielen, anhaltenden kalten Niederschläge von 1831 trugen zur Ausbreitung der eingeschleppten Cholera wesentlich bei. Am Christiehimmelfahrtstag, 12. Mai 183; vernichtet der Schneefall in Begleitung von großem Frost die junge Saat. Zur großen Trockenheit in diesem Sommer kam noch die Feldmäuseplage, die restliche Herbsternte so vernichtete, daß die Haustiere fast verhungerten. Die zwei Erdbeben in der Nacht vom 23.Dezember 1837 und am 23.Jänner 1838 waren so heftig, daß die Schornsteine vieler Häuser einstürzten und Risse an den Gebäuden verursachten. Im Sommer 1838 stand ein Teil unseres Hotars wieder unter Wasser. Im Jahre 1846 herrschte abermals ähnlich wie vor zehn Jahren eine große Trockenheit. Der Sommer des Jahres 1849 brachte sehr zahlreiche Heuschreckenschwärme, die über die Ernte fielen und sie teilweise vernichtete. Die Wanderheuschrecke wird bis sechs Zentimeter lang und durchzieht fliegend große Gebiete. Pfarrer Adam Schwerthöfer kam im Jahre 1842 von Lazarfeld nach Glogowatz und seine Stelle erhielt Pfarrer Karl Christ. Wegen des schadhaften Turmdaches musste der Kirchturm in diesem Jahre abgetragen und ausgebessert werden. Der frühere schlanke, spitzige Turm erhielt jetzt eine kuppelförmige Gestalt, die bis zum Einmarsch der Russen im Oktober 1944 erhalten blieb. Im Jahre 1849 ließ die Gemeinde das Sanktuarium recht geschmackvoll ausmalen, diese Malerei zierte die Kirche bis zum Sakristeibrand 1891

Im Jahre 1848 kam es in mehreren Ländern zu neuen gewaltsamen Versuchen, eine neue freiheitliche Ordnung zu erreichen. Aus Frankreich griffen die Unruhen auf deutsche Länder über und pflanzten sich nach Österreich fort. Hier waren es vor allem die Ungarn, die nach nationaler Freiheit und staatlicher Unabhängigkeit drängten. Kaiser Ferdinand I. 1835 - 1848 (bei den Ungarn der V. und Sohn des Kaisers Franz I. 1792 - 1835) wollte den übertriebenen Forderungen der Ungarn nicht nachgeben. So griffen die Ungarn zur Gewaltanwendung, vertrieben die Vertreter des alten Staates und erklärten sich zu einem freien und unabhängigen Ungarn. Ihr Anführer war der nationalistische Vorkämpfer Ludwig Kossuth. Die in Ungarn lebenden anderen Nationalitäten, die mehr als die Hälfte der Bewohner zählten, konnten sich mit der ungarischen Alleinherrschaft nicht abfinden. Der Kaiser sorgte sich um ihre nationale Zukunft und betrachtete sie als seine Bundesgenossen. Diese konnten sich noch eher der Herrschaft des Kaisers und Österreichs in einem übervölkischen Staate unterwerfen als einer Bevormundung durch neue, nationalistisch eingestellte Machthaber in einem neuen ungarischen Staatsgebilde. Seit den Türkenkriegen wurde das Donauland jetzt erstmalig wieder zum eigentlichen Kriegsschauplatz. Die Ungarn kämpften gegen die kaiserlichen Heere. Gegen die Ungarn erhoben sich die Serben, die Kroaten, die Slowaken und später die Rumänen. Die serbischen Gesandten von Neusatz verlangten anfangs April 1848 von der neuen ungarischen Regierung in Pressburg ihre nationale Freiheit und Selbständigkeit. Die Regierung lehnte ihre Forderungen ab. Schon am 24.April hissen die Kikindaer Serben im Banat ihre Fahne auf das Rathaus, forderten die Aufteilung der Staatsfelder, vertrieben die dort. kasernierten Husaren (Reiter) und plünderten die Stadt. Während Oberst Ernest Kiss, Grundherr von Elemir und Itebe, die aufständischen Serben in Kikinda niederschlug und ihre Anführer erhängen ließ, versammelten sich 300 - 400 Serben in Betschkerek und verbrannten vor ihrer Kirche die in ungarischer Sprache geschriebenen Matrikelbücher. Der serbische Nationalkongress, in Karlowitz rief am 13.Mai 1848 den Erzbischof von Karlowitz Josef Rajasitsch zum Patriarchen aller Serben der Monarchie und die serbische Wojwodschaft aus. Sie wählten den Obersten Stephan Schuplikatz zum Wojwoden der serbischen Nation. Ihr Anführer Stratimirowitsch rief die Serben der Monarchie zum Freiheitskampf gegen die Ungarn auf. Die Sammellager waren Alibunar, Tomaschewatz, Perles, Lagerdorf und in den Römerschanzen. Oberst Drakulitsch organisierte den Aufstand in den Gemeinden der Militärgrenze. Die Militärgrenze, bis 1848 ein unter österreichischer Militärverwaltung stehendes Gebiet Ungarns, wurde am 7. Mai 1848 an Ungarn zurückgegeben und das in Ungarn stehende kaiserliche Militär dem ungarischen Verteidigungsminister unterstellt. Dies löste nicht nur bei der slawischen Bevölkerung Unwillen aus, sondern auch beim österreichischen Militär. In den Lagern sammelten sich etwa 10000 Aufständische, ihnen schlossen sich Serbianer (aus dem Fürstentum Serbien) an, die aber hauptsächlich auf Mord und Raub eingestellt waren. Anfangs zählte das serbische aufständische Heer 20000 Mann. Ihnen gegenüber standen 10000 gut bewaffnete ungarische Honved, unter der Führung von Bechthold und Kiss. Zum ersten Kampf kam es am 15.Juli 1848 zwischen den Serben aus dem Perlaser Lager und den Ungarn. Am 23.Juli besetzte Stratimirowitsch Pantschowa und schlug dort seinen Sitz auf. Weitere kleine Kämpfe fanden am 3.August bei Neusin, 5.August brannten die Serben Ernsthausen und einen Teil von Sartscha nieder. Weitere Kämpfe am 28.August wieder bei Etschka, am 29.August bei Stefansfeld und 5.Oktober in Sigmundfeld usw. Der Feldhüter Matthias Herf aus Sigmundfeld wurde bei Tomaschewatz von den Serben geköpft und sein Kopf auf eine Lanze an der Brücke aufgespießt. Die Ungarn erhielten von der Regierung Verstärkung und so konnten sie Drakulitsch angreifen. Die erste größere Niederlage erlitten die Aufständischen am 3.September bei Perles. Das Dorf wurde von den Ungarn niedergebrannt und ganz zerstört. Kiss ließ in Sigmundfeld ein Feldlazarett errichten. Die Bewohner unserer Gemeinde waren deshalb in ständiger Aufregung und Furcht, daß auch ihre Wohnstätten über Nacht eingeäschert werden könnten. Mit den notwendigen Habseligkeiten waren die Wagen beladen und zur Bespannung immer in Bereitschaft gestanden. Damit man aber rechtzeitig von der drohenden Gefahr verständigt sei, wurden an der Südseite des Ortes, von woher man den Feind zu erwarten hatte, strenge und verlässliche Wachen aufgestellt. Ein großes Glück für unsere Gemeinde war General Ernest Kiss, dessen Hauptquartier in Betschkerek war, von wo aus er die zahlreichen Angriffe der Serben in unserer nächsten Nähe, im Dezember bei Jarkowatz, Tomaschewatz, Botosch und Sigmundfeld, abwehrte. Der zweite Beschützer unserer Gemeinde war der gefürchtete Räuberhauptmann Schandor Rozsa, der sich mit seiner 200 Köpfe zählenden Freischaar (Reiter) mehrere Wochen in Lazarfeld und Klek aufhielt. Den Serben war sein Aufenthaltsort bekannt, daher mieden sie unsere Gemeinden. Schandor Rozsa wollte sich im Freiheitskampf seines Vaterlandes bewähren, damit er für seine früheren argen Vergehen begnadigt werde. Er wohnte in dem Hause Nr.103 war leutselig und freundlich, verkehrte mit den Dorfbewohnern, lud Gäste ein und bewirtete sie. Wegen seines heiteren Wesens, seiner flinken Bewegungen und lebhaften Ganges gefiel ihm der Bauer Johann Lardy (Stef's Hansi) besonders gut. Bei einer Gelegenheit behauptete Lardy er könnte den Räuberhäuptling bekämpfen. Er ging auf einen Ringkampf ein wobei ihm Lardy tatsächlich besiegte. Darauf ' richtete er folgenden Antrag: "Lardy, bisher hat mich noch keiner besiegt, komme mit mir, ich nehme dich in meine Gefolgschaft auf!" Bei seinem Abzug von Lazarfeld wollte Schandor Rozsa den ihm lieb gewordenen Lardy allen Ernstes dazu überreden, dass er mit ihm ziehen möge. Lardy aber dankte für die Ehre und blieb Zuhause. Ende August traf der Räuberhauptmann mit seinen Reitern in Werschetz ein. Er sollte, von dem ungarischen Ministerium begnadigt, seine Reiter anführen und die Stadt schützen helfen. Sein Erscheinen auf dem südlichen Kriegsschauplatz löste bei den ungarischen Offizieren Empörung aus. Im Kampfe um Lagerdorf nahm auch Rozsa mit seinen Reitern teil. Dort zeigte es sich, daß seine Leute mehr auf das Morden und Plündern ausgingen; das führte schließlich zu Auflösung seiner Truppe. Im Jahre 1860 wurde Schandor Rozsa nach Kufstein abgeführt.)Die Ereignisse der Revolution waren die Auswirkung tatsächlich vorhandener nationaler politischer Kräfte, die nicht mehr zu übersehen waren. Eine Neuordnung des Staates musste deshalb mit diesen Gegebenheiten rechnen. Es war Österreich nur mit russischer Hilfe möglich, der Revolution Herr zu werden. Der Staat war nicht mehr in der Lage, die widerstrebenden Kräfte, die hauptsächlich aus der nationalen Orientierung kamen, zu bändigen. Österreich musste deshalb seine Existenz auf eine neue Grundlage stellen, andernfalls trieb es unweigerlich der Auflösung und dem Untergang entgegen. Am 5. Januar 1849 zogen die österreichischen Truppen unter Führung des Herzogs Windischgrätz in Budapest ein. Nachdem sich die ungarischen Truppen aus Südungarn zurückzogen, konnten die Serben ohne Widerstand dieses Gebiet besetzen. Banat und Batschka wurden Bestandteil der neu geschaffenen österreichischen Provinz "Serbische Wojwodschaft und Temescher Banat", mit Temeschwar als Hauptstadt. Als Militärkommandant und später als Landesoberhaupt der Wojwodschaft und des Banats wirkte bis 1851 Ferdinand Mayerhofer. Er arbeitete schon früher als österreichischer Gesandter in Serbien mit den Aufständischen auch auf militärischem Gebiet eng zusammen. Eine serbische Wojwodschaft gab es in Wirklichkeit auf ungarischem Boden nie.

Auf dem großen Gebiete, das die Aufständischen beanspruchten, lebten mehr Nichtserben als Serben. Ihren Wünschen stand man in Wien von vornherein ablehnend gegenüber. Darum wurde auch das Deutsche als Verwaltungssprache im Banat bis zum Ausgleich 1867 wieder eingeführt. Mayerhofers Nachfolger wurde General Graf Johann Cronberg. In dieser so genannten Bachzeit legte Österreich im Banat und in der Batschka die Grundbücher an und gründete Steuerämter. Am 4.Jänner 1851 erschien die erste deutsche Zeitung "Das Wochenblatt", in Betschkerek. Im Jahre 1852 bereiste der junge Kaiser Franz Josef I. den größten Teil der neu gegründeten Wojwodschaft, ließ auf Staatskosten Straßen bauen und ordnete die Regulierung der Flüsse Theiß und Bega an. Nach dem verlorenen Krieg im Jahre 1859 gegen Italien, söhnte sich der Wiener Hof mit seinen Völkern aus. Die Ungarn forderten die Auflösung der "Serbischen Wojwodschaft und Temescher Banat". Die amtliche Auflösung geschah am 27.Dezember 1860. Die erste Abgeordnetenwahl für den Landtag fand am 23.März 1861 statt. In unserem Wahlbezirk St.Georgen wählte die Bevölkerung Willibald Bogdanowitsch. Schon am 22.August ließ der Kaiser diesen Landtag bis zum Ausgleich 1867 auflösen. Kaiser Franz Josef I. regierte von 1848 bis 1916 und war der Neffe des Kaisers Ferdinand I. (bei den Ungarn der V.). Wie schon erwähnt, stellte Kaiser Joseph II. das freie Zugrecht der Bauern her. Durch das Urbarialgesetz vom Jahre 1836 wurden die kleineren Dienstleistungen, Abgaben von Hühnern, Eiern, Butter usw. abgeschafft, nur Robot und Zehent hielt man noch aufrecht. Erst der Landtag vom Jahre 1848 hob endlich in seinem IX. Gesetzartikel das Frondienstwesen, Robot und Zehent mit allen Abgaben der Bauern an ihren Grundherrn für ewige Zeiten auf. Dies galt jedoch nur für die Urbarialisten. Der nächste Landtag sollte die Lage der armen Kontraktualisten endgültig regeln. Wegen der Revolution trat das Gesetz erst im Jahre 1873 in Kraft.

Die denkbar traurigste Vergangenheit hatte die Gemeinde Lazarfeld in der Zeit von 1855 bis 1879. Der Pachtvertrag zwischen der Grundherrschaft und der Gemeinde lief 1855 ab und sollte wieder erneuert werden. Den veränderten Zeitverhältnissen entsprechend, hätten die Lazarfelder als Kontraktualisten auch größere Lasten übernehmen sollen. Der Grundherr Sigmund Lazar de Etschka, k.k. Generalmajor a.D., hielt sich damals in Bukarest auf und überließ die Abschließung eines neuen Vertrages seinem Bevollmächtigten Josef Lapady, der sich alle Mühe gab, eine neue Vereinbarung mit den Untertanen seines Herrn zustande zu bringen. Er versprach, einen Vertrag auf 20 bis 30, ja sogar auf 50 und noch mehr Jahre abzuschließen. Dabei machte er die prophetische Bemerkung, es werde eine Zeit kommen, in welcher man seine wohlgemeinten Absichten zu spät erkennen werde. Leider hatte er recht! Die armen Kontraktualisten, einerseits durch die Urbarialansiedler befreienden 1847/48. Gesetze, anderseits durch die Schlagworte: Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, wie auch durch gewissenlose Agitatoren verblendet und irregeleitet, waren zur Abschließung eines nur unwesentlich schwereren Vertrages, als sie bisher hatten, nicht zu bewegen. "Nicht 20 bis 30 Jahre dauernde Verträge brauchen wir, auf ein Jahr lautende Kontrakte ist zu lange, das Feld gehört unser", sprachen einige Wort- und Anführer. Dadurch kam es zu einem gänzlichen Bruch. Einige von den Besonnenen sahen wohl ein, dass die Weigerung einen neuen Vertrag zu schließen, zu keinem guten Ende führen kann. Weil sie jedoch in der Minderheit waren, trauten sie sich nicht, ihrem Bedenken Ausdruck zu verleihen. Der herrschaftliche Bevollmächtigte, einsehend die Erfolglosigkeit seiner Bemühungen, zog sich zurück und stellte weitere Verhandlungen ein. Erst im Herbst 1855 meldeten sich 60 Lazarfelder zur Abschließung des neuen Pachtvertrages. Jeder Pächter sollte 19 Joch Feld erhalten, nämlich 4 Joch für Wintersaat, 4 Joch für Hafer, 4 Joch für Mais, 4 Joch in der Brache und 3 Joch Hutweide. Doch war die Pacht bedeutend höher, denn sie mussten jetzt jährlich für ein Joch 4 Metzen Weizen, 7 Metzen Hafer, 12 Metzen Mais in Kolben oder 6 Metzen in Kern in das herrschaftliche Magazin abliefern und noch 2 Joch Weizen sowie 2 Joch Mischling für die Benützung der Hutweide frei bearbeiten. Es ist verständlich, daß sich die Bauern gegen diesen hohen Pachtvertrag (früher für ein Joch etwa 1,5 Metzen) auflehnten. Jeder, der solchen Vertrag einging, erhielt auch zugleich noch so viel Halbscheidfeld, als er bearbeiten konnte. Wer den neuen Vertrag nicht unterzeichnete, erhielt auch kein Halbscheidfeld. Zuletzt blieben nur noch 42 Lazarfelder, die auf diese Bedingungen eingingen, alle übrigen blieben ohne Pachtvertrag und somit auch ohne Feld. Die Grundherrschaft ging soweit, dass sie die so genannten "Anführer" als abschreckendes Beispiel sechs Familien mit ihren Habseligkeiten aus ihren Wohnungen auf die Straße setzte. Wir wollen die sechs Lazarfelder namentlich anführen:

Peter Steibel, Jakob Heindl, Bernhard Kern, Johann Valery, Josef Bering und Filipp Schwemlein.

An deren Wohnungen waren wohl Siegel angelegt, doch sobald die Gerichtskommission sich entfernt hatte, kehrten unsere tapferen Lazarfelder mit ihren Habseligkeiten ganz einfach wieder in ihre Wohnungen zurück. Bezüglich der Weingärten wurde bestimmt: Wer Pachtvertrag genommen hatte, gab von der Weinernte Zehent(den 10. Teil) und durfte ungestört seine Weintrauben schneiden; wer keinen Vertrag nahm, durfte auch nicht lesen, die Fechsung nahm die Grundherrschaft. Später wurde 1 Joch Weingarten jährlich für 16 fl. verpachtet. Bezüglich der Intravillangründe (Hausplätze) wurde in dieser Zeit folgendes vereinbart: Wer vom Hausplatz Vertrag nahm, zahlte jährlich 8 fl.; wer ohne Vertrag blieb, musste jährlich 16 fl. zahlen. Diejenigen, die von ihrem Hausplatz keinen Vertrag annahmen und demnach jährlich 16 fl. zahlen sollten, blieben in der Regel mit dieser Schuld natürlich im Rückstand, was in einigen Jahren eine bedeutende Summe ergab. Da ließ die Herrschaft mehreren Schuldnern auf gerichtlichem Wege ihre Häuser versteigern. Wegen Mangel an Lizitanten erreichten einige Häuser den Betrag von nur 40 - 100 fl. Auf manchen Häusern lasteten 250 - 300 fl. Einige Hausbesitzer lösten ihren Intravillan (Hausplatz) für 20 Kreuzer pro Quadratklafter, also ein Joch mit 320 fl. ab und kamen als Eigentümer in das Grundbuch. Diese waren die ersten Besitzer in Lazarfeld. Doch durften sie in ihrem Hausgarten keine Weinreben zur Weinbereitung ohne Genehmigung der Herrschaft pflanzen und laut erhaltenem Gewährschein kein Gewölbe (Kramladen oder Geschäft, weil in der Ansiedlungszeit das Haus der Standesherrschaft gewölbt war) eröffnen oder Branntweinbrennerei errichten.

Solche, schon im Jahre 1855 abgelösten Hausplätze waren die Häuser auf Nr. 56, 57, 70, 71, 72, 73, 74, 94, 97, 216 (später 68), 217 (später 104 ), 122 und 136.

1856 brannte auch das Haus Nr.18 des Anton Sehr nieder. Dazu trat noch am 1.November 1858 die österreichische Währung (Ö.W.) in Gültigkeit. Die Lage der Lazarfelder gestaltete sich unter diesen Umständen immer kritischer. General Ernest Kiss de Elemir und Itebe wurde als Oberkommandierender der ungarischen Truppen in Südungarn am 6.Oktober 1849 in Arad erschossen und sein ganzes Vermögen beschlagnahmt. Familie Kiss war ungemein reich, das Silberzeug allein soll 20 Zentner gewogen haben. Sein Denkmal stand von 1906 - 1918 auf dem Hauptplatz in Großbetschkerek. Schon einige Jahre vor Ablauf des Pachtvertrages mit der Grundherrschaft pachtete die Gemeinde Lazarfeld und einzelne Bewohner von dem beschlagnahmten Feld der Herrschaft Kiss auf der Pußta Kenderesch. Es waren nur einige hundert Joch und sie zahlten jährlich für das Joch 10 - 12 fl. Pacht. Die Anzahl der Joche, welche auf einen Bauer entfiel, war zu gering und so geschah es, daß die Fechsungen verlebt wurden, der Pachtzins aber im Rückstand blieb. Dazu kam noch das trockene und dürre Misserntejahr 1863. Es bestand vor allem so große Futternot, dass die Leute die Stroh- und Rohrdächer von den Scheunen und Schuppen dem Vieh im Winter verfütterten. Die bösen Folgen der Pachtrückstände blieben auch nicht aus. Im Jahre 1865 wurde wegen dem rückständigen Pachtschilling die ganze Weizenernte verpfändet und im Gasthaussaal etwa 770 Metzen Weizen eingelagert. Aus dem verkauften Weizen konnten die Bauern einen Teil ihrer Schulden tilgen. Die Familie Kiss bekam nach dem Ausgleich und nach der Krönung des Kaisers Franz Josef I. 1867 ihr Gut zurück. Bei dieser Gelegenheit verzichtete die Itebeer Kameralherrschaft mit Rücksicht auf die traurigen materiellen Verhältnisse der Lazarfelder Pächter auf die Bezahlung der restlichen Pachtschuld. Nun war auch diese Erhaltungsquelle versiegt. In der benachbarten Grenzgemeinde Botosch war wohl billiges Feld von Jahr zu Jahr zu pachten, doch war es den benachbarten Gemeindebewohnern strengstens verboten. Wahrscheinlich wollten die Militärbehörden die Grenzbewohner zur Bearbeitung ihrer Felder zwingen. Wagte es jemand auf dem Schleichwege dort Feld zu pachten und es wurde entdeckt, so verlor der Pächter die ganze Ernte. Wer von einem ehrlichen Serben Feld pachtete, konnte wohl unter der Hand seine Fechsung einheimsen; war dies jedoch nicht der Fall, so führte der Pachtgeber selbst die Ernte Nachhause und der arme Pächter durfte keine Klage führen, weil er in diesem Falle straffällig geworden wäre. Zu diesem Übel gesellte sich noch ein zweites. Die Gemeinde Botosch lag im Grenzgebiet und daher mit unserer Gemeinde mit keiner öffentlichen Straße verbunden. Auf öffentlicher Straße nach Botosch zu gelangen, musste man über Sigmundfeld fahren. Seit der Gründung unserer Gemeinde benützten die Lazarfelder einen etwa über zwei Ackerlängen verkürzten Weg. Dieser führte von der Straße Lazarfeld - Sigmundfeld über die herrschaftlichen Felder zum Botoscher Hotar, wodurch ein über zwei Stunden dauernder Weg erspart blieb. Im Jahre 1866 ließ die Herrschaft diesen Weg plötzlich absperren. Trotzdem das Verbot der Feldpachtung der Lazarfelder in Botosch bereits aufgehoben war, machte die Herrschaft durch diese Maßnahme eine weitere Pachtung fast unmöglich. Der Oberstuhlrichter Demeter Sawitsch entschied auf die Beschwerde der Lazarfelder zu ihren Gunsten mit der Begründung, das der fragliche Weg schon über 30 Jahre ohne Einspruch der Herrschaft befahren werde. Von dieser Zeit an fristeten viele unserer Lazarfelder, durch die Pacht der Kirchen-, Schul- und Gemeindefelder auf dem Botoscher Hotar, ihr trauriges Dasein. Nach Auflösung der Deutsch - Banater Militärgrenze 1872 kauften unsere Ahnen auf dem Botoscher Hotar Jochweise Feld, besonders als der Feldpreis in der zweiten Hälfte der siebziger Jahre dort sehr niedrig war. Es kostete ein Joch Feld damals nur 50 - 60 fl. (Ö.W.). Im Jahre 1900 besaßen die Lazarfelder 569 und vor der Enteignung 1944 rund 1200 Joch Ackerfeld auf dem Botoscher Hotar. In der Zeit nach 1855, als die Bewohner von Etschka, Sigmundfeld und Lazarfeld ohne Feld und Vertrag in größter Armut lebten, tauchten wiederholt verschiedene Ansiedlungsprojekte auf. Bald wurde um Ansiedlung auf der Pußta Kenderesch (Herrschaft Kiss) oder in den Donaubuchtungen bei Kulpin, bald im Riede bei Großbetschkerek (Debela Hunka) usw. angesucht. Dieses Vorhaben kostete auch Geld. So wie der Ertrinkende sich an einem Strohhalm klammert, um sein Leben zu retten, ebenso opferten die einstens wohlhabenden Pächter oft das letzte Geld, wenn es galt, eine neue Ansiedlung und somit eine neue Heimat zu erhalten. Wegen verschiedenen Prozess Führungen gegen die Herrschaft erweiterte sich die Kluft zwischen Herrschaft und Untertanen immer mehr und mehr. Eine Überbrückung schien vorerst unmöglich. Das Notstandsjahr 1863, wie schon erwähnt, traf die Pächter der drei Gemeinden der Etschkaer Herrschaft doppelt schwer. Wegen der Unsicherheit des ferneren Fortbestehens der Gemeinden vernachlässigten sie ihre Wohnhäuser. Endlich gelang es den Etschkaer 1865 in den zur Militärgrenze gehörenden Perleser Ried, gegenüber von Titel, eine neue Ansiedlung zu gründen. Die Bewohner von Etschka, etwa 200 Familien, 85 Familien von Sigmundfeld und auch mehrere Familien unseres Ortes übersiedelten in den neu gegründeten Ort - Rudolfsgnad -, welcher am Ostermontag, 2.April 1866 seinen Einzug feierte. Zwei Jahre später genehmigte die Regierung eine weitere deutsche Ansiedlung im Donauried bei Opowo. Auch Lazarfelder sowie Sartschaer, Sigmundfelder usw. zogen nach Königsdorf und Albrechtsflor. Leider überschwemmte das Hochwasser 1874 und 1875 die zwei deutschen Dörfer und vertrieb endgültig die Siedler. Ein Grund, weshalb Etschkaer ihre Herrschaft verließen, schreibt Leo Hoffmann in seiner Geschichte der Banater Deutschen von 1717 bis 1848 auf Seite 94: "Die leidvolle Geschichte der Banater Dörfer ließe sich um viele Fälle vermehren; denn nicht überall war die Ortsgründung ohne Elend und Mühsal vonstatten gegangen. Oft hatten die Gemeinden vom einzelnen geldgierigen Grundherrn viel zu leiden, wie z.B. Deutsch Etschka (angesiedelt mit Deutschen 1802) wo die Grundherrschaft die Felder vertauschte, verkleinerte und die Bauern auf unerhörte Weise prellte." Dies trifft auch auf Sigmundfeld (gegr. 1809) und unsere Gemeinde zu. Dazu kamen noch in Lazarfeld der unaufschiebbare Schulbau 1869 und die furchtbare Cholera 1873, die etwa 50 - 60 Menschenleben in unserer Gemeinde forderte. Diese Verhältnisse erwägend, zeigt sich unserem geistigen Auge ein jammervolles Bild, ein Bild, das die hoffnungslos gewordenen Bewohner fast zur Verzweiflung trieb. Die verschiedenen Schicksalsschläge, welche über diese armen Kontraktualistengemeinden und deren Bewohner kamen, waren nicht im Stand, diese zu vernichten. Mit außergewöhnlichem Fleiß und äußerster Sparsamkeit kämpften unsere Ahnen für ihren ferneren Bestand. Eine Wendung zum Besseren trat ein, als im Jahre 1872 die Grundherrschaft ihre sämtlichen Felder teils an Großpächter, teils aber auch an einzelne Bewohner Lazarfelds Parzellen zu 200 - 400 Jochen in Pacht gab. Der k.u.k. General Sigmund Lazar, der die Widerspenstigkeit und die Pachtverweigerung seiner Untertanen im Jahre 1855 nicht vergessen konnte, starb am 17.Mai 1870. Die Verwaltung der ganzen Herrschaft überging an seine Witwe Viktoria geb. Gyorogi Edelsbacher, als der natürlichen und gesetzlichen Vormünderin ihrer Tochter, der Erbin Marianne Lazar de Etschka (1867 - 1893).

Die außergewöhnlichen Regengüsse der Jahre 1870 und 71 verursachten auf dem ganzen Hotar eine solche Überschwemmung, das nur mehr Rohr, Schilf ja sogar Weidenruten wuchsen. Fürst Egon von Thurn und Taxis als Gatte der Witwe des verstorbenen Generals Sigmund Lazar de Etschka beantragte, die herrschaftlichen Felder in Pacht zu geben und dabei auch die ehemaligen Untertanen, die Kontraktualisten von Sigmundfeld und Lazarfeld zu berücksichtigen. Seinen Antrag nahmen kompetente Stellen an, somit war der erste Schritt zur Verbesserung der Verhältnisse getan. Die besser gestellten Lazarfelder und Sigmundfelder beteiligten sich auch an der Pachtung. Zur Übernahme einer Parzelle vereinigten sich mehrere Bauern. Die übrigen Leute aber erhielten bei den Großpächtern Junga, Popowitsch, Ormody und Winter wenigstens Halbscheidbauer. Das Jahr 1873 aber brachte endlich das lang ersehnte Gesetz über die Kontraktualisten. Der 12. Gesetzartikel vom Jahre 1873, am 2.Juni d.J. sanktioniert, war nicht bloß von der Gemeinde Lazarfeld, sondern auch von vielen anderen Kontraktualgemeinden Südungarns freudigst begrüßt. Bald nach der Verabschiedung dieses Gesetzes übernahm der gewesene Oberstuhlrichter und Rechtsanwalt Demeter Sawitsch, der die Verhältnisse unserer Gemeinde genau kannte, die Vertretung der Kontraktualisten beim Gericht. Bei der nächsten Gemeindeversammlung ersuchte Ortsrichter Franz Klötzl auch den Oberlehrer Michael Eisler, der das Kontraktualistengesetz eifrig studiert hatte, bei der Verhandlung zu erscheinen. Rechtsanwalt Sawitsch vertrat die Meinung, dass die Gemeinde auf dem Prozesswege auf Grund des Gesetzes von der Grundherrschaft Ablösfelder beanspruchen kann. Oberlehrer Eisler erinnerte den Rechtsanwalt an den vorletzten, den 28.§ des Gesetzes, welcher sagt: "Die Verfügungen dieses Gesetzes beziehen sich auf alle jene Kontraktualisten, deren Vertrag zwar schon zu Ende ist, die jedoch noch im Besitze der Felder sind, ohne Rücksicht darauf, ob der Grundherr wegen Rückgabe derselben die Klage eingereicht hat oder nicht. Sollte jedoch in einem solchen Prozess bereits ein rechtskräftiges Urteil bestehen, oder die Kontraktualisten nur mehr im Besitze der Intravillangründe (Hausplätze) sein, können dieselben bloß die letzteren ablösen." Eisler betonte gleichzeitig, dass seinem Wissen gemäß die Bewohner von Lazarfeld bereits im Jahre 1856 durch gerichtliches Urteil aus dem Besitze der Felder gehoben wurden und in Wirklichkeit derzeit bloß im Besitze der Hausplätze sind. Rechtsanwalt Sawitsch anerkannte die Richtigkeit dieser Ansicht, bemerkte jedoch, das er es dennoch im Prozesswege versuchen wolle. Auf Anraten Eislers erhielt Sawitsch als Vorschuss bloß 50 fl. Nach erfolgter Durchführung bekommt er nach jedem Joche des zu erhaltenden Extravillans einen Gulden. Der Rechtsanwalt war damit einverstanden, strengte sofort im Sinne des Gesetzes die Klage gegen die Grundherrschaft an und verlangte Ablösfelder. Sawitsch ließ die Superädifikate (Wohnhäuser) gerichtlich abschätzen und brachte es wirklich soweit, das die Bewohner unserer Gemeinde Ablösfelder erhielten. Sein Gegner, der herrschaftliche Rechtsanwalt Vecsey hat entweder den von Eisler erwähnten 28.§ des oft genannten Gesetzes nicht gelesen, oder wollte von demselben, der Herrschaft in diesem Falle ein großes Recht sichernden Paragraphen, keinen Gebrauch anwenden. Wahrscheinlich trifft das erste zu, weil die Herrschaft zur Ablösung der auf 191700 fl. Geschätzten Wohnhäuser oder zur Ausfolgung von Ablösfelder vom Gericht verhalten wurde. (Siehe Beilage III. Erste Ablösung) Bezüglich der Ablösfelder haben die Bewohner unserer Gemeinde dem Fürsten Egon von Thurn und Taxis sehr viel zu verdanken, er wirkte dahin, dass nicht nur die berechtigten Originalhausbesitzer, sondern überhaupt jeder Hausbesitzer, der sich meldete, Ablösfelder erhielt. Die Ablösungssumme wurde mit 250 Gulden für ein Joch bestimmt und ist in 33 Jahren, also bis zum Jahre 1911 zu tilgen. Es entfällt demnach mit Zinsen und Kapitalstilgung für ein Joch 17 fl. 50 kr. jährlich in zwei Raten, am 1. Mai und 1. November, zu entrichten. Im Ganzen haben im Jahre 1879 von 217 Hausbesitzern 168 Parteien je 4 Joch Baufeld und 1 Joch Hutweide zur Ablösung übernommen. Von den übrigen 49 Hausbesitzern sei erwähnt, daß diese teils nicht in der Lage waren Ablösfeld anzunehmen, teils aber auch solches nicht annehmen wollten. Das Gerichtsprotokoll der Ablösfelder sowie das Namensverzeichnis der Ablöser bringt die Beilage III. Von dieser Zeit an entstand wieder neues Leben in unserer Gemeinde. Die Tatsache beweist, das allein im Jahre 1880 die Lazarfelder über 40 neue Wohnhäuser erstellten und vergrößerten. Die Zahl der Wohnhäuser nahm von Jahr zu Jahr zu, ebenso verschönerte und erneuerte man die alten Wohnhäuser. Durch die Ablösfelder, wenn auch nur geringe Anzahl von Jochen, war der fernere Bestand der Gemeinde gesichert. Seit dieser Zeit ließ die Herrschaft ihre übrigen Felder vorzugsweise im Pachtwege und Halbscheidbau wieder den Bewohnern von Lazarfeld und Sigmundfeld zukommen. 18 Jahre später, im Jahre 1897 suchten die Feldlosen, welche im Jahre 1879 keine Ablösfelder übernehmen konnten oder nicht übernehmen wollten, weil sie mit ihrem Intravillangründe noch immer nur Pächter waren, abermals im gerichtlichen Wege um Ablösfelder durch den Rechtsanwalt Nagy an. Das Gericht nahm die Schätzung der Häuser vor und die Herrschaft erklärte sich bereit, außer dem Hausplatze, je 5 Joch Ablösfelder zu überlassen. Die Ablösungssumme wurde mit 300 Gulden für ein Joch bestimmt und ist in 40 Jahren, also bis zum Jahre 1937 zu tilgen. Auch diesmal erhielten nicht nur die ehemaligen, zur Ablösung berechtigten Originalhausbesitzer, sondern überhaupt jeder Hausbesitzer, sogar jene, die mittlerweile auf den an die Gemeinde unmittelbar angrenzenden Extravillangründen der ersten Ablöser sich Häuser erbauten, je 5 Joch Ackerfeld. Für die betreffenden Ablöser setzten sich der herrschaftliche Güterinspektor Ignaz Winkler und unser bekannter Kreisnotar Peter Lafleur ein. Beide baten an der maßgebenden Stelle für die Nichtberechtigten so lange, bis man ihre Bitte erhörte. Wie sehr unsere Gemeinde an Wohnhäusern zugenommen hat, beweist die Tatsache, daß die bei der ersten Ablösung übrig gebliebene Häuserzahl von 49 bei der zweiten Ablösung auf 113 stieg. Das Gerichtsprotokoll der zweiten (neue) Ablösung sowie das Namensverzeichnis der Ablöser bringt die Beilage IV.

Nun nehmen wir den Faden der geschichtlichen Ereignisse unserer Gemeinde wieder auf, um ihn weiter zu spinnen. Am 8.Mai 1863 fand die Firmung der Lazarfelder Firmlinge durch Bischof Bonnanz in Kathreinfeld statt. Dieses Jahr war nicht bloß für die Bewohner Lazarfeld, sondern auch für ganz Ungarn ein sehr schlimmes Jahr, es war das Jahr des allgemeinen Notstandes. Infolge der Trockenheit war der Weizen größtenteils, der Mais dagegen gänzlich missraten. Wie in vielen anderen Gemeinden, mussten auch bei uns die armen Leute durch die so genannte "Volksküche" von 1863 auf 1864 ernährt, die Bauern aber mit Anbausamen versorgt werden. Während der Winterkälte hätten die Leute erfrieren müssen, wenn zum Glück in diesem Jahre die "Windhexe" (Unkraut) nicht in außerordentlicher Menge gewachsen wäre, die sie als Brennmaterial benützten. Auch die Schulen hat man mit "Windhexen" geheizt, denn das wenige Stroh, wie schon erwähnt, war ungemein teuer und nur korbweise zu kaufen. Eine Klafter Mohar (Kolbenhirse, Setaria, ein Pferdefuttergewächs) war eine Seltenheit und kostete 50 - 60 fl. Eine Klafter Stroh kostete 20 - 30 Gulden und ein Bund Maislaub 10 kr. Infolge der kärglichen Ernährung und C - Vitaminmangel erkrankten viele Leute an Skorbut. Das arme Vieh war wegen Futtermangel so kraftlos, daß es nicht stehen konnte. Lagerte es, konnte es ohne menschliche Hilfe nicht aufstehen. Die erhaltenen "Notstandsdarlehen" waren für die Bewohner Jahre hindurch eine drückende, schwere Last. Wegen der misslichen, traurigen materiellen Verhältnisse beschloss die Gemeinde, das von den Ahnen stammende Gelöbnis bezüglich der Hagelämter teilweise aufzulassen. Bis dahin war es laut einem Gelöbnis der Gemeinde, wie schon erwähnt, üblich, am dritten Tage der drei höchsten Feiertage (Weihnachten, Ostern und Pfingsten) je ein Hochamt, ferner am 1.Mai und am 2.Juli und an den zwischen diesen Tagen vorkommenden Donnerstagen je ein Hochamt unter dem Namen "Hagelamt" aus der Gemeindekasse lesen zu lassen. Es sollte fernerhin nur der dritte Tag der 3 Feiertage mit der Bedingung gehalten werden, daß für den Betrag der Festmessen nachmittags auch eine Andacht (Litanei) zu halten sei. Als der Ortsrichter Johann Bohn dem Pfarrer Julius Weitersheim dies mitteilte, erklärte der Pfarrherr, dass für die Litaneien, sowie für die Hochämter eigens 2 fl. zu zahlen sind. Bohn berief sich auf die schlechten finanziellen Verhältnisse der Gemeinde und erklärte sich bereit, das Gelöbnis der Vorfahren teilweise zu erfüllen, Weil der Pfarrer Weitersheim die Nachmittagsgottesdienste unentgeltlich nicht halten wollte, beschloss die Gemeinde im Jahre 1864 sämtliche bis dahin üblichen Gemeindegottesdienste gänzlich aufzulassen.

Zum Ausgleich mit den Ungarn so auch mit den Kroaten entschloss sich der Kaiser nach seiner zweimaligen Niederlage im Jahre 1867. Den ersten Anlass, wie schon erwähnt, ergab die Niederlage Österreichs durch den Verlust der Lombardei in Italien in der Schlacht bei Custozza und Solferino 1859. Der Kaiser versuchte anschließend die Zustimmung seiner Völker zu gewinnen und auch mit ihnen zu regieren. Das absolutistische System ließ man allmählich auflockern. Ausgeschaltete Volksvertretungen werden wieder herangezogen und es wird nach einer neuen Staatsregierungsform gesucht. Der zweite Anlass ergab sich erst als Österreich auch im preußischen - österreichischen Kriege in der Entscheidungsschlacht bei Königsgrätz 3.Juli 1866 besiegt und 1867 aus dem Deutschen Bund ausschied. Das Ausgleichsabkommen wurde geschlossen zwischen dem Kaiser und seiner Wiener Zentralregierung einerseits und Ungarn und Kroaten andererseits. Für Ungarn und Kroatien war eine nationale eigen sprachliche Selbstverwaltung mit eigener Gerichtsbarkeit. Landwehr, Kultus– und Unterrichtsverwaltung, Volksvertretung und Regierung vorgesehen. So entstand die österreichische – ungarische Doppelmonarchie, Kaiser Franz Josef I, war zugleich König von Ungarn. Weil man in dem Ausgleich tatsächlich nur die Ansprüche der Ungarn und Kroaten berücksichtigte, war es nur eine halbe Lösung. Der Ausgleich brachte zu der gesetzlich anerkannten Gleichberechtigung der Bürger und der Konfessionen nicht aber auch die Gleichberechtigung der Nationen und Nationalitäten. Um die beim Ausgleich unberücksichtigt gebliebenen Nationalitäten zu beschwichtigen, erließ man wohl das Nationalitätengesetz. Dieses war im Großen und ganzen nur ein Sprachengesetz und kam ohne Mitarbeit und Billigung der Deutschen und der übrigen Nationalitäten zustande. Es sicherte wohl den freien Gebrauch der Muttersprache auf allen Gebieten der öffentlichen Verwaltung. Der ungarische Staat war danach verpflichtet, Schulen aller Schulgattungen mit nicht ungarischer Unterrichtssprache zu errichten. Sogar die Beamten sollten aus den verschiedenen Nationalitäten hervorgehen. Der Kaiser mit seiner Wiener Regierung aber, der als Partner und Interessenvertreter der übrigen Nationalitäten (Deutsche, Serben, Rumänen, Slowaken, Tschechen, Bulgaren, Bunjewatzen, Schokatzen usw.) beim Zustandekommen des Gesetzes auftrat, überließ diese nach 1868 bis zur Auflösung der Doppelmonarchie 1918 untätig und gleichgültig ihrem Schicksal. Bei der Ansiedlung haben die Kaiser und die Kaiserin mit der Wiener Regierung unseren Ahnen das wichtige Amt eines Wächters an der Grenze gegen die Türken anvertraut. Sie waren gewillt und fähig die eigene Scholle, ihre Heimaterde und damit den Staat mit Leib und Leben zu verteidigen. Öfters verlangten unsere Ahnen vom Kaiser ihr Eigenrechtsdasein. So zum Beispiel der Vorschlag der "Bogaroscher Schwabenpetition" von Pfarrer Josef Novak ist am 2.Oktober 1849 Kaiser Franz Josef I. vorgelegt worden. Unverständlicherweise lehnte die Wiener Regierung solche Bitten der Deutschen Südungarns immer ab. Nach dem Ausgleich waren unsere Vorfahren einem übertriebenen nationalistischen kleinen Volke, nämlich den Ungarn, ganz ausgeliefert. Eine Volksgruppe weit außerhalb der deutschen Staatsgrenze ansiedeln und diese nachher für immer im Stich lassen, ist nicht nur eine politische Fehlentscheidung sondern eine schweres Vergehen gewesen. Die nationalpolitische Bedrohung begann, sie war für uns, die wir es später selbst miterlebten, die ärgste Gefahr. Der rücksichtslosen Magyarisierung der zwei Millionen Deutschen in Ungarn öffnete der Ausgleich Tür und Tor.

Im Jahre 1869 baute die Gemeinde das Schulhaus Nr. 100. (Siehe Schulwesen). 1870 und 1871 regnete es so viel, dass der ganze Hotar einem Meer glich. In den Gräben und Grundlöchern der Gemeinde konnte man fischen. Die Folge davon, im nächsten Jahr (1873) überwucherten die Felddisteln die Getreidefelder dermaßen, daß deren Vertilgung trotz größten Fleißes unmöglich war, Die Disteln unterdrückten den Weizen und zur Erntezeit glichen die Weizenfelder einem blauen Meere. In diesem Jahre kam noch dazu der gefürchtete, unheimliche Gast "Cholera" bereits schon zum vierten Male in die Gemeinde. Der erste Fall ereignete sich am 20.August. In diesem Falle finden wir ein merkwürdiges Zusammentreffen der Zahl 20. Es starb nämlich Theresia Marschall, 20 Jahre alt am 20.August und dies war zugleich die 20. Leiche in diesem Jahre. Diese fürchterliche Krankheit raffte abermals etwa 50 bis 60 kräftige Leute hinweg, erreichte am 2.September ihren Höhepunkt mit 14 Toten und erlosch gegen Mitte November.

Nach dem Ausgleich fand im Jahre 1872 die erste Abgeordnetenwahl für den Landtag statt. In unserem Wahlbezirk St.Georgen wählte die überwiegend deutsche Bevölkerung den ungarischen Großgrundbesitzer Ernö Daniel als ihren Vertreter. Auch nach der nächsten Wahl 1875 zog er wieder in das Parlament. Ihm folgten im Jahre 1878 Miklosch Kisch, 1881 und 1884 Graf Guido Karatschonyi, 1892, 1896 und 1901 Großgrundbesitzer Baron Dr. Geza Pap aus Elemir. Nur einmal errang die Opposition (die Partei "1848") im Jahre 1906 in unserem Wahlbezirk die Stimmenmehrheit. Gewählt wurde der Rechtsanwalt Samu Kardos aus Großbetschkerek. Bei der nächsten Wahl im Jahre 1910 zog wieder Baron Dr. Geza Pap in das Parlament. Er blieb bis Ende des ersten Weltkrieges 1918 unser Landtagsabgeordneter. Aus dieser Namensliste unseres Wahlbezirkes ist zu ersehen, daß die Abgeordneten ausschließlich ungarische Großgrundbesitzer waren und für deutsche Interessen, sowie für den Kleinbauern wenig Verständnis zeigten.

Im Jahre 1874 kaufte die Gemeinde um 2000 fl. von Franz Klötzl das Gemeindehaus. Klötzl hatte sowohl dieses, auch das andere dazugehörige ehemalige Herrschaftshaus. an dessen Stelle später die Schule HNr.72a stand, kurz vorher von Michael Zoldy gekauft. Er verkaufte das größere Haus der Gemeinde als Gemeindehaus, das andere aber der Regierung zu Schulzwecken. Beide Häuser nannte man die "Zoldy'schen Häuser", sie waren früher Herrschaftshäuser, fest gebaut, mit Magazin, Stallungen und geräumigen Kellern versehen. Das zu Schulzwecken gekaufte Haus wurde abgetragen und an seine Stelle mittels Staatshilfe das Schulhaus HNr.72a erbaut. (Siehe Schulwesen). Das als Gemeindehaus gekaufte Haus aber wurde im Millenniumsjahre durch entsprechende Umgestaltung des Magazins und der Stallungen in den Kindergarten verwandelt und durch einen Zubau gegen den Kirchplatz zu mit den nötigen Amtsräumen erweitert. Im selben Gebäude zwischen Kindergarten (nach 1918 Schule) und Notarswohnung ließ 1927 die Gemeinde drei Räume für das Postamt ausbauen. Bei der Gemeindegründung dürfte das Haus des jeweiligen Ortsrichters als Gemeindehaus gegolten haben, wie es noch heute in kleinen Gemeinden der Fall ist. Das erste Gemeindehaus war das Haus Nr.99 von wann bis wann ist nicht bekannt, nur soviel ist gewiss, dass in den vierziger Jahren das Haus Nr.102 bis 1874 das Gemeindehaus war. Das Lazarfelder Gemeindehaus, ein schöner, massiver Bau, entsprach in jeder Hinsicht seinen Anforderungen. Im Jahre 1892 ließ die Gemeinde die Dorfmitte mit Bäumen bepflanzen, die später als Parkanlagen dienten und sehr zur Verschönerung des Ortes beitrugen. Am 18.Februar 1874 fand ein grauenerregendes, blutiges Ereignis, ein schreckliches Verbrechen in unserer Gemeinde statt.

Der von St. Hubert zwei Jahre vorher nach Lazarfeld eingewanderte 28 Jahre alte Bauer Jakob Schaaf ermordete mit dem aus Soltur stammenden Fleischhauer (Metzger) Johann Kokron seine Frau Katharina, geb.Hary auf bestialische Weise. Beide schlichen sich zwischen 11 und 12 Uhr in der Nacht, bewaffnet mit einem scharf geschliffenen Fleischmesser, zum Bette der ahnungslos schlafenden Frau Schaaf. Jakob Schaaf führte selbst die Hand des Fleischhackers Kokron zum Halse des unschuldigen Opfers, der dann mit einem fachgemäßen Schnitt die Kehle der Frau durchschnitt. Weil Jakob Schaaf wohlhabend war, meinten die Unholde, den gut durchdachten Mord als Raubmord vortäuschen zu können. Die wirklichen Mörder hatte man alsbald entlarvt. Beim vorgetäuschten Fenstereinstieg vergaßen sie die Blumenstöcke vom Fensterbrett auf die richtige Stelle zu legen. Als Mitwissende mussten sich noch die Frau des Fleischhauers Klara geb.Fillips und die Geliebte des Jakob Schaaf, die ledige Maria Schaaf vor Gericht verantworten. Schaaf und Kokron wurden zu 20 jährigen Zuchthaus verurteilt, das Mädchen bekam zweieinhalb und die Frau des Fleischhauers ein halbes Jahr Kerker. Die Mörder sind dann später teilweise begnadigt worden. Als Schaaf mit seiner jungen, kaum 22 jährigen schönen und kräftigen Frau in die Gemeinde kam, war er ein nüchterner, arbeitsamer und braver Mensch. In seinen Häusern HNr.70 und 71 wohnten mehrere Mieter, darunter auch der Schlemmer und arbeitsscheue Fleischhauer Kokron. Bald hatte er seinen nüchternen Hausherrn, der als wohlhabender Mensch auf Feldarbeit und andere Arbeit nicht angewiesen war, so umstrickt, daß Schaaf eben auch ein Schlemmer und Verschwender, ja ein auf Gott vergessener Mensch wurde. Die Frau des Schaaf, die Umwandlung ihres Mannes wahrnehmend und auch wissend, daß nur die Gesellschaft des Fleischhauers daran schuld ist, wollte ihn vor dem Einfluss des Mieters freimachen. Sie kündigte Kokron die Wohnung. Dadurch zog sich die Frau die Feindschaft der Männer in dem Maße zu, daß beide auf Anraten des Fleischhauers beschlossen, die Unschuldige aus dem Wege zu räumen. Sie führten, wie oben geschildert, ihr teuflisches Verbrechen in bestialischer Weise aus. Diese Mordgeschichte aber lehrt und beweist deutlich und klar die Wahrheit des Sprichwortes: "Böse Beispiele verderben gute Sitten". Auch das Sprichwort: "Müßiggang. ist aller Laster Anfang", kann hier angewendet werden. Hätte Schaaf bestimmte Beschäftigung gehabt, oder wenigstens gesucht, wie er es anfänglich tat (legte eigenhändig in seinem Hause Fußboden und schreinerte Kästen und Türen), wäre er kaum zum Schlemmer und Verschwender und zuletzt sogar zum Mörder zu verführen gewesen. 1877 brannte das Haus Nr.148 des Nikolaus Simon nieder und im nächsten Jahr zündete ein Blitzschlag das Haus des Fillip Schwemlein HNr.48 an und brannte ebenfalls ab. Im Jahre 1880 am 9.Juni traf die Gemeinde ein harter Schlag. Am genannten Tag zwischen 10 und 12 Uhr ging ein gewaltiger Hagelschlag über den ersten Anbau der übernommenen Ablösfelder, wie auch der Pachtfelder der Gemeinde nieder und vernichtete die viel versprechende Ernte. Dieses Unglück traf die Bewohner, besonders die Ablöser sehr hart. Um den Verpflichtungen nachzukommen, erwartete man einerseits mit Sehnsucht die erste Ernte der Ablösfelder, andererseits war die zu so schönen Hoffnungen berechtigende Saat nicht versichert. Wie schon früher erwähnt, haben die Bewohner wegen ihrer Armut, zwar nicht ganz aus eigener Schuld, die Hagelfeiertage nicht mehr eingehalten. Als sie nun im Besitze von Feldern kamen und das furchtbare Hagelwetter die erste Saat vernichtete, hielten dies viele für einen Fingerzeig Gottes, die Nachkommen an das Gelöbnis der Ahnen zu erinnern. Das Jahr 1881 brachte Hochwasser mit Überschwemmungen und somit wieder Not an Lebens- und Futtermitteln. Von diesem Jahr kann man auch ein freudiges Ereignis berichten. Kronprinz Rudolf (1858 -89), einziger Sohn Kaiser Franz Joseph, verehelichte sich mit der Herzogin Stephanie aus Belgien. Bei dieser Gelegenheit fanden im ganzen Lande Feierlichkeiten statt. Nach Hunger und Not kam eine gute Ernte. Das Jahr 1882 war unter den Jahren der zweiten Hälfte des Jahrhunderts nicht bloß für Lazarfeld, sondern für das ganze Land das Fruchtbaste an Ernteerträgen. Im Jahre 1883, am Kirchweihsonntag, wurde die neue, durch Josef Hromadka und Sohn aus Temeschwar angefertigte Orgel in unserer Kirche feierlich eingeweiht. Die Anschaffung der Orgel hat eine kleine Vorgeschichte. Wegen seines guten Rufes luden die Tschestereger unseren Gesangsverein zur Einweihungsfeier ihrer Kirche am 16. Mai 1882 ein. Bei dieser Gelegenheit führte der Chor unter Leitung seines Chormeisters Michael Eisler dessen "Baßsolo - Messe" auf. Der schöne und präzise Gesang gefiel der Grundfrau Gräfin Leona von Tschekonitsch derart, daß sie dem Chormeister einige Tage nachher 50 Gulden Ehrenhonora, übersenden ließ. Bischof Josef Nemeth dankte ebenfalls für den schönen Gesang und als er erfuhr, daß Schuldirektor Eislers Wunsch eine neue Orgel wäre, versprach er eine diesbezügliche Unterstützung bei unserem Bischof Bonnaz zu befürworten. Die erhaltenen 50 Gulden bestimmte Eisler zur Anschaffung einer neuen Orgel. Weiter bat Eisler den damaligen Landtagsabgeordneten Grafen Guido von Karatschonyi, wie auch die eigene Grundherrschaft um Unterstützung und erhielt von beiden zur Anschaffung der neuen Orgel je 50 Gulden. Zu diesem Zwecke sammelte Lehrer Wenzel Marschall bei den Gemeindebewohnern 400 Gulden. Eisler sammelte wiederum bei Kaufleuten in Großbetschkerek über 150 Gulden. Das Bittgesuch an Bischof Bonnaz für Zuschuss zum Orgelbau blieb ohne Erfolg. Die Ursache dürfte wahrscheinlich die Schulbaugeschichte vom Jahre 1869 gewesen sein. (Siehe Schulwesen) Auf diese Weise kamen 700 Gulden zusammen und die zur Anschaffung der neuen Orgel noch fehlenden 300 Gulden übernahm die Gemeinde. Das Jahr 1884 war in wirtschaftlicher Hinsicht für die Lazarfelder abermals von besonderer Bedeutung. Der Großbetschkereker Grundbesitzer Nikolaus Kupusarowitsch (unter dem Namen "Kranja" bekannt) war arg verschuldet. Seinen 700 Joch großen Besitz verkauften zwei Großbetschkereker Geldinstitute gegen 10 jährliche Abzahlung in kleineren Parzellen für 280 Gulden das Joch an Kleingrundbesitzer. Die Lazarfelder übernahmen bei dieser Gelegenheit etwa 300 Joch, dadurch gestalteten sich die wirtschaftlichen Verhältnisse günstiger. Ähnliches erfolgte im Jahre 1887. Der Großbetschkereker Philipp Eckstein verkaufte seine mit Amortisation belasteten Felder an Lazarfelder Bauern mit 25 Gulden und dem darauf haftendem Darlehen, so daß ein Joch 275 Gulden kostete.

Aus der Ehe des k.u.k. Generals Sigmund Lazar gingen drei Töchter hervor. Marianna, Szigmondka und Viktoria. Die Universalerbin und das letzte Familienmitglied der Etschkaer Herrschaft, Marianna Lazar de Etschka verehelichte sich am 28.Dezember1887 mit dem Reichsgrafen Felix Harnoncourt Unverzagt und übernahm mit ihrem Gatten die Verwaltung der ihr laut Testament allein gehörenden Herrschaft. (Der Erbe konnte nur immer ein Kind sein) Ihre Mutter, Viktorine, wie schon erwähnt, heiratete Fürst Egon von Thurn und Taxis, nahm gegen eine entsprechende Entschädigungssumme von dem ihr noch ferner zukommenden Nutznießungsrecht abstand. Der Fürst zog mit seiner Familie nach seinem im Eisenburger Komitat angekauftes Gut Baltavar. Reichsgräfin Marianna Harnoncourt, geb. Lazar de Etschka starb schon 26-jährig am 10.Jänner1893. Sie hinterließ drei Kinder: Maria Luise, Felix (geb. 1891) und Alice Harnoncourt. Maria Luise heiratete einen Bürgerlichen, Felix war krank und blieb unverheiratet, Alice verehelichte sich mit Markgraf Pallavicini. Aus dieser Ehe gingen zwei Töchter und ein Sohn hervor. Das Agrarreformgesetz nach 1918 hat sie enteignet. Es blieben ihnen 518 Joch Feld und der 1366 Joch große Fischsee. Soweit die Familiengeschichte der Etschkaer Herrschaft.

Im Jahre 1888 brannte das Haus des Josef Schneider HNr.25 ab. Kronprinz Rudolf, einziger Sohn des Kaisers, von liberaler Einstellung, durch seinen Vater politisch kaltgestellt, verübt im Februar 1889 im Alter von 31 Jahren in Mayerling mit der jungen Baronesse Vetsera Selbstmord. Der nächste Thronfolger wurde der Sohn des Karl Ludwig von Habsburg, ein Neffe des Kaisers, Franz Ferdinand. Er plante und unterstützte den föderalistischen Umbau der Donaumonarchie. Nach neun Jahren, am 28.November 1898 konnten die Bewohner von Lazarfeld Se. k.k. Hoheit Erzherzog Franz Ferdinand, den Thronfolger von Österreich und Ungarn feierlich Empfangen und begrüßen. Der damals 35 jährige Thronfolger besuchte das Banat und war mehrere Tage Gast des Reichsgrafen Felix Harnoncourt und fuhr, von der Fuchsjagd aus der Sozov kommend, durch unsere Gemeinde nach Etschka. Der Reichsgraf war ein bekannter Jäger und politischer Anhänger des Thronfolgers. Mit Freuden begrüßten die Lazarfelder die Fertigstellung der Eisenbahnlinie zwischen Großbetschkerek, Modosch und Werschetz im Jahre 1889. Der Verkehr vor dem Ausbau der Eisenbahn war in der Mittersgasse sehr rege. Durch den Ort, als Vorort von Großbetschkerek, zogen in langen Wagenreihen die östlich von uns gelegenen Gemeindebewohner, beladen mit ihren Feldprodukten, zur Stadt. Das große Gasthaus bot den Durchreisenden Rast und im Sommer Erfrischung, daher für den Wirt eine gute Einnahmequelle. Nach dem Bau der Eisenbahn blieb auch der Personenverkehr mit Wagen durch Lazarfeld aus. Wegen der Stadtnähe fuhren unsere Bauern ihr Getreide wie früher mit dem Wagen nach Großbetschkerek. Dies änderte sich erst nach dem ersten Weltkrieg, als der Getreidepreis für die Beförderung auf dem Wasserwege höher lag. Der Getreideverladeplatz für Lazarfeld war die Bega bei Klek. Zuckerrüben und Vieh lieferte man mit der Eisenbahn. Die wegen mangelnden Straßenbaumaterials nicht ausgebauten Verkehrswege waren im Winter sehr schlecht. Der Straßenbau begann bei uns erst während des zweiten Weltkrieges. Im Jahre 1890 beauftragte die Behörde die Gemeindevorstehung, die Gassen der Gemeinde mit entsprechenden ungarischen Namen versehen zu wollen. In der Sitzung vom 20.September 1890 beschloss die Gemeindevorstehung folgende Gassenbenennungen: die Vordergasse erhielt den Namen des Weisen der ungarischen Nation Deak, die Mittersgasse und der Gemeindeplatz benannt nach dem größten ungarischen Helden Hunyadi, die Hintergasse hieß zum Andenken des großen ungarischen Denkers und Dichters Eötvös utcza (Gasse). Die mittlere Quergasse, die zur Eisenbahn führt, erhielt den Namen des Ministers Baross, der die Eisenbahnlinie erbauen ließ, die östliche Quergasse, benannt nach dem damaligen Ministerpräsidenten Graf Szypary, die westliche Quergasse nach dem Namen des Obergespans Josef Hertelendy, die folgenden Gassennamen haben Beziehungen mit der Ortsgeschichte; die südliche Häuserreihe war Egonsor (Reihe), nach dem Namen des Fürsten Egon v. Thurn und Taxis benannt, weil er es vermittelte, daß auch diese Häusler Ablösfelder erhielten, die damals neu angelegte Häuserreihe am Friedhof (Thor Gustav Gasse) erhielt den Namen des Advokaten und Stuhlrichters Sawitsch, der die Ablösung erwirkte und den gesperrten Botoscher Feldweg wieder öffnen ließ. Die gegen Westen, ebenfalls damals neu angelegte Gasse (Menches Gasse), erhielt den Namen Viktoria, von der Fürstin Viktoria v. Thurn und Taxis und die Häuserreihe im Norden und Osten wurden nach dem Namen der Gutsbesitzerin Marianna benannt. Die Blumengasse entstand kurz nach 1900.

Am 4.November 1891 entstand nach einem Requiem in der Sakristei Feuer, welches man erst nachmittags entdeckte. Das Feuer erfasste ein mit Ministranten- und Messgewändern gefüllten Schrank und vernichtete die Kanzeltreppe. Die durch den Ortspfarrer Josef Olajosch eingeleitete Sammlung, dann eine Unterstützung des Bischofs Alex. von Dessewffy, sowie der Beitrag der Versicherungsgesellschaft ermöglichten die Renovierung und die Ausmalung der Kirche. Bei dieser Gelegenheit ließ Schuldirektor Michael Eisler durch seine Spende von 100 fl. den Hochaltar vergolden. Bei der Aufstellung der neuen Orgel haben die Wagner-Meister Josef Schneider und Johann Kipper den Chor unentgeltlich verändert und erweitert und jetzt wiederum vergrößert. Im Jahre 1854 durch den "Marienverein" gekaufte Marienstatue fand auf dem jetzt neu erbauten Marienaltar ihren Platz. Der Altarverein in Budapest aber spendete der hiesigen Kirche sehr schöne Ministranten- und andere Kirchenkleider. Am 8.Juni 1892 feierte unsere Gemeinde, sowie in ganz Ungarn, das 25 jährige Krönungsfest des Kaisers und Königs Franz Josef I. Am 20.Juni 1894 starb der Vorkämpfer für die Unabhängigkeit der demokratischen Verfassung Ungarns und Führer der ungarischen Erhebung 1848 Lajos Kossuth als Emigrant in Turin. Im Jahre 1894 ließ Michael Eisler und seine Gattin Magdalena, geb.Laßloffy auf dem hiesigen Friedhof einem Gelöbnis zufolge eine öffentliche Kapelle zu Ehren der schmerzhaften Mutter Gottes erbauen, die am 22.Juli des genannten Jahres durch Dechant Pfarrer Karl Abfall aus Etschka die feierliche Weihe erhielt. In der Kapellengruft ruhen die verstorbenen Angehörigen der Familie Eisler. In dieser Zeit ließ Pfarrer Josef Olajos die Friedhofswege neu anlegen. Im Millenniumsjahr (1896 das 1000 jährige Bestehen Ungarns) ermöglichten 14 Familien durch ihre Spenden den Bau der Kreuzwegstationen im Friedhof. Die meisten Gemeindebewohner führten das Baumaterial unentgeltlich an und viele Mitglieder der I. Spar- und Vorschussgenossenschaft hinterlegten von ihrem Guthaben den Betrag von 117 fl. als Fond zur Erhaltung des Kreuzweges. Die Namen der Spender dieses Fonds sind im Pfarrarchiv hinterlegt. Die Namen der Familien, die Stationen mit 24 fl. Baukosten errichteten, sind folgende:

1.     Johann und Franziska Bohn

2.     Witwe Susanna Jakschitz, Josef u. Katharina Sauer

3.     Georg und Franziska Zwirner

4.     Familie des verstorbenen Thomas Bohn

5.     Josef und Barbara Schwemlein

6.     Peter und Elisabetha Lafleur

7.     Adam, Peter und Josef Jakschitz.

8.     Nikolaus und Anna Schneider 131

9.     Josef und Peter Marschall

10.  Witwe M. Rikert und Witwe Anna Klötzl

11.  Pfarrer Josef Olajos

12.  Johann und Anna Rauch

13.  Michael und Magdalena Eisler

14.  Franz und Anna Klötzl

Wie die angebrachte Gedenktafel bezeugt, ist der neue Kreuzweg am Millenniumandenken der Spender. Als Lazarfeld seine elektrische Straßenbeleuchtung 1929 erhielt, ließ man auch an Friedhofswegen elektrische Beleuchtungskörper anbringen. Durch diese und andere Erneuerungen galt unser Friedhof als einer der gepflegtesten in der Umgebung. An Allerseelen glich er einem Blumen- und Lichtmeer. Beim Erdbeben am 8.April 1893 stürzten Schornsteine ein, die Hausdächer beschädigt. Während der Erntezeit des gleichen Jahres ging ein so starker Sturm über die Gemeinde und die Gemarkung, dass von vielen Weizenfeldern die Garben von den Kreuzen weggefegt wurden. Im Jahre 1894 wurde das Haus des Thomas Massong HNr.165 ein Raub der Flammen. Das Jahr 1895 brachte abermals Hochwasser. Unsere Gemeinde blieb davon verschont, aber bei Rudolfsgnad brachen am 19.April die Dämme ein und das Hochwasser überflutete die neue Ansiedlung. Viele Rudolfsgnader kamen nach Lazarfeld und fanden bei den Verwandten, bis zum Wiederaufbau ihrer Häuser, Obdach und Hilfe. Auch im Herbst des nächsten Jahres regnete es soviel, daß man vier Pferde vor einen Wagen spannen musste, um die Maisernte heimzubringen. Die Amtsräume unseres Gemeindehauses bedurften seit längerer Zeit einer Erweiterung. Als zweites Millenniumandenken ließ die Gemeinde durch einen Aufbau an der Westseite die Amtsräume so vergrößern, daß sie jeder Gemeinde als Muster gelten können. Dieser Bau blieb bis zur Vertreibung unverändert. Ein drittes Millenniumandenken ist ferner noch der erste artesische Brunnen. Schon zehn Jahre vorher versuchte die Gemeinde, weil das Schöpfbrunnenwasser schlecht und salpeterhaltig ist, artesisches Wasser zu bekommen. Eine dreimalige, an verschiedenen Stellen versuchte Bohrung blieb stets erfolglos. Laut Gemeinderatsbeschluss vom 30.März des Millenniurnsjahres nahm man wieder eine Bohrung in der Mittersgasse auf dem Gemeindeplatz vor und diesmal mit Erfolg. Das Wasser floss aus einer Tiefe von über 100 m aber erreichte nicht die Erdoberfläche. Daher mussten sie eine 3 m tiefe Zisterne bauen, das Trinkwasser war gut und gesund. Leider versiegte der Brunnen nach drei Jahren. Die Bewohner gerieten fast in Verzweiflung darüber, daß sie abermals das ungesunde, schlechte Schöpfbrunnenwasser trinken müssen. Es war ihnen bekannt, dass das Grundwasser in nassen Jahren bis zur Erdoberfläche steigt und das Wasser aus dem Brunnen fließt. Wochenlang mussten Mensch und Tier dann "braunes Wasser" zu sich nehmen. Alsbald wurde in einer Entfernung von 2 m abermals gebohrt und sie erhielten in derselben Tiefe artesisches Wasser, das ebenfalls bei 3 m tief unter der Erdoberfläche floss. Erst nach etwa zehn Jahren kam der Ramm- oder Nortonbrunnen, genannt "Schlenkelbrunnen" für das Herauspumpen des Grundwassers in den Handel. Bis zur Vertreibung versorgten 12 öffentliche, artesische Brunnen die Bevölkerung mit gutem und gesundem Trinkwasser. In der Regel zahlten die Hausbesitzer die Instandsetzungskosten und die Gemeinde übernahm die Erhaltung der Brunnen. Im Millenniumsjahr führte die Regierung in den Gemeinden das Standesamt ein. Bis dahin registrierte alle Geburten, Todesfälle und Trauungen der Priester im Pfarramt. Bis zu diesem Zeitpunkt gab es auch nur kirchliche Trauungen. Nun wurde auch die standesamtliche Trauung oder die bürgerliche Ehe eingeführt. Bei Trauungen bot der neu erbaute und geräumige Sitzungssaal im Gemeindehaus für alle Hochzeitsgäste Platz. In diesem Jahr wurde das Krankenhaus in Großbetschkerek vergrößert und erneuert, so konnten auch kranke Menschen der näheren Umgebung dort Hilfe und Pflege finden. Noch im selben Jahr wanderten 8 – 10 Lazarfelder Familien nach Silwasch im Karasch Severiner Komitat aus. Sie versprachen sich von ihrer Auswanderung bessere wirtschaftliche Verhältnisse. In ihrer neuen Heimat rodeten sie Wälder, doch der hochgelegene, steinige Boden brachte nur eine karge Ernte. Einige von ihnen kehrten nach Jahren enttäuscht und arm wieder zurück nach Lazarfeld.

In Jahre 1897 begannen sich die landwirtschaftlichen Arbeiter zu organisieren. Abgesandte der sozialistischen Partei aus Budapest führten 400 Arbeiter von Elemir und anderen Gemeinden am 21.Mai und am 28.Mai aus St.Georgen, Kathreinfeld, Klek, Lazarfeld usw. 500 Arbeiter zum Obergespan nach Großbetschkerek, dem sie ihre Anliegen vortrugen. Sie forderten gerechteren sozialen Ausgleich, besonders mehr Lohn für Ernte- und Druscharbeiten und drohten bei Nichterfüllung ihrer Forderungen mit einem Erntestreik. Der Obergespan mahnte sie zur Mäßigung und versprach alles in ihrem Interesse zu unternehmen. Trotzdem kam es am 11.Juni in Serbelemir zu einer größeren Demonstration in deren Verlauf die Gendarmen zwei Arbeiter niederschossen, die aufgebrachte Menge erschlug die zwei Gendarmen. Am 30.Juni begann in aller Ruhe die Erntearbeit und die versprochene Hilfe blieb natürlich aus. Diese sozialen Missstände gaben Anlass zur späteren Auswanderung unserer Landsleute nach Übersee. Im gleichen Jahr am 5.Juli verursachte wieder ein Sturm beträchtlichen Schaden in der Ernte.

Am 12.März 1898 rief ein trauriges Ereignis nicht bloß bei den Bewohnern von Lazarfeld, sondern in der ganzen Umgebung allgemeine Bestürzung hervor. Die in ziemlich guten materiellen Verhältnissen stehende Bäuerin Margarethe, Gattin des Jakob Kern, geb. Rauch, machte ihrem noch jungen Leben, sie war kaum 24 Jahre alt, durch Erhängen ein gewaltsames Ende. Bevor sie aber ihre schreckliche Tat an sich verübte, beging sie eine noch schrecklichere Tat dadurch, daß sie ihre sämtlichen Kinder, vier an der Zahl, das jüngste noch ein Säugling, durch Erwürgen tötete. Was die Veranlassung zu dieser furchtbaren und zugleich rätselhaften Tat gewesen sein mag, konnte nicht ermittelt werden. Mutter und Kinder wurden in einem gemeinsamen Grabe unter großer Beteiligung der Lazarfelder und der Umgebung zur ewigen Ruhe bestattet.

Über die Monarchie und das Herrscherhaus kam unerwartet wiederum große Trauer. Am 17. September gleichen Jahres erstach der italienische Anarchist Lucini die volkstümliche und beliebte 61 jährige Kaiser- und Königin Elisabeth (Schwester des Herzog Karl Theodor v. Bayern, 1854 vermählt mit Kaiser Franz Josef I.) in Genf in der Schweiz.

Im Jahre 1899 am 15.März lag noch 15 - 20 cm hoher Schnee, was im Banat um diese Jahreszeit selten vorkam. Am 6. Juli 1900 tobte in Lazarfeld ein heftiger Sturm. Der abgeerntete Weizen stand schon in Kreuzen aufgeschichtet. Die Garben trug der Sturm bis in den zweiten und dritten Acker, so daß dem Eigentümer fast nichts übrig blieb. Das Jahr 1900 war für die Bewohner unserer Gemeinde dennoch ein Jahr der Freude. Reichsgraf Felix Harnoncourt, als gesetzlicher und natürlicher Vormund der Erben der Etschkaer Herrschaft, verpachtete sämtliche zur Gemeinde Lazarfeld gehörenden herrschaftlichen Felder, etwa 2800 Joch, an die Gemeindebewohner. Die Felder waren bisher an Großpächter vergeben. Unsere Leute vereinigten sich in Gruppen und pachteten alle Felder, die ehemals zu Lazarfeld gehörten, um einen Jahrespachtpreis von 18 fl. 50 kr. für das Katastraljoch auf 12 Jahre. Dadurch bewirtschafteten die Lazarfelder, die in der zweiten Hälfte der verflossenen hundert Jahre fast heimatlos waren, die gleiche Jochzahl, wie ihre Vorfahren bei der Ansiedlung vor hundert Jahren. Nun konnten sie die bevorstehende Hundertjahrfeier der Gemeinde mit größerer Freude vorbereiten. Zu diesem Fest verfasste Schuldirektor i.R. Michael Eisler eine Ortsmonographie, in der die wichtigsten Ereignisse aus den Jahren 1800 bis 1900 festgehalten wurden. Im Vorwort seiner Monographie schreibt Eisler wörtlich:

"Die hierortiger Gemeinde- Repräsentant beschloss in der am 9. Jänner i.J. stattgefundenen Sitzung einstimmig, den 100-jährigen Bestand der Gemeinde festlich zu feiern, die 100-jährige Geschichte derselben durch den Druck in einer "Monographie" zu veröffentlichen. Es wurde ein "Festkomitee" entsendet und der Gefertigte einstimmig damit betraut, die herauszugebende "Monographie" zu verfassen. So ehrend das einstimmige Vertrauen für meine Wenigkeit war, ebenso schwer drückte mich dasselbe im Bewusstsein, daß meine diesbezügliche Aufgabe in Ermangelung der notwendigsten Daten fast nicht ausführlich schien, denn die 100 jährige Geschichte einer Gemeinde, deren wichtigsten Ereignisse, Entwicklungen usw. niederzuschreiben, wozu die nötigen Daten und Aufzeichnungen aus der Vergangenheit sozusagen gänzlich mangeln, ist gewiss eine sehr schwierige Arbeit. Der Gefertigte übernahm trotzdem bereitwillig die ihm gewordene Aufgabe zu lösen, auf sich, weil er von den verflossenen 100 Jahren ein Drittel selbst hier durch- und miterlebt hat und durch die zu erkundigenden, wichtigeren, in der "Monographie" von Lazarföldje niederzuschreibenden Ereignisse gleichsam Bausteine zu einem Fundament, auf welchem in der Folge weiter gebaut werden kann, niederlegen wollte. Ob und inwiefern dem Gefertigten die Lösung seiner schwierigen Aufgabe gelungen ist, das mögen Jene beurteilen, die das Werk im Großen und Ganzen als vom besten Willen beseelt, abgefasst, hinnehmen. Die Mangelhaftigkeit ist dem Verfasser wohl bekannt; doch dieselbe zu beheben, war einerseits wegen gänzlichem Datenmangel, andererseits wegen der Kürze der Zeit ein Ding der Unmöglichkeit. Die geschichtlichen Ereignisse in der Gemeinde lieferten Pfarrer Adalbert Kögl von Etschka und Pfarrer Desiderius Hegedüs von hier, beide aus der "Historie Domus" entsprechende Daten, wofür denselben, besonders dem Herrn Pfarrer Kögl für die Bereitwilligkeit, mit welcher er die Geburts-, Trauungs- und Sterbefälle der ersten drei Jahre namentlich zusammenschrieb, hiermit innigster Dank ausgesprochen wird. Dank gebührt ferner auch dem Herrn Kreisnotär Lafleur, der mich in jeder Hinsicht bereitwilligste unterstützte. Schließlich sei auch Dank dem Ortsrichter Matthias Bering und den Herrn Christof Schaaf, Franz Schneider HNr.125 und Josef Prem jun. zuteil, da erster als anerkannter Pferdezüchter die nötigen Aufklärungen gab, letztere aber die statistischen Daten bezüglich der Bevölkerung und des Besitzstandes bereitwilligste von Haus zu Haus einsammelte. So wandere denn hinaus in die Welt, du bescheidenes Werkchen, das die Geschichte einer kleinen aber wackeren Gemeinde erzählt. Sei freundlich von den Nachkommen, denen du den schweren Kampf der um ihre Existenz ringenden Vorfahren vor Augen führst, aufgenommen. Heil der wackeren Gemeinderepräsentanz, die den patriotischen Beschluss fasste, die hundertjährige Geschichte der Gemeinde in dieser Monographie zu verewigen, den Nachkommen als ein liebes Gedenkblatt zu überliefern.

 

Lazarföldje, im Monat Juni 1900.

Der Verfasser".

 

Der Verlauf der Feierlichkeiten der 100- Jahrfeier ist aus dem Festprogramm ersichtlich: Festprogramm bezüglich des am 28.August (Patronatsfest) 1900 aus Anlass des 100- Jährigen Bestandes der Gemeinde Lazarföldje zu veranstaltenden Jubelfestes.

Kirchliche Feierlichkeiten.

  1. Am 27. August wird Se. Hochwürden Ortspfarrer Desiderius Hegedüs für alle Verstorbenen dieser Gemeinde ein feierliches Requiem mit Libera abhalten.

  2. Denselben Tag Abends hält Pfarrer Hegedüs die Festvesper: nachher aber führt Se. Hochwürden Pfarrer Josef Olajos die Gläubigen in feierlicher Prozession auf den Friedhof, allwo die Kreuzwegandacht, dann in der Friedhofskapelle die Todtenvesper, Predigt und Libera stattfinden; die Gräber sind zu schmücken und zu beleuchten.

  3. Am 28. ist feierliche Festpredigt und Festgottesdienst mit "Te Deum". Die Festpredigt hält Se. Hochwürden Pfarrer Franz Holz, das Hochamt aber celebriert Se. Hochwürden Abt und Dechant Pfarrer Franz Sabo mit Assistenz der nach ihm einst als Pfarrer hier tätig gewesenen Hochw. Herren Franz Holz, Koloman Fuchs, Josef Olajos und des gegenwärtigen Herrn Pfarrers Desiderius Hegedüs.

  4. Nachmittags ist Festvesper, gehalten von Se. Hochwürden Herrn Pfarrer Koloman Fuchs.

Weltliche Feierlichkeit.

  1. Am 28 August um 5 Uhr früh Tagreveille, welcher durch drei Böllerschüsse signalisiert wird. Hernach durchzieht das Musikkorps mit klingendem Spiele die Gemeinde, deren Häuser mit Nationalfahnen zu schmücken sind.

  2. Nach dem Festgottesdienst wird vor dem Gemeindehaus eine Festrede gehalten. Vor und nach derselben singt der Gesangsverein "Hazadnak" (Szozat) und "Isten ald meg a magyart" (Hymnus).

  3. Festbankett im großen Gasthause.

  4. Nachmittags nach der Festvesper, ist freie Tanzunterhaltung für die Jugend.

  5. Abends findet ein "Kränzchen" statt.

Sonstige Bestimmungen

  1. Zu dem bereits vorhandenen Betrag von 139 Kronen, welche als Opfergeld gelegentlich der durch Se. Hochwürden Herrn Pfarrer Josef Olajos allhier abgehaltenen ,Erntefeste" eingeflossen sind und zur Anschaffung eines "Centenariumsgeschenkes" für die Kirche bestimmt wurden, bewilligte die Gemeindevertretung aus der Kultuskassa noch 60 Kronen zur Anschaffung einer neuen "Monstranz" für die Kirche mit der Widmung: "Lazarföldje 100 eves fennallasariak emlekeül - a hitkozseg". Zum Andenken des 100 jährigen Bestandes der Gemeinde Lazarföldje die Kultusgemeinde.

  2. Die politische Gemeinde aber lässt die Geschichte der verflossenen 100 Jahre, in soweit selbe eruirbar ist, durch den Druck als "Monographie der Gemeinde Lazarföldje" veröffentlichen und im Anhang derselben sind sämtliche lebende Bewohner der Gemeinde namentlich anzuführen; ebenso ist ein statistischer Ausweis über die Besitzverhältnisse der Bewohner der Monographie beizufügen.

  3. Für das Gemeinde-, Schul- und Pfarrarchiv wird je ein entsprechendes "Gedenkbuch" aus der Gemeindekassa angeschafft, in welches in Zukunft die wichtigsten Ereignisse in der Gemeinde nebst sonstigen denkwürdigen Ernte- und Witterungsverhältnissen einzuschreiben und für die Nachwelt aufzubewahren sind.

Lazarföldje 1900, am l.August

Das Festkomitee", "Punkt 10, 11 und 12 dieses Programms sind bereits durchgeführt". Protokoll aufgenommen in Lazarföld am 28. August 1900 anlässlich des 100 Jährigen. Bestehens der Gemeinde.

Am 28. August wurde in Lazarföld anlässlich des 100 Jährigen. Bestehens der Gemeinde eine feierliche Festversammlung abgehalten. Als Festgäste nahmen teil: Zombori Ronay Jenö Obergespan, Dr. Dellimanowitsch Lajos Vicegespan, Dr. Papp Geza Landtagsabgeordneter, Graf Harnoncourt Felix, Winkler Ignaz herrschaftlicher Güterinspektor, Daniel Ferenz Landrat, weiter aus Lazarfeld Lafleur Peter Kreisnotär als Schriftführer, Bering Matthias Bürgermeister, Klötzl Johann Vicebürgermeister, Michael Georg Kassier, Jakschitz Peter und Koch Matthias Geschworene, Gemeinderäte: Eisler Michael, Bohn Johann, Schneider Nikolaus, Zwirner Georg, Bohn Franz, Kipper Franz, Bergenthal Albert, Rauch Johann, Marschall Peter, Massong Peter, Marschall Wenzel, Welder Adam, Michi Josef, Schaaf Christof, Kapitän Franz, Stadtfelder Nikolaus, Jerch Josef und Schneider Franz.. Behring Matthias, der Bürgermeister der Gemeinde eröffnete die Festversammlung. Lafleur Peter, der Notar der Gemeinde ersuchte Dr. Dellimanitsch Lajos, Vicegespan den Vorsitz und den Obergespan, Ronay Jenö den Ehrenvorsitz zu führen. Der Antrag wurde angenommen. Den anwesenden Ehrengästen wurde der Dank ausgesprochen. Es folgen die Unterschriften aller anwesenden Festgäste". Die Festrede hielt Schuldirektor i.R. Michael Eisler und das von ihm verfasste Gedicht trug sein Sohn Nikolaus vor: "Zum 100 Jährigen Jubiläum der Gemeinde Lazarföldje“.

                                                   I.     Männer, Frauen, Kinder, Greise

All' die hier versammelt sind,

Freut' Euch im Familienkreise,

Freut' Euch Alle, - Mann und Kind.

                                                 II.     Willkommen auch Ihr lieben Gäste,

Herbeigeeilt von Nah und Fern -

Zu unser'm schönen Jubelfeste

Begrüßen wir Euch herzlich gern!

                                               III.     Wir feiern heut' ein schönes Fest:

Den hundertjährigen Bestand -

Von einem kleinen Menschennest

Im schönen, weiten Ungarnland!

                                               IV.     Und dieses kleine Menschennest

Ist mein Geburtsort Lazarfeld,

Von diesem Euch erzählen lässt,

Mein Vortrag Euch vielleicht gefällt.

                                                 V.     Einst war allhier ein freier Platz

Zwei große, schöne Viehweiden,

"Martinze" und "Despotovaz"

War der Name von den Beiden.

                                               VI.     Da zogen fleiß'ge Hände her

Den Boden zu bebauen;

Der ganz verlassen öd' und leer,

Entvölkert war zu schauen.

                                             VII.     Und bald entstand ein neuer Ort

"Lazarföldje" war sein Name;

Und dieser blühte auf sofort

Im schweren Schweiß der Ahnen!

                                           VIII.     Durch der Ahnen Tätigkeit

War der Boden bald urbar.

Und es stieg in kurzer Zeit

Der Wohlstand hier von Jahr zu Jahr.

                                              IX.     Die neue Heimat war jedoch

Nur auf Vertrag gegründet;

D'rum hat man später jedes Joch

Den Pächtern dann gekündet.

                                                X.     Keine Scholle blieb ihr Eigen,

Für so viel Müh' und Plag',

Denn sie wollten sich nicht beugen

Dem neuer,, schweren Pachtvertrag!

                                              XI.     Schwere Zeiten. große Not

Mussten die Nachkommen dulden;

Und im Kampf fürs liebe Brot

Stürzen sich gar oft in Schulden.

                                            XII.     Ohne Feld, fast heimatlos

Durchlebten sie so manches Jahr,

Armuth, Elend - schwer und groß

Das Erbteil ihrer Kinder war.

                                          XIII.     Doch endlich sprach im Siebzigdrei

Der Landtag es gesetzlich aus,

Daß abgelöst kann werden frei

Der Pächter Feld und Hof und Haus!

                                          XIV.     Nun war gesichert der Bestand,

Wenn auch mit wenigen Jochen nur;

Und Sparsamkeit und fleißige Hand

Vertrieben bald der Armuth Spur.

                                            XV.     Neues Leben - reges Streben

Ist in Lazarfeld erwacht.

Denn die "Ablösefelder" schweben

Nicht in endlos, ew'ger Pacht.

                                          XVI.     Hundert Jahre sind verflossen

Seitdem Lazarföldje steht.

Von den Ansiedlungsgenossen

Keiner mehr hier herumgeht.

                                        XVII.     Draußen auf dem Friedhofsacker

Schlummern sie in süßer Ruh'

Die im Dasein kämpften wacker

Bis das Grab sie deckte zu.

                                      XVIII.     Seid gesegnet D’rum Ihr Ahnen -

Die dort auf dem Friedhof ruh'n,

Auf des Lebens rauhen Bahnen

Woll'n auch wir - wie Ihr es thun.

                                          XIX.     Heut' an unser'm Jubeltage

Lasset uns recht fröhlich sein,

Ohne Kummer, ohne Klage

Freut' Euch Alle - Groß und Klein.

                                            XX.     Herr im schönen Himmelszelt

Erhör' zum Schluss mein innig Fleh'n:

Schenk' der Gemeinde Lazarfeld

In Zukunft Glück und Wohlergeh'n.

                                          XXI.     Dem König und dem Vaterland

Sei dreimal "Eljen" dargebracht.

Geweiht sei Beiden Herz und Hand

Und ew'ge Treue kundgemacht."

N.B. "Die aus Anlass des 100- Jährigen Bestandes der Gemeinde Lazarföldje von Michael Eisler verfasste "Monographie" ist für 1 Krone bei der Gemeindevorstehung zu haben". Nach der gut gelungenen Hundertjahrfeier, die festlich und mit viel schwäbischem Schwung ihren Abschluss fand, wollen wir die weiteren geschichtlichen Ereignisse der nächsten 50 Jahre aufzählen.

 

Am 2.April 1901 nachmittags 17.55 Uhr suchte ein Erdbeben unsere Gemeinde heim. Das Beben dauerte zwar nur 5 bis 6 Sekunden, die Erdstöße waren aber so heftig, dass die massivsten Häuser wankten. In zahlreichen Bauten klafften fingerdicke Risse, der Putz fiel ab, etwa zehn Kamine stürzten auf die Dächer. Voller Panik flohen die Leute aus ihren Wohnungen und übernachteten im Freien. Nach der Jahrhundertwende stellte sich in Lazarfeld allmählich ein wirtschaftlicher Aufschwung ein. Der Grund hierfür liegt in der Bewirtschaftung der Ablös- und Pachtfelder durch die Ortsbewohner. Nachdem die Gemeinde den Besitzlosen, Jungverheirateten Landsleuten Bauplätze zum Bau eines Eigenheims zur Verfügung gestellt hatte, konnte sie die bereits begonnene Auswanderung nach Übersee unterbinden. Eine rege Bautätigkeit setzte nun ein. Der Ort wuchs. So entstand von 1901 - 1909 die Blumengasse, Name des ersten Siedlers, und die zweite Häuserreihe der Thor-Gustav-Gasse von Hausnummer 192, 193, 195, 196 bis zur Hausnummer 217. Der günstigen Entwicklung der Landwirtschaft konnte der Staat auf die Dauer nicht mehr desinteressiert gegenüberstehen. So gab er den Anstoß zur Abhaltung von Ausstellungen. Im späten Frühjahr des Jahres 1902 fand in Lazarfeld eine Viehausstellung statt. Besucher aus nah und fern strömten herbei und bewunderten besonders die prächtigen Noniuspferde der Lazarfelder. In etwa der gleichen Zeit zeigten in Großbetschkerek die Handwerker und Geflügelzüchter, was sie zu leisten im Stande waren. Diese Ausstellungen sind deshalb erwähnenswert, weil sie die ersten dieser Art in der engeren Heimat waren und den Grundstock für die immer wiederkehrenden Leistungsschauen legten.

In diesem Jahr zeigte sich das Wetter von seiner ungünstigsten Seite. So verschob sich der Beginn der Weizenernte um 10 Tage. Am 11.Juli, die Lazarfelder befanden sich gerade mitten in der Ernte, brach über das Dorf der wohl größte Sturm seit Menschengedenken herein. In Sekundenschnelle verfinsterte sich der Himmel. Die Schnitter stürzten zu den Pferdefuhrwerken und sprengten heimwärts, um in den Gehöften Schutz zu suchen. Der Sturm wirbelte die Weizengarben durch die Luft und trug sie kilometerweit bis zur Bega. Der entfesselte Südwind (Koschawa) deckte fast alle Dächer ab, nahm sogar das ganze Schindeldach der Rossmühle mit, beschädigte den Kirchturm schwer, entwurzelte mannsdicke Bäume, schmetterte sie gegen die Häuser und riss den Kamin des Schulhauses HNr.72 a samt Storchennest, in dem sich vier Junge befanden, in die Tiefe. Der Verfasser des Buches, der sich als elf Tage alter Säugling mit seiner Mutter auf einem Heimwertseilenden Fuhrwerk befand, wäre damals beinahe von einem umstürzenden Maulbeerbaum erschlagen worden.

Am 19.Juli 1903 feierte der Kreisnotar von Lazarfeld und Sigmundfeld Peter Lafleur sein zwanzigjähriges Dienstjubiläum. In Anerkennung seiner Verdienste um die Gemeinde wurde ihm zu Ehren eine Gemeindefeier verbunden mit einem Volksfest veranstaltet. Um die Ausgaben der Festlichkeiten zu decken, bewilligte die Gemeindevorstehung 200 Kronen. Außerdem rief sie eine Stiftung, die den Namen des Jubilars Peter Lafleur trug, und eine Summe von 50 Kronen beinhaltete, ins Leben. Nutznießer dieser Stiftung sollten jene Volksschüler sein, die in der ungarischen Sprache die besten Fortschritte zeigten. Peter Massong, der damalige Bürgermeister überreichte dem Geehrten ein von der Gemeinde gestiftetes Geschenk. Wie sehr man die Arbeit dieses Kreisnotars Peter Lafleur schätzte, unterstreicht die Tatsache, dass bei dieser Feier sogar der Ober- und Vicegespan (Regierungspräsident) der Landtagsabgeordnete Dr. Geza Papp sowie sämtliche Gemeindenotare der Umgebung anwesend waren. Herr Lafleur revanchierte sich bei der Gemeinde für die ihm erwiesenen Aufmerksamkeiten, indem er bei einer anschließenden Tanzunterhaltung die gesamte Dorfjugend bewirtete.

Am 4.Februar des Jahres 1904 feierte der gebürtige Lazarfelder Peter Prem in seinem Heimatort sein erstes heiliges Messopfer. Das ganze Dorf hatte sich schon wochenlang vorher gerüstet, um den Festtag des Diakons würdig zu begehen. Es dürfte wohl in der Geschichte unserer Gemeinde das erste Mal gewesen sein, dass aus Lazarfeld ein Priester hervorgegangen war. Als Kaplan wirkte er in Großbetschkerek, Im l.Weltkrieg betreute er als Seelsorger die Gemeinde Beodra. Später versah er die Pfarrstelle in dem großen Ort Torda. Dort verstarb er im Jahre 1935. Seine sterbliche Hülle wurde in seinen Geburtsort überführt. Fast seine ganze Pfarrgemeinde gab ihm das letzte Geleit.

Im Hochsommer 1904 ging wie ein Lauffeuer die Kunde durch den Ort: "Der alte Mayer Matthias HNr.204 ist beim Dreschen in die Maschine gekommen!" Die Verletzungen waren so schwer, dass Mayer noch an der Unfallstelle verschied. Noch waren die Kränze auf dessen Grabhügel nicht verwelkt, da läutete wieder das Sterbeglöcklein. Diesmal war der hier geborene und hier wirkende Lehrer und Organist Wenzel Marschall, erst fünfzigjährig, in die Ewigkeit abberufen worden. Die Gemeinde verlor in ihm einen sehr geschätzten und geachteten Mitbürger. In dieses Jahr fiel auch die Gründung der Kreditgenossenschaft "Hittelszövetkezet", die bis Ende des 1.Weltkrieges bestand und am wirtschaftlichen Aufschwung des Ortes nicht unbeträchtlichen Anteil hatte. ls Schriftführer fungierte der an die hiesige Volksschule versetzte Lehrer Johann Welsch, der ein gebürtiger Lazarfelder war. Die Dorfbewohner vergrößerten in dieser Zeit auch ihren Landbesitz durch den Ankauf von 400 Joch der Gemarkung Kathreinfeld, genannt "Plankfeld" und 200 Joch, genannt "Spitzfeld". Im Juli des Jahres 1905 ereignete sich in Lazarfeld ein grässlicher Unfall mit Todesfolge. Obzwar die meisten Bauern den Drusch ihrer Ernte durch die modernen Dreschmaschinen vornehmen ließen, besorgten diese Arbeit bei einzelnen Bauern noch Pferde. Dabei wurde Maria, die Tochter des Johann Michi von den Hufen eines Wildgewordenen Pferdes so unglücklich getroffen, das sie kurz darauf verstarb. Das Jahr 1906 brachte wiederum eine Vergrößerung des Landbesitzes der Lazarfelder. 351 Joch Feld aus der Gemarkung Kathreinfeld, genannt "Hintere Kendresch", konnten durch die Gemeindebewohner angekauft werden. Im Banat wurde die Not der besitzlosen Tagelöhner immer größer. Als die neue Ernte heranreifte, weigerten sie sich, für einen Hungerlohn zu schneiden. Nachdem die Behörden eine Verbesserung des Arbeitslohnes in Aussicht gestellt hatten, erklärten sie sich bereit, die Erntearbeit aufzunehmen. Die Weigerung der Tagelöhner ging in die Geschichte als der so genannte, "Schnitteraufstand" ein. Als sich die Versprechungen der Behörden als leer erwiesen, wanderten viele dieser Enttäuschten nach Amerika aus und fanden dort Arbeit und ein zufriedenes Leben. In dieser Zeit zeigte sich das Wetter von seiner launischsten Seite. Mitte September setzte urplötzlich heftiges Schneetreiben ein und begrub die Fluren unter einer weißen Decke. Im Oktober aber lachte die Sonne vom Himmel und spätsommerliches Wetter vertrieb den allzu frühen Winter wieder aus dem Lande. Lazarfeld und Sigmundfeld bildeten zusammen eine Kreisnotarstelle mit dem Sitz in Lazarfeld. In diesem Jahr wurde nun die Errichtung einer eigenen Notarstelle für Sigmundfeld verfügt. Zum Notar von Sigmundfeld wählte man den bislang in Lazarfeld tätigen Vizenotar Johann Schaub. Gegen Ende des Jahres äschert ein Brand das Wohnhaus HNr.16 des Peter Jakschitz ein. Durch die tatkräftige Hilfe der Dorfbewohner konnte ein übergreifen der Flammen auf andere Gehöfte verhindert werden. Im Dezember des Jahres 1906 gründete Karl Heler, in Großbetschkerek, eine deutschsprachige Lokalzeitung "Unser Blatt", die auch von den Lazarfelder gerne gelesen wurde. Im Mai des Jahres 1907 erreichte die Lazarfelder die furchtbare Nachricht, dass der Ort Rudolfsgnad zum vierten Male von den Hochwassern der Donau und Theiß arg heimgesucht worden war. Da sehr viele Lazarfelder Freunde und Verwandte in diesem Dorf besaßen, versetzte sie diese Botschaft in Angst und Schrecken. Schon bald darauf trafen viele Unglückliche in Lazarfeld ein und fanden dort mit "Kind und Kegel" und dem geretteten Viehbestand eine einstweilige Bleibe. Nachdem die Überschwemmung abgeklungen war, gingen die Verwandten beider Gemeinden mit vereinten Kräften daran, ihre Häuser in Rudolfsgnad wieder neu aufzubauen. Der wachsenden Schülerzahl genügten die vorhandenen Schulräume nicht mehr. Sie machte einen Erweiterungsbau um ein Klassenzimmer notwendig. Zugleich mit diesem Bauvorhaben wurde ein Lehrmittelzimmer erstellt. Von diesem Zeitpunkt an wurde unsere Volksschule vierklassig geführt. Der Schuldirektor a.D. Stefan Kaufmann aus Sankt Georgen brachte um diese Zeit sein deutschsprachiges Wochenblatt "Südungarische Rundschau" in Großbetschkerek heraus. Mit der Herausgabe dieser Wochenzeitung stellte "Unser Blatt" sein Erscheinen ein. Im Jahre 1908 konnten die Lazarfelder Bauern ihrem bereits ansehnlichen Besitz an Grund und Boden weitere 740 Katastraljoch der Gemarkung Kathreinfeld, genannt "Vordere Kendresch", zum "Plankfeld", "Spitz" und "Hintere Kendresch" hinzufügen. Die früheren Eigner dieser Felder Haas und Deutsch hatten die oben erwähnten Gründe von der ehemaligen Herrschaft Kiss aus St.Georgen käuflich erworben. Kurz darauf tätigten die Bewohner unserer Gemeinde wieder einen Landkauf, nämlich 400 Joch der Gemarkung Lazarfeld genannt "Ankauffelder" von der Etschkaer Herrschaft. Die Gemeinde erstand in eigener Regie davon 168 Joch. Mit 128 Joch wickelte die Gemeindevorstehung im Jahre 1923 mit den Besitzern der "Hutweide", Viehweide  ein Tauschgeschäft ab. Jeder "Hutweidbesitzer" erhielt für 3/4 Joch "Hutweide" ein Joch Feld aus dem Gemeindeeigentum. Damit schaffte man einen ständigen Zankapfel, viele Viehhalter besaßen keinen Anteil an der "Hutweide", ein für allemal aus der Welt.

Die Rossmühlen der Gemeinde genügten den Anforderungen einer modernen Mehlerzeugung bei weitem nicht mehr. Fortschrittliche Lazarfelder Bürger schlossen sich deshalb zu einer Aktiengesellschaft zusammen, um den Bau einer modernen Dampfmühle in die Wege zu leiten. Noch im ersten Jahresviertel erstand in der Nähe des Bahnhofes eine zweckmäßige, vielbestaunte Dampfmühle. Am 19.März nahm Ortspfarrer Hochw. Desiderius Hegedüsch die Weihe vor. Schon nach einem Jahr konnten die Aktionäre einen Gewinn von 10735 Kronen buchen. Das Dampfmühlenprojekt verdankte seine Entstehung Herrn Hans Menches, Gemeindenotar Peter Lafleur, Kassier Josef Michi, Ortsrichter Josef Brem und Franz Brem, Obergespan Herr Imre Lovieser wurde auch Aktionär dieser Gesellschaft. In der Dampfmühle arbeiteten Maschinen, die der "Ersten Landwirtschaftlichen Maschinenfabrik" in Budapest entstammten. Nicht nur die Mehlerzeugung, sondern auch auf dem Gebiete der landwirtschaftlichen Maschinen bahnte sich eine Neuerung an. Im Laufe des Jahres 1908 hielten die ersten Mähmaschinen, Selbstbinder, aus Amerika Fabrikat: Mc Cormick, Masseyharis, Plano, Jonston, Osborne usw. ihren Einzug. Nach dem 1.Weltkrieg gesellten sich zu diesen amerikanischen Fabrikaten deutsche Maschinen der Firma Krupp. Nach 1935 fanden nur noch deutsche (Fabrikat: Lanz, Fahr, Baut usw.) ihre Käufer. Bei der Vertreibung wies unsere Gemeinde einen Maschinenpark von 260 Mähmaschinen und 130 Anbaumaschinen auf.

Auch in diesem Jahr musste die Feuerwehr ihr Können unter Beweis stellen. Hieß im Jahre 1906 der Hausbrandleider Peter Jakschitz HNr.16, so traf diesmal das Unglück seinen Nachbarn, Johann Tessling, HNr.17. Nachdem Herr Johann Bohn HNr.73 sein Feld, das sich zwischen Friedhof und Bahnhof erstreckte, als Bauland zur Verfügung gestellt hatte, hielt die rege Bautätigkeit in unserer Heimatgemeinde unvermindert an. So entstanden 1909 die Häuser in der Bahnhofstraße Hausnummer 218 - 231. Damit schloss sich allmählich die Lücke, die zwischen Ort und Bahnhof geklafft hatte.

Mit Erlass Nr. 2899 vom 8.Mai 1909, gez. Obergespan Imre Lovieser, wurde Lazarfeld das Recht eingeräumt, jeden Donnerstag einen Wochenmarkt abzuhalten. Zum ersten Wochenmarkt, der am Donnerstag, den 13.Mai 1909 auf dem Gemeindeplatz stattfand, boten Händler und unsere Bäuerinnen ihre Waren feil. Der Andrang der Käufer war so groß, daß sich Wagen und Körbe bereits am ersten Markttag restlos leerten. Obwohl man diesem Wochenmarkt nur kurze Lebensdauer prophezeite, hielt er sich als Lebensmittelmarkt doch bis in die späten Zwanzigerjahre. Die Etschkaer Herrschaft verkaufte an die Lazarfelder 96 Katastraljoch, die so genannte "Wiese". Auch für dieses Jahr muss der Chronist einen tragischen Unfall vermelden: Der Rossmüller Nikolaus Bartl, der letzte seines Standes, verunglückte bei seiner Müllerarbeit tödlich. Im schwülen Mai des Jahres 1910 entlud sich über unserer Heimatgemeinde ein überaus heftiges Gewitter, das mit einem Wirbelsturm verbunden war. Der Schaden, den dieses Unwetter an den noch nicht reifen Saaten anrichtete, war nicht unbeträchtlich. Am 15.August brach im Anwesen des Johann Klötzl, HNr.15, ein Feuer aus. Ein rasch um sich greifender Brand vernichtete das im Hof aufgeschichtete Stroh und andere Futtervorräte. Damit waren alle drei Nachbarn, nämlich Jakschitz (1906), Tessling (1908) und schließlich Klötzl (1910) im Abstand von jeweils zwei Jahren von einer Feuersbrunst heimgesucht worden. Man vermutete daher zwar Brandstiftung der Verdacht konnte allerdings durch Beweise nicht erhärtet werden. Der Hofbrand im Anwesen Klötzl vom Vorjahr war unseren Landsleuten noch in sehr unliebsamer Erinnerung, da loderten die Flammen erneut gegen den nächtlichen Himmel Lazarfelds. Zwei Nachbargehöfte, nämlich HNr.165 und 166 brannten lichterloh. Im Hause des Massong Thomas war das Feuer zuerst ausgebrochen. Infolge heftigen Sturmes griffen die Flammen auch auf das Anwesen Schaff Thomas über. Trotz unermüdlichen Einsatzes der Feuerwehr konnte nicht verhindert werden, dass beide Gehöfte bis auf die Grundmauern niederbrennten. In dieses Jahr fiel auch der Bau der Zuckerfabrik in Großbetschkerek. Die Errichtung dieser Fabrik mit einer Jahreskapazität von 1 Mill. dz war für unsere Bauern von eminenter Bedeutung. Nun begannen sie mit dem Anbau einer neuen Feldfrucht, der Zuckerrübe. Da zwischen Lazarfeld und Großbetschkerek eine Eisenbahnverbindung bestand, konnte die Zuckerrübenernte bequem auf dem Schienenweg nach Großbetschkerek verfrachtet werden. Der Zuckerrübenanbau stellte an Mensch und Tier zwar sehr hohe Anforderungen, erwies sich aber auch als recht gewinnbringend. Überhaupt brachte das Jahr 1911 durch seine Rekordernte den Lazarfelder Bauern einen Batzen Geld. Und doch fiel ein Schatten der Trauer auf das ganze Dorf. Am 11.November 1911 schloss Schuldirektor i.R., Michael Eisler, für immer seine Augen. Unter außerordentlich zahlreicher Beteiligung seiner einstigen Schüler und der gesamten Bevölkerung bettete man ihn in der Friedhofskapelle, die er selbst hatte erbauen lassen, zur letzten Ruhe. Mit ihm verlor unser Heimatort eine Persönlichkeit, die ob ihrer Heimatliebe, Hilfsbereitschaft und Sachkenntnis in allen Lebensbereichen sich wärmster Wertschätzung erfreute. Am 14.März 1912 wurde Herrn Obergespan Imre Lovieser laut Beschluss des Gemeinderates Lazarfeld in dankbarer Anerkennung der Verdienste, die er sich um das Gemeindewohl erworben hatte, das Ehrenbürgerrecht der Gemeinde Lazarfeld verliehen. Anlässlich dieser Feierstunde enthüllte Bürgermeister Josef Brem im Sitzungssaal des Gemeindehauses das Bild des Ehrenbürgers. Die letzte Rossmühle, die gegen Großbetschkerek Gelegen war, hatte längst ausgedient und fiel nun der Spitzhacke zum Opfer. Der Grund, auf dem diese Mühle gestanden hatte, gehörte der Gemeinde und wurde von ihr als Bauland veräußert.

Unsere Bauern hatten von der Etschkaer Herrschaft Harnoncourt Felder für 12 Jahre gepachtet. Nachdem dieser Pachtvertrag ausgelaufen war, erstanden sie auf der Gemarkung Lazarfeld 1200 Joch. Der Kaufpreis je Joch belief sich auf 1400 Kronen, davon mussten 60 Kronen angezahlt, der Rest in Raten getilgt werden. Der reichsgräflichen Herrschaft Harnoncourt verblieben 1800 Joch Lazarfelder Hotar und 1000 Joch im Sigmundfelder Hotar. Diesen Landbesitz verpachtete die Herrschaft bis 1918 an unsere Leute, wobei der Pachtzins pro Jahr und pro Joch 70 Kronen betrug. Ein Jahr vor Ausbruch des ersten Weltkrieges vergrößert sich der Ort um weitere zwölf Häuser, nämlich von Hausnummer 234 bis Hausnummer 276. Damit nahm das neue Dorf seinen Anfang. In diesem Jahr brach über die Familie des Jost Josef, HNr.63, große Not herein, äscherte doch ein Brand das ganze Wohnhaus ein.

Am 28.Juli 1914 fielen die Schüsse in Sarajewo. Der zwanzigjährige, schmächtige und fanatische Gymnasiast, Gawrilo Prinzip, hatte sie abgefeuert, Extrablätter schreien die Ereignisse in alle Welt: das österr.- ungarische Thronfolgerehepaar in Sarajewo ermordet! Erzherzog Otto, Bruder des ermordeten Thronfolgers Franz Ferdinand, war bereits 1906 vierzigjährig verstorben. So wurde sein Sohn, Erzherzog Karl (1887-1922), zum Thronfolger der österr. – ungarischen Doppelmonarchie, die 43 Mill. Einwohner zählte und 17 Nationalitäten aufwies, ausgerufen. Hochspannung herrschte nun zwischen der Monarchie und Serbien. In Gruppen standen die Lazarfelder Bürger zusammen und in den ernsten Gesichtern stand die bange Frage: "Wird es Krieg geben? Was wird dann aus uns werden?" Und die Schüsse von Sarajewo lösten tatsächlich den ersten Weltkrieg aus. Die wehrfähigen Männer Lazarfelds wurden zu den Waffen gerufen. Die zurückgebliebenen Frauen, Kinder und Greise standen in den Haustüren und horchten klopfenden Herzens gegen Süden, von wo der Wind zuweilen den Kanonendonner der Schlacht um Belgrad an ihr Ohr trug. Und der Krieg forderte seinen Tribut. Schon in den ersten Augustwochen erschütterte die Nachricht vom Heldentod der ersten Lazarfelder. Schon Monate währte nun das gewaltige Völkerringen. In Galizien und in den Karpaten verteidigten auch Lazarfelder Männer ihre Heimat gegen die "Russische Kriegswalze". In der Heimat aber bestellten die Frauen, Großväter und sogar die halbwüchsigen Kinder die Felder und versorgten das Vieh. In diesen Wochen trafen die ersten russischen Kriegsgefangenen in unserem Dorf ein und zeigten sich als willige Arbeiter. Im Jahr 1915 machten die "Pickelhauben" in ihren feldgrauen Uniformen Quartier in unserem Heimatort. Damit fand eine erste Begegnung zwischen Auslandsdeutschen und Reichsdeutschen statt. Die deutschen Soldaten wurden von unserer Bevölkerung herzlich aufgenommen. Davon zeugt ein Schreiben vom 13.Juni 1915 der 6. Batterie des Feldart. Reg. 201 an die Gemeinde. In diesem Brief bedankt sich der Kommandeur für die Gastfreundschaft unserer Lazarfelder. Am 8. Juni feierten unsere Dorfbewohner gemeinsam mit den deutschen Landsern den Jahrestag der Königskrönung in der Kirche. Die Festmesse umrahmte der deutsche Soldat, Lehrer Heinrich Kopp, auf der Orgel. Feierlich erklangen dazu die ungarische und die deutsche Hymne aus vielen Kehlen. Der Krönungstag schloss mit einer weltlichen Feier im "Großen Gasthaus" Peter Kapitän. Hauptmann Ressel begeisterte unsere Bevölkerung durch eine erhebende Festansprache. Das zweite Kriegsjahr brachte eine Verknappung der Lebensmittel mit sich. Das führte dazu, daß unsere Bauern Getreide abliefern mussten. Schon beim Drusch wurde die Weizenmenge genauestes registriert. Nur Brot- und Samengetreide konnten unsere Bauern für sich behalten; alles Übrige mussten sie restlos abliefern. In diesen Tagen durften nur jene Bauern im Hofe ihren Weizen dreschen, die eine genügend große Tenne besaßen. Kleinere Hofbesitzer Dreschen ihren Weizen auf den nahe liegenden Feldern. Damit wollte man einer Brandgefahr vorbeugen. Wie begründet diese Vorsichtsmaßnahme war, beweist die Tatsache, das eines Nachts im Juli mehrere Garbenschober mit dem Dreschkasten des Franz Kristof, HNr.141, ein Raub der Flammen wurden. Immer mehr Opfer forderte der Krieg. Auch in diesem Jahr stieg die Zahl der Gefallenen an. Ende November 1916 starb nach 68jähriger Regierungszeit der Kaiser und König der Doppelmonarchie Franz Josef. Mit ihm schied der letzte Garant der Einheit der Österreich - ungarischen Doppelmonarchie. Nach seinem Tod übernahm sein Großneffe, Kaiser Karl I., die Regierung. Er arbeitete unabhängig von Deutschland auf den Frieden hin. Im November 1918 entsagte er der Regierung, nicht aber dem Thron. 1921 versuchte er zweimal vergeblich den ungarischen Thron Zurückzugewinnen. Am 1.April 1922 starb er in der Verbannung auf der Insel Madeira.

Das Jahr 1917 brachte für unsere Dorfgemeinschaft die Verwirklichung eines schon längst geplanten Vorhabens, nämlich die Pflasterung der Bahnhofstraße bis nahe zur Kirche. Die Freude darüber war sehr groß, denn die Ortsstraße und vor allem die Bahnhofstraße glichen zur Zeit der Rübenkampagne mehr einem Acker denn einer Straße. Freilich, ein Wermutstropfen fiel in den Kelch der allgemeinen Freude: Der Staat konfiszierte kurzerhand die im Dorf bereits gelagerten Pflastersteine und baute damit die Verkehrsstraße Betschkerek - Panschowa, die für Militärtransporte erhöhte Bedeutung gewonnen hatte, aus. Infolge der stetig größer werdenden Lebensmittelknappheit wurde die Getreideablieferungspflicht erheblich verschärft. Plakate, die an Zäunen und Toren angeschlagen waren, forderten die Bevölkerung auf, Kriegsanleihen (zu 8%) zu zeichnen. Nach dem verlorenen Krieg erwiesen sich diese Anleihen als wertlos. Einige unserer Gemeindebewohner büßten dadurch einen Teil ihres Besitzes ein. Die Versorgung der Bevölkerung mit Konsumgütern gestaltete sich in diesem dritten Kriegsjahr als äußerst schwierig. Deshalb rief man das Konsumgeschäft "Hangya"(Ameise) ins Leben, das Herr Ronay Vilmos mit großer Umsicht leitete. Die auf sechs Jahre befristete Pacht der 1.800 Joch aus der Gemarkung Lazarfeld, die sich im Besitz der Etschkaer Herrschaft befanden, lief im Jahre 1918 aus. Die Herrschaft bot dieses ihr letztes Feld den Lazarfelder zum Kauf an. Schon 1917 begannen die Vorarbeiten zur Aufteilung der Felder. Herrschaft und Staat stellten folgende Bedingungen: Verheiratete Kriegsteilnehmer mit Kindern haben Anspruch auf sechs Joch, verheiratete Kriegsteilnehmer ohne Kinder sowie ledige Kriegsteilnehmer erhalten vier Joch. Für Familien ohne Kriegsteilnehmer waren zwei Joch vorgesehen. Kriegerwitwen und Kriegsversehrten sowohl aus Lazarfeld als auch aus Klek räumte man bei dieser Landverteilung Vorrechte ein. Die damalige Gemeindevorstehung konnte und wollte die Verantwortung für diese Bodenverteilung nicht alleine tragen. Deshalb berief die Etschkaer Herrschaft die Altruistenbank zu Budapest als Treuhänder für den Verkauf ihrer Felder. Selbstverständlich trieben die anfallenden Verwaltungskosten den Verkaufspreis in die Höhe. So ergab sich pro Joch eine Verkaufssumme von 2.800 Kronen. 1000 Kronen hatte der Interessent sofort auf den Tisch zu blättern, der Rest konnte in Jahresraten beglichen werden. Ähnliche Bedingungen ergaben sich auch für die Gemeinde Sigmundfeld, auf deren Gemarkung die Herrschaft 1000 Joch veräußerte. Am 18. April 1918 erschien der Obergespan mit einer Kommission in der Gemeinde, um die gerechte Verteilung der Herrschaftsfelder zu überprüfen. Nachdem die hohen Herren den Plan für gut befunden hatten, konnten die 1800 Joch Felder vermessen und den neuen Besitzern übereignet werden. Den finanziell schlechter Gestellten erschien der Kaufpreis zu hoch. Eine Abordnung von ihnen wurde beim Landwirtschaftsminister Weckerle in Budapest vorstellig und versuchte den Kaufpreis günstiger zu gestalten. Ihr Bemühen zeigte leider keinen Erfolg. Im Herbst konnte das neu erworbene Feld bebaut werden. Am 13. Juli dieses Jahres, die Weizenernte war unter Dach und Fach, um 11 Uhr wurde unsere Heimatgemeinde und ein Teil unserer Fluren von einem schweren Gewitter heimgesucht. Kurz vorher strahlte noch die Sonne vom blauen Himmel. Urplötzlich verfinsterte er sich, große Regentropfen prasselten hernieder. Nach einer Viertelstunde trommelten zuerst Haselnuss große, später Taubeneier große Hagelschlägen auf Haus und Feld. Das vom Hagel verwüstete Gebiet erstreckte sich fünf Ackerlängen breit über die Gemeinde hinaus in östlicher Richtung bis zum Ernsthausener Bahnhof. Im Zuge der Aktion: "König - Karl - Wohlfahrtswerk" und "Ferienfahrt Dresdener Kinder - Stadtkinder aufs Land", fanden viele hungernde Kinder aus Deutschland und Österreich Aufnahme in Südungarn. So weilten vom 8. August bis 18 September 75 Kinder aus dem Bezirk Warnsdorf (Deutsch - Böhmen) mit drei Begleitpersonen: Fachlehrer Franz Frind, Lehrerin Maria Klimpt und Lehrerin Valerie Bendel und ihrem Begleiter, Erich Hangk, vom 29.8. bis 3.10. Gastfreundschaft. Noch nach Jahren erreichten Dankesbriefe dieser Kinder die gastfreundlichen Lazarfelder. Ihr Abschiedsgedicht ist uns noch heute in Erinnerung:

"Weil wir nicht wollten hungern,

Drum fuhren wir nach Ungarn,

in dieses schöne Land.

Jetzt müssen wir nach Hause fahren,

habt tausend Dank,

wo wir jetzt waren,

im schönen Lazarfeld."

Eine dieser Lehrerinnen schrieb: "Die Freundschaftsbündnisse der Jugend haben bewiesen, wie im Leben falsche Meinungen berichtigt, Gegensätze, die oft nur auf Unkenntnis von Land und Leuten beruhen, zu mildern und auszugleichen sind." Das vierte Kriegsjahr ging seinem Ende entgegen, Im Herbst 1918 brachen die Fronten in Lazarfeld. Außerdem gewährten unsere Dorfbewohner 30 Dresdener Kindern der Mittelmächte zusammen. Einheiten der Armee des Feldmarschalls August von Mackensen berührten auf ihrem Rückzug unsere Heimatgemeinde. Neunundfünfzig Söhne Lazarfelds aber kehrten nie mehr zurück. Sie büßten ihr Leben an den verschiedensten Fronten ein. Die Donaumonarchie hatte aufgehört zu bestehen. Aus ihrer Konkursmasse gingen die Nachfolgerstaaten Jugoslawien, Rumänien, Tschechoslowakei und Ungarn hervor, deren Staatsvölker nicht unerheblichen Anteil am Zerfall des Habsburger Reiches hatten. Unsere Menschen aber, die sich stets mehr um ihre Wirtschaft, denn um Politik gekümmert hatten, fügten sich bereitwillig in die neue Ordnung und zeigten sich ihrem neuen Landesherren als loyale Staatsbürger. Durch die Grenzsperre konnte der Kaufbetrag für das Hotarfeld nicht an die Altruistenbank in Budapest überwiesen werden. Der Vertreter dieser Bank, Herr Jakob Loch, hinterlegte die angezahlte Summe beim Gericht in Großbetschkerek. Das erste Nachkriegsjahr versprach überaus fruchtbar zu werden. Unsere Bauern erhofften eine Rekordernte. Die Weizenähren waren schwerer und schwerer geworden. Da setzte Regen ein, der nicht enden wollte. Immer tiefer neigten sich die Getreidehalme. Die Weizenfelder glichen plattgewalzten Flächen, als die Lazarfelder Bauern mit der Ernte begannen. Die Erntearbeit gestaltete sich wesentlich schwieriger als in den Vorjahren. Obwohl damals 2 dz Weizen Schnitterlohn pro Joch gezahlt wurden - also das Doppelte des normalen Schnitterlohnes - verdienten die Schnitter weniger als in den Jahren zuvor. Was dem Sommer recht war, war dem Herbst billig. Auch er wartete mit Regengüssen ohne Ende auf. Dazu gesellte sich noch Hochwasser. Die Mais- und Zuckerrübenernte konnte nur noch Vierspänner eingefahren werden. Ein Teil der Herbsternte blieb bis zum Frühjahr auf den Feldern. Der grundlose Boden machte den Einsatz der Sämaschinen zunichte. So musste die ganze Weizenaussaat mit der Hand getätigt werden.

Das Jahr 1919 schockte unsere Dorfbewohner durch seine grässlichen Unfälle mit tödlichem Ausgang. So wollte in der Osterfastenzeit Frau Katharina Schneider, geborene Bering, Frau des im Kriege gefallenen Peter Schneider, HNr.118, im Schlafzimmer in die brennende Öllampe Petroleum nachfüllen. Das Öl in der Petroleumlampe entzündete sich, die Kanne explodierte. Das Bett, in dem ihre beiden Mädchen, Margarethe (10) und Magdalena (9) bereits schlummerten, fing sofort Feuer und brannte lichterloh. Beide Kinder kamen auf grauenvolle Weise in den Flammen um. Ihr Schwager, Franz Schneider, der sich ebenfalls in diesem Raum aufhielt, erlitt sehr schwere Brandverletzungen. Nach wenigen Tagen verschied er an deren Folgen. Während der Drescharbeit stürzte der 24 jährige Josef Gajo, HNr.162a, vom Strohschober so unglücklich auf den Elevator, das er sich das Genick brach. Noch sprach man in Lazarfeld von den Unglücksfällen, da ging am 14. Oktober wie ein Lauffeuer die Kunde durch den Ort: "Der Matthias Tempich, HNr.53 ist vom Blitz erschlagen worden." Der Bauer befand sich, als ihn das Schicksal ereilte, mit einem maisbeladenen Wagen auf der Sartschaer Straße.

Auch in diesem Jahr fuhr eine Abordnung der Minderbemittelten nach Budapest, um eine Zuteilung von Feldern, die von anderen Bauern bereits bezahlt waren, zu erwirken. Die damalige kommunistische Regierung Bela Kuhn (März - Juli) erließ ein Dekret, in dem den Minderbemittelten das Recht eingeräumt wurde, 2 Jahre über diese Felder zu verfügen. Diese Rechtsbrechung erzürnte die betroffenen Bauern natürlich nicht unerheblich. Ohne Anhören der Donauschwaben wurden die Friedensverträge mit den Siegermächten in Paris unterzeichnet. Die Batschka, die westliche Hälfte des Banats, Syrmien und Slawonien (zusammen 600 000 Deutsche) wurden Jugoslawien zugesprochen; die östliche Hälfte des Banats mit Temeschwar, das Sathmar Gebiet und ein Teil des Gebietes zwischen Keresch und Marosch (750 000 Deutsche) fielen an Rumänien; das übrige Siedlungsgebiet der Donauschwaben (480 000 Deutsche) verblieben bei Ungarn. Durch diese Grenzverschiebung wurde den Deutschen ins Bewusstsein gerückt, dass die Staatszugehörigkeit vergänglich, die Volkszugehörigkeit aber Staaten und Regierungsformen überdauert. Den Volksgruppen blieb eine Selbstbestimmung durch die Siegermächte versagt. Die Minderheitenschutzverträge, die Nachfolgerstaaten mit den Siegermächten ratifizierten, Jugoslawien unterzeichnete diesen am 10. September 1919 in Saint German en Laye, bedeutete de facto eine Diskriminierung der Volksgruppen; sie wurden dadurch zu Staatsbürgern 2. Klasse abgestempelt. Interessant ist zu erwähnen, das Ungarn durch den Friedensvertrag von Trianon (4.6.1920) 2/3 seines Gebietes und 7/10 seiner Einwohner einbüßte.

Anfang Februar 1920 fand in unserem Heimatort die Wahl für die freie Notarstelle statt. Die große Mehrheit der Dorfbewohner schenkte dem gebürtigen Lazarfelder, Franz Schneider, ihr Vertrauen. Dessen Amtszeit währte allerdings nur drei Jahre - Mangelnde Kenntnis der Staatssprache (serbisch) und seine deutsche Volkszugehörigkeit wurden als Gründe für seine Entlassung genannt. Von dieser Zeit an bekleideten nur noch serbische Notare diese Dienststelle, die sie für ihre politischen Zwecke missbrauchten. In diesem Jahr, in den Juni, fiel auch die Gründung der Ortsgruppe Lazarfeld des "Schwäbisch – Deutschen Kulturbundes". Dieses Ereignis stellte in der Geschichte unserer Gemeinde einen gewissen Höhepunkt dar, bestand doch bis dahin keine kulturelle Organisation dieser Art. Dem Kulturbund oblagen nur kulturelle Aufgaben, wie die Erhaltung deutscher Sitten und Gebräuche und Pflege deutscher Volkslieder und Tänze. Trotz dieser rein unpolitischen Betätigung wurde der "Schwäbisch - Deutsche Kulturbund" in Jugoslawien öfters verboten. Und wieder, wie in so vielen Jahren zuvor, wurden die Bewohner Lazarfelds durch das Läuten der Feuerglocken aufgeschreckt. Das Wohnhaus HNr.110 des Bering Johann brannte bis auf die Grundmauern nieder.

Im Jahre 1921 wurde unser Dorf wieder vergrößert. Um jungen Eheleuten und kinderreichen Familien einen Hausbau zu ermöglichen, tauschte die Gemeinde die Felder von Frau Elisabeth Eisler, HNr.70, Frau Apollonia Brem, HNr.94, Frau Maria Schneider, HNr.68a, Herrn Johann Klötzl, HNr.15, Herrn Dominik Krämer, HNr.97 und Herrn Anton Friedrich, HNr.35b ein und schuf so wertvolles Bauland. So konnte sich der Ort von HNr.265 bis HNr.299 vergrößern. Eisler, Brem und Krämer bekamen die Felder jenseits der Bahnlinie an der Landstraße gegen Sigmundfeld zugeteilt. Schneider, Klötzl und Friedrich erhielten von der Gemeinde für zwei Joch Baugründe drei Joch Hutweidfeld. Weitere Neubauten entstanden auf den Feldern des Herrn Johann Gajo, HNr.145a und des Herrn Georg Zwirner, HNr.103. In den folgenden Jahren vergrößerte sich das "Neue Dorf" abermals. Für die baufreudigen Eheleute konnte die Gemeinde allerdings keinen weiteren Feldtausch vornehmen. Baulustige mussten deshalb durch eigene Initiative Baugründe aus privater Hand erstehen. So bot Nikolaus Kristof, HNr.228, Bauland aus seinem privaten Grundbesitz an. Die Interessenten konnten sich aber über den Baulandpreis nicht einigen. Deshalb kauften einige Lazarfelder Bauern von Kristof zwei Joch Ablöse, dafür bekam er drei Joch auf der Martinica. Die Bauplätze wurden ausgemessen und verteilt. Diese vorbildliche Nachbarschaftshilfe finanzierte vorerst der Gastwirt Franz Bohn, HNr.74. Später beteiligten sich an dieser Baulandfinanzierung auch die Bauern Josef Klötzl, Wenzel Lang, Franz Fichtler, Peter Steyer, Peter Bohn und Georg Lutje. Im Jahre 1942 übernahm dann dieses Darlehen die "Bauernhilfe".

Im Sommer des Jahres 1921 hob die Lazarfelder Jugend - vorwiegend die damaligen Studenten – einen Sportverein aus der Taufe. Er erhielt den klangvollen Namen "Lazarfelder Sporttreibende Jugend". Als Hauptdisziplin pflegte war das Fußballspiel. Schon am 28. August, dem Kirchenfest der Lazarfelder, rollte das runde Leder auf dem Rasen des örtlichen Sportplatzes, 22 Akteure, elf aus Lazarfeld und elf aus Ernsthausen, kämpften um den Sieg. Dieses sportliche Ereignis gestaltete sich als ein Fest für die ganze Gemeinde. Unter den schneidigen Klängen der Lazarfelder Blaskapelle marschierten die Sportler, begleitet von der Bevölkerung zum Fußballplatz. Am Abend traf sich die Jugend im Saale der Gastwirtschaft und schwang fleißig das Tanzbein. Sieg oder Niederlage waren dann rasch vergessen. In den Wintermonaten widmete sich der Sportverein der Aufführung von Theaterstücken, die sich immer eines guten Besuches erfreuten.

In diesem Jahr lernten unsere Landsleute erstmals die Ungerechtigkeit und Willkür der neuen Machthaber so richtig kennen: Wie bereits erwähnt, hatten die Käufer des Hoterfeldes, das früher der Etschkaer Herrschaft gehört hatte, den Kaufpreis beim Amtsgericht in Großbetschkerek hinterlegt. Infolge des Umsturzes waren die neuen Eigentümer noch nicht im Grundbuch eingetragen. Als nun in diesem Jahr serbische Feldinteressenten aus Großbetschkerek Ansprüche auf dieses Feld geltend machten, wurden ihnen diese Parzellen im Sinne der Agrarreform zugesprochen. Die Lazarfelder und Sigmundfelder Käufer hatte man mit dieser Entscheidung um ihr Eigentum betrogen.

An das Jahr 1922 werden sich viele Lazarfelder nur mit Schaudern erinnern, schlug doch der Tod fünfmal auf recht grauenvolle Weise zu und löschte meistens junge Menschenleben aus. So verbrannten im Februar bei lebendigem Leibe die 23jährige Rosalia Welter, Frau des Josef Welter, HNr.45 und ihre 15 jährige Schwester Katharina Ehrenreich. Nur Petroleum wollten sie auf die Maiskolben schütten, die im Herd lagen. Im Herd befand sich aber noch Glut, die Kanne explodierte, ihre Kleider fingen Feuer. Alle Hilfe kam zu spät. Schon Monate zuvor war in Lazarfeld ein Dr.Phil. Stumpf aus Deutschland aufgetaucht. Der so genannte "Professor" hatte sich an die Kindergärtnerin Ella Schnur herangemacht und sich mit ihr verlobt. Da platzte der Schwindel: Hinter diesem ehrenwerten Dr.Phil. verbarg sich niemand anderer als der Steinmetz Stumpf, der wegen Hochstapelei und Urkundenfälschung kurz vor seiner Dingfestmachung stand. Aus Gram darüber schieden beide durch Gift aus dem Leben. Und noch einmal wurden die Bewohner unseres Heimatortes aus ihrem beschaulichen Dasein aufgerüttelt: Beim Maulbeerschütteln stürzte Herr Jakob Roth, HNr.42, so unglücklich vom Baum, dass er auf der Stelle tot war. Im Winter 1922/23 lag der Schnee fast Meterhoch auf unseren Fluren. Als im März warme Winde über das Land strichen, setzte urplötzlich die Schneeschmelze ein. Nachts prasselte auch noch warmer Regen hernieder. Der Grundwasserstand stieg derart, dass das Wasser Kniehoch in die Keller drang. Bei mehreren gestampften Häusern stürzten die Wände ein. Bei Peter Brem, HNr.45, entstand im April dieses Jahres ein Schadenfeuer, dem die gesamten Futtervorräte zum Opfer fielen. Am 23.Juli 1923 verbreitete sich in Lazarfeld wie ein Lauffeuer die Kunde, dass der Schulleiter, Johann Welsch, einem Herzschlag erlegen sei. Der gebürtige Lazarfelder, der erst 50 Jahre zählte, wirkte von 1895 - 1896 hier als provisorischer Lehrer. Von 1904 - 1918 versah er neben seinem Amt als Lehrer auch das Amt eines Schriftführers der damaligen Sparkasse. Nach dem Kriege wurde ihm die Leitung der hiesigen Volksschule anvertraut, die er bis zu seinem Tode innehatte. Während des 1.Weltkrieges und nachher, der Kantorlehrer Josef Unterreiner befand sich im Kriege und anschließend in russischer Kriegsgefangenschaft, wurde ihm die Organistenstelle übertragen, die er mit größter Umsicht versah. Herr Johann Welsch galt nicht nur als guter Lehrer; in seiner Eigenschaft als Mitarbeiter der Sparkasse trug er nicht unwesentlich zum wirtschaftlichen Aufschwung der Gemeinde bei.

Am 17.Dezember 1922 hatten sich zu Hatzfeld beherzte Männer zu einem Bund zusammengeschlossen. Sie bezeichneten ihren Bund "Partei der Deutschen". Auch die Lazarfelder folgten diesem Beispiel und gründeten 1923 die "Partei der Deutschen". Schon 1923 stellte sich die "Partei der Deutschen" den Parlamentswahlen. Der gewählte Dr. Wilhelm Neuner zog als erster deutscher Abgeordneter des Mittelbanats ins Parlament zu Belgrad ein.

Mitte Oktober stürzte Maria Michi, Tochter des Johann Michi, HNr.104, so unglücklich von einem mit Maislaub beladenen Wagen, dass sie sofort verstarb. Dienstherr des Mädchens war Michael Schneider, HNr.172. Obwohl Klek Sitz der Kreisarztstelle sein sollte, suchte man dort meistens vergeblich nach einem Arzt. Für Lazarfeld war seit seiner Gründung kein Arzt vorgesehen. So musste man in Krankheitsfällen entweder den Arzt aus Ernsthausen oder Großbetschkerek herbeirufen. Ein Aufatmen ging deshalb durch die Bevölkerung Lazarfelds, als sich in diesem Jahr Dr. Georg Zwirner als Privatarzt hier niederließ. Herr Zwirner war ein Sohn der Gemeinde. Seine Praxis erfreute sich regen Zuspruchs. Schwerkranker konnte sofort ärztliche Hilfe zuteil werden.

Das Jahr 1924 brachte einen blutigen Zusammenstoß unserer Landleute mit den Serben. Dieses Ereignis ging als "Blutbad in Lazarfeld" am 2. Mai 1924 in die Ortsgeschichte ein. Wie es dazu kam, darf ich in chronologischer Reihenfolge berichten: Wie schon erwähnt, erstanden im April 1918 die Lazarfelder 1800 Joch und die Sigmundfelder 1000 Joch Feld von der Etschkaer Herrschaft, das der Altruistischen Bank in Budapest zur Verteilung überlassen worden war. Diese Käufe wurden in Form von Ratenzahlungen abgewickelt. Die Parzellen gingen sofort in das Eigentum der Käufer über und wurden von ihnen bereits im Jahre 1918 bestellt. Infolge des Umsturzes trat in die restliche Abwicklung der Zahlungen insofern eine Störung ein, als der Vertreter der Altruistischen Bank in Großbetschkerek, Jakob Loch, eröffnete, dass die Raten unmittelbar an die Budapester Bank zu überweisen wären. Diese Zahlungsanweisung erwies sich aber als undurchführbar; so hinterlegen die Feldkäufer den restlichen Kaufpreis bei Gericht. Eben diese Felder beanspruchten im Jahre 1921 serbische Bauern und Bürger aus Großbetschkerek. Die Parzellen wurden, da sie früher einem Grundbesitzer angehört hatten, im Sinne der Agrarreform (alle Felder über 518 Joch) den Besitzern enteignet. In den Wirren des Umsturzes hatte man vergessen, die Lazarfelder und Sigmundfelder Deutschen als Besitzer in das Grundbuch einzutragen. Die Felder schienen also noch der Etschkaer Herrschaft zu gehören, obwohl sie von unseren Landsleuten rechtmäßig käuflich bereits erworben worden waren. Unsere schwäbischen Käufer sahen darin ein Unrecht und klagten bei Gericht. Die ersten Klagen wurden von den Sigmundfelder Peter Friedrich, Josef Loch, Juliane Gärtner und Christian Reiher durch den Betschkereker Rechtsanwalt, Dr. Stefan Radoslav, angestrengt. Am 23.Oktober 1923 entschied das Großbetschkereker Gericht zugunsten der Kläger und verpflichtete die Bank, die 14 Katastraljoch innerhalb von 15 Tagen vorbehaltlos den Käufern zu übereignen. Gegen dieses Urteil legten sie serbischen Feldinteressenten Berufung ein. Außerdem machten sie die Zuständigkeit des Gerichts strittig. Sie forderten die Entscheidung der Agrarbehörden. Am 2.Mai 1924, dem Tag der Feldübergabe, ereignete sich in der Gemarkung Lazarfeld ein blutiger Vorfall. Etwa 200 mit Gewehren, Revolvern und Krampen bewaffnete Serben, die auf etwa 80 Bauernwagen von Großbetschkerek gekommen waren, überfielen die Lazarfelder, die auf den Feldern arbeiteten. Schreckschüsse fielen. Als die deutschen Bauern die Flucht ergriffen, eilten ihnen die Serben nach und veranstalteten buchstäblich eine Hetzjagd auf unsere Landsleute. Von den Wägen aus schlugen sie mit Gewehrkolben auf die wehrlosen, meist älteren Opfer ein. So blieben schwerverletzt auf den Feldern liegen: Johann Rep, Anton Kern, Georg Sattler sen., Philipp Merkler, Dominik Koch, Josef Koch sen., HNr.174, Matz Biwo, Wenzel Menches, um nur einige von ihnen zu nennen. Die Wagenkolonne der serbischen Mordbande stand unter dem Befehl des Dr.Schupanski, einem Rechtsanwalt aus Großbetschkerek. Von welch kaltschnäuzigem und niederträchtigem Charakter dieser Mensch war, zeugt ein Ausspruch, den er nach dem (Überfall den Schwerverletzten zurief: "Ihr habt das Recht und wir die Gewalt!" Dieser ungeheuerliche Vorfall rief unter den Deutschen des ganzen Banats hellste Empörung hervor. Die deutschen Abgeordneten brachten dieses Ereignis vor das Parlament. Gerichtlich gesühnt aber wurde dieser organisierte Mordanschlag, an dessen Folgen einige Schwerverletzte später starben, nie. Und der Prozess um die Felder ging weiter. Dass Gericht in Großbetschkerek hatte in erster Instanz für die Deutschen entschieden, das Neusatzer Berufungsgericht entschied gegen sie. Der Streitfall gelangte vor den Kassationshof, der das Urteil des Berufungsgerichtes verwarf. Nun gingen die streitenden Parteien vor die Zweitinstanz des ordentlichen Gerichtes. Das Urteil fiel zugunsten der Deutschen aus. Hernach sollte die Einwilligung des Ministers für Agrarreform eingeholt werden, die Parzellen ins Grundbuch einzutragen. Darauf hatte aber das ordentliche Gericht keinen Einfluss, mehr. Der bürgerliche Senat des Neusatzer Berufungsgerichtes befasste sich am 9.Oktober 1927 neuerdings mit diesem Rechtsstreit und verlangte die Einvernahme einer ganzen Reihe von Zeugen und die Vorlage von Schriftstücken als Beweise. Die Zeugen sollten vor dem Großbetschkereker Gerichtshof verhört werden. Der Vertreter der Kläger lehnte diese Forderung ab, da er den Fall als genügend aufgestellt betrachtete. Dr.Radoslav hatte auch in einer Eingabe dagegen Beschwerde geführt, dass der Innenminister am 18.Februar 1923 unter Zahl 25780 eine Verordnung erlassen hatte, der zufolge es der Gendarmerie untersagt wurde, an der Vollstreckung des Urteils des Großbetschkereker Gerichtshofes mitzuwirken. Weiterhin beinhalteten diese Eingaben schwere Vorwürfe gegen das Innenministerium. Dr.Radoslav bewies, dass zwei Ministerialinspektoren den Versuch unternommen hätten, die richterliche Unabhängigkeit anzutasten. So zog sich der Prozess in die Länge. Entschieden wurde nichts. Bis zum 2.Weltkrieg nutzten die Serben die Felder, die den Deutschen gehörten. 1941, nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in Jugoslawien, wurden unseren Landsleuten die Felder sofort übereignet. Kein Serbe hatte sich fortan mehr auf diesen Äckern sehen lassen.

Im Jahre 1924 begann auch bei uns die Zeichnung von Anteilen der Zentralgenossenschaft "Agraria", die am l.Oktober 1922 in Neusatz gegründet worden war. Diese Zentralgenossenschaft "Agraria" wurde bei unseren Landsleuten unter dem Namen "Bauernhilfe" bekannt. Im Jahre 1912 hatte Sigmund Wolf aus Zichydorf von Anton Marschall & Co., HNr.86f, die im Jahre 1908 durch eine Aktiengesellschaft erbaute Mühle erworben. Während des 1.Weltkrieges konnte Sigmund Wolf nicht genügend Brennstoff (Holz) für die Dampfmühle beschaffen. Um aber den Betrieb der Mühle weiterhin aufrechtzuerhalten, sah sich Wolf gezwungen, den Großbetschkereker Kaufmann, Herrn Isidor Fenjvesch, zu seinem Teilhaber zu bestellen. Obengenannter Kaufmann besaß nämlich gute Verbindungen zu Holzlieferanten. Der Mühlenbetrieb des Herrn Wolf stand in dem Ruf, sehr gutes Mehl zu erzeugen. Leute aus nah und fern brachten ihren Weizen deshalb zum Mahlen. Im August des Jahres 1925 brach durch ein heißgelaufenes Lager in der Mühle ein Großfeuer aus. Die gesamte Mühleneinrichtung, eine Holzkonstruktion, brannte bis auf die Grundmauern nieder. Nur dem vorbildlichen Einsatz der Feuerwehr war es zu verdanken, dass das Maschinenhaus gerettet werden konnte. Nun stand also der Raum Lazarfeld ohne Mühle da. Die Einwohner waren gezwungen, ihren Mehlbedarf aus den Mühlen von Ernsthausen und Großbetschkerek zudecken. Sigmund Wolf trug sich mit dem Gedanken, die Mühle wieder aufzubauen. Da ihm aber nur beschränkte Mittel zur Verfügung standen, ersuchte er die Gemeinde um zehnjährige Befreiung von der Gemeindesteuer. Der Gemeindeausschuss lehnte das Gesuch des Mühlenbesitzers ab mit der Begründung, nur von 2800 Joch Felder Gemeindeumlagen kassieren zu können, von denen die Ausgaben der Gemeinde bestritten werden müssten. Die Serben, die sich die 1800 Joch auf der Gemarkung Lazarfeld widerrechtlich angeeignet hatten, zahlten nämlich keine Gemeindesteuern. So sah sich Sigmund Wolf außerstande, sein neues Mühlenprojekt zu verwirklichen. Er verkaufte das Grundstück. Erst 1936 arbeitete in Lazarfeld wieder eine Mühle.

Das Jahr 1925 beschied unseren Bauern eine Rekordernte. So brachte jedes Joch bis zu 15 dz Weizen und bis zu 25 dz Mais. Auch das Jahr 1925 endete nicht ohne tragischen Unfall. Im Herbst fuhr Matthias Mayer, HNr.7 mit einem maisbeladenen Wagen heimwärts. Auf dem Gefährt befand sich außerdem noch ein Kindermädchen, das den Säugling im Arme wiegte. Plötzlich scheuten die Pferde und gingen mit dem hochbeladenen Fuhrwerk durch. Das Kindermädchen stürzte mit dem Säugling so unglücklich vom Wagen, dass das Kind auf der Stelle starb. Wie durch ein Wunder blieb das junge Mädchen unverletzt. Wochenlange, sintflutartige Regenfälle hatten im Frühling des Jahres 1926 dazu geführt, dass die tiefergelegenen Felder fast völlig überflutet waren. Wie schon im Jahre 1923, so stieg auch jetzt wieder der Grundwasserspiegel so sehr an, dass in vielen Kellern der Wohnhäuser das Wasser zentimeterhoch stand. Auch diesmal verursachte das Grundwasser ziemlichen Schaden an den Häusern. Außerdem konnten die überschwemmten Felder nicht rechtzeitig bestellt werden. Im Sommer dieses Jahres brach auf dem Hofe des an der Ecke wohnenden Thomas Kristof, HNr.139, ein Hofbrand aus. Das Feuer griff so rasch um sich, dass es auch den Hof seines neben ihm wohnenden Bruders, Michael Kristof, HNr.139a, erfasste und die ganzen Futtervorräte auf beiden Höfen vernichtete. Zum Glück blieben die Wohngebäude vom Feuer verschont. In dieses Jahr fällt auch die Gründung der "Zentralen Darlehenskasse", eine Schwestergenossenschaft der "Agraria" für den Kreditverkehr, in Neusatz. Nach dem nun diese Geldausgleichsstelle ins Leben gerufen war, vermochte das deutsche Genossenschaftswesen erst seinen richtigen Aufschwung zu nehmen. Auch unsere "Bauernhilfe" schloss sich der Z.D.K. an und begann in diesem Jahre mit ihrer Tätigkeit. Sie nannte sich fortan: Landwirtschaftliche Kredit- und Wirtschafts-Genossenschaft "Bauernhilfe" GmbH. Lazarfeld. Näheres darüber im Kapitel Vereinswesen.

Am Kirchweihfest unserer Gemeinde, das auf den 28. August fiel, bildete Lazarfeld von jeher den Treffpunkt der ganzen Umgebung. Da dieser Tag sozusagen den Abschluss der großen Sommerferien darstellte, fanden sich unter anderen Gästen besonders Studenten und Lehrer von nah und fern in Lazarfeld ein. In diesem Jahr ergab sich ein besonderer Anlass, diesen Tag festlich zu begehen; erhielt doch der Neu erbaute große Tanzsaal mit Bühne seine feierliche Weihe. Erbauer und Besitzer war der rührige Gastwirt Josef Bohn, HNr.74. Am Nachmittag fand eine Sportveranstaltung statt. Höhepunkt der Feier aber bildete ein Liedervortrag der Männerchöre aus Sigmundfeld und Lazarfeld unter Leitung von Lehrer Lorenz Lang und Schuldirektor Josef Unterreiner. Einen tiefen Eindruck hinterließen die von beiden Vereinen, etwa 80 Mann stark, dargebotenen Gemeinschaftschören. Anschließend schwang jung und alt unter den schmissigen Weisen der Lazarfelder Blaskapelle das Tanzbein.

Ein unrühmliches Kapitel der Geschichte Lazarfelds stellte der Wahlbetrug bei der Parlamentswahl am 11.September 1927 dar. Damit sich die Leser ein Bild von den Parlamentswahlen machen können, sei hier kurz eine Abgeordnetenwahl im alten Ungarn aufgezeigt. Die Wahl war öffentlich. Die zwei Parteien versuchten mit allen Mitteln die Wähler für sich zu gewinnen. Dabei sparten die Kandidaten mit ihren Korteschen (Werbern) nicht an Wein. Bier und Schnaps. Auch das feurige, in großen Kesseln zubereitete Gulasch durfte bei solchen Wählerversammlungen bzw. am Wahltag nicht fehlen und wurde kostenlos an die Wähler verteilt. Eine Feder oder eine Rose, getragen am Hut, symbolisierte die Zugehörigkeit zu den verschiedenen Parteien. Die Abgeordneten der Regierungspartei rekrutierten sich aus den Reihen des Großkapitals und des ungarischen Adels. Weder Adel noch Großkapital hatte ein Interesse, bestehende Verhältnisse zugunsten des einfachen Volkes zu ändern. Die Kandidaten der Opposition, ungarische Nationalisten, entstammten vorwiegend der weniger begüterten Klasse. Da sie weder mit Alkohol noch mit kulinarischen Genüssen dem Wähler schmeicheln konnten, unterlagen sie zumeist. Bis Anfang dieses Jahrhunderts kannte Ungarn kein allgemeines Wahlrecht. Nur solche Bürger sahen sich im Besitz des Stimmrechts, die einen Mindestbesitz aufzuweisen hatten oder eine bestimmte Mindeststeuersumme zahlten. In Jugoslawien hingegen befleißigte man sich eines allgemeinen, geheimen und direkten Wahlrechts, das allerdings die Frauen ausschloss. Der Wahlakt war in seiner Originalität einzigartig. Das Wahllokal zählte so viele Urnen, wie Parteien Kandidaten zur Wahl stellten. Statt eines Wahlzettels gebrauchte der Wähler eine Gummikugel von etwa 15 mm Durchmesser mit eingeprägtem Staatswappen. Um dem Wahlgeheimnis Genüge zu leisten, steckte der Wähler die geschlossene Hand in der sich die Gummikugel befand, in jede Urne. Dabei ließ er die Kugel in die Urne fallen, die den Namen seines Kandidaten trug. Nachdem seine geschlossene Hand allen Urnen einen "Besuch" abgestattet hatte, musste der Wähler seine leere Hand vorzeigen. Urnenhüter überwachten die Wahlprozedur mit Argusaugen. Im Gegensatz zu Ungarn herrschte in Jugoslawien strengstes Alkoholverbot. Nachdem am 9.Februar 1925 Dr.Wilhelm Neuner zum zweiten Male als Abgeordneter ins Parlament in die "Skupschtina" in Belgrad eingezogen war, kandidierte er 1927 wiederum für die "Partei der Deutschen" im Mittelbanat. Die regierende radikale Partei in Jugoslawien wollte unbedingt an der Macht bleiben und scheute vor keinem ungesetzlichen Mittel zurück. Die serbischen Notare in den deutschen Gemeinden mussten eine hohe Zahl radikaler Stimmen bei der Abgeordnetenwahl am 11.September 1927 aufweisen. Auf vieles Zureden des Notars, Ilija Pauljev aus Botosch, hatte der Lazarfelder Gemeinderat schon früher den Beschluss gefasst, die Gemeindekanzleiräume in die Notarswohnung zu verlegen. Der wahre Grund für diesen Wohnungswechsel wurde den Gemeinderäten offenbar, als die Wahlkugeln am Mittag des Wahltages gestohlen worden waren. Folgendes war geschehen: Die frühere Notarswohnung und jetzige Gemeindekanzlei besaß eine große Glasfenstertür, bei der man trotz Versiegelung des Wahllokals eingedrungen war. Als Wahlvorstand fungierte ein serbischer Beamter, dessen Stellvertreter ein Gemeinderatsmitglied aus Lazarfeld war. Schon im Laufe des Vormittags empfahl sich der Wahlvorstand und überließ die Wahlaufsicht seinem Stellvertreter. Diesen verleitete man, eine Mittagspause einzuschalten. Bevor die Wahlhelfer das Wahllokal verließen, versiegelten sie die Türen. Der Stellvertreter und die Urnenhüter suchten das nächstgelegene Gasthaus auf, um zu speisen. Als die anwesenden Gäste den Wahlvorstand in seiner Gesamtheit dem Wahllokal fern sahen, vermuteten sie sofort dunkle Machenschaften. Erbost forderten sie die pflichtvergessenen "Wahlhüter" sogleich auf, unverzüglich ins Wahllokal zurückzukehren. Im Laufschritt erreichte die Wirtshausgesellschaft das Wahllokal. Die zehn Minuten hatten aber genügt, um die schon vorbereitete Glastüre herauszunehmen und die Wahlkugeln aus der Urne der "Deutschen Partei" zu entfernen und sie in die Urne der radikalen Partei zu schütten. Die primitiven Urnenschlossvorrichtungen stellten keinerlei Hindernis dar. Der Urnenhüter der "Deutschen Partei" merkte, dass hinter dem Vorhang eine Scheibe in der Glastüre fehlte. Er riss das Straßenfenster auf und schrie aus Leibeskräften: "Sie han unsre Kugle g'stohln!" Große Erregung erfasste die Bewohner unserer Gemeinde. Männer, Frauen und Jugendliche waren im Begriffe, das Gemeindehaus zu stürmen. Serbische Gendarmerie umstellte schussbereit das Gemeindehaus. Am Abend, nach dem Kugelzählen, gab es für unsere Bevölkerung eine große Enttäuschung. Die Empörung über den offensichtlichen Wahlbetrug wuchs, die Volkseele kochte. Nur die Mündungen der serbischen Gewehre hinderte die aufgebrachte Menschenmenge, das Gemeindehaus zu besetzen. Der Gemeindeschreiber Bavkov gestand später im berauschten Zustand den Kugeldiebstahl. Ähnliches passierte in den deutschen Nachbargemeinden. Trotz des Wahlbetruges konnte Abgeordneter Dr. Neuner so viele Stimmen auf sich vereinigen, um zum dritten Male als unser Vertreter ins Belgrader Parlament einzuziehen. Erst als König Alexander I. am 6.Januar 1929 infolge innenpolitischer Spannungen die Verfassung aufhob und alle politischen Parteien auflöste, verblieb als einziger deutscher Abgeordneter im Belgrader Parlament Dr.Stefan Kraft.

Um beim Thema "Wahl" zu bleiben, streifen wir kurz die Bestellung der Gemeindevorstehung und der Gemeindeausschussmitglieder. Die Gemeindevertretung setzte sich in der ungarischen Zeit (bis 1918) aus zwölf Höchstbesteuerten, genannt Gemeindevirilisten und ebenso vielen Gewählten zusammen. Alle vier Jahre wählte die Gemeinde ihre Vertretung. Die Wahl der zwölf Kandidaten erfolgte öffentlich nach Listenvorschlag. In der jugoslawischen Zeit hingegen wählten die Bürger ihre Gemeindevertretung alle drei Jahre in geheimer Wahl. In der Zeit der Königsdiktatur fanden keine Gemeindewahlen statt. Erst im September 1927 erhielten die Gemeinden ihre Selbstverwaltung wieder zurück. Die erste geheime Wahl mittels Stimmkugeln ging bei uns am 6.November 1927 über die Bühne. Gewählt wurde nach einem Listensystem. Jede Wahlliste musste so viele Bewerber enthalten, wie Mitglieder in den Gemeindeausschuss gewählt werden konnten. Dieser Ausschuss zählte bei uns anfangs 20, später 28 Personen. Vier Listen bestätigte das Gericht bei uns 1927. Folgende Gemeindebürger zogen in diesem Jahr in den Gemeindeausschuss ein:

Nikolaus Wolf, Matthias Zwirner, Wenzel Dippong, Albert Hary, Christof Ott, Georg Schneider, Ludwig Massong, Jakob Beil, Josef Wolf, Johann Kapitän, Lorenz Pfendt, Josef Sauer, Johann Brem, Michael Bohn, Franz Sattler, Anton Kern, Franz Kristof, H.Nr.141, Michael Harsch und Josef Franz Bohn.

Der neu zusammengetretene Gemeindeausschuss wählte aus seinen Reihen den Gemeinderichter und seinen Stellvertreter: Gemeinderichter wurde Johann Kapitän, Vizerichter Lorenz Pfendt. Nach Erlass des Innenministeriums mussten die vier Gemeindegeschworenen, der Gemeindekassier und der Waisenvater direkt vom Volk gewählt werden. Am l9.November 1927 erbrachte die Wahl, die unter Leitung des Stuhlrichters Putnik stattfand, folgendes Ergebnis:

Adam Marschall, Kassier, Josef Bohn, HNr.73, Waisenvater, Nikolaus Berton, Franz Schneider, Josef Lung, Wenzel Kern, Geschworene. Anstelle des Gemeinderichters Kapitän und des Vizerichters Pfendt zogen in den Ausschuss die Herren Michael Schneider, HNr.78 und Michael Kirch ein.

Lazarfeld nahm, wie bereits erwähnt, wegen seiner Nähe zur Zuckerfabrik in Großbetschkerek im Zuckerrübenanbau den ersten Platz ein. In diesem Jahr errichtete nun eine Aktiengesellschaft in Großbetschkerek eine Ölfabrik. Diese Tatsache hatte zur Folge, dass unsere Lazarfelder Bauern mit dem Anpflanzen einer neuen ölhaltigen Frucht, der Sonnenblume, begannen. Der Anbau dieser Ölpflanze gestaltete sich sehr rentabel; denn durch einen Umbau der Dreschmaschinen konnte man die Sonnenblumen gleich auf dem Felde dreschen. Im Jahre 1936 setzte der Anbau einer zweiten ölhaltigen Pflanze, der Rizinusbohne, ein. Die Schoten dieser Pflanze vermochte man infolge ihrer Stacheln nur morgens, wenn der Tau noch silbrig auf den Früchten glänzte, mit Handschuhen zu sammeln. Das Dreschen erfolgte ebenfalls in der Dreschmaschine. Nachdem die Gemeinden ihre Selbstverwaltung zurückerhalten hatten, erwies sich die Wahl eines Gemeindenotars als notwendig. Mit Beschluss vom 26.November 1927 schrieb der Gemeindeausschuss die Notarstelle zur Bewerbung aus. Am 2.Mai 1928 schenkte die Gemeinderepräsentanz dem bereits in der Gemeinde wirkenden Otto Müller mit 23 gegen 3 Stimmen das Vertrauen als Notar.

Im Oktober 1927 ließ sich Pfarrer Hegedüsch, der volle 29 Jahre als Seelsorger hier segensreich gewirkt hatte, nach Kudritz versetzen. Der Grund, warum Pfarrer Hegedüsch unsere Gemeinde verließ, lag darin, das er nach dem Zusammenbruch, also seit 1918, kein Gehalt mehr bezogen hatte. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte die Etschkaer Herrschaft als Patrionatsherrin sowohl für den Unterhalt des Pfarrers als auch für die Instandhaltung der Kirche und des Pfarrhauses Sorge getragen. Beim Verkauf der letzten 1800 Joch 1918 übertrug die Herrschaft die Patronatspflicht der Gemeinde. Außerdem überließ sie der Gemeinde 48 Joch für den Unterhalt des Pfarrers und 12 Joch für die Instandhaltung der Gebäude. Als sich die Serben auch diese Felder aneigneten, konnten weder die Herrschaft, noch die Gemeinde ihrer Patronatsverpflichtung nachkommen. So war die Pfarrei Lazarfeld verwaist. Fielen Taufen, Trauungen oder Beerdigungen an, so musste ein Priester aus Großbetschkerek kommen, was mit erheblichen Spesen verbunden war. Da dieser Zustand auf die Dauer untragbar erschien, unternahm die Gemeindevorstehung Schritte bei der Apostolischen Administratur des Banats in Großbetschkerek, um wieder einen ständigen Priester zu bekommen. Drei Ausschussmitglieder: Franz Kristof, Anton Kern und Ludwig Massong sprachen bei seiner Exzellenz, dem Erzbischof Raphael Rodits h vor. Seine Exzellenz knüpfte an die Besetzung der Pfarrstelle folgende Bedingungen:

1.     Kirche und Pfarrhaus müssen renoviert werden

2.     Ein Kirchenrat muss gegründet und die Kirchengemeindestatuten der Apostolischen Administratur im Banat sind anzunehmen

3.     Das Gehalt des Pfarrers muss schriftlich fixiert werden.

Die Verantwortlichen der Gemeinde beschlossen, zur Renovierung der Kirche und des Pfarrhauses eine freiwillige Spendenaktion einzuleiten und betrauten folgende Gemeindebürger mit der Durchführung der Spendenzeichnung: Jakob Beil, Michael Schneider, Franz Kristof, Josef Neu, Christof Michi, Josef Leptich und Jakob Lux. Nach Abschluss der Spendenaktion standen allerdings nur 36 000 Dinar zur Verfügung, der gesamte Kostenvoranschlag für die Renovierung betrug aber 180000 Dinar. So stellte die Gemeindevorstehung alle weiteren Verhandlungen ein. Der päpstliche Kämmerer Nikolaus Geröfi, Großbetschkerek, veranlasste Franz Bohn, Unterschriften für die Gründung eines Kirchenrates zu sammeln. 250 Personen trugen sich in die Liste ein. Im April dieses Jahres versammelte sich fast die ganze Pfarrgemeinde im Pfarrhaus, um die Wahl des Kirchenrates durchzuführen. Infolge großer Uneinigkeit und ständiger Auseinandersetzungen verließen die Versammelten unverrichteter Dinge das Pfarrhaus. Eine weitere Zusammenkunft wurde anberaumt; nun kam endlich die Wahl zustande. 42 Mann stimmten der Gründung eines Kirchenrates zu. Folgende Personen wurden in den Kirchenrat gewählt:

Franz Bohn, Johann Brem, Michael Bohn, Jakob Beil, Johann Galy, Peter Biebel, Josef Hipfel, Christof Michi, Michael Harsch, Anton Glaser, Johann Sauer und Peter Schmidt.

Den Kirchenstatuten gemäß nahm der Kirchenrat sofort seine Tätigkeit auf. Um die notwendige Renovierung der Kirchengebäude durchzuführen und das Gehalt des Priesters bestreiten zu können, stellten Franz Bohn 40 000 Dinar und Jakob Beil 20 000 Dinar leihweise zur Verfügung. Außerdem übernahm Johann Brem die Kosten für das nötige Brennholz. Der Entwurf einer Kultussteuer lag 15 Tage in der Gemeindekanzlei zur Einsichtnahme offen auf. Nur wenige aber nützten diese Gelegenheit, um evtl. gegen einen ungerechtfertigten Steuerentwurf fristgemäß bei der Diözesanbehörde Einspruch zu erheben. Und prompt kam es dann bei der Steuereintreibung zu großen Schwierigkeiten. Daher sah sich die Diözesanbehörde genötigt, die Gemeinde mit der Steuereintreibung zu belasten. Säumige Kirchensteuerzahler wurden gepfändet; die Gegenstände wurden öffentlich versteigert. Der Erlös der Versteigerung erbrachte die fällige Kirchensteuer. Diese Maßnahme rief Empörung und Unzufriedenheit bei den Betroffenen hervor. Etwa 15 Familien traten um diese Zeit aus der katholischen Kirche aus und schlossen sich dem evangelischen Glauben an. Nach Angaben dieser Personen erfolgte der Austritt aus der katholischen Kirche nicht wegen der Kirchensteuer, sondern deshalb, weil dem Kirchenrat kein größeres Mitspracherecht laut Kirchenstatuten eingeräumt sei. Nach gründlicher Renovierung des Pfarrhauses und der Kirche unterzeichnete der Kirchenrat beim Erzbischof die Annahme der Kirchenstatuten. Nachdem die Renovierungsarbeiten an der Kirche abgeschlossen waren, erfolgte am 24.Juni 1928 anlässlich einer feierlichen Handlung die Aufstellung des neuvergoldeten Kirchen-Kreuzes. Am 15.Juni 1929 ernannte dann der Erzbischof Hochw. Herrn Georg Hauschka zum Pfarrer in Lazarfeld.

Der Winter 1929 zeigte sich von seiner strengsten Seite. In der Nacht zum Faschingsdienstag (10./11. Februar) sank die Quecksilbersäule auf -33 Grad. Das war seit Menschengedenken die kälteste Nacht. Diese sibirische Kälte zerriss sogar die Stämme älterer Bäume. In den Mittagsstunden des Fronleichnamstages (30.Mai) brach ein schweres Gewitter über die Gemeinde herein. Gegen 13 Uhr schlug der Blitz in das Anwesen des Johann Jäger, HNr.116, ein. Bevor die Feuerwehr eingreifen konnte, brannte das Haus bis auf die Grundmauern nieder. Noch in der Zeit der Ansiedlung ließ die Grundherrschaft auf einem Eckplatz der Dorfmitte das "Große Gasthaus" (Gewölbebau) errichten. Viele Durchreisende hatten dort in den vergangenen hundert Jahren Obdach und Erfrischung gefunden. Als das alte Wirtshaus aber nicht mehr den neuzeitlichen Anforderungen entsprach, ließ der Besitzer, Peter Budo, HNr.101, das alte Gebäude abbrechen. An seine Stelle erbaute er ein modernes Gasthaus mit großem Tanzsaal.

Auf Grund eines Erlasses des Innenministeriums vom August 1929 wurde der bisherige Notar Otto Müller seines Postens enthoben und Sava Petljanski mit den Aufgaben eines Notars betraut. Als versierter Fachmann wirkte er bis 1941. Auch die Gemeindevorstehung und die Gemeinderepräsentanz wurden vom Innenministerium beurlaubt. Zugleich ernannte der Innenminister neue Gemeindeoberhäupter. Am l1.September spendet es. Exzellenz, Erzbischof Rafael Roditsch, Kindern unserer Gemeinde das Sakrament der Hl. Firmung. Am Vortag hatte Herr Michael Schneider den Erzbischof in Großbetschkerek mit seinem Auto abgeholt. Eine Reitergruppe ritt dem hohen Kirchenfürsten am Ortseingang, der mit einem Triumphbogen geschmückt war, entgegen. Zahlreiche Dorfbewohner hatten sich ebenfalls versammelt. Am Abend brachte der Kirchenchor unter Leitung des Direktorlehrer Unterreiner eine Serenade zum Vortrag. Anschließend spielte die Musikkapelle auf. Am 17.November, dem Kirchweihsonntag, gab es einen besonderen Anlass, nach Lazarfeld zu kommen, erhielt doch das neu erbauten, repräsentative Genossenschafts-Gebäude seine feierliche Weihe. Andächtig lauschte die festlich gestimmte Menschenmenge der Predigt des Generalvikars, Prälat Stefan Kovatsch, aus Großbetschkerek. Nach dem Festgottesdienst formierte sich die Bevölkerung zu einer Prozession zum Genossenschaftsheim. Den Weiheakt vollzog der Ortspfarrer Georg Hauschka. Der Gesangverein unter Leitung des Direktorlehrer Unterreiner umrahmte die stilvolle Feier mit erhebendem Festgesang. Nachdem die kirchliche Weihe vollzogen war, konnte der Präses der Bauernhilfe, Franz Sattler, zahlreiche Repräsentanten des öffentlichen Lebens, unter anderem den Direktor der Zentraldarlehenskasse Neusatz, Franz Rister, willkommen heißen. In seiner Festansprache hob Revisor, Peter Eck, hervor, dass die Lazarfelder Genossenschaft durch ihren großen Umsatz den ersten Platz unter den Gemeinden einnehme.

Seit dem Mühlenbrand vom Jahre 1924 besaß unsere Gemeinde keine Mühle mehr. Für den Bau einer neuen Mühle fand sich kein Unternehmer. So erteilte die Gemeindevorstehung Herrn Peter Fochler die Konzession zum Bau eines Elektrowerkes auf dem Platz HNr.43a unter der Bedingung, innerhalb von fünf Jahren auch eine Mühle zu errichten. Anfang November 1929 konnte fast jedes Haus im Ort mit Strom versorgt werden. Die Straßen Lazarfelds erhellte man durch eine zweckmäßige Beleuchtung. Das Elektrowerk erzeugte nachts Strom. Tagsüber war die Schrotmühle in Betrieb. Das Jahr 1930 brachte für die ärztliche Versorgung der Lazarfelder Bevölkerung einen nicht unerheblichen Fortschritt. Richtete doch in diesem Jahr der approbierte Apotheker, Paul Scheerer, im HNr.68, eine Apotheke ein. Bis zu diesem Zeitpunktwaren unsere Landsleute gezwungen, sich die ärztlich verordneten Medikamente aus Großbetschkerek zu beschaffen. Die neu eröffnete Apotheke erfreute sich bald regen Zuspruchs. So mancher Sigmundfelder und Kleker besorgte nun seine Arznei in Lazarfeld. Noch ein wichtiges Ereignis Lazarfelds in diesem Jahr bedarf der besonderen Erwähnung. Die evangelische Minderheit unseres Heimatortes ließ auf dem Grundstück des Matthias Zwirner, HNr.161, das neben dem Friedhof lag, ein modernes, geräumiges Gotteshaus errichten. Monatlich einmal erschien der evangelische Pastor aus Pantschowa und hielt der Filialgemeinde einen Gottesdienst. Das sonst so friedliche Leben der Lazarfelder Bürger wurde jäh von einem tragischen Unglücksfall unterbrochen. Der elf jährige Junge, Hans Tines, einziger Sohn des Jakob Tines, HNr.142, spielte mit einem Draht und schob diesen in eine Steckdose. Ein Stromschlag löschte sein junges Leben aus. Waren im Jahre 1930 die Ernteerträge nur mäßig, so brachte das Jahr 1931 eine Rekordernte. In diesem Getreideüberschussjahr fand der Weizen kaum Abnehmer. Auch der Preis erreichte in dieser Zeit einen Tiefstand. Auf 165 Dinar pro dz festgesetzt, hielt sich dieser nur kurze Zeit und sank noch während der Druschzeit rapide. Das Jahr 1931 brachte über die Familie Johann Harsch, HNr.143, großes Unglück, brannte doch das Wohnhaus fast völlig aus. Dem "fetten Jahr" 1931 folgte das "magere Jahr" 1932 mit einer Missernte. Es regnete unaufhörlich, so dass bald die Weizenfelder unter Wasser standen. Sie wurden umgeackert und man säte 100 Tage Mais, Hirse, Mohar usw. Die wenigen trockenen Weizenfelder wurden damals von einem in diesem Ausmaß nicht gekannten Rostbefall heimgesucht, der die Missernte noch vervollständigte. Der Weizenpreis schwankte in dieser Zeit zwischen 80 und 200 Dinar. Das beweist zur Genüge, wie sehr die Landwirtschaft der Willkür des Getreidehandels ausgeliefert war. Um aus dieser untragbaren Situation einen Ausweg zu finden, wurde zur Stützung des Getreidepreises zur Sicherung des Exports die "Prizad" (Priviligovana Izvozna A. D. = Privilegierte Ausfuhr A.G. in Belgrad) ins Leben gerufen. Sie konnte als staatlich geförderte Getreide - Exportgesellschaft bezeichnet werden und besaß das alleinige Recht, Getreide anzukaufen und zu exportieren. Eine durchgreifende Änderung der Lag auf dem inländischen Getreidemarkt zeigte aber auch die "Prizad" nicht. Kein Wunder, gaben sich nun doch in derselben alle früheren Einzelhändler ein Stelldichein als Aktionäre und konnten noch ungestörter und mit staatlichem Privileg ihre bisherigen Praktiken üben.

In diesem Jahr suchte der "rote Hahn" zahlreiche Höfe heim: So brach auf dem Hofe des Jäger Adam, HNr.59, ein Feuer aus, das sehr rasch auch auf den Hof seines Nachbarn Pfendt Philipp, HNr.60a, übergriff. Die Futtervorräte beider Höfe wurden ein Raub der Flammen. Kaum hatten sich die Lazarfelder von diesem Schrecken erholt, da schlugen aus dem Hofe des Bohn Johann, HNr.83, erneut die Flammen. Diesmal breitete sich das Feuer auf den Nachbarhof des Bohn Josef Franz, HNr.84, aus. Nur kurze Zeit später fielen die Futtervorräte auf dem Salasch des Peter Brem den Flammen zum Opfer. Besonders schwer wurde Gajo Philip, HNr.162, von einer Feuersbrunst heimgesucht. In der Mittagszeit züngelten die Flammen aus dem Dachstuhl des Hauses. Noch bevor die Feuerwehr wirksam eingreifen konnte, wurde das ganze Haus bis auf die Grundmauern eingeäschert. Ein nicht alltäglicher Unfall ereignete sich am 10.August bei der Weizenabfuhr in Klek. Der 24 jährige Josef Hipfel, Sohn des Johann Hipfel, HNr.47a, wollte, nachdem er den Weizen in den Schiffschlepper verladen hatte, seine Pferde im Begawasser baden. Zum Unglück trieb er das Gespann gegen die Strömung. Die Pferde gerieten in eine Untiefe. Bei dem Versuch, sie zu retten, fand der Nichtschwimmer samt seinen Tieren den Tod in den Fluten. Im Frühling des Jahres 1933 brach eines Nachmittags im Wohnhaus des Peter Sauer, HNr.169b, ein Brand aus. Dabei fiel den Flammen das ganze Haus zum Opfer. Kraft der Gemeindegesetze vom 24.März 1933 Nr. 85 - 26 wurden wieder Gemeindewahlen in der Donaubanschaft zugelassen. Am 8. Oktober traten die Lazarfelder zu den Urnen, um ihre Gemeindevorstehungsmitglieder und Gemeinderatsmitglieder zu küren. Das Vertrauen der Wählerschaft als Gemeindevorstehungsmitglieder erhielt:

Biebel Peter (Bürgermeister), Massong Georg (Stellvertreter), Lung Josef, Stadtfelder Wenzel, Jost Josef. In den Gemeinderat zogen ein: Klötzl Josef', Welsch Georg, Wolf Franz, Wolf Bernhard, Pfendt Hieronimus, Bosler Peter, Jerch Josef, Koch Georg, Beil Jakob, Michl Josef, Pfeifer Michael, Schneider Nikolaus, HNr.178. Im Januar 1934 starb Anton Grill. An seine Stelle rückte Ludwig Massong.

Es bleibt noch zu erwähnen, dass Gemeindevorstehung und Gemeinderepräsentanz nach Listen für die Dauer von drei Jahren gewählt wurden. Laut Vollzug der Gemeindestatuten wurden folgende Personen mit nachfolgenden Gemeindeämtern betraut:

Petljanski Sava (Notar), Meng Johann (Vizenotar), Stukei M. (Gemeindeschreiber), Marschall Adam (Kassier), Faul Georg (Tierarzt), Hirt Magdalena (Hebamme), Kipper Peter (Gemeindediener).

Im Herbst 1934 vernichtete ein Hofbrand im Anwesen des Franz Schneider, HNr. 125, die gesamten Futtervorräte. Der 3.Mai 1935 brachte sehr starken Frost. Schwer betroffen davon wurden die grünende Weizensaat und der aufgelaufene Mais. Einige Bauern schätzten den Schaden richtig ein, pflügten ihren Weizen sofort um und säten Mais. Der Großteil der Bauern jedoch unterschätzte die Folgen des Frostes und ließ den Weizen stehen. Das dicke Ende kam bei der Ernte: die Ähren waren fast leer geblieben. Pro Joch ernteten unsere Landwirte in diesem Jahr nur fünf bis sieben dz. Gastwirt Nikolaus Simon renovierte seine Gastwirtschaft. Im neu erbauten großen Tanzsaal fanden am Samstag und am Sonntag Kinovorstellungen statt. Im Jahre 1929 hatte Peter Fochler die Konzession zur Errichtung eines Elektrizitätswerkes erhalten. Dabei hatte man ihm zur Auflage gemacht, nach fünf Jahren auch eine Getreidemühle zu bauen. Aber erst im Jahre 1936 konnte die Mühle (HNr.43a) ihre Tätigkeit aufnehmen. Die Tageskapazität betrug 100 dz Weizen. Tagsüber trieben die Maschinen die Getreidemühle an; nachts erzeugten sie Strom. Am 2.Juli ging ein schweres Gewitter mit Sturm nieder. Dabei wurden die Weizengarben weit fortgetragen. Im Jahre 1936 fanden wieder Gemeindewahlen statt. Gewählt wurden in die Gemeindevorstehung:

Biebel Peter (Bürgermeister), Massong Peter (Stellvertreter), Blum Peter, Lung Josef, Stadtfelder Wenzel, Jost Josef und in den Gemeinderat: Massong Ludwig, Pfendt Hieronimus, Wolf Bernhard, Koch Georg, Gajo Jakob, Welsch Georg, Schaff Johann, Michl Josef, Jerch Adam, Wolf Franz, Klötzl Josef, Kern Adam.

Der 8. September 1937 wird den Lazarfelder auch heute noch in Erinnerung sein. Feierte doch an diesem Tag die Ortsgruppe des "Schwäbisch - Deutschen Kulturbundes" ihr erstes Erntedankfest. Die Bilder der einzelnen festlich geschmückten Wagen zeigten die Arbeiten des Landmannes im Frühjahr, Sommer, Herbst und Winter. Der Wagenkorso fand begeisterten Beifall. Eine mächtige Erntekrone, gewunden aus goldgelben Weizenähren und bunten Feldblumen beschloss den Wagenzug. Alle Beteiligten erschienen in ihrer malerischen Volkstracht. Nach dem Umzug fand eine Kundgebung vor dem Gemeindehaus statt. Die Festansprache hielt Dr.Steiner aus Deutsch - Etschka. Unter Leitung von Franz Christof und Adam Tempich überraschte die Jugendgruppe die Festversammlung mit einem vielbeklatschten Theaterstück. Außerdem umrahmten die Gesangsvereine aus Deutsch - Etschka und Lazarfeld die Feier mit wuchtigen Chören.

Im Jahre 1938 erweiterte sich unsere Gemeinde um 36 Häuser. Diese Ortsvergrößerung war durch die Baulandbeschaffung der Gemeinde möglich geworden. Je zwei Joch Feld kaufte sie von Michael Schneider, HNr.78, Wolf Franz, HNr.70a, Matthias Zwirner, HNr.161 und Sattler Johann, HNr.165. Das Innere der katholischen Kirche erhielt in diesem Jahr ein neues Gesicht. Der Kirchenmaler Anton Kröll, der bereits die Etschkaer und die Kleker Kirche ausgemalt hatte, bot seine ganze Kunst auf, um Wände und Decke in farbenfrohen Heiligengemälden erstrahlen zu lassen. Die Renovierungskosten beliefen sich auf 78 000 Dinar. 38 000 Dinare spendeten die Einwohnerschaft von Lazarfeld, die Restsumme beglich man durch die Kirchensteuer. Der Gastwirt, Franz Bohn und der Baumeister, Alois Wolbert, errichteten in der Nähe des Bahnhofes einen Ziegelofen, der im Jahre 1939 erweitert wurde. Der Ofen besaß zwölf Kammern mit den Ausmaßen 35 m x 2,5 m x 2,5 m. Die Brennkammern wurden das ganze Jahr über von zwei, in der Saison aber von zusätzlich 29 Arbeitern beschickt. Die Tageskapazität betrug 10 000 Stück Brennziegel. Mit der Errichtung dieser Ziegelei erfuhr die Baumaterialienbeschaffung im Raum Lazarfeld eine wesentliche Bereicherung. Durch die Erweiterung des Ortes ergab sich die Notwendigkeit einer Vergrößerung des Schulraumes. So ließ die Gemeinde zwei neue Lehrsäle und eine Lehrerwohnung erbauen. Das Jahr 1940 sah ihre feierliche Weihe. (Näheres siehe unter Schulwesen).

An das Jahr 1940 werden sich viele Lazarfelder nur mit Unbehagen erinnern. Schon das Frühjahr begann mit nicht endenwollenden Regenfällen. Die Bauern vermochten nur solche Saaten zu säen, die bis zum Herbst ausreifen konnten, also 100 Tage Mais, Mohar, Hirse usw. Im Frühsommer überquerte Frau Elisabeth Löffelholz, geb.Rausch, HNr. 96 die Bahngleise am Bahnhof in Großbetschkerek. Dabei wurde sie von einer Lokomotive erfasst und getötet. Kaum hatten sich die Gemüter der Lazarfelder über diesen tragischen Unglücksfall beruhigt, da wurden sie durch eine Schreckensnachricht von neuem aufgewühlt: Man schreibt den 21.September 1940. Es ist ein Sonntag. Die Witwe Anna Sattler hat ihren Sonntagsstaat angezogen und besucht die Frühmesse. Anschließend eilt sie nach Hause. Sie wohnt alleine in ihrem Austragshäuschen HNr.127. An der Haustüre angelangt, versuchte sie, diese aufzuschließen. Dabei merkte sie, dass die Türe von innen verriegelt ist. Daher benützte sie den zweiten Wohnungseingang durch den Stall. Dabei muss sie ihren Mörder, den sie wahrscheinlich erkannt hat, in der Wohnung überrascht haben. Um einer Verurteilung aus dem Wege zu gehen, erschlägt dieser die alte Frau mit einem Ziegelstein. Frau Sattler pflegte das Sonntagsmahl bei der Familie ihres Sohnes, Georg Sattler, HNr.128, der nur zwei Häuser weit von ihr entfernt wohnte, einzunehmen. Nachdem sie zum Mittagessen nicht erschienen war, machte sich der Sohn auf den Weg, um seine Mutter zu holen. Er fand sie in einer Blutlache liegend, tot in ihrer Kammer. Wohl wurden Verhaftungen vorgenommen. In den Wirren der Kriegsereignisse des Jahres 1941 aber verliefen die Ermittlungen im Sande. Der Täter ist bis heute noch nicht überführt, das grausige Verbrechen nicht gesühnt. Es ist dies der einzige Raubmord in der 150jährigen Geschichte unserer Gemeinde. Seit Bestehen unserer Gemeinde stieg der Grundwasserspiegel in niederschlagsreichen Jahren derart an, dass nicht selten die Wohnhäuser größeren Schaden erlitten. Abhilfe hätte nur eine Kanalisation bringen können. Infolge der permanent schlechten Finanzkraft der Gemeinde wurde die Durchführung immer wieder hinausgeschoben. Endlich, im Frühjahr 1941, war es soweit: die Kanalisation des Ortes Lazarfeld begann. Obwohl Lazarfeld ganz eben zu sein schien bestand ein Gefälle zwischen westlichem und östlichem Ortsteil. Dieses Gefälle begünstigte das Kanalisationsvorhaben nicht unbeträchtlich, konnte man doch die Abwässer von Westen nach Osten in den "Kendreschgraben" und weiter dann in die Sozov (Schose) gegen Ernsthausen hin leiten. Um die Kosten zu senken, leistete ein großer Teil der Bevölkerung Hand- und Spanndienst. So entstand in vorbildlicher Gemeinschaftsarbeit ein Werk, das wirklich allen Bürgern Lazarfelds zum Segen gereichte.

 

Einmarsch der deutschen Truppen 1941

 

Am 27.März 1941, zwei Tage nach Abschluss des Paktes zwischen Deutschland und Jugoslawien in Wien, gingen die Serben auf die Straße, um gegen diesen Pakt zu demonstrieren. Landauf - Landab ertönte der Ruf: "Bolje rat nego pakt!" - zu deutsch: ,.Besser Krieg als Pakt!" Sorgenvolle Tage für unsere Landsleute folgt n. Viele unserer Männer erhielten den Gestellungsbefehl des jugoslawischen Heeres. Die bange Frage stand im Raum: "Wird es Krieg geben?" Da fielen im Morgengrauen des 6.April 194! Palmsonntag, die ersten Bomben auf Belgrad. Ohne Kriegserklärung hatte die deutsche Wehrmacht die Feindseligkeiten gegen Jugoslawien eröffnet. Unsere Landsleute bekamen nun den Hass gegen alles, was deutsch war, zu spüren. An diesem Tage nahm die jugoslawische Gendarmerie in allen deutschen Gemeinden Jugoslawiens Geiseln fest. Im Laufe des Tages erschienen Gendarmen mit aufgepflanztem Bajonett und verhafteten sieben Frauen und elf Männer:

Zwirner Katharina, HNr.67a, Neu Amalia, HNr.301, Stumpf Maria, HNr.133b, Zwirner Ilse, HNr.103a, Welsch Katharina, Welsch Anna, geb.Ott, Sauer Magdalena, Schneider Georg, HNr.21, Schäfer Johann, HNr.42a, Grill Peter, HNr.51 a. Koch Georg, HNr.52, Pfendt Philipp, HNr.61a, Zwirner Wilhelm, HNr.103, Bering Johann, HNr.142a, Massong Ludwig, HNr.145, Hipfel Josef, HNr.150a, Wolf Bernhard, HNr.159a und Ott Kristof, HNr.82.

Die Listen mit den Namen der Geiseln hatte man bereits früher für den Fall eines Krieges mit dem Deutschen Reich bei den Behörden deponiert. Betrachtete man die Personen der Verhafteten, so kam man zur Erkenntnis, das es der Behörde nicht so sehr um Funktionäre des Deutschen Kulturbundes, also um politische Einstellung des einzelnen ging, sondern der Schlag richtete sich gegen "den Deutschen" überhaupt: "Alles was deutsch ist, ist kollektiv schuldig". Die Geiseln transportierte man zuerst in das Gefängnis in Großbetschkerek und von dort in die Festung Peterwardein bei Neusatz. (Es sei mir erlaubt zu bemerken, dass auch mein Name als damaliger Kleker Lehrer auf der Liste der Geiseln stand, die in Klerk verhaftet werden sollten. Doch ich befand mich in dieser Zeit als Angehöriger der Jugoslawischen Armee in Belgrad. So nahm man kurzerhand meine Ehefrau fest und verschleppte sie als Geisel.) Nicht nur in Lazarfeld, sondern im ganzen Lande folgte eine Woche voller Angst und Unsicherheit. Deutschen wie Serben war bekannt, das entlang der rumänischen Grenze starke deutsche Heeresverbände aufmarschiert waren. Landsleute, die entlang dieser Grenze lebten, flüchteten dorthin. Die Geiseln aber verbrachten in Peterwardein Tage voller Ungewissheit über ihr weiteres Schicksal. Die jugoslawischen Behörden und das Militär zogen sich langsam von der Grenze zurück. Der Einmarsch der deutschen Truppen schien nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Unsere Frauen nähten Fahnen und bereiteten den Empfang der deutschen Truppen vor. Am Nachmittag des Ostermontag, 14.April, begann von Rumänien aus der Aufmarsch motorisierter deutscher Truppen aus Richtung Temeswar, Modosch, Stefansfeld. Sie setzten ihre Fahrt nach Großbetschkerek fort. Der Durchzug deutscher Verbände durch Lazarfeld erstreckte sich auch den ganzen nächsten Tag. Unsere Bevölkerung bereitete den deutschen Landsern einen herzlichen Empfang, war doch endlich die beklemmende Ungewissheit der letzten Wochen gewichen. Unsere verschleppten Lazarfelder Geiseln kehrten vollzählig und wohl erhalten wieder heim. Entsetzen befiel alle, als bekannt wurde, dass die Festung Peterwardein mit sämtlichen Geiseln in die Luft gesprengt werden sollte. Nur durch den heldenmütigen Einsatz eines serbischen Pfarrers, dessen Name nicht einmal bekannt ist, soll dieser Plan vereitelt worden sein. Schon nach einigen Wochen normalisierten sich die Verhältnisse.

Obwohl Serbien von deutschen Truppen besetzt war, erhielt das Banat eine eigene Verwaltung. An der Spitze stand ein deutscher Vizebanus mit dem Sitz in Großbetschkerek. Alsbald führte man die Zwangswirtschaft für Lederwaren, Textilien, Eisen, landwirtschaftliche Produkte und Schlachtvieh ein, obwohl die beiden letzteren bei uns keine Mangelware darstellen. Die Zeit zwischen Einmarsch der deutschen Truppen und Beginn des Russlandfeldzuges, am 22.Juni 1941, ließ unsere Landsleute fast vergessen, dass wir uns mitten im Krieg befanden. Die einquartierten Reichsdeutschen wurden als Gäste bewirtet, so dass die Feldküche überflüssig geworden war. Auch abends traf man sich in den Gaststätten, tanzte und feierte bei Banater Wein Verbrüderung mit den Landsern aus Bayern, Preußen, Württemberg usw. Noch heute schwärmen viele der damaligen „Besatzer" von der sprichwörtlichen donauschwäbischen Gastfreundschaft. Noch im Spätsommer dieses Jahres führte eine reichsdeutsche Kommission mit Zustimmung der Volksgruppenführung die Musterung von Freiwilligen für die Waffen SS durch. Acht junge Männer aus Lazarfeld meldeten sich freiwillig.

Zum Ausklang des Jahres fand in ganz Jugoslawien eine Gesamterhebung der deutschen Bevölkerung statt. Fachkräfte der Volksgruppe fertigten aus den Pfarrbüchern des Banats Fotokopien aus der Ansiedlungszeit an. Der Jüngling Martin Sauer wurde durch den Hufschlag eines Pferdes getötet. Im ersten Viertel des Jahres 1942 drohte eine Überschwemmungskatastrophe. Heftige Regenfälle hatten dazu geführt, dass der Pegelstand der Bega stieg und stieg. Bei Großbetschkerek trat sie über die Ufer und überflutete Teile der Stadt. Die gelben Wassermassen wälzten sich im Straßengraben gegen Lazarfeld. Doch die im Jahre 1941 gebaute Kanalisation nahm das Hochwasser auf und leitete es in den "Kendreschgraben" und von dort in die Schose. Jenseits der Bahnlinie gegen Kenderesch und Ernsthausen zu, glich die Landschaft einem unübersehbaren Meere. Lazarfeld selbst aber blieb vom Hochwasser verschont; die Kanalisation hatte ihre erste Bewährungsprobe bestanden. Die zuständigen deutschen Regierungsstellen in Berlin vereinbarten mit der Volksgruppenführung des Banats die Aufstellung einer "freiwilligen" SS - Division mit dem Namen "Prinz Eugen". Diese Division sollte eine Sollstärke von 26 000 Mann umfassen. Die Musterung dazu begann im Mai und erstreckte sich über einen Zeitraum von vier Monaten. Gemustert wurden die Jahrgänge 1892 - 1926, insgesamt also 34 Jahrgänge. Man verfuhr in der Auswahl der "Rekruten" recht großzügig: Es gab kaum Wehruntaugliche. Selbst versehrte Veteranen des 1. Weltkrieges erhielten das Prädikat "tauglich". Einen solch hohen Tauglichkeitsprozentsatz gab es wohl im Reichsgebiet kaum. In den ersten Wochen nach der Einberufung unserer Männer entließ man zwar einige hoffnungslose Fälle, ihre Leiden und Gebrechen waren zu schwerwiegend, um einem Felddienst gewachsen zu sein, aber die UK-Stellung, wie sie im deutschen Reichsgebiet gehandhabt wurde, kannte das Banat nicht. Wehrdienstverweigerer gab es, außer einigen in Franzfeld, im jugoslawischen Banat nicht. Nach Kriegsende nahmen die Serben unsere so genannte "freiwillige" Zugehörigkeit zur SS-Division "Prinz Eugen" zum Anlass, um unsere Volksgruppe zu enteignen und zu vernichten. Es muss hier aber mit aller Deutlichkeit gesagt werden, dass diese Eingliederung zur SS keineswegs in der freien Entscheidung des einzelnen lag, sondern eine brutale Zwangsrekrutierung zu dieser Waffengattung darstellte. Hätte man uns die Wahl gelassen, so hätten wir der deutschen Wehrmacht den Vorzug gegeben. Unsere wehrfähigen Männer mussten zumeist durch blutjunge Ausbilder aus dem Reich verschiedene Schikanen und Erniedrigungen erdulden. Nun begann für unsere Frauen und alten Männer ein harter Kampf um die Fortführung der landwirtschaftlichen und gewerblichen Betriebe. Es wurden ihnen zwar später nicht deutsche Hilfskräfte zugewiesen, diese Zuteilung musste unser Volk später bitter büßen, doch die Hauptlast der Verantwortung trugen unsere Bäuerinnen. Wie sehr sie aber ihren Mann stellten, beweist die Tatsache, dass das Jahr 1942 eine überdurchschnittliche Ernte brachte. Schon im Herbst des Jahres 1942 setzte man die Division "Prinz Eugen" zur Bekämpfung der Partisanen (kommunistische Freischärler) in Serbien und Bosnien ein. Dieser Einsatz erwies sich als politischer Missgriff. Er vertiefte den Hass der Serben auf unsere Volksgruppe. Bald darauf trafen auch die ersten Todesnachrichten gefallener Lazarfelder vom Schauplatz der Kämpfe ein.

Im Frühling des Jahres 1943 passierte in unserer Gemeinde wieder ein Unglücksfall mit tödlichem Ausgang. Frau Elisabeth Krieger, geb. Schneider, Frau des Johann Krieger, HNr.57b, blieb beim Absteigen von ihrem Wagen mit dem Rock am Wagenrad hängen. Das vor den Wagen gespannte Pferd wurde scheu, galoppierte durch die Straße davon und schleifte die Unglückliche mit. Als man das Pferd zum Stehen brachte, war Frau Krieger bereits tot. Der Mühlen- und Elektrowerkbesitzer, Peter Fochler errichtete in der Nähe des Bahnhofs eine Hanffabrik. Dieser Fabrik wäre eine gute Zukunft beschieden gewesen, bot sich doch die Beschaffenheit des Bodens um Lazarfeld und Umgebung für den Hanfbau geradezu an. Der Name Kenderesch (Kender, zu Deutsch Hanf) lässt darauf schließen, dass schon vor dem Türkeneinbruch eine Siedlung bestanden hatte, deren Namen auf den Hanfbau fußt.

 

Evakuierungsvorbereitungen und Katastrophe

 

Am 23.August 1944 befahl König Michael von Rumänien die Einstellung der Feindseligkeiten gegen die Sowjets. Aus dem einstigen Bundesgenossen war ein Feind geworden. Dadurch erwuchs für unsere Heimat und ganz besonders für die Grenzgebiete die akute Gefahr, entweder Kampfgebiete oder von den sowjetischen Truppen überrannt zu werden. Unter Berücksichtigung dieser Lage ordnete die Volksgruppenführung Vorbereitungen zur Evakuierung der gesamten deutschen Bevölkerung unserer Heimat an. Alle Landsleute des von deutschen Truppen besetzten jugoslawischen Teils des Banats begannen mit dem Bepacken der Fuhrwerke. Die verstellbaren Wagen wurden lang gemacht und mit wasserdichten Planen überdacht. Der Flüchtlingstreck sollte nach einem reiflich überlegten Plan vonstatten gehen. Jedem, der kein eigenes Fahrzeug besaß, war die Möglichkeit gegeben, bei einem anderen mitzufahren und seine wenigen Habseligkeiten zu laden. Längst hatten die Lazarfelder diese Aktion abgeschlossen. Alles wartete auf das Signal zum Aufbruch. Da wurde am 18.September durch die Presse die Parole verbreitet: "Wir bleiben hier!" Trotz offensichtlich anhaltender Gefahr und geringer Hoffnung, dass diese noch abgewendet werden könnte, atmeten die meisten unserer Landsleute bei der Nachricht, daheim bleiben zu dürfen, erleichtert auf. Wie bald aber sollte dieser Erleichterung eine furchtbare Enttäuschung folgen! Der Glaube an die mit der Parole zum Bleiben verbreiteten These, dass unsere Heimat gehalten und nicht von den Russen besetzt werden würde, geriet ins Wanken, als am 25.September ein Flüchtlingstreck aus den Gemeinden des rumänischen Banats und zwar aus Hatzfeld, Ostern, Tschakowa hier eintraf und einquartiert wurde. Als die Lage immer brenzliger wurde und man täglich mit dem Einmarsch der Russen rechnen musste, beschwichtigte man die ängstlichen Gemüter mit der Nachricht, die Russen steckten noch in den Karpaten und nur einige aus dem Temeswarer Lager entsprungene Russen trieben sich in der Gegend herum. Und um diese zu bekämpfen, setzte man einen Teil der Banater "Deutschen Mannschaft", also auch Lazarfelder, in Rumänien ein. Dort erfuhren unsere Männer, dass es sich beileibe nicht um Partisanen handelte, sondern vielmehr um reguläre Truppen der Roten Armee. Am Donnerstag, dem 28.September klärte die Mannschaftsführung aus Großbetschkerek die Volksgruppenführung über die wahre Sachlage auf und forderte umgehend die Evakuierung des gesamten Banats. Die Volksgruppenführung wiederum sah sich außerstande, ohne Genehmigung der reichsdeutschen Besatzungsbehörde, also auf eigene Verantwortung, diese Evakuierung einzuleiten. Tatsache ist wohl, dass der SS- und Polizeiführer von Belgrad, Hermann Behrens, der Volksgruppenführung mit dem Kriegsgericht gedroht hatte, falls sie sich erdreisten sollte. den Befehl zum Absetzen der Bevölkerung zu geben. In dieser Zeit stellte tatsächlich die Flucht der Banater ein Politikum dar. Ungarn stand vor dem inneren Zusammenbruch. Die deutsche Reichsregierung befürchtete, dass Ungarn die aussichtslose Kriegslage erkennen und ebenfalls ins Lager der Russen wechseln würde, wenn die Massen der Deutschen aus dem Banat und der Batschka durch ihr Land zögen. Also opferte man Hunderttausende von Menschen, um einen unsicher gewordenen Bundesgenossen noch für ein paar Wochen hinzuhalten. Diese kurzsichtige politische Notwendigkeit spricht aber die Volksgruppenführung keineswegs von aller Schuld frei. Hätte sie in eigener Verantwortung die Evakuierung veranlasst, so hätte das möglicherweise den Tod einiger Männer bedeutet, nicht aber die Vernichtung Tausender unschuldiger Frauen und Kinder. Erst am Sonntag, den l.Oktober, 24 Uhr, erhielt die Volksgruppenführung die Erlaubnis, die Bevölkerung des Banats zu evakuieren. Für Lazarfeld und die übrigen Dörfer der Umgebung aber kam dieser Befehl zu spät. Nun begann die Tragödie unserer Landsleute und der erschütterndste Abschnitt in der Geschichte Lazarfelds.

 

Unser Heimatort wird Kampfgebiet

Enteignung, Verschleppung und Massensterben

 

Am Samstag, den 30.September 1944, trifft von Stefansfeld kommend ein Vorposten der Russen, etwa 20 – 25 Mann stark, mit einem Offizier an der Spitze in Lazarfeld ein. Sie lassen sich auf Stefansfelder Wagen anfahren. Ihr erster Weg führt sie in das Gemeindehaus und von dort zur Post. Hier reißen sie die Telefonleitung heraus. Im Gemeindehaus erkundigen sich die Russen, ob jemand in der Gemeinde russisch spreche. Der im 1.Weltkrieg in Lazarfeld verbliebene russische Kriegsgefangene, Herr Andreas Kubrikow, fungiert als Dolmetscher. Der Offizier erkundigte sich nach deutschem Militär im Ort oder in der Umgebung. Andreas Kubrikow verneint. Trotzdem durchsuchen die Soldaten mehrere größere Gebäude, so auch das Gasthaus Budo. Hier befinden sich 25 Mädchen, die an einem Lehrgang für Kindergärtnerinnen teilgenommen haben. Als die Mädchen die Russen erblicken, stieben sie in wilder Flucht über die Zäune der Gärten hinweg. Gegen Abend ziehen sich die Russen in das am Dorfende gelegene HNr.la, des Paulus Ludwig zurück. Die Familie Paulus erschreckt der Anblick der Russen dermaßen, dass sie, ohne etwas mitzunehmen, Hals über Kopf nach Klek läuft. (Diese Flucht nach Klek erwies sich für die Familie Paulus als Rettung; denn mit den Klekern gelangte sie nach Deutschland). Noch in dieser Nacht plant die Lazarfelder "Deutsche Mannschaft" einen Überfall auf den russischen Vortrupp und fordert aus Klek Verstärkung an. Auf Anraten einiger erfahrener und besonnener Männer aus dem 1.Weltkrieg und des Herrn Kubrikow unterlässt man dieses Unternehmen.

Am Sonntag, den l.Oktober, bei Tagesanbruch verlässt der russische Stoßtrupp Lazarfeld und zieht sich gegen Stefansfeld zurück. Der neue Tag bricht an, ein Tag, den die Lazarfelder nie vergessen werden. Um 8 Uhr des genannten Tages wird unter dumpfen Trommelschlag verkündet: "Alle männlichen Bewohner ab 16 Jahre fassen im Gemeindehaus Gewehre und Munition, treten am gegen Sartscha gelegenen Wassergraben an und schlagen die vermeintlichen Partisanen zurück!" Auch dieses Unternehmen wird dank besonnener Männer vereitelt. Gegen 9 Uhr lässt ein Angestellter der Volksgruppenführung Flugblätter verteilen. Sie besagen: "Wer ohne Bewilligung der Volksgruppenführung flüchtet. wird aus der Volksgemeinschaft ausgeschlossen." Der Text dieses Flugblattes sollte das Schicksal der Lazarfelder endgültig besiegeln. Obwohl die gesamte Bevölkerung Lazarfelds bereit ist, aufzubrechen, die Wagen sind bepackt, die Pferde brauchen nur noch angespannt zu werden, wagt niemand die Flucht. Gestikulierend stehen sie auf den Straßen ihres Heimatortes herum und ihre Gesichter spiegeln Angst und unendliche Ratlosigkeit wider. Und die Zeit verrinnt. Und mit jeder Stunde, die Lazarfelder Turmuhr verkündet. schmilzt die Hoffnung, doch noch den Russen zu entrinnen, dahin. Welch ungeheure Schuld haben damals die Verantwortlichen der Volksgruppenführung auf sich geladen, weil sie ihr Leben höher einschätzten als das Tausender. Der letzte Ton des Zwölfuhrläutens, es ist das letzte, ist kaum verklungen, da marschiert die Spitze der Roten Armee über die Sartschaer Brücke in Lazarfeld ein. (Just in diesem Augenblick nehmen die Familien Peter Rasimus und Dr. Georg Zwirner die Chance zur Flucht wahr.) Eine gut ausgerüstete Truppe, die alle Waffengattungen umfasst, folgt. Die Russen sind so zahlreich, dass jedes Haus 20 - 30 Mann einquartiert bekommt. Alle Pferde und Vorräte werden beschlagnahmt. Um ein weiteres Vordringen der russischen Armee zu vereiteln, werden Truppen der deutschen Wehrmacht eilends aus dem Balkan nach Großbetschkerek eingeflogen. Sie beziehen in und um Alexandrowo und Klek Stellung. Die deutsche Artillerie beginnt mit der Beschießung Lazarfelds. Die erste Granate schlägt in das Pfarrhaus ein und tötet die Haushälterin Elisabeth Hess. Ein zweites Geschoß trifft den Kirchturm und legt ihn in Schutt und Asche. Der Kampf um unseren Heimatort dauert die ganze Nacht. Gegen 23 Uhr dringt deutsche Infanterie in den nördlichen Teil des Dorfes ein und wirft die Russen bis in die Hälfte des Dorfes zurück. Dabei passiert es, dass in, manchen Häusern unten deutsche Soldaten eindringen, während sich die Russen auf den Dachböden versteckt halten. In dem Chaos dieser Straßenkämpfe gelingt zwei weiteren Familien die Flucht. nämlich den Familien Schmidt Josef und Schneider Josef. Im Morgengrauen des 2.Oktober erhalten die Russen Verstärkung und drängen die deutschen Truppen gegen Großbetschkerek zurück. Der Kampf um den Flugplatz und um das Theißufer bei Aradaz beginnt, Inzwischen plündert die russische Soldateska unseren Heimatort. Ungestüm dringen sie in die Häuser ein und fordern von den Bewohnern Uhren, Schmuck und Geld. Schneider Nikolaus und Scheuermann Jakob, die sich weigern, ihr Geld sofort herauszugeben, werden von den Sibiriaken auf die Strafe gezerrt und niedergeknallt. Das gleiche Schicksal ereilt Angehörige der "Deutschen Mannschaft". die in Lazarfeld Unterschlupf gesucht haben. Noch bevor sie Gelegenheit haben, sich ihrer Uniform zu entledigen, werden sie von den Russen aufgegriffen und niedergemacht. So verbluten unter den Kugeln der Rotarmisten die Lazarfelder Pfendt Nikolaus, Schmidt Ludwig, Merkler Johann: ferner Professor Koch aus Großbetschkerek und Lehrer Gustav Wildner (Schwager des Lorenz Lang) aus Werschetz. Was sich in den ersten Tagen und Nächten der russischen Besetzung in Lazarfeld abspielt, lässt sich mit Worten kaum beschreiben. Vergewaltigungen von Frauen und Mädchen sind an der Tagesordnung. Um dieser Schmach zu entgehen, stürzt sich die 50 jährige Barbara Neidenbach Frau des Dominik Neidenbach, in den Brunnen und ertrinkt. Die nächsten Tage bringen für die Lazarfelder weitere Einquartierungen und Plünderungen durch die Russen. Schweine Kälber werden geschlachtet; unsere Frauen müssen Tag und Nacht Essen zubereiten und große Mengen Brot backen. Zieht ein Truppenteil weiter, so nimmt er neben unseren guten Pferden auch Getreide und Futter für sie mit. Ställe und Speicher leeren sich zusehends: das Dorf liegt in wenigen Tagen ausgeplündert da: zumal auch die Partisanen und Serben in Scharen in den Ort strömen und holen, was ihnen gefällt.

Gleich nach dem Einmarsch der russischen Verbände reißen die Partisanen die Macht an sich. Systematisch beginnen sie, die deutsche Bevölkerung zu Zwangsarbeit heranzuziehen. Schon am nächsten Tag lassen die neuen Machthaber durch Trommler verkünden. Dass sich alle Männer beim Gemeindehaus einzufinden haben. Den herbeigeeilten Lazarfelder wird befohlen, die Gefallenen des Kampfes um Lazarfeld zu sammeln und zu beerdigen. In den Maisfeldern liegen etwa 25 Russen und 15 deutsche Soldaten (hauptsächlich Angehörige der Verfügungseinheit). Nachdem im Friedhof ein Massengrab geschaufelt ist, bestattet man darin rechts die Deutschen und links die Russen. Laufend müssen sich in den folgenden Tagen alle Einwohner beim Gemeindehaus einfinden. Partisanen führen sie auf die Felder, Partisanen stehen schussbereit daneben, wenn unsere Landsleute die Ernte für die Sieger einbringen. Der 20.Oktober l944 rückt heran, ein Tag. den wir Lazarfelder nie vergessen werden, nie vergessen können. Wieder stehen unsere Männer vor dem Gemeindehaus und warten auf die Befehle von Titos Partisanen, Namen werden verlesen; 42 Angehörige der „Deutschen Mannschaft" kehren in ihre Häuser nicht mehr zurück, verbringen eine Nacht voller Ungewissheit im Gemeindehaus. Viehwaggons befördern sie am nächsten Tag in das gefürchtete Lager Großbetschkerek. (Für die meisten dieser Männer sollte es die Endstation ihres Lebens werden. siehe Verzeichnis!)

Ein Lazarfelder, einer der wenigen Überlebenden dieses Schreckenslagers, berichtet folgendes: „Bereits am 5.Oktober hatten die Partisanen Deutsche aus Großbetschkerek im Lager inhaftiert. Später ging man daran, Männer der umliegenden Ortschaften in das Lager zu verfrachten. Wir Männer wurden rücksichtslos behandelt, geprügelt, gequält. Unser Leidenstag begann bereits um 4 Uhr. Das Frühstück bestand aus einer leeren Suppe. Den ganzen Tag über mussten wir schwer arbeiten. Nach 14 Stunden Arbeit erhielten wir um 18 Uhr wieder eine leere Suppe. Diese Verpflegung hätte selbst den Gesündesten unter uns innerhalb weniger Wochen zugrunde gehen lassen, wenn die Lagerinsassen nicht die Möglichkeit gehabt hätten, von ihren Angehörigen, Bekannten oder auch von der serbischen Bevölkerung während der Arbeitszeit heimlich Lebensmittel zu bekommen. Wehe aber dem, der dabei erwischt wurde: Er war der Willkür der Partisanen ausgeliefert. Zu jeder Nachtzeit führte man die Gefangenen zum Verhör oder zur Erschießung. An die Wand gestellt wurden Anfangs jene, die entweder gut gekleidet, körperlich besonders Stark oder durch Krankheit und Schwäche arbeitsunfähig geworden waren. Schuld und Nichtschuld zählte überhaupt nicht. Man ließ die Leute antreten, wählte dann eine bestimmte Zahl von Häftlingen aus, brachte sie in einen separaten Raum und ließ sie entkleiden. Nachdem man die Unglücklichen mit Draht zu Vieren zusammengebunden hatte, schleppte man sie auf die Schießstätte, dem alten militärischen Schießplatz von Großbetschkerek und streckte sie nieder. das war systematischer Mord an uns Deutschen, keine Vergeltungsaktion der Serben an uns. Befanden sich doch unter den Opfern auch Landsleute aus Rumänien, die ja mit den Serben nie Berührung gehabt hatten. Die Zahl derer, die im Großbetschkereker Lager erschossen wurden, lässt sich nicht genau erfassen, etwa l200 bis 1500 Männer. Festgehalten aber wurden die Erschießungen im Protokoll, in das alle Lagerinsassen Aufnahme fanden. Starb einer oder wurde er erschossen, so stand hinter seinem Namen der Vermerk: "Gestorben am ...." Gefangene führten unter Anleitung eines Partisanen das Protokoll. Ich selbst arbeitete eine Woche (Mitte Februar 1945) in der Lagerkanzlei. In dieser Zeit konnte ich beim Durchblättern des Protokolls feststellen, welche meiner Bekannten noch lebten und wo sie sich befanden. Auch Fälle, von denen ich genau wusste, dass sie erschossen worden waren, trugen den Vermerk "gestorben am ...." Selbst reichsdeutsche Soldaten fielen dem Massaker der Partisanen zum Opfer. Am 28.Oktober 1944 hatten die Partisanen 150 Deutsche niedergemacht und den Vermerk "gestorben am ...." eingetragen. An anderen Tagen waren Erschießungen kleinerer Gruppen gefolgt, die ungefähr 30 Personen umfassten. Diesen "Massenmord" rechtfertigten die Partisanen mit angeblichen Vergeltungsmaßnahmen. Täglich mussten wir einmal, manchmal auch öfter in Dreierreihen auf dem Hof antreten: Den Grund hierfür wussten wir vorher nie. Manchmal wählten die Partisanen Gefangene aus, um sie an einen anderen Ort hinbringen zu lassen; manchmal suchten sie die Erschießungsopfer aus. Die Namen dieser Opfer wurden erst nachträglich aufgeschrieben. Manchmal kam es vor, dass ein Partisan aus der Gruppe der Todeskandidaten einen Bekannten herauszog und dafür einen anderen hineinsteckte, damit die Zahl wieder stimmte. Dieser von den Partisanen begünstigte trug aber im Lagerbuch den Vermerk "gestorben am ...." So traf ich einen Verwandten (A.K. aus Lazarfeld) hinter dessen Namen ich den Vermerk "gestorben am ...." gelesen hatte, bei voller Gesundheit im Lager an. Auch er hatte sein Leben einer solch "glücklichen" Austauschaktion zu verdanken. Diese Art des Lagerlebens dauerte ungefähr bis Mai 1945, Auf Intervention der Russen nahmen die Erschießungen ab sofort ein Ende. Von dieser Zeit an arbeiteten wir auf den Feldern. Erschießungen erfolgten nur noch bei Fluchtversuchen.

Kehren wir wieder zurück nach Lazarfeld! Vor Weihnachten 1944 verbreitet sich dort wie ein Lauffeuer die Nachricht, eine russische Kommission sei im Dorf eingetroffen. Unseren Landsleuten schwant nichts Gutes. Die Kommission fordert die Bevölkerung auf, sich in der Mittleren Gasse zu sammeln: Das Tanzbein solle im Gasthaus Simon geschwungen werden, so geht die Mähr. Nachdem die Dorfbewohner den Tanzboden aufgesucht haben, merken sie, dass hier nicht getanzt, sondern gemustert wird. In Listen werden die Namen der arbeitsfähigen Lazarfelder, männlichen und weiblichen Geschlechtes, die das 18. Lebensjahr vollendet und das 35. bzw. 50. noch nicht überschritten haben, festgehalten, dann entlässt man sie nach Hause. Niemand kann in dieser Nacht in Lazarfeld Schlaf finden, zu schwer lastet die Angst und die Ungewissheit auf unseren Landsleuten. Da, mitten in der Nacht, pocht es an die Türen der Gemusterten: Warme Kleidung sei anzuziehen, Verpflegung in einem Rucksack mitzunehmen, fordert eine barsche Stimme. "Nur ein kurzer Arbeitseinsatz, ihr seid bald wieder daheim", so tröstet man die ängstlichen Gemüter. Am 1.Weihnachtsfeiertag bewegt sich ein trauriger Zug von 99 Lazarfelder, 13 Männern und 86 Frauen und Mädchen durch die Mittlere Gasse, eskortiert von hämisch grinsenden Partisanen. Herzzerreißende Szenen spielen sich ab. Kinder klammern sich an die Röcke ihrer Mütter und schluchzen: "Modder, net geh fort, holluns mit, loß uns net Alleen!" Mit Kolbenschlägen trennen die Partisanen die unglücklichen Kinder von ihren noch unglücklicheren Müttern. Einige Mütter, die das Los nicht getroffen hat, schließen sich freiwillig diesem Elendszug an, um bei ihren Töchtern zu sein. Und die übrigen Lazarfelder stehen ohnmächtig vor Wut am Straßenrand und wissen jetzt, dass auch ihr Leidensweg nicht mehr fern sein wird. Nachdem dieses Hundert Unglücklicher Großbetschkerek erreicht hat, pfercht man 35 - 40 Personen wie Vieh in Waggons und deportiert sie nach Russland, in die Kohlengruben bei Stalino. Über 20 Tage dauert die Fahrt, über 20 Tage sehen die Deportierten kaum den Himmel, bekommen sie kaum etwas zu essen. In Stalino angekommen, treibt man sie in primitivste Unterkünfte und schickt sie in die Stollen der Antrazitkohlengruben von Stalino. Seite an Seite mit deutschen Kriegsgefangenen schuften unsere Frauen, Mädchen und Männer unter Tage, vor Ort und an den Hunden, tagelang, wochenlang, monatelang, ja jahrelang. Hunger und Kälte, Krankheit, Verzweiflung und Misshandlung sind ihre ständigen Begleiter. Als sie endlich nach fünfjähriger unmenschlicher Zwangsarbeit zu ihren Angehörigen zurückkehren, ist ihre Jugend, ihr Lachen dahin, sind die meisten von ihnen von einem heimtückischen Leiden gekennzeichnet. Für drei Frauen, für drei Mädchen, für einen Mann kommt der Tag der Entlassung zu spät: Irgendwo im kalten Stalino sucht man ihr Grab vergebens. Bevor ich nun dieses Kapitel abschließe, lassen Sie mich noch von einer Familientragödie berichten: Für obig geschilderten Transport hatte man auch den 42jährigen Thomas Galy, HNr.152 und dessen zwei Töchter, Elisabeth, 18, und Katharina, 17, ausersehen. Um diesem Schicksal zu entrinnen, versteckte sich die ganze Familie in einer Strohtriste. Die Partisanen bemerkten bald das Fehlen der drei Galys. Sie umstellten mehrere Gehöfte und durchsuchten sie. Da stöberten sie die Gesuchten in der Strohtriste auf. Die Partisanen forderten Galy auf, mit seiner Familie herauszukommen. Nach- dem Galy dieser Aufforderung nicht sofort genügte, eröffneten die Partisanen auf die Strohtriste das Feuer. Im Nu stand diese in Flammen. Nur Frau Galy gelang es im letzten Moment dem Flammenmeer zu entrinnen. Vater und Töchter aber verbrannten bei lebendigem Leibe.

Die Enteignung der Deutschen in Jugoslawien wurde durch die Avnoj - Beschlüsse vom 21.November 1944 in die Wege geleitet. (Siehe beglaubigte Übersetzung).

 

Beglaubigte Übersetzung

 

Bezirkskommission für Konfiskationen gemäß Artikel 30. Nr. 1114/1945 Petrovgrad, den 27.September l945

Auf Grund der Entschließung des Antifaschistischen Rates der Volksbefreiung Jugoslawiens vom 21.November 1944 und des Art. 30 des Gesetzes über die Konfiskation vom 9.Juni 1945 wurde nach allseitigem Verfahren und Sammeln von Angaben seitens dieser Kommission das Verfahren wegen Feststellung den Tatbestandes bezüglich des Vermögens des und dessen Ehefrau , geb. aus Klek, durchgeführt und aufgrund des festgestellten Tatbestandes folgender Beschluss gefällt:

Das gesamte bewegliche und unbewegliche Vermögen, eingetragen in dar Grundbucheinlage K.O. Klek, lr.lay.27o, Top. Nr. 43-44/b, das Miteigentum und dessen Ehefrau geb. aus Klek, jugoslawische Staatsangehörige, deutscher Nationalität, wird zugunsten des Staates der Demokratischen Föderativen konfisziert. Gemäß Art. 30 Punkt 4 des Gesetzes über die Konfiskation vom 9.Juni 1945 wird das Bezirks- Volksgericht in Petrovgrad die Übertragung des Vermögens auf den Staat und die Eigentumseintragung zugunsten des Staates auf das konfiszierten unbeweglichen Vermögen, wie oben bezeichnet, vornehmen.

 

B e g r ü n d u n g !

Aufgrund der beigebrachten Unterlagen konnte festgestellt werden, dass das Vermögen des und seiner geb. aus Klek, konfisziert worden muss, weil die genannten deutsche Volkszugehörige sind. Über das bewegliche Vermögen kann keine Inventaraufzeichnung gemacht werden, weil sich das gesamte bewegliche Vermögen in Sammelmagazinen zusammengetragen befindet. Das bewegliche und unbewegliche Vermögen steht unter der Verwaltung des Volksvermögens in Petrovgrad,

 

(b. wenden)

Die Mitglieder der Kommission:

1.gez. Krasoje Nedeljkov,

2.gez.Ljatkovic Nakola,

3.gez.Uroa Markov

ges. unleserliche Unterschrift.

Zur Kenntnis: Der unzufriedenen Partei steht gegen diesen Beschluss das Recht auf Beschwerde innerhalb von 8 Tagen zu. Die Beschwerde ist über diese Kommission an die Kommission für die Konfiskationen bei dem Kreisvolksausschuss in Petrovgrad einzulegen. Vorstehende Übersetzung der mir im Original vorgelegten, in der Serbokroatische Sprache abgefassten Urkunde ist richtig und vollständig.

München, den 3. November 1955

 

Und wieder fordert das Großbetschkereker Lager seinen Tribut. Am 13.Januar 1945 müssen 26 Männer aus Lazarfeld den Marsch in das berüchtigte Großbetschkereker "Einserlager" antreten. Fünf von ihnen überleben die Misshandlungen in der "Todesmühle" nicht. (Siehe Verzeichnis). Immer mehr Nachschub fordert die Leitung dieses Lagers, zu groß ist der Ausfall an Menschen, die durch Erschießungen, Folterungen und Unterernährung zugrunde gehen. Dabei kommt unsere Gemeinde im Vergleich zu anderen deutschen Gemeinden noch verhältnismäßig glimpflich davon: Es müssen weniger Männer den Leidensweg in dieses Lager antreten. Ende März 1945 erfassen die Partisanen unsere Kranken und gebrechlichen Leute und transportieren sie in das Kathreinfelder Lager. In diesem Krankeninternierungslager für den Bereich des mittleren Banats sterben in kurzer Zeit fast alle an den erlittenen qualvollen Misshandlungen. (Siehe Verzeichnis!) Am 18. April 1945 werden unsere braven Landsleute aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen und Massenquartiere, getrennt nach Geschlecht und Alter, aufzusuchen. In der Schule, in den Gasthäusern, in der Sparkasse und in den größeren Bauernhäusern vegetieren nun 20 - 30 Personen zusammengepfercht in einem Raum ohne Mobiliar dahin. Auf hartem Stroh lagern die Bedauernswerten, nur eine dünne Decke schützt sie vor der Kälte. Die Kleider, die sie auf dem Leibe tragen, sind ihre einzige Habe. Von diesem speisen in der gemeinsamen Küche und dürfen ihre Lagerstätte nicht verlassen.

Unsere Dorfgemeinschaft hat aufgehört zu bestehen. Nach rund 150 Jahren harter und aufopferungsvoller Arbeit von sechs Generationen müssen die Lazarfelder der brutalsten Gewalt, die bar jeder Menschenwürde ist und jeglicher Grundrechte des Menschen spottet, weichen. Unverschlossen, einsam und verlassen stehen die Häuser da, in denen sie Freud und Leid, Glück und Segen von ihrem Herrgott empfangen durften. Und die planmäßige Ausrottung unseres Volkes geht weiter. Ende April 1945 trifft es die 16, 17 und 18 jährigen Mädchen, also die Jahrgänge 1927, 1928, 1929. Szenen, die kaum beschrieben werden können, spielen sich ab: weiß man doch, dass es ein Abschied für immer sein kann. Und wieder schließen sich Mütter freiwillig an, um bei ihren Töchtern zu sein. Unter Partisanenbegleitung treibt man die unglücklichen Geschöpfe nach Großbetschkerek, verfrachtet sie in Viehwaggons und transportiert sie in das Internierungslager Mitrowitza (Sremska Mitrovica). In einer ehemaligen Seidenspinnerei hausen unter menschenunwürdigen Verhältnissen zeitweise über 1000 Personen. Sofort nach der Ankunft beraubt man die Mädchen ihres Haarschmuckes. In harter Fronarbeit gehen Frühling, Sommer und Herbst dahin. Die Verpflegung in diesem Lager wird von Tag zu Tag weniger und schlechter; die Gesichter unserer Mädchen sind fahl und grau geworden. Im Dezember gibt es im Lager kein Gramm Fett. Nur einmal täglich löffeln die ausgemergelten Gestalten ihre Polentasuppe, die aus 50 g Maisschrot zubereitet ist. Der Winter 1945/46 kommt heran. Da bricht um die Jahreswende über das Lager eine Flecktyphusepidemie herein. 25 % aller Mädchen sterben eines qualvollen Todes. Niemand hat die Kraft, niemand nimmt sich Zeit, Einzelgräber zu schaufeln: In Massengräber wirft man die entstellten Leichen. Mitrowitza hat seinen Ruf, eines der schrecklichsten Internierungslager zu sein, aufs grausamste bestätigt. Die Verschleppung nach Russland, das Internierungslager Mitrowitza und andere Vernichtungslager dezimieren unsere Jugend, die Blüte unseres Volkes.

 

Vernichtungslager Rudolfsgnad.

 

Wer geglaubt hat, dass wenigstens Mütter, Säuglinge, Kleinkinder und Waisenkinder, ältere, kranke und arbeitsunfähige Landsleute einer Internierung entgehen werden, der sieht sich maßlos getäuscht: Mitte Oktober 1945 bleibt auch ihnen das Golgatha nicht erspart. Rudolfsgnad (Knicanin) heißt das Konzentrationslager, das für viele von ihnen Endstation ihres Lebens werden soll. 3200 Einwohner hat das Dorf, das im Theiß - Donau - Dreieck liegt, einmal gezählt. Schon Ende November hat man hier über 20 000 Personen des Banats zusammengetrieben. Je nach Größe der Räume siechen darin 20 - 30 Personen dahin. Sie lagern auf blanken Fußböden, die mit dünnem Stroh bedeckt sind. Eine Zudecke kennen sie nicht. Das Lagerstroh wird während der ganzen Lagerzeit (Auflösung des Lagers im März 1948) weder gewechselt noch ergänzt. Es besteht kaum Möglichkeit, sich zu waschen und die Wäsche zu wechseln. Freie Bewegung innerhalb des Lagers ist nur am Tage gestattet. Nachts bewacht die Volkspolizei die Häuser mit Argusaugen. Die Ernährung ist dürftig, karg. Sie umfasst die berüchtigte Maisschrotsuppe, den Polentabrei, etwas verschimmeltes Maisbrot und dünnen Tee. Wie freuen sich die Lagerinsassen, wenn es zur Abwechslung einmal Bohnen-, Rüben- und Kürbissuppe gibt! Fleisch, Fett und oft auch Salz sucht man in diesen Suppen vergebens. So erhalten die Gefangenen im Januar 1946 pro Person 70 g Salz, etwa fünf Pfund Maisschrot, aber kein Fett und kein Brot. Später teilt man den Hungrigen ein Pfund Maiskörner zu. Diese Ration muss drei Tage reichen. Das ist zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel. Von Hunger getrieben, werden die Dachböden nach Essbarem durchsiebt, Weizenkörner aufgelegen, mit einem Stein zu Mehl verrieben und gierig verschlungen. Längst sind die Hunde und Katzen Rudolfsgnad in die Kochtöpfe unserer Landsleute gewandert, ja sogar Tierkadaver werden nicht gescheut. Erst im Mai 1946 werden die Lebensmittel regelmäßiger zugeteilt, werden die Tagesrationen um ein Quäntchen vergrößert. In den Hütten der Inhaftierten geht nicht nur der Hunger um, sondern auch die klirrende Kälte: Heizmaterial wird im ersten Winter (1945/46) nicht zugeteilt. Man sammelte dürres Gras, Schilfrohr, Reisig und was man sonst an Brennbarem finden kann. Krankheiten greifen nun um sich: In Rudolfsgnad beginnt der Tod seinen Mantel auszubreiten. Täglich rafft er 80 - 90 Personen, manchmal auch mehr, dahin. Die Toten hüllt man in Säcke oder Lumpen ein und legt sie vor die Haustüre. Morgens poltern Wagen durch Rudolfsgnad. Fast an jeder Haustüre halten sie an. Wie Holzscheite werden die Gestorbenen auf die Leiterwagen geschlichtet. Schwer beladen rumpeln sie mit ihrer unheimlichen Fracht zum Friedhof. Gewaltige Massengräber warten dort auf ihre Opfer. Kein Priester spricht ein Gebet. Dumpf prallen die Leiber auf dem feuchten Boden auf. Und jeden Tag wiederholt sich diese schaurige Szene.

Aber es kommt noch schlimmer. Im Spätherbst 1945 wird Rudolfsgnad von einer Grippeepidemie heimgesucht. Ein Massensterben setzt ein. Die Opfer: Kleinkinder und ältere Personen. Anfangs Januar 1946 gesellt sich zur Grippeepidemie noch das Fleckfieber. Flöhe, Kopf- und Gewandlaus tragen zur Ausbreitung dieser Krankheit wesentlich bei. Im Februar 1946 erreicht das Massensterben seinen Höhepunkt. Die Totengräber, Landsleute, müssen in jenen Tagen bis zu 150 Leichen bestatten. Erst im April 1946 wird man dem Fleckfieber Herr. Bis Ende Januar 1946 nimmt das Massengrab im Ortsfriedhof die Toten auf. Darin ruhen ungefähr 1000 Lagerinsassen. Im Februar 1946 schaufelt man auf der Teletschka, einer Anhöhe etwa 2 km südlich des Ortsrandes, ein noch viel größeres Massengrab. Hier ruhen fast 9000 Tote. In beiden Massengräbern haben 269 Lazarfelder, davon 39 Kinder im Alter von 1 - 13 Jahren, ihre letzte Ruhestätte gefunden. Erwachsene können eher Hunger ertragen, nicht aber Kinder. Mütter, Großmütter und Großväter vermögen nicht mehr mit anzusehen, wie ihre Kleinen vor Hunger sterben. Nachts verlassen sie das scharf bewachte Lager, schleichen sich an benachbarte serbische Gemeinden heran, betteln um Nahrungsmittel, stehlen Nahrungsmittel. Sie wissen, dass sie dieses Wagnis vielleicht mit dem Leben bezahlen; denn werden sie erwischt, erwartet sie die Kugel des Wachpersonals. Und trotzdem! Erschütternd das Schicksal einer jungen Lazarfelder Mutter: Heimlich verlässt sie in diesem strengen Winter das Lager, um für ihre Kinder in der 17 km entfernten serbischen Gemeinde Tschenta Lebensmittel zu betteln. Mitleidige Seelen haben ihr Brot, Käse, Fett und Fleisch für ihre Kinder mitgegeben. Freudig eilt sie dem Lager entgegen. Aber der Schnee liegt Kniehoch, die Nacht ist kalt, Kleidung und Schuhwerk sind zu schlecht: Erschöpft bricht sie unter einem Baum zusammen, schläft ein und erfriert. Zwei unmündige Kinder warten vergebens auf Ihr Kommen. Nachdem unsere Märkte und Dörfer von den Bosniaken in Besitz genommen sind, werden die Heimatlager restlos aufgelöst und ihre Insassen, unsere Landsleute, nach Rudolfsgnad verschleppt. Kinder, deren Mütter nach Russland deportiert worden sind, befinden sich bei den Großeltern oder Verwandten. Sterben diese, so liefert man sie in Kinderheime ein. Schlechte Pflege und mangelhafte Ernährung lassen sie zu Skeletten abmagern. Beine und Arme sind sehr dünn, Kopf und Bauch aber außerordentlich dick. Manche Kinder sind außerstande zu gehen: sie kriechen nur mehr auf allen Vieren dahin. Später gelangen diese armen Geschöpfe in Kinderheime nach Macedonien und Slowenien. Nach Jahren brachte das Rote - Kreuz diese Kinder, auf dem Wege der Familienzusammenführung, zu ihren Eltern bzw. Verwandten nach Österreich oder Deutschland. Sie sprechen nur noch serbisch; da sie ihre deutsche Muttersprache völlig vergaßen. In Deutschland erlernten sie, in einer eigens dafür errichteten Schule, ihre deutsche Muttersprache wieder.

Anfang Januar l948 geht ein Flüstern durch Rudolfsgnad: "Die Lager werden aufgelöst". Tatsächlich trifft wenig später eine Kommission ein. Alle Personen werden Familienweise erfasst, nach Angehörigen wird gefragt. Am 1.März 1948 ist es soweit: Rudolfsgnad hört auf zu bestehen. Am 28.Februar 1948 werden unsere Lazarfelder in das Pantschowaer Ried umgesiedelt. Dort müssen sie in den landwirtschaftlichen Großbetrieben arbeiten. Drei Jahre haben sie sich verpflichten müssen, um dem Lager Rudolfsgnad zu entrinnen. Die Arbeitsunfähigen und die alten Leute bringt man in ein Barackenlager nach Karlsdorf, das als Altenheim bezeichnet wird. An ein zurück in die alte Heimat denkt niemand mehr; denn unsere Häuser sind enteignet, von Bosniaken bewohnt. Das Sinnen und Trachten unserer Landsleute richtet sich darauf, dieses fremd gewordene, verhasste Land für immer zu verlassen, „heimzukehren" in jenes Land, aus dem ihre Vorfahren vor 250 Jahren so hoffnungsvoll aufgebrochen sind. Zwei Möglichkeiten bieten sich an: Flucht oder legale Ausreise. Erstere Möglichkeit stellt ein Wagnis auf Leben und Tod dar, zweitens ist mit sehr hohen Kosten verbunden (12000 Dinar), die ein schnelles Ausreisen verzögern, ja fast unmöglich machen.

Aber nicht nur die Zivilbevölkerung Lazarfelds wird von den Partisanen gequält und langsam hingemordet, dieses Schicksal müssen auch Angehörige der SS Division "Prinz Eugen" erdulden, wenn sie das Pech haben, in deren Gefangenschaft zu geraten. Von einer "Genfer Konvention" scheinen diese Marodeure noch nie etwas gehört zu haben. Dazu einen authentischen Bericht eines Angehörigen dieser Waffengattung. "Am 5. Mai 1945 befanden wir uns in Karlowac. Wir versuchten, uns in Richtung Österreich durchzukämpfen. Bei Celje gerieten wir in Gefangenschaft. In Varazdin wurden die Offiziere von uns getrennt. (Sie gelten seither als vermisst). Sofort trennt man uns in Oberbanater unter Führung der Friedrich Kapitän (gebürtiger Lazarfelder) und Unterbanater mit Peter Ziwei aus Stefansfeld (ehemals Hilfslehrer in Lazarfeld). Am 21.Mai 1945, Pfingsten, abends zwischen 18 und 19 Uhr erreichte die Gruppe Kapitän nach einem Gewaltmarsch Novo Selo - Dugo Selo bei Ran. Wir wurden zu 50 abgezählt. Ich überschlug: 30 Gruppen zu je 50 Mann ergibt 1500 Mann. 16 Mann, darunter auch ich, sie hielten uns noch für Kinder, wurden von den anderen abgesondert. Um l/2 3 Uhr morgens verließen wir 16 Novo Selo - Dugo Selo. Drei Jahre später erfuhr ich von Botoscher Serben, dass alle 1500, außer uns 16, in Novo Selo - Dugo Selo einem Massaker zum Opfer gefallen waren. Nachdem sie ihre Massengräber geschaufelt hatten, wurden je vier Mann mit Draht aneinander gebunden. In Zwölferreihen standen sie hintereinander vor dem Massengrab. Maschinengewehre mähten Gruppe für Gruppe nieder". Unter den 1484 Erschossenen befinden sich auch über 80 Lazarfelder Familienväter und Söhne. Die genaue Zahl lässt sich nicht feststellen. Die Ermordeten sind im Verzeichnis als Vermisste angeführt.

 

Flucht und Aufnahmeländer

 

Die vorhergehenden Beiträge geben uns ein Bild davon, welch' unmenschliche Leiden unsere Bevölkerung bei Kriegsende und nachher zu erdulden hatte. Hunger, Not und Tod waren ihre ständigen Begleiter. Von Haß, Rache und Habgier beseelte Menschen, Räuber, Diebe und Mörder bestimmten ihr Schicksal. Deshalb wurde ihnen alsbald klar, daß für sie ein Verbleiben in der Heimat unmöglich geworden war und das Ende nur Siechtum oder gewaltsamer Tod sein konnte. Krank, entkräftet und der Verzweiflung nahe, suchten sie nun einen Weg, um dieser Hölle und ihren Schergen zu entrinnen. Es gab nur einen Weg: die Flucht. Sie beinhaltete ein Wagnis auf Leben und Tod. Jedermann war sich klar darüber, daß dieser Weg lang, gefahrvoll und weit sein würde. Fiel man den Partisanen in die Hände, so erwartete einem unmenschliche Quälereien oder sogar der Tod. Dennoch, es mußte gewagt werden! Wie bereits erwähnt, waren viele Familien auseinandergerissen. Die Angehörigen dieser Familien zauderten, alleine zu flüchten. Die noch verbliebenen alten Ehepaare sowie Mütter und ihre Kinder waren zumeist gewaltsam voneinander getrennt und in verschiedenen Lagern untergebracht. Im Herbst 1946 wagten als erste diejenigen, die noch beisammen lebten, die Flucht. Der Fluchtweg führte über die nahe rumänische Landesgrenze und von dort durch Ungarn nach Österreich. Andere flohen erst dann, wenn sie sich in einem Lager zusammengefunden hatten. So trafen sich 1947 im Lager Gakowa (Batschka), nahe der ungarischen Landesgrenze, viele Familien wieder. Ein Wiedersehen einzelner Familien gab es auch auf den Staatsgütern; denn arbeitete ein Angehöriger einer Familie dort, so ließen sich die anderen Mitglieder dorthin "verkaufen", Die Voraussetzungen zur Flucht waren nun geschaffen. Immer fand sich nahe der Grenze ein Ortskundiger, der sich für Geld oder Wertgegenstände bereit erklärte, die Gruppen zu einem Punkt zu führen, an dem die Grenze relativ leicht zu überschreiten war. Solche günstigen Gelegenheiten boten im Sommer die Weizenfelder, im Herbst die Maisfelder. Aber auch im Winter wagten Mütter mit ihren Kindern und alte, entkräftete Großeltern bei großer Kälte, bei Nacht und Nebel den Weg ins Ungewisse. Die eine Hand hatte das Bündel mit den dürftigen Habseligkeiten umfaßt, die andere Hand umklammerte das Liebste auf der Welt, die Kinder. Welch erschütterndes Bild! Bei Einbruch der Dunkelheit führte der Ortskundige die Gruppe bis zur Grenznähe, wies ihr die Richtung, kehrte um und überließ die Flüchtenden ihrem Schicksal. Bebenden Herzens schlichen sie in der angegebenen Richtung weiter. Wie atmeten sie auf, als sie die Grenze endlich überschritten hatten! Aber öfters kam es auch vor, daß die Flüchtlinge bei Tagesanbruch enttäuscht feststellen mußten, daß sie sich noch immer auf jugoslawischen Boden befanden. Sie waren im Kreis gegangen. Verborgen in einem Maisfeld harrten sie dann bei glühender Sonnenhitze oder bei strömendem Regen der kommenden Nacht. Nicht selten entdeckten Wachposten eine solche Gruppe, beschossen sie, fingen sie ein und steckten sie anschließend wieder in ein Lager. Ein Lazarfelder Mädchen mußte bei der Überquerung der jugoslawisch - rumänischen Grenze sein junges Leben lassen. Hatte man Jugoslawien verlassen, so war erst eine Hürde der Flucht genommen. Man befand sich nun in Rumänien oder Ungarn. Es erwies sich als richtig, die größeren Ortschaften zu umgehen. Die Flüchtlinge übernachteten zumeist in Strohtristen oder im Freien. Nahrungsmittel erbettelte oder erarbeitete man sich. Durch ihre zerlumpte Kleidung zogen unsere Landsleute die Aufmerksamkeit der rumänischen oder ungarischen Behörden auf sich. Festnahmen und Inhaftierungen folgten. Um eine Fahrkarte in die Freiheit zu bekommen, verkauften Männer ihre Mäntel, Frauen ihre Tücher. Zeigte sich einem das Glück hold, so erreichte er nach unsagbarer Anstrengung sein Ziel. Diejenigen aber, die vom Unglück verfolgt waren, mußten oft wochenlange Haftstrafen verbüßen, bis sie ans Ziel gelangten. Es grenzt an ein Wunder, daß unsere Leute, die jahrelanges, unmenschliches Lagerleben hinter sich hatten, diese Strapazen der Flucht meisterten. Sie rannten um ihr nacktes Leben, das in den Hungerlagern jeglichen Sinn verloren hatte. Die den Todeslagern entronnenen Lazarfelder erreichten auf ihren Fluchtwegen zuerst Linz in Österreich, die Sammelstelle der Lazarfelder. Dort erfuhren sie die Anschriften ihrer Angehörigen. Von Linz aus führte sie ihr Weg entweder in ein anderes Lager oder auf Bauernhöfe. Endlich war man der Sorge enthoben, Tag und Nacht in Furcht und Angst zu leben, den Schergen wieder in die Hände zu fallen.

Die Aufnahmeländer, Österreich und Deutschland waren vom Kriege verwüstet, die Städte in Trümmer und Asche gelegt, Wohnungsnot, Elend herrschten überall. Aber mit Anerkennung und Dank muß gesagt werden, daß die Bevölkerung und die Behörden der Zufluchtsländer alles Menschenmögliche unternahmen, um der sich anbahnenden Katastrophe Herr zu werden. So kam doch, zwar etwas langsam, aber stetig Ordnung in die vom Kriege zerstörten Länder. Viele unserer Landsleute blieben in Österreich und gründeten dort eine neue Heimat. Andere strebten nach Übersee, wo ihnen durch Verwandte oder Freunde eine Einreisemöglichkeit geboten wurde. Hier soll nicht unerwähnt bleiben, daß uns Freunde und Landsleute aus Übersee während der Notzeit tatkräftig unterstützten. Innigster Dank gebührt ihnen dafür. Einige Lazarfelder wanderten nach Frankreich aus. Die Mehrzahl aber benützte jede sich bietende Gelegenheit, um legal oder illegal in die Bundesrepublik Deutschland zu kommen. Nachdem im April 1948 Jugoslawien die Vernichtungslager aufgelöst hatte, gelangten auf dem Wege der Familienzusammenführung unsere Landsleute später direkt nach Deutschland. Heute leben wir Lazarfelder in vielen Ländern der Welt. Wir haben dort eine neue Heimat gefunden und eine neue Existenz gegründet. Das Fußfassen in dieser neuen Heimat kostete viel Arbeit, Opfer, Schweiß, Mühe und Ausdauer. Unsere ganze Kraft wurde dazu in Anspruch genommen. Überall, wo wir uns niederließen, blieb uns ob unseres Fleißes Achtung und Anerkennung nicht versagt. In der Bundesrepublik Deutschland fanden 1238 Personen eine neue Heimat. Schwerpunkte bildeten sich in Schwaigern (Württemberg) und in Königsstädten bei Rüsselsheim. In Österreich siedelten 204 Lazarfelder, hauptsächlich in Linz und Umgebung. Nach Übersee, in die USA wanderten 83, nach Kanada 51 Personen, aus. Nach Frankreich gingen 12 und nach England 3 Personen. In der DDR leben 9 Lazarfelder. In Jugoslawien verblieben 18 Personen, die oder deren Kinder Nichtdeutsche geheiratet hatten.

Bevor wir die Geschichte unseres Heimatortes Lazarfeld abschließen, sei uns noch ein kurzer Rückblick auf die einst aufstrebende deutsche Gemeinde gestattet. Viele unserer Häuser lassen die serbischen Kolonisten zerfallen, Friedhof und Friedhofskapelle sind zerstört und das Gotteshaus benützen sie als Getreidelager. Es soll noch hier festgehalten werden, daß von den 700000 Jugoslawiendeutschen etwa 50% nicht flüchten konnten (Banat) oder nicht flüchten wollten (Batschka). Unter der Besatzungsherrschaft der Partisanen mußten mehr als die Hälfte dieser Landsleute, ungefähr 200000, wie schon früher geschildert, ihr Leben lassen. Auch etwa 200000 reichsdeutsche Soldaten starben nach Beendigung des Krieges in der jugoslawischen Kriegsgefangenschaft.

 

DRITTER TEIL

Schulwesen

 

Wie wir schon im ersten Teil über die Ansiedlungen in Südungarn im Allgemeinen erwähnten, war dieses Gebiet in trostlosem Zustande, von einem Schulwesen konnte daher keine Rede sein. Es mußte eben alles vom Grunde aus neu geschaffen werden. Durch die Anordnung der Kaiserin Maria Theresia vom 22.Juli 1766, wonach in jedem Dorfe eine Kirche und Schule zu errichten sei, nahm auch das Schulwesen seinen Anfang. Leider war die Schule, besonders die Volksschule, von jeher bis in die neueste Zeit bei allen Landesregierungen wie auch bei den Gemeinde Verwaltungen, stets nur das "Aschenbrödel". Erst in neuester Zeit gelangte man endlich zur Überzeugung, daß nur jene Völker frei und glücklich sein können, für deren Bildung und Aufklärung die notwendigen Opfer gebracht werden. In den neu angesiedelten deutschen Ortschaften brachten ausgediente Soldaten und Handwerker Religion, Lesen, Schreiben und ab und zu auch etwas Rechnen auf ganz mechanische Weisen den Kindern bei. Diese Leute konnten selbst nur notdürftig lesen und schreiben, dementsprechend war auch ihr Erfolg sehr mangelhaft. Um diesem Übel abzuhelfen, war mit der in Temeschwar im Jahre 1776 errichteten "Normalschule" auch zugleich die Heranbildung von Lehrern für die Volksschule verbunden. Diese Lehrerbildungsanstalt bestand 68 Jahre und bis 1844 wurden dort für Südungarn die nötigen Lehrer herangebildet. Nach S. Hetzel's Schulstatistik ist aus den Protokollen dieser Lehrerpräprandie ersichtlich, dass über 600 Volksschullehrer in Temeschwar zu ihrem Berufe vorbereitet und ausgebildet worden sind. Anfänglich dauerte der Präparandenkurs für die Lehramtskandidaten bloß einige Tage, später einige und zuletzt schon regelmäßig zehn Monate. Der Lehramtskandidat von damals kam aus der Dorfschule ohne die nötigen Vorstudien direkt in die Präparandie. Die Dauer der Ausbildung der Präparanden steigerte sich im Laufe der Jahre. Die Ausbildung des Volksschullehrers an der deutschen Lehrerpräprandie in Werschetz, die von 1854 bis 1875 bestand, dauerte drei Jahre. Nach dem Ausgleich im Jahre 1867 begannen in Ungarn die nationalen Auseinandersetzungen. Der Kampf entbrannte unter der Regierung des Ministerpräsidenten Koloman Tisza von 1875 bis 1890. Schon in seinem ersten Regierungsjahr schloß er die Werschetzer Lehrerpräprandie. Sie war die einzige und letzte deutsche Lehrerpräprandie Ungarns, ausgenommen die der Siebenbürger Sachsen. Von dieser Zeit an gab es nur noch ungarische Lehrerpräparandien, sie dauerten vier Jahre und ein Vorstudium von ebenfalls vierjähriger Dauer. Vom Jahre 1883 sollten nur noch Lehrer ihren Beruf ausüben können, wenn sie die ungarische Sprache beherrschen. Lehrer ohne ungarische Sprachkenntnisse bekamen keine Anstellung. Den Höhepunkt in dieser Hinsicht stellte aber das Apponjische Gesetz in den nichtstaatlichen Volksschulen aus dem Jahre 1907 dar. Es wurde darin ausgesprochen, daß Lehrer ein Disziplinarvergehen begehen, wenn sie die ungarische Sprache nicht erfolgreich genug unterrichten, oder wenn sie etwas tun, was gegen den Gebrauch der Staatssprache gerichtet ist. Nach dem ungarischen Volksschulgesetz mußte das deutsche Kind alle Gegenstände, Religion ausgenommen, in ungarischer Sprache lernen. Ab der dritten Klasse gab es wöchentlich zwei Stunden deutsch Lesen und Schreiben. Sogar in der Schulpause war das deutsche Kind verpflichtet, ungarisch zu sprechen. Lehrern mit besonderen Erfolgen in der Ausbreitung der ungarischen Sprache winkten Belohnungen, Auszeichnungen und verschiedene Vorteile.

Nach dem verlassen der Volksschule, beherrschte unsere Jugend weder die Staatssprache noch die Muttersprache in Wort und Schrift. Bis 1918 lebten in Ungarn etwa 2 Mill. Deutsche. Die Auswirkungen des Apponjischen Schulgesetzes waren verheerend. Im Jahre 1917 gab es in ganz Ungarn nur noch 417 deutsche Volksschulen, davon gehörten aber 254 der siebenbürgisch – sächsischen lutherischen Landeskirche für ihre 250000 Angehörigen, weitere 116 lagen im deutschen Burgenland für ihre 200000 Deutschen, so daß die mehr als 1,5 Millionen Deutschen Ungarns praktisch keine deutsche Volks-, Bürger-, Fachschule, Gymnasium und Lehrerbildungsanstalt besaßen. Der Sieg der Alliierten im ersten Weltkrieg führte zur Niederlage der Mittelmächte, somit auch zum Zerfall der Monarchie. Nach dem Staatswechsel führten die deutschen Gemeinden gemäß der von den Unterrichtsbehörden gewährten Möglichkeit Deutsch als Unterrichtssprache ein. Eine deutsche Lehrerbildungsanstalt zu eröffnen glückte nicht. In Werschetz meldeten sich für die zu errichtende deutsche Parallelklasse der staatlichen Lehrerbildungsanstalt etwa 40 Schüler. Die Regierung bewilligte weder die versprochene deutsche Parallelklasse, noch die deutsche Unterrichtssprache. Verärgert verließen viele Deutsche die serbische Anstalt. Für die Lehramtsanwärter, die bis 1918 die ungarischen Lehrerbildungsanstalten besuchten, bestand noch die Möglichkeit in Baja die ungarische Lehrerbildungsanstalt zu besuchen. Das Bajaer Dreieck fiel im Sommer 1921 an Ungarn zurück. Die deutschen Lehramtsanwärter waren somit gezwungen ihr Studium in einer serbischen Lehrerbildungsanstalt fortzusetzen. Der Verfasser des Buches mußte auch diesen Bildungsweg gehen. Dies war mit großen Sprachschwierigkeiten verbunden, viele begabte deutsche Lehrerzöglinge schieden somit aus.

Die Übergangszeit fand ihren Abschluß mit dem Friedensvertrag von Trianon am 4.Juni 1920, er legte die Grenzen gegenüber Ungarn endgültig fest. Die Batschka, der untere Zipfel der Baranja, das westliche Banat, Syrmien und Slawonien kamen mit 700000 Deutschen an Jugoslawien. Schon am 27.August 1920 verordnete Unterrichtsminister Pribitschewitsch die Verstaatlichung sämtlicher Schulen an. Die deutschen Lehrer in Jugoslawien mußten, um die serbische Staatssprache zu erlernen, in den Schulferien Kurse besuchen. Nur wer die Prüfung bestand, konnte im Staatsdienst verbleiben. Einen großen Wert legten die Behörden auf den Unterricht der Staatssprache, der schon in der dritten Klasse begann. In der zweiten und dritten Klasse musste das deutsche Kind bis vier Schriftzeichen, die geschriebenen und gedruckten Groß- und Kleinbuchstaben, der deutschen, der lateinischen, serbisch - zyrilischen und kroatischen Schrift sollten nicht nur zum Lesen und Schreiben erlernt, sondern auch zur Sprachpflege in Deutsch und Slawisch betrieben werden. Nur eine kleine Minderheit der Schüler brachte es zu annehmbaren Ergebnissen. Die Mehrheit versagte bei diesem Drill. Die Folge war Senkung des Leistungsstandes vieler Jahrgänge. Noch eine weitere schwere Belastung für das deutsche Kind war, daß es die Nationalfächer - Geschichte und Erdkunde, in serbischer Sprache ab der 3. Klasse und nach 1931 in der 5. und 6. Klasse lernen mußte.

Am 9.August 1931 genehmigte endlich der Unterrichtsminister die Eröffnung der Privaten Deutschen Lehrerbildungsanstalt in Großbetschkerek, die nach zwei Jahren nach Neuwerbas verlegt wurde. So ging nach 60 Jahren ein lang gehegter Wunsch, deutsche Lehramtsanwärter in einer deutschen Lehrerbildungsanstalt auszubilden, in Erfüllung. Die Ausbildung dauerte, wie auch in den staatlichen Lehrerbildungsanstalten, fünf Jahre und nach zwei Jahren folgte eine praktische Prüfung. Nach dem Zusammenbruch Jugoslawiens im April 1941 erhielten die Deutschen ihre selbständige Schulverwaltung und ihre eigenen Schulbehörden. Der Unterricht wurde allen Kindern in der Muttersprache erteilt.

Die ersten Lehrer in den neu erbauten deutschen Dörfern dürften mit den Ansiedlern selbst eingewandert sein. In den Protokollen der Präparandie zu Temeschwar vom Jahre 1786 - 1799 finden wir 40 Lehramtskandidaten im Alter von 23 - 49 Jahren verzeichnet und als deren Geburtsort sind eben jene Teile des deutschen Reiches angegeben, aus welchen die Ansiedler kamen. Der erste Lehrer von Lazarfeld hieß Jakob Speichert, geboren in Nassau und besuchte als 21 Jährigen Jüngling vom 20.Juni bis 30.August 1799 die Präparandie in Temeschwar. Anschließend war er Lehrer in Bakowar und auch in Albrechtsflor. Laut den Matrikelauszügen der Pfarrkirche Etschka (1800 - 1803) ist dem Lehrer Jakob Speichert am 8.November 1802 eine Tochter Namens Maria Anna getauft worden, somit dürfte also Jakob Speichert der erste Lehrer in Lazarfeld gewesen sein. Damals wechselten die Lehrer sehr häufig ihre Stellen und deshalb war im Jahre 1807 Jakob Speichert nicht mehr in Lazarfeld. Laut den hiesigen Matrikeln wurde am l.April 1807 Adalbert Rödl, Sohn des Lehrers Ferdinand Rödl getauft und am 1.Februar 1809 starben dem Lehrer eine Tochter Namens Maria (3 Jahre alt) und der Sohn Adalbert. Ferdinand Rödl geboren in Böhmen, besuchte die Präparandie 1803/04 im Alter von 24 Jahren vom l.August bis 8.September und war zuerst in Heufeld, später in Lazarfeld als Lehrer tätig. Wie lange Rödl hier als Lehrer angestellt war wissen wir nicht. Bekannt ist uns nur, daß seine Frau Karoline der hiesigen Kirche 1814 ein Chorhemd spendete. Wie lange die hiesige Volksschule einklassig war und wer nach Rödl kam, wissen wir nicht bestimmt. Als im Jahre 1831 die Cholera herrschte, starb am 7.September auch der Lehrer Johann Bedö und sein Nachfolger war Josef Vogel. Laut den Protokollen der Präparandie besuchte Josef Leonhard, geb. in Kathreinfeld, als 15 Jährigen Jüngling 1833 die Präparandie und wurde nachher in Lazarfeld angestellt, somit wurde in diesem Jahre die Volksschule in Lazarfeld zweiklassig. Im Jahre 1836 vertauschte der Oberlehrer Josef Vogel seine Stelle mit dem Oberlehrer Christof Schwanfelder aus St. Hubert. Schwanfelder, geboren in Marienfeld, besuchte 1811 als 17jähriger Jüngling die Präparandie und wirkte in verschiedenen Gemeinden, so z.B. in Billed usw. und hier zur vollsten Zufriedenheit der Gemeinde bis zu seinem Tode am 22.Mai 1862 als Lehrer. Am 1.August 1862 trat Michael Eisler die freigewordene Oberlehrerstelle an. Sein Geburtsort ist Albrechtsflor. Als Unterlehrer wirkte er in Komlosch.

Die Lehrsäle der beiden Klassen waren in dieser Zeit unzweckmäßig. In der Oberklasse hatten kaum 50- 60 Schüler genügend Raum, dagegen war der Lehrsaal der ersten Klasse klein. Die Ecke des Klassenzimmers war abgesperrt und diente als Wohnung dem Unterlehrer. Beide Säle waren niedrig, mit verschiedenen Fenstern versehen und wenn es regnete, so regnete es auch auf Schüler und Lehrer. Die Gemeinde befand sich damals in einer sehr schlechten Lage (siehe Gemeindegeschichte) und konnte daher keine Abhilfe schaffen. Im Jahre 1869 war der Zustand des Schulhauses untragbar, so wandte sich die Gemeindevorstehung mit einem Bittgesuch an den Diözesan - Bischof Alexander Bonnaz um eine Beihilfe für das neue Schulhaus. Der Bischof bewilligte zum Schulbau 1000 Gulden. Anfangs Mai brach man das alte Schulhaus ab und jedes Haus war verpflichtet 800 Lehmsteine (ungebrannt) zu liefern. Die Grundherrschaft spendete zum Neubau 20000 Brennsteine. Für 30000 Stück Brennziegel musste die Gemeinde aufkommen. Wegen des Schulcharakters entbrannte damals nicht nur in Lazarfeld, sondern im ganzen Lande ein erbitterter Kampf. Das neue Schulgesetz vom Jahre 1868 Gesetzartikel 38 bewilligte die Kommunal- oder Gemeindeschule (Ausgleich). Bis zu dieser Zeit gab es nur Konfessionsschulen. Außer dem Erhaltungsrecht hatte die Gemeinde in dieser Schule keinen Einfluß. Die Schulaufsicht übten allein die Vertreter der Kirche aus, sie bestimmten auch den ganzen Schulbetrieb. Durch die Ernennung der Schulkommission in den Gemeindeschulen hatte die Bevölkerung ein gewisses Mitspracherecht (Lehrerwahl, Lehrerbesoldung usw.), die Schulaufsicht hingegen übernahm allmählich der Staat. Bischof Bonnaz bewilligte nur unter der Bedingung 1000 Gulden Beihilfe zum Schulbau, wenn in Lazarfeld auch weiterhin die Konfessionsschule bestehen bleibt. Der Gemeinderichter ließ die Bevölkerung wiederholt in dieser Angelegenheit zusammenkommen, trotzdem die nötigen Mittel zum Bau des neuen Schulhauses fehlten, entschied sich die Mehrheit der Einwohner für die Gemeindeschule. Es wurden von Franz Klötzl, Johann Schmidt, Eva Rath, Josef Zwirner usw. Darlehen aufgenommen, jedes Haus zahlte fünf Gulden Schulbeitrag und so entstand das neue Schulhaus. Am 15.November 1869 wurde es feierlich eingeweiht. Die Erklärung für die Gemeindeschule erfolgte am 7.März 1870. Die Gemeinde reichte mit Berufung auf $ 43 des 38. Gesetzartikels vom Jahre 1868 beim Unterrichtsministerium ein Gesuch um Staatsunterstützung zur Tilgung der Schulbau Schuld ein. Das Ministerium bewilligte 1000 Gulden zur Tilgung der Schulbau Schuld und des rückständigen Lehrergehaltes. Die Zahl der schulpflichtigen Kinder wuchs derart, daß man schon im Jahre 1874 einen dritten Schulsaal benötigte. Die Gemeinde konnte wegen ihren schlechten finanziellen Verhältnissen dies alleine nicht schaffen, so ließ die Regierung ein zweites Schulhaus mit einem Lehrsaal und einer Lehrerwohnung erbauen. Die Gemeinde stellte bloß die zum Bau nötige Hand- und Zugkraft. Am 15.Mai 1875 war die feierliche Weihe des neuen Schulhauses HNr.72a neben dem Gemeindehaus (siehe Gemeindegeschichte). Seit damals wirkten an der hiesigen Volksschule drei Lehrkräfte, zwei männliche und eine weibliche.

Der Landtag Ungarns ordnete im 15.Gesetzartikel vom Jahre 1891 an, daß in den Gemeinden ständige Bewahranstalten, Kindergärten, oder wenigstens Schutzanstalten während der Sommermonate errichtet werden müssen. Der Kindergarten ist, wie das Gesetz ausdrücklich sagt, keine eigentliche Lehranstalt, sondern es sollen die Kinder an verständliche Sprache gewöhnt und die Entwicklung ihrer geistigen und körperlichen Fähigkeiten und Kräfte spielend gefördert werden. Das Gesetz sagt weiter: "Der Kindergarten muß errichtet werden, um die allgemeine Volksbildung zu heben, besonders aber um die so schön klingende Sprache des Landes (ungarisch) schon dem zarten Kinderherzen einpflanzen zu können". Außerdem sollen die Kinder, während deren Eltern ihre Arbeit besorgen, vor jeder Gefahr bewahrt werden usw. Lazarfeld zählte zu jenen Gemeinden, die im Sinne des Gesetzes einen Kindergarten (Ovoda) zu errichten verpflichtet waren. Die gesetzliche dreiprozentige Kindergartensteuer wäre wohl zur Erhaltung des Kindergartens genügend gewesen, doch zur Errichtung des Kindergartengebäudes und der Wohnung für die Kindergärtnerin war die Gemeinde nicht in der Lage. Am 25.Januar 1896 sandte die Gemeindevorstehung ein Gesuch an das Unterrichtsministerium mit der Bitte, die Regierung möge die dreiprozentige Kindergartensteuer so lange erlassen, bis die Gemeinde das zum Bau des Kindergartens nötige Darlehen getilgt hat. Weiter soll der Staat vorläufig für das Gehalt der Kindergärtnerin und Helferin aufkommen. Das Unterrichtsministerium genehmigte das Gesuch der Gemeinde. Der umgebaute nördliche Teil des Gemeindehauses (Magazin) zum Kindergarten und die neu erbaute Wohnung der Kindergärtnerin erhielten am 14.November 1898 ihre feierliche Weihe. Die Gemeinde stellte die Gebäude dem Staate zur Verfügung, ebenso übergeht die Kindergartensteuer nach Tilgung des Darlehens in den Besitz des Staates. Somit bekam unsere Gemeinde einen staatlichen Kindergarten mit ungarischer Unterrichtssprache. Das 3 - 6 jährige deutsche Kind mußte den ganzen Tag ungarische Gedichte, Lieder und Spiele, die es nicht verstand, lernen.

Weil die Gemeinde wegen ihrer schlechten materiellen Verhältnisse nicht im Stande war das kärgliche Gehalt der zwei Lehrer an den beiden unteren Klassen zu erhöhen, so stand bald die eine, bald die andere Klasse ohne Lehrer. Die dritte Klasse konnte die Gemeinde nur mittels Staatsunterstützung erhalten. Wegen der wachsenden Schülerzahl wird die Eröffnung einer vierten Klasse in der nächsten Zeit notwendig. Aus diesen Gründen beschloß die Gemeindeverwaltung im Jahre 1899, die seit 1802 bestehende Konfessions- und 1870 übernommene Gemeindeschule zu verstaatlichen. Die Schulgebäude, nebst der fünf Prozenten Schulsteuer und 200 fl. jährlichen Schulbeitrag übergehen an den Staat. Die Gemeinde hat überdies die Gebäude im Stande zu halten und bei Klassenerweiterung für den neuen Lehrsaal zu sorgen. Dagegen sorgt der Staat für Lehrmittel und Lehrerbesoldung, berücksichtigt aber den Wunsch der Gemeinde, daß nur Lehrer mit r.k. Religion angestellt werden und daß der Lehrer der Oberklasse zugleich den Organistendienst versehen muß. Nach diesem gegenseitigen Übereinkommen wurde unsere Schule verstaatlicht, die Lehrer der bisherigen Gemeindeschule als Staatslehrer ernannt und beeidet. Das jährliche Gehalt der Lehrer der beiden unteren Klassen erhöhte der Staat auf 800 Kronen. Unsere Leute verließen sich schon wieder zu sehr auf den Staat und seine Versprechungen, obwohl böse Erfahrungen zu Vorsicht und Selbsthilfe mahnten.

Durch den Bau eines neuen Klassenzimmers am Südflügel des Schulgebäudes im Jahre 1907 wurde unsere Volksschule vierklassig. Im ehemaligen Serbien hat man die Einrichtung des Kindergartens nicht gekannt. Die auf den zu Jugoslawien gefallenen Gebieten der ehemaligen Österreichisch - Ungarischen Monarchie vorgefundenen Kindergärten wurden als eine Art Vorstufe betrachtet, sie wurde daher mit den Volksschulen zusammen 1920 verstaatlicht. Die Kindergärtnerinnen übernahm man in den staatlichen Schuldienst und sie zählten zum Lehrkörper der staatlichen Volksschule des betreffenden Ortes. Weil man den Kindergarten für die nicht slawischen Kinder als eine Vorbereitungsklasse betrachtet, so war die Unterrichtssprache serbisch. Dem rapiden Ansteigen der Schülerzahl nach dem ersten Weltkriege genügten die vorhandenen vier Schulsäle nicht mehr. An einen Neubau konnte die Gemeinde in ihrer schwierigen finanziellen Lage, in die sie 1918 nach dem Zusammenbruch geriet nicht denken. Dazu kam noch der Streit wegen der 1800 Joch Hottarfelder, von denen die Gemeinde keine Steuer erheben konnte. Um einen neuen Schulsaal zu gewinnen, beantragte die Gemeinde die Schließung des Kindergartens. Dies war der Regierung willkommen, sie ersparte sich dadurch das Gehalt einer Kindergärtnerin. Die zwei Kindergartenräume ließ die Gemeinde 1924 in einen Schulsaal umbauen und die Wohnung der Kindergärtnerin wurde Lehrerwohnung. Von dieser Zeit blieb unsere Schule bis 1944 fünfklassig.

Erst im Jahre 1936 erhielt der Schwäbisch - Deutsche Kulturbund die Genehmigung zur Eröffnung eines Privaten Deutschen Kindergartens in Lazarfeld. Er war, bis zur Erstellung des neuen Schulgebäudes 1940 im HNr.103 untergebracht und Frl. Helene Schneider führte den Kindergarten in der Muttersprache bis 1944. Die alten, kleinen Schulsäle entsprachen nicht mehr den Anforderungen der neuen Zeit. Die Schülerzahl war wieder gewachsen, die Lehrsäle zu klein. Deshalb ließ die Gemeinde am Südflügel des alten Schulhauses zwei moderne, geräumige Lehrsäle und eine Lehrerwohnung erbauen. Der im Jahre 1939 begonnene Bau erhielt 1940 seine feierliche Weihe. Nun konnten die Lazarfelder Kinder nach dem Jahre 1941 in ihrer Muttersprache am Unterricht teilnehmen. Leider waren diese geordneten neuzeitlichen Schulverhältnisse nur von kurzer Dauer. Beim Einmarsch der Russen am l.Oktober 1944 nahm alles ein jähes Ende. Bevor wir diesen Teil schließen, wollen wir nun noch die Namen jener Lazarfelder hier anführen, die sich dem Studium gewidmet haben:

 

  1. Speicher Johann Lehrer in Orawitza

  2. Gemmel Anton Lehrer in Deutsch – Zerne

  3. Franges Josef Lehrer in Gloganj

  4. Schwanfelder Josef Lehrer in Setschanfeld

  5. Schwanfelder Adam Lehrer in Brestowatz.

  6. Jakschitz Adam Lehrer in Klek

  7. Marschall Wenzel Lehrer in Johannesfeld und Lazarfeld

  8. Sluga Josef k.u.k. Hauptmann in Budapest

  9. Kipper Christof Lehrer in Soagh und Gilad

  10. Eisler Julius Lehrer in Opova und Perles

  11. Jakschitz Josef Lehrer in St.Georgen und Lazarfeld

  12. Schneider Peter Notar in Folja

  13. Schwemlein Nikolaus Lehrer in Sakula und Klek

  14. Kern Franz Lehrer in Lazarfeld, Großscham und Sigmundfeld

  15. Massong Wenzel Lehrer in Bachowar, Setschandorf und Kathreinfeld

  16. Eisler Michael jun. Gerichtspräsident in Budapest

  17. Marschall Michael Lehrer in Lazarfeld

  18. Welsch Johann Lehrer in Partosch und Lazarfeld

  19. Steibel Michael Richter

  20. Tempich Jakob Richter

  21. Bering Peter Notar in Klek und Lazarfeld

  22. Steibel Franz Lehrer

  23. Eisler Emil Rechnungsrat im ung. Parlament

  24. Prem Peter Pfarrer in Beodra und Torda

  25. Bohn Georg Lehrer

  26. Bergenthal Max Handelsschule

  27. Massong Franz Lehrer in Lazarfeld und Kathreinfeld

  28. Marschall Wenzel Lehrer

  29. Klötzl Franz Landrat

  30. Eisler Nikolaus Lehrer

  31. Schneider Peter (HNr.59a) Jurist

  32. Marschall Peter Lehrer in St. Georgen

  33. Jakschitz Lajosch Bankbeamter in Budapest

  34. Marschall Josef Zahnarzt

  35. Lux Johann Lehrer in Klek und Kudritz

  36. Welder Adam Arzt in Kudritz

  37. Tempich Adam Arzt

  38. Schneider Nikolaus Arzt

  39. Zwirner Georg Arzt in Lazarfeld

  40. Zwirner Helmut Arzt

  41. Zwirner Gottfried Dipl. Ing

  42. Zwirner Werner T.Hochsch

  43. Klötzl Josef Handelsschule

  44. Klötzl Franz Gymnasium

  45. Lang Josef Ingenieur

  46. Schneider Franz Notar in Lazarfeld

  47. Schneider Franz jun. Diplom Landwirt

  48. Schneider Josef Handelshochschule

  49. Schneider Wilhelm Handelsschule

  50. Zwirner geb. Welsch Anna Lehrerin

  51. Lang Lorenz Lehrer in Kathreinfeld, Sigmundfeld, Lazarfeld, Klek und Großbetschkerek von 1922 - 44 und von 1945 - 64 in Deutschland

  52. Jakschitz Peter Lehrer in Partos und Lazarfeld

  53. Jakschitz Nikolaus Tierarzt

  54. Fillips Peter Arzt

  55. Massong Josef Lehrer

  56. Jerch Anton Lehrer in Beodra und Ridjica

  57. Eckert Peter Dipl. Ing.

  58. Schneider Johann Lehrer

  59. Kristof Michael Studienrat in Subotica, Werbas und Großbetschkerek

  60. Zwirner Matthias Handelsschule

  61. Zwirner Edwin Gymnasium

  62. Kern Matthias Berufsschullehrer

  63. Koch Karl Pfarrer

  64. Schneider Michael Vizenotär in Lazarfeld

  65. Schneider Franz Gymnasium

  66. Zwirner Matthias Vizenotär in Lazarfeld

  67. Schneider Magdalena Dipl. Krankenschwester

  68. Kubrikow Matthias Ingenieur

  69. Kubrikow Wenzel Postvorsteher

  70. Kelemen Julius Postbeamter in Lazarfeld

  71. Görlich Arthur Eisenbahnbeamter

  72. Pfendt Franz Notar.

  73. Wolf Sigmund Dipl. Chemiker in Großbetschkerek

  74. Zwirner Josef Gymnasium

  75. Zwirner Walter Studienrat

  76. Faul Reinhard Tierarzt

  77. Faul Klaus Gymnasium

  78. Jerch Wenzel Ingenieur

  79. Fochler Peter Dipl. Ing

  80. Welsch Johann jun. Beamter.

 

Zusammenfassung in Zahlen: 2 Pfarrer, 1 Gerichtspräsident, 1 Parl. Rechnungsrat, 2 Richter, l Advokat, 7 Ärzte, 1 Zahnarzt, 4 Dipl. Ing., 1 Diplom Landwirt, 1 Tierarzt, 2 Studienräte, 1 Berufsoffizier, 1 Landrat, 1 Berufsschullehrer, 28 Volksschullehrer, 4 Notare, 2 Vizenotare, 2 Postvorsteher, 3 Ingenieure, 3 Beamte und 1 Dipl. Krankenschwester. Fürwahr, eine stolze Bilanz, wenn gesagt werden kann, daß die Angehörigen der genannten Berufsgruppen, denen Lazarfeld einst Heimat war, sich im öffentlichen Leben einen ehrenvollen Namen geschaffen haben.

 

SITTEN UND BRÄUCHE, FESTE UND FEIERN. DAS BÄUERLICHE ARBEITS JAHR.

 

Die Taufe

 

Woher der kleine Bruder? "Aus dem Honigbrunnen", oder in Lazarfeld brachte ihn der Storch. Zu dieser Frage fällt mir der kleine Franzi ein, Söhnchen einer kinderreichen Taglöhnerfamilie. Franzi hatte viele Schwestern und jede Schwester einen Bruder, den Franzi. Er war also der einzige Bube in der großen Familie, kaum fünf Jahre alt. Franzi wünschte sich am Neujahrstag einen kleinen Bruder. Seine Mutter vertröstet ihn auf den Storch. Der kleine kam fast täglich zu uns, damit ich ihm sage, wann der Storch käme. Meine widersprechenden Antworten machten ihn aber derart mißtrauisch, daß er mir die Freundschaft kündigt: „Zu Euch kumm ich nimmer." Als ich ihn mit schönen Versprechungen besänftigt hatte, sagte er versöhnlicherweise: "Gibt mr dann Wassr, ich ham Bohne gess, und die verlange Wassr." Ich reichte ihm den Becher, worauf wir wieder gute Freunde waren. Kurz darauf war endlich der große Tag gekommen, an welchem der langersehnte Zuwachs das Licht der Welt erblickte. Zunächst die kleine Vorgeschichte.

Es geschah an einem schönen Frühlingstag. Ich saß in der Schulstube und lauschte bei offenem Fenster auf das liebliche Gurren der Holztauben, die nur wenige Schritte von mir entfernt, auf dem Kirchendach ein lustiges Spiel trieben. Plötzlich hörte ich die laute Stimme des kleinen Franzi, der mit seinen Kameraden aus dem Kindergarten kam. Die Kleinen blieben unter meinem Fenster stehen und plauschten lebhaft. Ihr Gespräch wurde immer lauter und interessanter. Es drehte sich darum, ob sie spielen oder erzählen sollten. Auf Vorschlag des herrschsüchtigen Franzi einigten sie sich für das Rätselerzählen. "Ich vrzähl Eich gleich zwei, awr zuersch alli sitze!" befahl Franzi triumphierend. Dann erzählte er, wie der Zigeunermischko seinen Schimmel vom Fressen entwöhnen wollte. Als der Schimmel an das Nichtfressen schon gewöhnt war, ist er gestorben.

"Jetz is es aus, dort lauft die Maus sie hat a rotes Kittl an, morje fangts widr an"

"Noch ens, noch ens, Franzi!", jubelten die Zuhörer und klatschten ihm Beifall. Die zweite Geschichte war sein Traum von zwölf Räubern, die er aber nicht beenden konnte, weil das Klappern eines Storches ihn an seinen Neujahrswunsch erinnerte. Der Storch umkreiste einigemal die Kirche ließ sich schließlich auf das Turmkreuz nieder und begann zu klappern. "Do isr, do isr", rief Franzi voller Freude und stimmte sein Sprichwort an, das er mit zunehmender Lautstärke öfters wiederholte.

"Storche, Storche Gutr, bring mr en klene Bruder!"

In diesem Augenblick rollte ein Radfahrer daher, der ihm zurief: Bischt du gleich rujich, Ihr seid doch schun euer Fünfi!" "Ich will awr en klene Brudr," beharrte Franzi auf seinem Neujahrswunsch. Während dieses Zwischenfalls fiel eine kleine Kameradin ein: Storch, Storch Bestr, bring mr en klene Schwester." "Na, jetz hascht alles vrdorb! Was wert Dr. Storch jetz bringe?" zürnte Franzi, und der Storch flog davon. Acht Tage später bekam Franzi die fünfte Schwester. Die Geburt mußte binnen kurzer Frist im Matrikelamt angemeldet werden. Am darauffolgenden Sonntag oder Feiertag trug man das Kind zur Taufe. Eine Taufe an Werktagen war in Lazarfeld eine Seltenheit. Die Taufeltern waren gewöhnlich jugendliche Verwandte der beglückten Eltern. Der Gang zur Kirche glich einem kleinen Festzug. Der Pat holte mit der Musik die Godl ab und marschierte mit ihr unter den Klängen lustiger Märsche zu ihrem Taufkind. Je mehr Schaulustige ihnen über den Zaun und aus dem Gassentor nach guckten, desto strammer und stolzer gingen sie. Im Hause wurde unterdessen das kleine Bündel geschnürt: das Kind ins Taufpolster eingewickelt und mit einem schön geschmückten Tuch bedeckt. Als alles klappte, machten sie sich auf den Weg. Die Godl trug das Kind und schritt an der Spitze zur Rechten des Paten, einige Schritte hinter ihnen die Hebamme und in einem weiteren Abstand die Musik, die fleißig lustige Märsche spielte. Zu Beginn des Gottesdienstes waren sie schon in der Kirche. Nach dem Hochamt vollzog der Priester das Sakrament der Taufe. Danach gingen Pat, Godl und die Hebamme mit dem Kind in das Pfarramt, wo der feierliche Akt in das Taufbuch ein- getragen wurde. Auf diesem Weg hüpfte ihnen die lustige Kinderschar nach, um mit dem Spottruf "Süß Godl, a sauer Pat" den Taufeltern Zucker zu entlocken. Der Rückweg erfolgte in derselben Reihenfolge wie der Gang zur Kirche. Der Glanzpunkt des freudigen Ereignisses war die "Kindschenk ", ein Festessen, zu welchem die Taufeltern die Hebamme und auch andere Gäste geladen waren, die sich bei schmackhaften Speisen und feurigem Wein munter unterhielten. Es war ein Stück der guten alten Zeit, leckeres Geflügel und fröhliche Stimmung in dem schönen Banaterland. Nach altem Brauch wurde die Wöchnerin drei Tage von der Godl und drei Tage vom Pat verpflegt. Zum Abschluß überreichte die Godl ein wertvolles Kinderkleid, was ihr Taufkind im Übrigen in der Kirche erwünschte. Weinte nämlich ein Kind während der Taufe, so sagte man: das Kind verlangte ein neues Kleid war es ein Mädchen, dann auch so: „Es wird eine böse Schwiegermutter"

 

Eine schwäbische Bauernhochzeit vor dem zweiten Weltkrieg

 

Die Gäste, ungefähr 200 Personen, versammelten sich in den Nachmittagsstunden im Elternhaus des Bräutigams. Das eigentliche Hochzeitsfest wurde im großen Wirtshaus gefeiert, wo geschickte Weiber schon mit der Zubereitung des Nachtmahls beschäftigt waren. Die Uhr schlug schon die angekündigte Stunde zur Trauung, als man kundgab, die Gäste müßten sich ein wenig gedulden, da der Brautvater noch nicht zur Stelle war, dessen Eintreffen aus dem Dorfe Itebe erwartet wurde. "Wie, die Braut is aus Itebe? " fragte erstaunt eine alte Tante, die aus dem dritten Dorfe gekommen war. "Dr Lorenz hat mir doch g´schrieb, daß sei Jergl aus Kathrine ens heirat." "Jo, so wars gplant; des Kathrin wär jo a’ a sauwres Mensch, awr wies bei uns Leit geht: mehr is mehr", erwiderte eine in die Vorgeschichte gut eingeweihte Frau. "Was kriet dann die Braut?" "So wie ich weeß, kriet's vorläuflich 60 Joch Feld, kumpletti Stafier un noh dem Alde sei Tod, weil die Mottr is gstorb, wäre noch 25 Joch un a Haus mit ihrer Schwester Marjann zu teele, weil's Nanatschi, die Tochter vum erschte Weib, is schun ausgzahlt." "Do macht dr Jergl a ganz guti Partie." "Des schun, awr dr Jergl kriet jo aa net schlecht." "Was gibt ihm dann dr Lorenz? " "Des kann ich Euch ganz hoorgenau saan, weil ich a beim Verspreche war." Wißtr. Bäsl, ich möcht doch alles wisse, daß ich drhem in Sartschi aa was erzähle kann." "Jo, jo, es is schun wohr; drum will ich Euch jo aa alles pünktlich saan," "also, dr Jergl kriet's großi Haus, 65 Joch Feld, a Anbaumaschin, a Mähmaschin, Pluch, un alles was mit em Wort gsaat zu enr kumbletti Bauwirtschaft ghert. Ja, un daß ich net vrgess! acht Roß, zehn Stück Rindviech un, ...... na, jetz müßt ich lieje, wie dr Lorenz gsaat hat 20 Schwein drzu." "Was bleibt dann noch m Lorenz wann r alles m Jergl gibt? Sei Pußta hat doch nor 65 Joch." Wegr’m Lorenz braucht r Euch ka Sorche mache! Ne, ne, Bäsl, weil dr Lorenz hat jo aa noch zehn Joch Botoscher die hat r erscht vor m Johr kaaft." "Na ja, vun dem hat jo dr Lorenz garniks gsaat." "Jo die zehn Joch uns Klenhäusl bhalt dr Lorenz for sich uns sei Suß, daß die jungi ken Vorbahlt braucht gin's Suß hat gsaat, es is bessr die Jungi saufe an die Aldi als die Aldi an die Jungi." "In dem hat's Suß recht. Suß is a gscheides Mensch." Plötzlich ...... stürmt ein schönes Zweigespann in den Hof, worauf jedes Gespräch verstummte. "Dr Brautvatr ......" ging es von Mund zu Mund und alle Augen richteten sich auf den Ankömmling.

Dem Wagen entstieg ein rüstiger Fünfziger, der den Gruß des herbeigeeilten Bräutigams herzlich erwiderte, dann beide Hände auf das Fuhrwerk hob und sprach: "Kind, des gib ich dir. Gib owacht uff die Roß, sie sin net schlecht." Es waren zwei feurige Stuten, neues Pferdegeschirr und ein schöner Steuerwagen, was der Brautvater seinem Schwiegersohn zum Hochzeitsgeschenk machte. Kurz darauf marschierten die Gäste unter den Klängen der Blechmusik durch das Dorf, um die Braut abzuholen, die irgendwo im zweiten Dorfviertel bei einer Tante festlich gekleidet und mit dem Brautkranz geschmückt wurde. An der Spitze des nach alter geordneten Zuges schritt von zwei Brautmädchen geführt der Bräutigam. Nach Freigabe der Braut begab sich der Zug ins Matrikelamt und zur kirchlichen Trauung. Voraus ging in den Armen zweier Brautführer die Braut dahinter zwischen Brautmädchen der Bräutigam, es folgten die Jugendpaare, dann die unermüdliche Musik, ihr folgten die zwei Beistände mit je einer Weinflasche, anschließend eine starke Männer- und Frauengruppe und zuletzt die Eltern des jungen Paares.

Vor der Kirche sammelten sich die Schaulustigen, neugierigen Weiber, Mädchen, Burschen und Kinder. Sie standen Spalier, als der Hochzeitszug sich der Kirche näherte. Während der Trauung verschlossen ungeladene Kinder die Kirchentür. Nun war der Türschlüssel verloren, welcher jedoch nach Abgabe eines kleinen Finderlohnes bald wieder gefunden wurde, d.h. die Gäste warfen den Jungen Hochzeitsgeld. Dann schritt Braut und Bräutigam Arm in Arm und ihnen folgend der ganze Zug ins große Wirtshaus, wo sämtliche Gäste einzeln das junge Paar beglückwünschten. Anschließend folgte der Brauttanz woran sich jeder Gast beteiligte. Dies geschah so: ein Brautführer setzte sich mit einer Weinflasche, zwei Tellern und einem Wäschekorb in die Mitte des Tanzsaales, um die Geschenke, Geld und andere Spenden entgegenzunehmen. Der Tänzer überreicht sein Geschenk tanzte mit der Braut einen Kreis und trank auf das Wohl des jungen Paares ein Gläsl Wein. Wer kein Tänzer war, faßte einfach die Braut an der Hand und führt sie im Kreis herum. Man gab auch das Geschenk im Hochzeitshaus ab. Nach dem Brauttanz gingen die Gäste nach Hause um sich umzuziehen und ihre Haustiere für die Nacht zu versorgen. Auf das Glockengeläute zum Abendgebet begann das Nachtessen. Die Musik spielte einen Tusch, worauf eine stramme Köchin den Speisezettel kundgab: "Rind- und Hühnersuppe mit Nudeln, gekochtes Rind- und Hühnerfleisch mit Rahmkren, Paradeissoos, Schweinebraten, Kalbsbraten, Ente, Brathuhn mit Dunstobst, Kraut- und Zellersalat, Kleingebäck und verschiedene Torten." Zum Nachtessen waren auch Ehrengäste geladen, - Pfarrer, Lehrer, Notar u.a., - die auf das junge Paar Reden hielten. Jugendliche sprachen ernste und scherzhafte Hochzeitssprüche. Der Bräutigam half früher beim Auftragen und hatte mit besonderer Aufmerksamkeit die Braut zu bedienen, die auf dem Ehrenplatz zwischen zwei Brautbuben saß. Diese zwei Burschen sollten die Braut bewachen, damit sie nicht bestohlen werde, was aber scherzweise dennoch geschah. Ein pfiffiger Bursche zog ihr unbemerkt die Schuhe aus und gab sie der "Schusterin". Nach einer Weile bat er die Braut zum Tanz, was diese jedoch dauernd ablehnte, weil sie keine Schuhe habe.

"Leut, euer Braut hat jo ken Schuh!", rief der Dieb. Es entstand unter den Gästen eine schauspielerische Aufregung, hervorgerufen wegen der Unachtsamkeit der Brauthüter. Auf den Lärm eilte die Schusterin herbei, die der Braut passende Schuhe zum Kaufe anbot. Die Braut hatte natürlich kein Geld, weshalb die Schuhe straf weise auf die Kosten der Brauthüter erworben wurden. Gleich darauf jammerte eine Köchin mit der Klage, sie habe sich beim Kochen die Hand verbrannt. Sie erschien mit der verbundenen Hand, bedauerte ihre Armut und bat um eine kleine Unterstützung, damit sie sich kurieren lassen könne. Ein flinker Bursche sprang ihr flugs zur Seite und half ihr beim Sammeln freiwilliger Spenden. Dieses Geld wie auch der Erlös für die Schuhe waren für das junge Paar bestimmt, was jedoch der freigebige Bräutigam ungezählt in die Tasche des Kapellmeisters steckte. Nun folgte Musik, Tanz, Gesang und andere Belustigungen, die falsche Braut, Scherztänze usw. Um Mitternacht verabschiedete sich die Braut unter Tränen von den Mädchen und wurde durch Abnehmen des Kranzes und Aufbinden des Kopftuches in die Reihe der Weiber aufgenommen. Vorerst tanzten die Mädchen mit der Braut eine Runde. Die letzte Tänzerin setzte sie auf einen in der Mitte des Saales gestellten Stuhl, Weiber und Mädchen schlossen um sie einen Kreis und sangen folgendes Abschiedslied:

 

Kommet her, Ihr Jungfrauen insgemein,

Mit Euch darf ich nimmermehr lustig sein,

Kommet her, Ihr Weiber insgemein,

Mit Euch muß ich schon traurig sein,

Tretet ab, Ihr Jungfrauen insgemein, „Mädchen treten ab“

Mit Euch darf ich nimmer lustig sein.

Schwör Du's, schwör Du's den Knaben ab,,

Mit denen Du so manche Freud hast gehabt.

Ach Gott, ach Gott, das kann ich nicht,

Das gibt meinem Herzen viel tausend Stich

Schwör Du's, schwör Du's deinen Eltern ab,

Deinen Mann mußt Du lieben bis in das Grab.

Bindet ab, bindet ab den Jungfernkranz,

Er ist zerbrochen, wird nimmermehr ganz,

Bindet mir, bindet mir mein Tüchlein auf,

Spielt mir ein lustiges Stücklein auf.

 

Abschließend ließ man die Braut dreimal hochleben, worauf die Weiber mit ihr tanzten. Nach Mitternacht wurden kalte Speisen aufgetischt. Als wichtiger Punkt des Hochzeitsprogramms galt der Maskerademarsch der "Hochzeitsnarren". Es waren verkleidete Hochzeitsgäste, die in den Morgenstunden mit der Musik jauchzend durch das Dorf zogen und übermütigerweise Narretei trieben. Die Belustigung wurde im Wirtshaus fortgesetzt und dauerte in Winterzeiten bis zur Morgenröte des zweiten oder dritten Tages. Bei einer Lazarfelder Bauernhochzeit wurden ein Rind, ein Schwein, ein Kalb und viel Geflügel geschlachtet, dann 200-300 L. Wein, 50 L. Schnaps und Bier, je nach Zahl der geladenen Gäste, getrunken. Gedichte zur Hochzeit

 

Einladung der Hochzeitsgäste.

Es ist doch so herrlich und schön

wenn man darf einladen gehn,

zu dem schönen Hochzeitsfeste,

einzuladen alle Gäste.

Da wir wurden heut betraut

von Herrn Bräutigam und Braut

euch höflichst einzuladen,

mit den schönsten Bitten die wir haben.

So bitten wir schön am Festtag zu kommen

auch der heiligen Zeremonie beizuwohnen,

dazu auch euren Segen

dem lieben Brautpaar zu geben.

Auch trinken ein Glas guten Wein,

und lustig wollen wir alle sein.

Zum Schlusse rufe ich noch aus,

kommt bestimmt zum Hochzeitsschmaus.

Jetzt lebt wohl, wir müssen gehn,

nach anderen Gästen uns umzusehen.

Ein Hochzeitsgedicht. Hoch geehrte Braut.

0 sei uns willkommen, du liebliche Braut

Vernehme der Stimme herrlichsten Laut.

Wir begrüßen dich alle herzinniglich,

lass führen in die Kirche dich.

Bald kniest du vor dem Traualtar

Glück umschwebe dich stets immerdar,

und wirst verbunden zu Freud und zu Leid

Nun bist du zum Ehestand geweiht.

Verschwunden sind die Mädchenhaare,

der Brautkranz zieret deine Haare.

Du bist nun heut als Braut geschmückt

Wie schlägt dein Herz so hochbeglückt.

Und scheidest du aus unserer Mitte

Gott segne all deine Schritte.

So rufen wir dir alle zu

bis du einst gehst zur ewigen Ruh!

 

Die Begräbnisfeier

Im Hof

Das Begräbnis der Erwachsenen fand in den Wintermonaten gewöhnlich nachmittags um 2 Uhr statt, zur warmen Jahreszeit l - 2 Stunden später. Zur festgesetzten Stunde ertönte die große Glocke, der Priester begab sich mit dem Kantorlehrer und dem Meßdiener auf den Weg zum Sterbehaus. Hinter ihnen schritt der Gesangverein. Unterdessen wurde der Sarg verschlossen und im Hof aufgebahrt. Nach dem der Priester die Kirchenkleider angelegt hatte, besprengte er mit Weihwasser den Sarg und stimmte in lateinischer Sprache einen Trauerpsalm an: "Oremus profidelibus defunctis"........., welcher vom Gesangverein fortgesetzt und in vierstimmiger Besetzung abgesungen wurde. Anschließend sprach der Priester: "Pater Noster" und während er den Sarg mit Weihrauch beräucherte, betete der Kantorlehrer mit den Gläubigen das Vaterunser. Nach einigen Wechselgebeten sang der Gesangverein ein Trauerlied, auch Abschiedslied oder Totenlied genannt.

 

Totenvesper.

Meistens ließen die Angehörigen den Leichnam in die Kirche tragen, wo für das Seelenheil des Entschlafenen eine Totenvesper gelesen wurde. Der Priester intonierte an den Stufen des Altars: "Placebo Domino" worauf der Chor in einen Psalm einstimmte. Zur gleichen Zeit setzte der Priester sich unter den Baldachin (Himmel) betete leise fünf Psalmen, deren Text der Chor feierlicherweise sang. Jeder Psalm endete mit den Worten: "Herr gib dem Entschlafenen die ewige Ruhe und dein ewiges Licht leuchte ihm." Abschließend wurde bei der Totenbahre das feierliche Libera gesungen:

Bewahre mich mein Herr und mein Gott

Bewahre mich vor dem ewigen Tod.

Wenn jener große Tag erscheint

Der alle Angst in sich vereint.

Barmherziger Gott! ach schenke du

den Abgestorbenen die ewige Ruh.

Laß leuchten ihnen jenes Licht

Das ewig glänzt, dein Angesicht.

Im Friedhof.

Auf dem Weg zum Friedhof, wie auch schon vom Haus zur Kirche, betete eine Vorbeterin abwechselnd mit den Frauen Fürbittgebete, und der Chor sang einige Strophen aus dem "Miserere mei Deu" vom Eingang des Friedhofs bis zum Grabe das "In paradisium". Danach wurde der Sarg in das Grab gesenkt. Die Grablegung begann mit dem Gebet des Herrn und wurde nach dem Einweihen des Grabes mit einem Totenlied abgeschlossen. Der Priester warf drei Schaufeln Erde in das Grab und verließ die Ruhestätte. Dann traten die Verwandten des Verstorbenen an das Grab, besprengten es mit Weihwasser und warfen Erde hinein. Sie entfernten sich erst dann, als der Totengräber seine traurige Arbeit beendet hatte. Bei den Begräbnissen junger Leute spielte die Musik Trauermärsche.

 

Neujahr

Der 1.Januar war bei uns ein Tag guter Wünsche. Die Leute begrüßten sich mit einem Neujahrswunsch, z.B. so: Viel Glück im neuen Jahr! Unsere ersten und fleißigsten Wünscher waren die Etschkaer Walachzigeuner, die schon in grauer Morgendämmerung aus einer Entfernung von über 12 km zu Fuß bei Wind und Schnee zu uns gekommen waren, lärmend von Haus zu Haus zogen und mit ihrem Klopfen und Poltern an Fenstern und Türen das ganze Dorf aufstöberten. An keinem Tage des Jahres bellten und heulten unsere Hunde so kläglich wie an jenem Morgen. Unser Schuldirektor Josef Unterreiner erzählte folgende Begebenheit:

"Auch mich weckte einer dieser Verehrer aus dem Schlafe. Er wünschte mir "d Stall voll Roß un finf Mettr Klisse (Speck). Ich erwiderte seinen Wunsch mit einem ähnlichen und gab ihm ein Neujahrsgeld und einige Zigaretten. An seinem Antlitz würde ich ihn noch heute erkennen. Es war derselbe Zigeuner, der mir im Januar 1945 im Etschkaer Lager beim Schneeschaufeln vier kräftige Knutenhiebe auf die Schädeldecke versetzte. Ich war damals ein wehrloser Häftling, er aber ein bewaffneter Partisan und mein Hüter. Er verprügelte ja nur einen Schwaben. Das war gewiß nicht der einzige Fall seiner brutalen Handlungen"

Nach dem das besoffene Zigeunervolk mit vollgebettelten Rucksäcken abgezogen war, klärte sich der Horizont und überall begegnete man guten Bekannten und Freunden. Man wünschte sich gegenseitig viel Glück. Festlich gekleidet und mit strahlenden Blicken eilten unsere Kleinen zu Pat' und Godl um ihnen als Neujahrswunsch den kleinen Vers zu rezitieren, welchen die Mutter sie gelehrt hatte. Pat' und Godl fühlten sich geehrt und gaben den kleinen Wünschern die heißbegehrten Wünschpfennige. Aber auch bei den Großeltern wollten sie ihr Wünschlein sagen. Gewöhnlich gaben Großvater und Großmutter noch mehr als Pat und Godl. Kam man in ein Haus, so zauberte die tüchtige schwäbische Hausfrau ein Tischlein - Deck - dich in die Stube, an dessen Leckerbissen auch der kritische Feinschmecker nichts auszusetzen hatte. Auch Schnaps und Wein waren dabei und man trank gern in guter Gesellschaft mal einen Tropfen mehr. Wenn noch ein guter Harmonikaspieler und singlustige Kameraden dazu kamen, endete das gemütliche Beisammensein mit dem letzten Glas. Nachmittag und am Abend fanden Tanzunterhaltungen statt. Dies war zugleich seit Adventanfang die erste Tanzmusik, da ab Kathrein bis Neujahr der Tanz verboten war. Unser Volk prägte daraus den Spruch: "Kathrein sperrt die Geigen ein."

 

Einige Neujahrswünsche für Erwachsene und Kinder:

 

  1. Ich wünsch Euch viel Klick im neije Johr lang zu lewe, klicklich sterwe un d Himmel erwe.

  2. Ich wünsch Euch ein glückseliges neues Jahr, langes Leben, Gesundheit, Friede und Einigkeit und nach dem Tod' die ewige Glückseligkeit.

  3. Der liebe Gott bewahre Euch vor jeder Not, bewahre Euch von jeder Gefahr und Sorgen im neuen Jahr. Gott Schenke Euch alle Zeit Gesundheit und Zufriedenheit.

  4. Ich bin heute Nacht im Schlaf erwacht, der Engel hat mir die Botschaft gebracht. Ich dachte hin, ich dachte her, ich weiß nicht was das für eine Botschaft wär, doch endlich fällt's mir ein, daß heute Neujahr soll sein. Drum wünsch ich Euch viel Glück und Segen und ein langes Leben.

  5. Als Jesus Christus acht Tage alt war, ließ er sich beschneiden. Sein rotes Farbenblut kommt allen Sündern gut. Viel Glück und Segen und ein langes Leben.

  6. Ich wünsch Euch viel Klick im neije Johr un dr Braut viel goldeni Hoor; ich winsch Eich d Bode voll Kerner un d Stall voll Herner; ich winsch Eich a Sackvoll Geld, was immr anhält; ich winsch Eich a goldene Tisch, uff en jede Ecke a gbakene Fisch, in die Mitte a Glasl Wein, da soll dr Herr un Frau luschtich sein. Vivat!

  7. Ein kleines Wünschlein bring ich dar: Gott segne Euch im neuen Jahr; Glück, Gesundheit, langes Leben soll der liebe Gott Euch geben.

  8. So klein ich bin, so wünsch ich doch, was gute Kinder pflegen; ich wünsche Euch zum neuen Jahr Gesundheit, Glück und Segen.

  9. Ich wünsch, ich wünsch, ich weeß net was, greift in d’ Sack un gib t mr was.

  10. Ich bin en klene Könich, gibt mr net zu wenich, laßt mich net so lange stehn, daß ich um a Häusl weidergehn.

 

Die Ratscher

Wackere Dorfjungen betätigen sich zur Zeit ihrer Schuljahre an der Aktion der lustigen Ratscherbuben, weil ohne Ratsch und ohne Nest gibt's kein frohes Osterfest. Mit unseren schönen Häusern, fruchtbaren Feldern und mit allem was uns lieb und teuer war, ging auch dieser schöne Osterbrauch verloren. Wir wollen ihn deshalb in Schrift festhalten. Nachdem am Gründonnerstag die Glocken verstummten - "sie sind nach Rom geflogen" - wurde die Zeit des Gottesdienstes bis zum Hochamt des Karsamstag durch Ausrufen bekanntgemacht. Diesen Kurierdienst versahen die Ratscher: Mit einer Ratsche, ein aus Holz gebasteltes Lärmwerkzeug und einem Stock gegen

bissige Hunde bewaffnet, gingen sie los. Zunächst versammelten sie sich im Kirchhof, wo der Mesner die Gassen auf sie aufteilte, den Mittagsspruch lehrte und ihnen wichtige Anweisungen erteilte. Schnell sollten sie sein und nach jedem Rundgang pünktlich zu ihm in die Schule kommen, damit sie für jede kirchliche Zeremonie den entsprechenden Spruch erlernen und ihn schön verkünden. Anschließend wählte sich jeder Ratscher aus den Reihen jüngerer Jahrgänge einen Gehilfen, der in untergeordneter Eigenschaft hauptsächlich darauf zu achten hatte, damit sie nicht etwa von einem schlimmen Hund am Hosenbein gepackt werden. Kurz vor der Mittagsstunde sprachen sie im Chor vor der Kirche den Mittagsspruch, worauf sie dann auf ein Zeichen des Mesners auseinander sprangen und im Nu auch schon im ersten Haus rezitierten:

"Leut, Leut, laßt euch sagen: das Glöcklein hat zwölf Uhr geschlagen. Fällt nieder auf euere Knie und betet das Ave Maria." Darauf drillten sie einige male die Ratschen und eilten in das nächste Haus, um dort dasselbe zu tun. So stürmten sie von Haus zu Haus, dorfauf dorfab, durch alle Längs - und Kreuzgassen. Nachmittag sind sie unter Anleitung des Mesner "Jud gelaufen". Dieser wurde der, welcher als Letzterer an das Ziel kam. Er war der gehaßte Judas, kurz Jud, der zur Strafe, weil' er unseren Heiland um dreißig Silberlinge verraten hatte, keine Ruhe mehr finden sollte. Man hat ihn deshalb beschimpft und verspottet. Die Ratscher befestigten ihm unter lauter Gejohle gemischfarbige Bänder an den Hut, umsprangen ihn, riefen und ratschten im Takt dazu: "Jud, Jud, Jud, Jud, Jud, Jud" Das Judassein war für die Ratscherbuben eine peinliche Sache. Niemand wollte der Verräter sein, obwohl es Sitte war, dass man ihn aus dem gemeinsamen Geldbeutel mit einem größeren Betrag beschenkte. Der nächste Spruch rief die Gläubigen zur Kirche.

"Wir ratschen zum ersten und zum letzten Mal in die Lamentation."

Spruch zum Abendgebet:

"Leut Leut, es ist Betungszeit! Ihr liebe Christen. seid alle bereit! Fällt hin auf die Knie, und betet das Ave Marie".

Morgens:

Leut, Leut, wir ratschten den englischen Gruß, damit jeder Christ weiß, das er beten muß".

Am Karfreitag zum Gottesdienst:

"Wir ratschen zum erstenmal". - eine Halbestunde später: "Zum zweiten und letztenmal."

Viel Spaß bereitet den Ratscher das "Karfreitagsmitschl", Karfreitagslaibchen, das in jedem Haus gebacken und den Ratscher gegeben wurde, damit sie als symbolische Wanderer keinen Hunger leiden. Nachmittags ratschten sie sich "gepatschten Kukuruz", - Maisflocken. In den Morgenstunden des Karsamstags trafen die Buben sich bei der Feuerweihe, wo sie den Judas verbrannten. Man jagte ihn über das Feuer und warf die Bänder hinein. Nachdem im Laufe des anschließenden Gottesdienstes die Glocken zurück- geflogen kamen, "sie ware beichte", gingen sie mit großen Handkörben sammeln. Bei diesem Rundgang sprachen sie folgenden Spruch:

Leut, Leut, wir kommen um die österliche Zeit. Gibt uns Eier, gibt uns Geld, alles, was uns nur gefällt, nur khe Schleeh, die tut weh! Glück ins Haus, Unglück raus. Und paar Dinar für den grünen Jud!

Man gab den Ratscher etwas Kleingeld und einige Eier. Das war der Lohn für ihre Mühe.

 

Ostern

Ostern gehört zu den beweglichen Festen, d.h. es hat kein kalendermäßig festgehaltenes Datum. Es richtet sich nach dem Vollmond. Man sagt, das Osterfest kommt und geht mit dem Mond, manchmal früher, manchmal später. Frühestens am 23.März, spätestens etwa Ende April. Es fällt auf den ersten Sonntag nach Frühjahrsvollmond. Unter Frühjahrsvollmond versteht man den ersten Vollmond nach dem 21.März. Fällt der Frühjahrsvollmond auf den 22.März der ein Samstag ist, dann ist gleich am anderen Tag, d.h. am 23.März Ostersonntag. Begegnen sich Frühjahrsvollmond und der 22.März an einem Sonntag, dann fällt Ostern auf den nächsten Sonntag, den 29.März. Im Allgemeinen kann man sagen, wenn Frühjahrsvollmond auf einen Sonntag fällt, dann wird Ostern erst am kommenden Sonntag gefeiert. Ähnlich wie es in Lazarfeld mit dem Bestimmen der Kirchweih üblich war, die wir am ersten Sonntag nach Martini 11.November feierten. Fiel aber der 11.November auf einen Sonntag, dann sagten wir: "Den Martini essen wir nicht" und man verlegte das große Fest auf den 18.November. Zur Zeit des Frühjahrsvollmondes herrscht in unserer verlorenen Heimat gewöhnlich schönes Frühlingswetter, obwohl der launenhafte April auch dort seine bösen Mucken treibt Es ist die Zeit, in der unsere Landsleute wichtige Feldarbeit zu verrichten hatten. Fleißige Schwabenhände sammelten dürres Unkraut, Sonnenblumen und Maisstengelwurzelkolben, welche sie teils auf dem Feld verbrannten, teils als kostbares Brennmaterial in den Hof brachten. Unermüdlich zogen vom frühen Morgen bis spät abends Pflug für Pflug, Egge und Walze über den Acker, um die Aussaat der Hackpflanzen zu bewerkstelligen. Die Winterflur, meistens Weizen, steht in jenen Tagen schon in vollem Grün und braucht nicht mehr besonders gepflegt zu werden. Ist die Saat zu Georg so hoch, daß sich ein Rabe darin verstecken kann, dann sagt man, es gibt ein gutes Fruchtjahr. Überall, wohin man blickt, regt und bewegt sich neues Leben. In Haus und Hof, in Feldern und Wäldern vollzieht sich das Wunder des Erwachens, das Entstehen neuen Lebens, die Auferstehung der Natur. Inmitten dieses Geschehens lenkt die Kirche unsere Gedanken auf das frohe Osterfest. Die Botschaft von der Auferstehung Christi, der Glaube an das ewige Leben, die Freude an den Schönheiten der erwachenden Natur macht uns das Osterfest zum Hochfest christlicher Freude. Die kirchliche Feierlichkeit begann am Vorabend mit der Auferstehungsprozession, an der sich das ganze Dorf beteiligte. Die Prozession zog um ein Dorfviertel, wobei der Priester das Allerheiligste trug und die Kirchensänger unter Mitwirkung der Musik Auferstehungslieder sangen. Unsere frommen Rosenkranzweiber sprachen in den Pausen Gebete. Auf dem ganzen Weg, wo die Prozession vorbei kam, leuchteten aus dem schön geschmückten Fenstern Kerzenlichter, hinter denen Daheim gebliebene der Andacht lauschten und sich in Gedanken ihr anschlossen.

Wenn die Glocken zur Auferstehung läuteten, ging die Hausfrau mit einem Besen von Raum zu Raum, staubte alle Ecken und Winkel aus und sprach in die drei hechschte Namen: "Alli bösi Geischtr raus und die guti ins Haus". Eine alte Base erzählte mir vor ungefähr 60 Jahren, daß der Karsamstag in alter Zeit "die Hexe ihre Jerchetach" gewesen sei, in dessen Abendstunden die Hexen und Gespenster Quartier wechselten. Dieselbe Base berichtete: "Wer den Hexen begegnete, dem erging es so, wie es der Großmutter unseres 80 jährigen Feldhüters geschah, als sie nach der Auferstehung von einem Besuch nach Hause ging. Sie wurde in den Kreis tanzender Hexenkatzen gezogen, und mußte trotz ihres hohen Alters bis zum Ausklang der Geisterstunde Polka tanzen. Schweiß überströmt und erschöpft konnte sie dann heimgehen." Das Hexen treiben mit dem Besen ist ein Überbleibsel aus alter Zeit, was nur mehr scherzweise geschah und von jung und alt belächelt wurde. Abgesehen von der Auferstehungsfeier war der Karsamstag ein Arbeitstag. Die Ratscher beendeten ihren Kurierdienst und sammelten Ostereier. Die Mannsleute arbeiteten draußen auf dem Feld, die Weiber in der Küche, wo sie Speisen für die Ostertage vorbereiteten. Sie haben Gänse, Enten und Hähnchen geschlachtet, verschiedene Backerei und Torte gebacken. Andere Herrlichkeiten brachte der Osterhas. Er tat es in den Morgenstunden des Ostersonntags. Viel früher als sonst kamen die Kinder aus den Federn und jedes huschte zu seinem Nest, das schon am Vortage verfertigt wurde. Da fanden sie gefärbte Eier, Obst, Schokoladehasen und andere Süßigkeiten. Mit freudigem Jauchzen wurde Stück für Stück geprüft, in eine Schachtel oder ins Korwl gelegt und unter das Bett geschoben. Die munteren Schulbuben steckten sich einige Eier in die Taschen und eilten zu den Kameraden, die schon mit bunten Eiern lebhaften Tauschhandel trieben. Gewinnsüchtige belustigten sich am Eierknacken. – Erforderlich ein gekochtes Ei und eine Münze. – Spiel: Man nimmt die Münze zwischen den Daumen und Zeigefinger und wirft sie auf das vorgehaltene Ei des Partners, so daß sie steckenbleibt. Wer dieses Kunststück fertig bringt, hat gewonnen.

Um 9 Uhr ertönte die große Glocke, es läutete "s Erschti in die Mess". Die Leute versammelten sich zum Kirchgang. Die Teilnahme am Gottesdienst war stets ein seelisches Bedürfnis unseres Volkes. Wer am Gottesdienst nicht teilnehmen konnte, empfand keine wahre Osterfreude. Kurz nach der Mittagsstunde gingen die Kinder zum Pat und Godl's Ostersach' abholen. Es waren Naschereien, ähnlich wie die im Osternest, mit denen man die Tauf- und Firmkinder beschenkte. Die Erwachsenen trafen sich bei kameradschaftlichen Zusammenkünften in Privathäusern oder bei einem guten Freundschaftsgläschen im Wirtshaus.

Am Ostermontag erwachten wir in der Stimmung des "Frisch un gsund" Treibens, auch Mädelspritz’ genannt. Mit wassergefüllten Fläschchen lauerten die Burschen teils in Gassentüren oder in anderen Verstecken auf die vorbeikommenden Mädchen, um sie zu bespritzen, wobei sie die Worte "Frisch un gsund" sprachen. Ausgelassene Mädchen trieben am Osterdienstag dasselbe Spiel mit den Buben. Man nannte das "Buwespritz". Um den Ostersegen auch auf unsere Fluren zu verpflanzen, steckte man am Ostermontag geweihte Palmen in das Feld. Sie sollten die Saat vor Ungewitter schützen. Der Ostermontag war ein besonderes Freudenfest für die tanzende Jugend, da an demselben nach langem Tanzverbot, das schon seit Letztfasching anhielt, die Musik begann. Die frohe Stimmung lockte auch die Weiber herbei, die rings um die Tanzfläche saßen und sich an dem Tanzvergnügen der Jugend erfreuten. Das frohe Beisammen sein dauerte bis Mitternacht. Nachdem der diensthabende Gemeindegeschworene "im Namen des Gesetzes "Feierowed" befahl, war das Fest zu Ende.

 

Der Osterhas in einer glücklichen Schwabenfamilie.

Der Osterhas ist schon auf dem Wege, er kommt mit einem vollen Korb. Diese Freudenbotschaft brachten die zurückgeflogenen Glocken in der Phantasie träumender Kinder. Der kleine Peter, Söhnchen des Dorftrommlers, der diese Nachricht mit besonderer Begeisterung verbreitet, wollte ihn sogar schon am Vorabend im Klee gesehen haben. Weil der Hase aber kein Nest fand, übernachtete er auf der Hutweide. So erzählte es der kleine Peter. Von dem bekannten Trommler sei nur so viel erwähnt, daß er Vetter Josef hieß und sechs Kinder "großgezogen" hat. In der Stube dieses volkreichen Hauses wurde in den Nachmittagsstunden des Karsamstags lebhaft debattiert. Laute Kinderstimmen hielten Rat, wo sie das Nest machen sollten, damit der Osterhase es findet. Nach vielen Rätselraten entschied sich der eine für den Laubschober, ein anderer für den Hambar, ein dritter wieder macht sein Nest unter einen Blumenstock usw. Wichtig war, daß außer der Mutter niemand wußte, wo der Osterhase erwartet wurde. Der kleine Peter machte sein Nest ins Korwl. Er gab reichlich Gras hinein und stellte es in einen Nebenraum. Eine gestreute Grasspur und ein bekannter Geruch sollten dem Osterhasen das Auffinden des Nestes erleichtern. Peter nahm deshalb das Gras von einem Ort. wo der Osterhas übernachtet, aus dem Bahngraben, von der Wiese usw.

Am Abend feierte das ganze Dorf die Auferstehung. Inzwischen ist es Nacht geworden. Irgendwo heulte ein Hund oder es kreischte eine Katze, dann wurde es still, geheimnisvoll. Das Dorf lag in tiefer Stille. Alles schlief. Allein die Kinder fanden keinen Schlaf, weil sie den Osterhasen erlauschen wollten. Endlich hatte es Sandmännchen doch geschafft. Was die Kinder im Traum sahen und wie es auch heute noch in kindlicher Vorstellung geschieht, läßt sich wie folgt zusammenfassen:

Hasenmütterchen hüpft von Hühnerstall zu Hühnerstall, hebt die Eier aus und sammelt sie in einer Kraxe. Hasenväterchen fährt die Eier nach Hause und färbt sie. In der Morgendämmerung des Ostersonntags trägt Hasenmütterchen die gefärbten Eier in die Nester der braven Kinder. Der Traum war fort, die Kinder erwachten. Voller Freude sprangen sie zu ihren Nestern, um zu sehen, was der Osterhas hineingelegt hat. Aber schon die ersten Blicke sollten sie bitter enttäuschen. Während der kleine Peter die schönsten Sachen, bunt gefärbte Eier, Schokoladenhasen und andere Leckerbissen vorfand, waren die Nester seiner Geschwister spurlos verschwunden. "Mottr, Mottr, mei Nescht is fort!", rief ein kleiner Knirps und mit ihm wie aus einer Kehle auch die anderen. "Sucht's doch! Vielleicht sin's im Blumegarte" erwiderte die Mutter aus dem Fenster. Da brachten die Kinder ihr einen Zettel, auf welchem ein Wort geschrieben war. Die Mutter las: „Ver - zo - gen" Dann beroch sie das Papierstück und scherzte: "Kinr, des is a Zettl vum Osterhas; ob der net am End die Eier im Garte versteckt hat, weil'r üwr d Zaun ghopst is," ich hab'n ksiehn." Nun ließ die Mutter die Kinder sprechen und ergötzt sich an den strahlenden Gesichtern und drolligen Fragen. "So geht doch mol in d' Garte suche, bevor dem Schustersepp sei Lupp die Ajr freßt", belehrt sie der kleine Peter, indem er mit seinen Geschenken stolz und glücklich hin und her spazierte. "Dr Phedr hat recht", bekräftigte die Mutter und eilte mit den Kindern singend in den Garten:

„Qsterhäschen, bist du da?

Osterhas, ich wußt' es ja:

Hast die Kinder nur geneckt

und die Eier gut versteckt!"

Nun waren die Schätze geborgen, die Kinder glücklich, überglücklich. Das Hasenlied hat es gemacht. Auch der achtjährige Heinrich machte mit, obwohl er es gut wußte: der Osterhas war die Mutter. Er wollte ihr die Freude nicht verderben. Am Nachmittag gingen die Kinder zu Pat und Godl's Ostersache hole.

 

Im Schnitt, kurz vor dem Ersten Weltkrieg

Das Schuljahr war Mitte Juni beendet, ich fuhr zu meinen Eltern in die Sommerferien. Mein Vater hatte eine Bauernwirtschaft und begann in jenen Tagen mit dem Kukuruzhäufel’. Damit ich nicht ziellos und müßig umherlaufe, drückte man auch mir eine Hacke in die Hand. Bei günstigem Wetter, unter blauem Himmel und bei lieblichem Sonnenschein ging die Arbeit spielend. Die Fluren prangten im schönsten Kleide, auf der einen Seite die zart grüne Frühjahrsaat, auf der anderen Seite das Gold gefärbte Weizenmeer, geschmückt mit blauen Kornblumen und roten Pipatschen (Kaltschmohn). Der Weizen war reif und wollte nach Peter und Paul geschnitten sein. Unsere Hausleute gingen in den Schnitt. Auch ich war als kleiner Student dabei.

Es war noch stockdunkel als man mich weckte. Der Wagen war in Ordnung gebracht, Sensen, Sicheln, Rechen, Schlotterfaß,s Logl, (ein hölzernes Gefäß für Trinkwasser) und Brotsack gut verstaut, die Pferde eingespannt. Wir saßen auf. Matz unser braver Knecht, kutschierte. Nachdem er sein übliches "Hoi in Gott's Name" gesprochen hatte, rollte unser Wagen zum Tor hinaus. Am artesischen Gemeindebrunnen erwartete uns unser Sommermann, der flinke Vetter Stefan, füllte s Logl, sprang eilfertig auf den Wagen und blies vergnügt dicke Rauchwolken vor sich hin. Mein Vater nahm seine Pfeife hervor, betastete seine Taschen, fand aber nicht was er suchte.

"Donnerwetter" sagte er "ich han jo mei Tuwaksbeutl drhem vergess". Dann ergänzte er: "Matz, beim Geschäft bleibscht stehn, daß mr Tuwak kafe" Matz hielt an und Vater hielt mir ein Zehnkreuzerstück mit den Worten entgegen: "Bringscht zwei Pakl Dreier un en Pakl Vierer." Tup-tup-tup........klopfte ich am Fenster, aber im Schlafzimmer des Kaufmannes blieb alles still. "Klopp feschtr!" ermutigte mich Vater. Tup - tup - tup, Hallo Herr N. zwei Pakl Dreier und ein Pakl Vierer" rief ich laut. - "Warum nicht schon um zwölf Uhr?" hör ich ihn jetzt entrüstet sagen. Bald danach öffnete er das Fenster und übergab mir die begehrte Ware. - "Warum nicht schon um zwölf Uhr?" Dieser Satz machte mir damals viel zu schaffen. Ich fragte mich mit meinem kindlichen Verstand: Wozu die Entrüstung, weshalb der unhöfliche Ton des Kaufmannes? Ich zahlte doch mit barer Münze und nahm an, ein guter Kunde zu sein. Der heutige Kaufmann würde einen solchen Ruhestörer verhaften lassen. Die Turmuhr schlug damals erst die dritte Stunde. Von dichtem Morgengrau umhüllt, fuhren wir dann unserem Ziele zu. Auf dem Felde entleerten wir den Wagen, banden die Pferde daran, versorgten Brotsack und Logl und gingen an die Arbeit. Zunächst machten wir Seile, Bindezeug. Man reißt eine Handvoll Weizenhalme aus der Wurzel, teilt sie in beide Hände, legt die Spitzende schräg übereinander und knüpft sie zusammen, daß die Ähren nicht beschädigt werden. Das Seilmachen ging geschwind vonstatten, denn wo fleißige Schwabenhände sich regen, dort wird auch was geschaffen. Auch hatten wir noch einen großen Vorrat vom vorherigen Tage. Vetter Stefan belustigte uns mit Anekdoten, wobei er bemerkte: "S Selmache wär jo a ganz gute Morgensport, wann mr Händ und Kehl net so trucke wäre" - "Unrm Wan is die Falsch (Branntwein) ich weeß jo, daß mei Stefan gere beißt", sagte mein Vater. Matz liebte solche Reden nicht und war froh, daß diese Arbeit rasch beendet wurde. Er warf freudestrahlend seinen Hut unter den Wagen und schlug den ersten Maden an. Er war der Vormäher. "Nor zammraffe, daß mr ans End kumme" eiferte er mich wiederholt zur Arbeit an, da ich hinter ihm kleckte, mit der Sichel den geschnittenen Weizen zu Bunde sammelte und in die Seile legte. Ich durfte mich ohne dieser Ermunterung nicht säumen, da die zweite Sense, mein älterer Bruder, mir ständig auf den Fersen war. Hinter ihm rauschte die Sense meines Vaters. Der andere Bruder kleckte. Vetter Stefan band Garben. Kurz nach Sonnenaufgang kamen wir schon durch die Länge, ans obere Ende. Dort stand auf seinem großen Stock gestützt der alte Feldhüter. "Gut Morje" grüßte er "ich men, Ihr seid noch von gischtr Owed do? "Des net", erwiderte Matz schmunzelnd "mr sin bloß a bißl fruh aus die Fedre kumm" "Des glab ich, weil heut is noch net so manchr Wan in de Hottar kumm." Der Alte schritt mit uns über die Stoppeln an den Wagen, wo man ihm die Flasche reichte. Er nahm einen meisterhaften Schluck, schnalzte mit der Zunge und sagte: "Des jo, des gibt em starke Mann Kraft! Jetz geh ich mol schaue, ob dr Schofhalter net sei Schäf wiedr iwr d Klee treibt. Emmol han ich n schun gepändt, awr dem Mordskerl is net zu traue. Seid nor recht fleisich!" Wir saßen schon beim Frühstück, als ein Wagen an uns vorbeifuhr. Da wieherte Matz sein Lieblingspferd, der Sendesch, als riefe er: "Ihr Siebenschläfer, jetzt kommt man in den Schnitt?" Ja, so sprach Sendesch, weil Matz verstand und verdolmetschte seine Sprache. Die Arbeit ging im Sturm weiter. In der Mittagsstunde brachte unsere Mutter mit einem Einspänner das Mittagessen, welches wir auf den über die Stoppel ausgebreiteten Pferdedecken im Kreise sitzend einnahmen. Noch nie schmeckte mir das frische Bauernbrot, Rindsuppe mit Nudeln, Rindfleisch mit Stachelbeersoß und Apfelstrudel so gut wie an jenem Tage. Es folgte eine längere Pause. Matz band die Pferde aneinander, schwang sich auf seinen Sendesch, ritt zum ersten Feldbrunnen, um sie zu tränken. Die Männer dengelten die Sensen, indessen ich im Schatten des Wagens ein erquickendes Schläfchen hielt. – Nachmittag ging die Arbeit wegen der großen Hitze bedeutend langsamer. Heiße Schweißtropfen flossen mir übers Gesicht und Körper. Ich wurde müde. Matz merkte dies, weshalb er mich belehrte, wie man sich im Schnitt fächert, das Gesicht mit dem Hut, die Brust durch Lüften des Hemdes. Auch vergaß er nicht, mich zur Ausdauer anzuspornen. "Net nohlosse! noch zweimol dorch, no sin mr for heut fertich!" Erfreulicherweise kam mein rüstiger Onkel, der in der Nähe arbeitete, mit seiner Sense über die Stoppeln zu uns marschiert. "Ich kumm a bisl maje" lautete sein Gruß und stellte sich an die Stelle meines Vaters. Vater nahm mir die Sichl ab, worauf ich dann Garben zusammentrug. Der Onkel zog die Sense mit einer Hast, daß sie sang und klang, kam aber nicht nach seiner Art vorwärts, da ihm der Vormäher Matz, zu langsam war. Er ließ die Sense ruhen, blickte sinnend vor sich hin und schritt dann eiligst an die Spitze. Dieser Streich hatte unseren Matz äußerst aufgebraust. Er fühlte sich in seiner Rolle zurückgestellt, duldete aber keine Erniedrigung. Ohne lange zu überlegen führte er seine Sense quer über die Breite und schlug auf der anderen Seite in gesteigertem Tempo dem unteren Ende zu. So rettete Matz seine Rangwürde und war nun wieder gut gelaunt in seinem gewohnten Element. - Ich verweilte mich unterdessen mit den Garben und ergötzte mich an dem Hupfen und springen der aufgestöberten Hasen, die unter den Garben Schutz suchten, von mir aber wieder verscheucht, eiligst davon liefen. Die Hitze ließ allmählich nach, da und dort erklang der liebliche Wachtelschlag, über die Fluren zog das schrille Zirpen der Grillen, unser Tagwerk ging zu Ende. Als die Sonnenstrahlen den Horizont streiften, waren vier Joch Weizen zu Garben gebunden und in Kreuze aufgeschichtet. Auf dem Heimweg überschaute Matz prüfend das flache Weizenmeer, lächelte vergnügt und sagte: "Vettr, heut ham’r d’ Schlüssl", d.h. unser Wagen war der letzte, der an jenem Abend das Feld verließ. Zu Hause angelangt, erkletterten die kleinen Nachbarskinder den Wagen um das "Hasenbrot" herauszufinden. Kurz nach dem Nachtmahl war unsere stramme Garde in tiefen Schlaf gesunken.

 

Erntezeit.

 

Tiefland - Bauernland! Das Donau - Theiß - Tiefland, die größte und fruchtbarste Beckenlandschaft Mitteleuropas, war unsere Heimat, die Heimat biederer donauschwäbischer Bauern. Diese Landschaft bietet dem Wanderer eine starre Einförmigkeit: Feld reiht sich an Feld: Wald sieht man nur selten und auch der Gebüsche und Sträucher sind nicht viele. Nur wo die Straßen ziehen, haben die Maulbeer - und Akazienbäume eine Stätte. Und sonst nichts als Ähren, fast uferlos, wie ein endlos wogendes Meer. In dem südlichen Teil dieses Tieflandraumes, im Banat, der Batschka der schwäbischen Türkei, in Syrmien und Nordslawonien wuchs der bekannte, Kleber reiche "Banater Weizen", auch "Theißweizen" genannt.

Es war Erntezeit! Der Sensenschnitt - er arbeitete zu langsam in den bäuerlichen Mittel- und Großbetrieben der donauschwäbischen Siedlungsgebiete. Ratternd zog dafür der Mähbinder (1908 eingeführt) seine Bahn. Er wurde den ganzen Tag hindurch von Traktoren oder abwechselnd von vier Nonius- oder Gidranpferden gezogen. In breiten Streifen schnitt er den goldenen Segen und warf ihn, zu Garben gebunden, seitwärts ab. Weiber, Mädchen und halbwüchsige Kinder trugen die Garben in Reihen zusammen, kräftige Erntearbeiter schlichteten sie zu Garbenkreuzen (14 Garben) auf, die in Reih und Glied auf den Stoppeln bis zum Beiführen standen. Es waren acht schwere aber segensreiche Arbeitstage, die zwölf und mehr Arbeitsstunden hatten. Die heißen Julisonnenstrahlen fielen auf die weite Ebene und schürten eine für Mensch und Tier fast unerträgliche Gluthitze. Tapfer hielten unsere donauschwäbischen Bauern aus. Sie waren immer die ersten, die das Beiführen begonnen haben. Wenn vom frühen Morgen bis zum späten Abend mit mehreren Wagen zugleich eingefahren wurde, so türmten sich im Freien, auf dem "Tretplatz", die großen Getreideschober. Ehe noch die letzte Fuhre mit dem "G'rechl'ts" eingebracht wurde, surrten schon von 4 Uhr morgens bis 9 Uhr abends die Dreschmaschinen ihre eintönigen Lieder. Auf den Hausböden und in den Magazinen häufte sich der Körnerreichtum. Die Druscharbeit dauerte drei bis fünf Wochen. In dieser Zeit verdiente ein Druscharbeiter bis zu 20 dz Weizen. War die Ernte- und Druscharbeit vorüber, hatte jeder, der in dieser Zeit seine Kraft einsetzte, Brot für das ganze Jahr; hungern brauchte keiner.

Die Weizenernte war noch nicht der arbeitsreichste Teil des bäuerlichen Wirtschaftsjahres, mehr noch brachten Herbst und Spätherbst bei der Größe der Güter ein voll gerütteltes Maß an Arbeit. Erst wenn der Pflug die Stoppeln umgestürzt hatte, wenn Kartoffeln und Futterrüben in Mieten geborgen, der Hanf geschnitten und gehechelt, der Tabak gebrochen und aufgeschnürt, der süße Rebensaft in Fässer gefüllt, die Maiskolben gebrochen, geschält und im langgestreckten Maisspeicher zum Trocknen über den Winter aufgeschüttet, das Maislaub in runden Schobern aufgeschichtet waren und endlich die neue Wintersaat in der Erde ruhte, erst dann konnte der schwäbische Bauer seine Jahresarbeit als vollendet ansehen. Dann vollzog sich das Getriebe des Alltags statt auf der Flur in den breiten geraden Gassen des stattlichen Dorfes, dann wurden Schlachtfest und Kirchweihfeier abgehalten, wobei wie bei den Hochzeiten ein wohlbegründeter Wohlstand zum Rechte kam. Blieb Unglück der Familie fern, war die Sommer- und Herbsternte geraten und Glück in Hof und Stall, dann ließ sich's behaglich leben in den prächtigen Dörfern dieses Siedlungsraumes. Und jetzt? Es ist wiederum Erntezeit! Steht heute auch der Weizensegen auf unseren Feldern und erwartet den Schnitter - seinen schwäbischen Besitzer? - Nein. Schon das xte Mal nach der Vertreibung aus der Heimat ohne ihn.

Aber wo sind diese fleißigen Schnitter, unsere schwäbischen Bauern? Wie sehen sie aus? Was schaffen sie? Tausende von ihnen wurden Opfer des Krieges und der Nachkriegszeit. Einen Teil von ihnen sehen wir heute mit verhärmten Gesichtern im Menschengewimmel der deutschen und österreichischen Städte, oder wir finden sie in den Barackenlagern und Notunterkünften. Viele von ihnen suchen auch den Weg nach Übersee, in der Hoffnung, wiederum säen und ernten zu können. Manche arbeiten auch jetzt wieder in der Ernte, hier und in der alten Heimat, doch als Knechte, als Kolchosarbeiter. Die meisten von ihnen sind Bauhilfsarbeiter oder in den Fabriken beschäftigt. Weil wir ein Bauernvolk waren und es auch bleiben wollen, erfaßt uns besonders in der Erntezeit beim Hören des Sensendengels und Mähmaschinengerassels ein namenloses Heimweh ........ Den Aufsatz schrieb ich 1950.

 

Kukuruzbrechen.

 

Das Einheimsen der Maisernte war eine der schwersten Bauernarbeiten. Es war eine Tagesleistung von 16 – 18 Arbeitsstunden. Da brauchte man gesunde Arme und fleißige Hände. Der Bauer bearbeitete sein Feld teils mit eigener Arbeitskraft, er und seine Kinder, teils durch Mithilfe der Feldlosen. Unsere Kaufleute und Handwerker wieder besaßen auch weniger oder mehrere Joche Baufeld, das sie selbst bearbeiteten. Abgesehen von unserem kleinen Beamtenstand war unsere Volksgruppe ein ausgesprochenes Bauernvolk. Aber auch unsere gewesenen Beamten dürfen ihren bäuerlichen Abstamm nicht verleugnen, da sie größtenteils Bauernsöhne oder Bauerntöchter waren und zur Zeit ihrer Studentenjahre in den Ferien auf dem Bauernhof mit- gearbeitet haben. Bei günstigem Sommerwetter war der Mais Ende August, spätestens bis Mariä Geburt reif. Mit dem Brechen konnte begonnen werden. Diese Arbeit mußte schnell vonstatten gehen, damit das Maisfeld vor Beginn der regnerischen Herbsttage mit Halmfrüchten - Weizen, Gerste, Roggen - bebaut werden könne. In der Regel wurde ungefähr die Hälfte eines Besitzes mit Halmfrüchten, die andere Hälfte mit Hack- und Futterpflanzen bebaut. Die mit Halmfrüchten besäten Flächen nannte man Winterflur, die mit Hackpflanzen bebauten, Sommerflur, welche von Jahr zu Jahr gewechselt wurden. Wo in einem Jahr Mais grünte, dort wurde im nächsten Jahr Weizen geerntet und umgekehrt. Man nannte diese Einteilung Wechselsystem. Sehr nachteilig war in unserer Wirtschaft der übliche Streubesitz, da unsere Felder in kleinere Parzellen geteilt, zu je zwei bis vier Joche, in verschiedenen Gemarkungen und allzu weit von unserem Wohnsitz entfernt lagen. Diese Nachteile machten sich hauptsächlich beim Ein- und Beiführen der Ernte bemerkbar, da wegen des weiten Weges sehr viel Zeit verloren ging. Bauern mit 50, 100, 150 und noch mehr Jochen hatten ihre Felder beisammen an einem Stück, (geschlossener Besitz, Gehöft, Tanja oder Pußta genannt) auf welchem sich auch ein Wohnhaus für die Arbeiter, die nötigen Wirtschaftsgebäude, Stallungen für das Zug- und Hornvieh, Schweine und Geflügel, befanden. Solche Felder konnten naturgemäß mit verhältnismäßig geringerem Zeitaufwand bewirtschaftet werden, als die eines Streubesitzes. Schon nach drei Uhr morgens rollten die Wagen jener Bauern, deren Felder weit vom Dorfe entfernt waren (etwa 6 km) durch die Dorfstraßen, um den goldenen Gottessegen je eher ins Trockene zu bringen. Das Maislaub des Tags vorher gebrochenen Maises schnitt man mit der Sichel hauptsächlich vor Sonnenaufgang, so lange es noch taunaß war und stellte es gebündelt in kleinen Haufen auf. Jeder Brecherin nahm sich zwei Maisreihen vor und brach die Maiskolben mit den Lieschen, die Männer in umgehängte Säcke, die Frauen in Schürzen. Den Inhalt leerten sie in bereitgestellte Körbe und diese schüttete ein Träger auf den Wagen. War der Wagen voll beladen, so wurde er heimgefahren und auf der Tenne am Maishaufen entleert. Die alten Hausleute, manchmal auch ältere fremde Arbeiter, saßen bei uns den ganzen Tag am Maishaufen und lieschten fleißig (die Maiskolben entblößen). In letzterer Zeit wurde der Mais größtenteils ohne Bast gebrochen, am Stock geliescht. Man sammelte die Kolben auf Haufen und schaffte sie, teils in Säcke gefüllt auf den Wagen. Die letzte Fuhr brachte auch die Brecher heim, wo sie dann das wohlverdiente Nachtessen einnahmen. Es war der Hausfrau größter Stolz, wenn ihre Arbeiter gut aßen. Wer nicht fleißig zugriff, den nötigte sie mit den Worten: "Du muscht bessr esse! Wer gut arweit, muß aa gut esse, un wer net gut eßt, der kann aa net gut arweite." Nach kurzer Pause machte sich jung und alt an den Haufen darunter auch Burschen und Mädchen aus der Nachbarschaft. Jetzt ging das Lieschen um die Wette; wer das Glück hatte, einen roten Kolben zu finden, da solche nur selten vorkamen. War der glückliche Finder ein Bursche, dann durfte er sich von den Mädchen ein feuriges Busserl stehlen. Ein solches durften sich auch die Mädchen von den Burschen nehmen. Da raschelte der Bast, es flogen die Kolben mit einer Hast, als gruben die Jungen nach einem teuren Schatz. Es wurde geplauscht, gescherzt und gelacht, als wären sie zu einem gemütlichen Abend zusammengekommen, denn das Kukuruzlieschen wurde nicht als besondere Arbeit gewertet. Wenn der Schwob sitzt und bloß seine Hände sich bewegen, dann ist das bei ihm keine Arbeit. Es ist für ihn nur ein Zeitvertreib. Kam noch am Abend ein guter Harmonikaspieler dazu, da wurde auch gesungen und getanzt, aber so, wie nur Schwaben tanzen, wenn sie lustig sind. Sie tanzten, daß es staubte. War der Kukuruz gut reif, dann wurden die gelieschten Kolben noch am selben Abend in den Hambar, auch Kotarka genannt, getragen. Hambar ist ein luftiges Bauwerk aus Balken und Latten, in welches man die ungerebelten Kukuruzkolben über Winter einlagert. So ähnlich ging es Tag für Tag, und wenn man die Laubbüschel auch aufgeschobert hatte, war diese schwere, aber wohlstandbringende Arbeit beendet.

 

Wann's Christkindl kummt ...

 

Nachdem der Nikolo mit seinen Siebenmeilenstiefeln weiter marschierte, träumten die Kinder von den schönen Weihnachtsgeschenken. Die beliebtesten Geschenke waren die Backwaren aus Lebzelter, gesattelte Pferde, Puppen, Sterne, Herzen und Halsketten. Und diese Köstlichkeiten wurden vom Christkind im Himmelsofen gebacken. Glühte ein schönes Abendrot, so sahen sie in ihrer kindlichen Vorstellung sogar seine Helferinnen, die Engel, die den Himmelsofen heizen. Sie sagten: "s Chrischkindl backt Lezeldr." Vernünftige Kinder wollten wissen, daß das Christkind für die Zubereitung seiner Sachen neunzehn Tage benötigte. Es sei die Zeit vom Nikolaus bis zum Heiligen Abend. Auch darf das Christkind nicht durch Kinderlärm gestört werden, weil ansonst seine Arbeit nicht rechtzeitig verrichtet werden könnte. Diese Warnung brauchte nicht allzu oft wiederholt zu werden. Die Kinder versprachen, immer brav zu sein. Das Brav sein wäre noch einigermaßen zu ertragen gewesen. aber ach, das Warten, warten und warten. Aber endlich war doch der Tag gekommen, den sie so sehnsüchtig erwarteten. Es war der 24. Dezember. Nun der Heilige Abend.

Folgende Geschichte schrieb ich so nieder, wie sie der vierjährige Seppi erlebt hat. Sie waren damals eine Familie von sieben Personen, die Eltern und fünf Geschwister. Während Vater und Mutter das Vieh für die Nacht versorgten, saßen die Kinder in der warmen Bauernstube. Die größeren Buben, die schon in die Schule gingen, blätterten mit ernster Miene in ihren Schulbüchern, um dem Christkind ihren Fleiß vorzutäuschen. Der kleine Seppi drückte sich an den Fensterscheiben die Nase breit, damit er sehe, wo und wie das Christkind von der Himmelsleiter aus den Wolken hernieder schweben wird. Ohne jedoch das ersehnte Wunder gesehen zu haben, wurde er durch eine Botschaft aus seiner Träumerei aufgeweckt: "Kinr, s Christkindl kummt!", rief seine Mutter in das Zimmer tretend. Hinter ihr keuchte ihre alte Nachbarin: "Leut, macht doch mal Licht, s Christkindl is jo schun uff d’r Gass!" Sie setzte sich an den warmen Lehmofen und ergänzte: "Dr Belzebock is aa drbei, er hat a scharfi Rut". Sekunden später klingelt es in der Küche und eine feine Stimme fragt um Eintritt an: "Laßt ihr das Christkind herein? "Seppi sprang in seiner Aufregung hinter den Ofen, um sich dort zu verstecken. Seine Mutter öffnete unterdessen die Tür, worauf man dann alles genau beobachten konnte. In der Tür erschien ein weißer Engel mit einem schön geschmückten Christbaum, neben ihm ein zweiter Engel, anschließend Maria mit dem Jesuskind und dem heiligen Josef. Hinter ihnen regte und streckte sich der Knecht Ruprecht, Belzebock oder Krampus, der Schrecken der Kinder. Es waren größere Schulkinder, die als biblische Gestalten verkleidet ein kleines Weihnachtsspiel vor trugen (Siehe Christkindlspiel). Einen überraschenden Schluß macht Knecht Ruprecht. Er sparte nicht mit Tadel und ließ seine Rute auf den Rücken der vier Kinder tanzen, wobei er wiederholt murmelte: "Wirst du fleißig beten und in die Schule gehn?" Voller Angst schaute Seppi aus seinem Versteck dem Treiben zu. "Ach wenn er schon draußen wäre!" seufzte er und schmiegte sich an die Nachbarin. Sicherheitshalber schlug er sich noch ihr großes Wintertuch über den Kopf. Als er schon meinte, er sei von der Rute verschont geblieben, hörte er ihn fragen: "Wo ist denn der Fünfte?" "Der is net to, der is in dr Nochbarschaft", erwiderte die Nachbarin unterdessen sie aber mit dem Daumen wiederholt nach seinem Versteck zeigte. Natürlich traf auch ihn dasselbe Schicksal wie seine Geschwister. Ruprecht warf die Rute auf den Tisch und verließ das Zimmer.

 

Silvester.

 

Wenn der Mesner am Silvesterabend die große Glocke läutete, so war es uns, als hörten wir die rufende Stimme eines kranken Freundes, der in den letzten Zügen lag. in Wirklichkeit war es das alte Jahr und mit ihm ein gutes Stück von unserem kurzen Leben, das wir an jenem Abend im Rahmen einer feierlichen Danksagung in der Kirche zum Grabe trugen. Der Priester bestieg die Kanzel und hielt eine Predigt. Er sprach von den Pflichten der Gläubigen, tadelte die säumigen Kirchgänger, er sprach von der Vergänglichkeit und von allem, was in eine schöne Predigt gehört. Zum Schluß gab er die Zahl der Geburten, Eheschließungen und die Zahl der Verstorbenen kund. An dieser Stelle sah ich meinen Nachbarn sinnend an, wobei mir einfiel, daß vor einem Jahr an seiner Stelle ein anderer stand, der jedoch schon längst im Grabe ruht. Auch seinen zwanzigjährigen Sohn haben sie kurz vor ihm begraben. Ich sann nicht weiter nach. Dieser Gedanke und die Worte des Priesters gingen mir durch Mark und Bein. Ich fühlte, wie schnell das menschliche Leben verwelkt und wie schnell auch wir zur letzten Ruhe abgerufen werden können. Wie und wann das geschehen wird, kann niemand wissen. Eins ist jedoch sicher: die Stunde kommt, vielleicht noch eher als wir glauben. Der ewige Schnitter kennt kein Erbarmen und läßt sich auch nicht verscheuen. Er nimmt den Fürsten genauso wie den Bettler. Da nützt keine bewaffnete Macht, kein Verstecken, kein Entlaufen. Er findet uns. Sei es im Gebüsch, in der Wüste oder in unserer Wohnung. Wenn wir den Lauf des menschlichen Lebens betrachten, so müssen wir letzten Endes sagen: der Großvaterstuhl wird niemals leer, er wechselt bloß den Besitzer. Heute heißt er Adam, vielleicht schon morgen Peter. Menschen kommen Menschen gehen. Dieser ständige Wechsel ist ein unumstößliches Naturgesetz, gleichzeitig aber auch der einzige unwiderrufliche Versöhnungsakt. Der Ort, wo er geschlossen wird, ist still und friedlich. Dort ruht das Herz, dort endet der Hochmut, dort sind wir alle gleich. Dies waren ungefähr jene Gefühle, die mich in der letzten Silvesterandacht, bevor das große Unglück über unser Dorf kam, in der Heimatkirche bewegten. Der Priester schloß mit einem Gebet für das Seelenheil aller Verstorbenen. Es folgte unter Mitwirkung des Gesangvereins ein feierliches "Großer Gott wir loben Dich", das mit einem Dankgebet abgeschlossen wurde. Während die Gläubigen die Kirche verließen, spielte die Blechmusik als Neujahrswünsche lustige Märsche. Die Musikanten gingen danach in das Dorf, wo sie den Gerichtsleuten und anderen führenden Personen das Neujahr anspielten. Das Volk verbrachte den Silvesterabend teils im Familienkreis, teils bei verschiedenen Veranstaltungen, um der letzten Stunde des Jahres, um Mitternacht, mit den Wünschen für eine bessere Zukunft "das alte Jahr zu beschließen und das Neue zu begrüßen".

 

Versteigern des Kirchweihstraußes.

 

Ihr liewi Leit, heut is unser schöni Kirchweihzeit

Obwohl die Welt ufm Kop schun steht – ham mr heut doch a großi Freid.

Weil mr mache no m alte Gebrauch ham mr geputzt den schön'e Kirchweihstrauß.

Denn der Strauß in meiner Hand, der stammt aus m alte schwowe Land.

Drum gfrei mr uns alli zu dieser Zeit, es ist doch die schöne Kirchweihzeit.

Fort mit die Schlappe - die Zischm an bei uns geht's jetz schön an.

Fort mit m Kummr, un mit die Sorch' awr kennr soll steie de Strauß uf borch.

Maul un Nas heschts do ufgeriss', daß kennr zu viel vrgatscht sei Schniss.

Weil s Lewe is m manche Bauer, schun a bisl sauer.

Un mir Jungi jauchze durchanand, un a jedr is in seim bescht' Sunntagsgwand.

Drum hamr geputzt den schöne Strauß un wer n steit kann mache was will drauß.

Un kennr derf aus m Wirtshaus naus bis r net hat a große Rausch, aus m Budo seim Wirtshaus.

Heut ums a jedr tanze un wann die Sohle gehn in Franz ', im Wintr is gnuch Zeit zum Schlof', no kann mr schnorche hinrm Ofe.

Schaut mol den schön geputzte Strauß in meiner Hand ich men, mit dem kann mr gehen durchs ganzi Land.

Alli Mädle schaun un gaffe zu, ob net de Strauß steit ihr' Bu.

Des, was am bescht' Daumedrückt, wert mit dem schene Strauß beglückt.

Hescht ihr Bu Peter, Sepp odr Hans doch sie hats Recht mit ihm zum Tanz.

Jetzt stellte sichs raus beim Letzitiere wer for sei Liebschti mecht grepire, er gibt am merschte for d’ Strauß, un wannrs Geld macht fun seim Vatr raus.

Net los’ dich Sepp, net los’ dich Klos schunscht kriescht fun deim Mädl a Ripp’stoß.

Der was beim Lezitiere is net faul gried heit Owed fun seim Mädl a Busl ufs Maul.

Jetz is war mei ganzi Kunscht vorbei jetzt kummts Lezitiere an die Reih.

Bevor mr awr vrsteie den schone Strauß, heb ich mei Glas un trink's aus.

 

Gebräuchliche Lazarfelder Sprichwörter.

  1. Wer nicht kommt zur rechten Zeit, der muß essen was übrigbleibt.

  2. Wer seine Schuhe kann selber flicken, brauch sie nicht zum Schuster schicken.

  3. En Sackvoll Geld un a Kuh deckt jede Schönheitsfehler zu. (Wenn die Braut reich. aber nicht schön war).

  4. Den Schielen auf den Blinden vertauscht (Schlechter Tausch)

  5. Da stecken faule Eier dahinter.

  6. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

  7. Wie die Alten sungen, so zwitschern die Jungen

  8. Ein fauler Apfel steckt die andern an,

  9. Der Apfel fällt nicht weit vom Baum.

  10. Gleiche Brüder, gleiche Kappen.

  11. Gleich und gleich gesellt sich gern.

  12. Ein Geier sticht dem andern die Augen nicht aus.

  13. Horcht der Esel an der Wand, hört er seine eigene Schand.

  14. Kinder und Narren sagen die Wahrheit.

  15. Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer.

  16. Pedr is 19, Paul 20 wenichr eins.

  17. Ein leerer Sack steht nicht.

  18. Der Herrgott hilft dem Starken.

  19. Jung gewohnt, alt getan.

  20. Gelegenheit macht Diebe.

  21. Kleider machen Leute

  22. Dummheit und Stolz wächst auf einem Holz

  23. Die Eule nennt den Sperling einen Dickkopf.

  24. Wie du mir, so ich dir.

  25. Was nutzt die schön Schüssl, wann nichts drinn is. (Wenn die Braut schön, aber arm war)

  26. Hunger ist der beste Koch.

  27. In der Not frißt der Fuchs Holzbirnen.

  28. Die Katze läßt das Mausen nicht (Untreue Frau).

  29. Der Wolf wechselt den Balg, aber nicht den Schalk.

  30. Der vrliert die Hoor, awr net die Naupe.

  31. Schwer esse macht fett.

  32. Kleni Kinr kleenes Kreuz, großi Kinr großes Kreuz.

  33. Wert mr alt wie a Kuh, lernt mr allweil drzu.

  34. Is die Mottr noch so arm, awr sie halt warm.

 

Lustige Ecke – Der pfiffige Bauer.

 

Der Vettr Bernat machte mit dem Zigeunerjakob einen Pferdetausch. Nach einigen Tagen forderte der Zigeuner wiederholt eine nicht vereinbarte Aufzahlung von 500 Dinar, weshalb Vettr Bernat den betrügerischen Gesellen mit einem kräftigen Fußtritt verabschiedete. Kurz darnach bekam Vettr Bernat von einem Rechtsanwalt einen Mahnbrief mit folgendem Inhalt:

Herrn

Bernhard N..

Lazarfeld

Im Auftrag meines Schützlings Jakob Datku fordere ich Sie auf, in einer Wartezeit von drei Tagen in meiner Kanzlei 500 Din. zu erlegen, welchen Betrag Sie Genanntem als Kaufpreis für ein Pferd schulden, wobei ich noch bemerken will, daß Sie für diesen Brief 50 Din. Schreibgebühr zu bezahlen haben. Somit beträgt Ihre Gesamtschuld 550 Dinar. Falls Sie diesen Betrag binnen angegebener Frist nicht bezahlen, wäre ich gezwungen. Sie gerichtlich zu belangen. Vetter Bernat beantwortet dieses Schreiben wie folgt:

Großbetschkerek Dr N. N. Advokat.

Geehrter Herr Advokat!

Der Zigeuner hat sie belogen, was zwei ehrliche Zungen beweisen können. Sie schreiben: Ihr Brief kostet 50 Din. Mein Brief jedoch kostet 100 Din. Folglich schulden Sie mir 50 Din. Mögen Sie mir diesen Betrag mit der Post zusenden, dessen Empfang ich Ihnen bereitwillig quittieren werde.

Lazarfeld ........ Achtungsvoll Bernhard N..

 

Mir han er. klene Heinrich kriet.

 

Im Jahre 1912 überflutete eine ungewöhnlich große Hamsterschar unsere Kornfelder. Es schien, als hätte sich die ganze Hamstersippschaft auf die Wanderschaft begeben, um in unseren Fluren ein neues Heim zu beziehen. Diese Schädlinge vermehrten sich so sehr, daß unsere Saaten von einer teilweisen Vernichtung bedroht waren. Das Übel wurde Tag um Tag schlimmer, da sich die Schädlinge auch schon in Haus und Hof eingenistet hatten. Um nun ihrem Vernichtungswerk Einhalt zu bieten, wurde gegen sie eine gut organisierte Bekämpfungsaktion eingeleitet. Das ganze Dorf mobilisiert: Männer, Weiber, Kinder, Hunde, Katzen: sogar unsere Schweine wühlten nach dem Feind und schmausten von dem Fleische ihrer Beute. Diese Plage erreichte zur Zeit der Maisernte, bei Schulbeginn den Höhepunkt. Auf Schritt und Tritt konnte man das Geschrei der gequälten Tiere hören. Die Kinder hatten in der Schule bezüglich dieser Jagd fabelhafte Resultate zu berichten, wie: "Herr Lehrer, ich habe gestern fünf Kritschen (schwäbisch Hamster) erschlagen." Unser Hund hat sechs Kritschen zerfleischt." Unser Pferd zerstampfte einen Hamster." Ein anderer wieder sei sogar im Traum in ein Hamsterloch gefallen. Den schönsten Bericht erstattete der kleine Hansi, damals Schüler der ersten Klasse unserer Volksschule. Kaum betrat der Lehrer die Schule, da meldete er sich: „Was hast du zu sagen?" fragte der Lehrer. Das Gesicht des Kleinen strahlte vor Glück, als er die Freudenbotschaft verkünden konnte: "Herr Lehrer, mir han heut Nacht en klene Henrich kriet, der hat so g'schrie, daß ich g'ment han, unser Nonius (Pferd) steht uf en'r Kritsch."

 

Spruch beim Brauchen.

 

Deim Maria sei goldeni Hand, geht rund’rum im ganze Land.

Kann lese un schreiwe, un kann alles Unheil vertreiwe.

 

Die Spinnstube.

 

Zuhause sagten die Frauen: "Maria Lichtmeß, Spinnen vergeßt, beim Tag zu nacht geß. Wenn man das Wort Spinnen vergeßt hört, so hat dies wohl seine Bedeutung. Bei uns in Lazarfeld wurde der Hanf nur zum eigenen Gebrauch gepflanzt, denn er war so notwendig wie das tägliche Brot im Haus. Die vielen Stricke für die Pferde, Kühe und Kälber, sowie die Leinwand, Säcke, Plachen wurden aus ihm gewonnen. All diese Arbeit ist durch die Hausfrau Hände gegangen und so entstand die Spinnstube. Tagsüber mußten die Frauen die Hauswirtschaft führen, so daß sie die Winterabende zum Spinnen verwendeten. Alleine war es ihnen meist zu eintönig, weil sie leicht dabei einschliefen. Darum haben sich etwa 15 - 20 Frauen zusammengetan und von 6 - 9 Uhr abends ihre Spinnarbeit verrichtet. Natürlich hat jede Gastgeberin für diesen Abend etwas vorbereitet, wie Kuchen, Kalleten, Kukuruz gepatscht oder gekocht. Einmal hat die Besel Bewi den Kukuruz mit den Kolben gekocht und sagte dazu, es sei noch grüner Kukuruz vom Herbst. Diese Zusammenkunft der Bäuerinnen an den Winterabenden war eine schöne gemeinschaftliche Unterhaltung und zugleich die Tageszeitung des Dorfes. Es sind mal alle Neuigkeiten erzählt worden, den einen gelobt, den anderen beschimpft, wie es eben so ist, wenn mehrere Frauen sich treffen. Bei dieser Gelegenheit wurden auch so manche Hochzeiten zusammengestellt. Einmal die Besel Mariann zur Besel Leni und fragte sie nach ihrem Mann, nach dem Vetter Franz. Die Besel Leni gab darauf zur Antwort: "Was fragst du noch, natürlich in der Agraria, denn wenn so eine herrische Schlutt (Hose) kommt, da kann er doch nicht Zuhause bleiben. Jetzt wollen die in der Agraria auch noch eine Eiergenossenschaft gründen, da gehen wir Frauen auch hin und sagen unsere Meinung." Zur rechten Gelegenheit ging die Besel Leni auch wirklich in die Agraria, meldete sich zu Wort und sagte: "Meine Herren! Unsere Männer habt ihr mit den Hengsten, mit den Stieren und den Sauen drangekriegt, aber bei den Eiern habt ihr das Glück nicht, für die sind wir Frauen zuständig. Wir setzen die Hühner an, ziehen die Küken groß, nehmen die Eier aus und dazu brauchen wir keine herrische Schlutt." Diese wahre Begebenheit bildete in Lazarfeld längere Zeit den Gesprächsstoff in der Spinnstube.

Eine lustige Begebenheit bei der Betrachtung der Kirchengemälde.

 

Im Jahre 1938 wurde in unserer Gemeinde die Kirche bemalt. Als das erste Gemälde fertig war, kamen die Gläubigen um das Bild zu sehen, welches unter anderem auch das erste Menschenpaar darstellen sollte. Die Bäsl Froni war von der Schönheit des Werkes ganz entzückt und sprach: "Vater Adam gleicht sich so gut." Auf die Frage des Malers, ob sie ihn denn gekannt hätte, erwiderte sie entrüstet: "Gehscht'naus, wie kann mr dann so was froe (fragen)"

 

Trachten.

 

Die Bewohner von Lazarfeld kleideten sich einfach und nett, Vor der Jahrhundertwende trugen die Männer an Sonn - und Feiertagen das bei den Deutschen Südungarns allgemein beliebte "Bloi G'wand", das aus dunkelblauem Tuche geschneidert war. Dazu gehörten die engen, verschnürten Stiefelhosen, eine mit Metall- oder Silberknöpfen reichlich geschmückte gleichfarbene Weste, das sog. "Leiwl". Darüber trug der echte "Schwob" einen ebenfalls verschnürten kurzen Rock, das sog. "Jankl", der nicht selten eine Einfassung aus Astrachan zeigte. Die Füße staken in vielgerippten, hohen Stiefeln. Im Winter schützten sie ihr Haupt durch eine Astrachankappe; im Sommer spendete der breitrandige Hut Schatten. Diese Tracht verriet deutlich ungarischen Zuschnitt. Unmittelbar in der Siedlerzeit hätte man die obig geschilderte Kleidermode vergeblich unter den Schwabengesucht. Das "Bloe G'wand" stellte damals eine Seltenheit dar. Man gab sich mit selbst gefertigten Kleidungsstücken aus Hanf und Leinen zufrieden. Gelangte ein Mann in dieser Zeit in das patriarchalische Alter, so ließ er sein Haar wachsen. Damit man ihn aber nicht als unzivilisiert einstufte, flocht er sich einen kleinen Zopf und befestigte ihn mit einem Männerkamm. Noch um 1870 herum stolzierten in Lazarfeld folgende Männer bezopft einher: Stefan Dama ("Klein Stefan"), Johann Schneider ("Alt Hansi") und PeterDipoldt. Nach der Jahrhundertwende verschwand diese ungarische Volkstracht allmählich. An ihre Stelle traten bequemere und vor allem billigere französische -deutsche Anzüge; die Krawatte jedoch fehlte. Dafür zierten die Oberlippen des starken Geschlechtes mehr oder minder prächtige Schnurrbärte.

Besonders schmuck sahen die Mädchen in ihrer Tracht aus. Über dem weißen Hemd mit den kurzen Ärmeln spannte sich ein Zitz - oder Seidenleibl. Den Ausschnitt bedeckte züchtig ein buntseidenes Halstuch, reichlich mit Fransen versehen. Mehrere weite Unterröcke, bedeckt von einem weinroten oder dunkelblauen Rock aus Zitz, Perkal oder Seide, dazu eine weite Schürze in Schwarz, Blau oder Weiß vervollständigte die Tracht. Dazu paßten wohl am besten die weißen Strümpfe und die ausgeschnittenen Leder- oder Samtschuhe. Einziges Schmuckstück bildete ein Kreuzlein, das an einem silbernen Kettchen um den Hals hing. Selbstverständlich zeigte sich die Mädchentracht auf dem Lande auch der Mode unterworfen. Bis zur Vertreibung kleideten sich unsere Lazarfelder Mädchen in breite Röcke, dazu Blusen aus Stoff, Samt oder Seide und kurze Schürzen aus dem gleichen Material. Die Farbenskala reichte von Weiß über verschiedene Pastelltöne bis zu sattem Rot, Blau oder Grün. Das volle, lange Haar flochten die Dorfschönen zu einem Zopf, legten ihn von hinten nach vorne und hielten ihn mit einem verzierten Steckkamm fest. Die jungen Frauen kleideten sich genauso wie die Mädchen, nur trugen sie als Zeichen ihres Ehestandes ein passendes Kopftuch. Ältere Frauen dagegen bevorzugten dunklere Farbtöne.

 

Mundartliche Erörterungen

 

Der Sprachatlas der deutschen Mundarten (Marburg - Lahn, Kraftweg 3) fußt sich auf den s. g. Wenkersätzen. Ein Vergleich der deutschen Siedlungsmundarten mit den Urheimatsmundarten ist notwendig, um ihre Beheimatung festzustellen. Es folgen hier einige Wenkersätzen von Lazarfeld (=La:sarfelt), aufgenommen noch i.J. 1936 in Lazarfeld selber unter Mitwirkung von 10 Gewährsleuten, unter ihnen Herrn Wenzel Lang, der mir diese mit Hilfe seiner Frau 1972 wieder übersetzte. Beide Fassungen decken sich. Von den 40 Sätzen gebe ich die wichtigsten. Sie sind in der Marburger Lautschrift aufgenommen, dazu einige Erklärungen:

1.     a wird ein wenig dumpf gelesen; langes a: ist noch dumpfer.

2.     Länge wird durch:, Halblänge durch ' (oben) hinter dem Selbstlaut bezeichnet

3.     ei ist offenes e (wie Herz) + i; ebenso e vor r, o, vor r ist offen, wie z.B. Worscht

4.     Genäselter (nasalerer Laut hat ein kleines " oben)

5.     a ist ein flüchtig gesprochener Laut (s.g. Schwa - Laut); in den Lautverbindungen: 1r, tr, dr, sr, zr, fr, wr, mr, nr, chr, kr, ist dazwischen ein schwaches a zu hören

6.     Deutsches z wird ts geschrieben; z ist ein stimmhaftes s und wird oft halbstimmhaft ausgesprochen

7.     Wenn der Laut s als sch geschrieben wird, so schreibt man es auch so; natürlich ist anlautendes sp -, st -, wie ein Schriftdeutsch schp -, scht -.

Im Wintr fli:j - ti trukani Pletr in tr Luft rum. as he:rt klei uf tsu schne:ja, no werts Wetr wi:dr pesr. Tr ku:di aldi Man is mid am Ros ints Eis ingaproch un ints khaldi Wasr kfal. Er est ti A:j’r imr o:ni Salts un Pfefr. Ti Fi:s tu:" mr we:, ich men (kla:p) ich hamrsa ufkari:p. Ich wa:r pei meim Weip kawen un hants i:ra ksa:t, un si hat ksa:t. si hats a: i:r Tochtr sa:n wila. Wer hat mei Khorp mitam Fleisch ksto:1. Mi'r sin mi:t un han Torscht. Wi mr kischtro:wat tsruk sin khum, to han ti anri schun im Pet kale: un han fescht kschl:f. Tr Schne: is heit Nacht pei unts leija kapli:p, awr heit morjat izr frkang. Ich frste: eich net, ir mistapisl hertr reda. Hedr khe Stik weisi Se: f for mich uf meim Tisch kfun. Ti Leit sin heit ali traus ufm Felt un me:a.

Einzelne Wörter (in Klammern die Schriftdeutschen Wörter): heis (heiß), ne: (nein), plo: (blau), kro: (grau), hutwet (Wiese). Die Wochentage: Sunta. Monta, Tinschta, Mitwuch, Tunrschta, Freita, Samschta. Einige Zahlwörter: ens, finf, seks, siwa, acht, tseen, elf, treitsen, firtsen, fuftsen, sechtsen, siptsen, achtsen, neintsen, tswantsich, treisich, firtsich, fuftsich, sechtsich, siptsich, achtsich, neintsich, hunart, tauznt.

Einige Wörter aus dem s. g. Marburger Wortatlas: ti Oomets (Ameisen), ti Auaprahm (Augenbraue PI.), ti Pakmuldr (Backtrog), plosfizich (barfuß), Phantswee (Bauchweh), Waastang (Deichsel), Atsl (Elster), Katsch (Ente), Krumbira ausmach (Kartoffeln ernten), Krot (Frosch), kaapsa (gähnen), Schlaht (Grasschwade), Krossmotr (Großmutter), Krossvatr (Großvater), Kokosch, s Hingl (Hahn, Henne), ti Kluk (brütende Henne), Hinglstal (Hühnerhaus), Tsapapret (Kleiderhaken), tswik’ (kneifen), Leintuch (Bettlaken), Abwaschfetsn (Waschlappen), Phat (Pate), Go:dl (Patin), Kwetsch’ (Zwetschgen), akra (pflügen), Ra:m (Sahne), schena (schelten), Schwirmodr (Schwiegermutter), Tochtrman (Schwiegersohn), Schnu:r (Schwiegertochter), Schwirfadr (Schwiegervater), Spats (Sperling), Akrasl (Stachelbeere), Spino:dl (Stecknadel), Reipholts (Streichholz), Scha:1 (Tasse), Paradeis (Tomate), idricha ('wiederkäuen), Tsentwe: (Zahnschmerzen), forkischtr (vorgestern), t Ra: fang khier’(den Schornstein fegen).

Zusammenfassung: Der Dialekt von Lazarfeld, wie die Siedlungsmundarten im allg., ist eine s.g. Mischmundart, weil sie aus verschiedenen Mundarten der Kolonisten durch Mischung entstanden ist. Eine ganz gleiche Mundart in den deutschsprachigen Gauen verschiedener Länder gibt es nicht. Am ähnlichsten mit der Mundart von Lazarfeld und den übrigen Mundarten des jugoslawischen Mittelbanats sind in den Hauptzügen die Mundarten in der Südwestpfalz, ungefähr im Raum Landstuhl - Homburg. Freilich bedeutet das nicht, daß aus diesem Gebiet auch Kolonisten stammen; es kommt sogar vor, daß, aus diesem Raum kein einziger Kolonist gekommen ist.

 

Weihnachts - oder Christkindlspiel

 

Darsteller: Drei in Weiß gekleidete Mädchen, von denen das eine das Christkindl, in der Rolle Mariens, die anderen zwei Engel darstellen. Ein Knabe mit einem weißen Hemd. Schaffellmütze und mit einem langen weißen Vollbart als Josef, ein zweiter Knabe vermummt als Knecht Ruprecht (Krampus, Pelzenickel oder Beelzebub).

 

Alle in der Küche (Vorzimmer):

Wir treten herein in Regen und Schnee,

Wir suchen das neugeborene Kind.

Wir fanden es im Häuselein,

Wir fanden es im Krippelein.

Wir fanden es nacket und bloß,

In Mariens heiligem Schoß. (Sie klingeln)

Christkind ruft:

Laßt ihr das Christkindl herein". (Auf das "Ja")

1. Engel, mit Krone und Zepter (buntgeschmückte Rute), tritt ins Zimmer und singt:

Ein schön' guten Abend gib' euch Gott!

Ich bin ein abgesandter Bot.

Vom Himmelsthron bin ich gesandt,

Erzengel Gabriel werd ich genannt.

Die Krone, hier auf meinem Haupt,

Hat mir Gottessohn erlaubt.

Die Rute, die meine Rechte hält,

Hat mir Gottessohn geschenkt.

Ach zweiter Engel tritt herein,

Laß hören deine Stimme fein!

2. Engel: (tritt herein)

Denkt wohl daran, ich bin von Gott!

Ich bin ein ausgesandter Bot.

Vom Himmelsthron ward ich gesandt,

Erzengel Raffael werd ich genannt.

Die Krone trag' ich auf meinem Haupt,

Die hat mir Gottessohn erlaubt.

Den Stern trag ich in meinen Händ',

Den hat mir Gottessohn geschenkt.

Du liebes Christkind, tritt herein,

Daß siehst, wie hier die Kinder sein.

Christkind (in weißem Gewand, mit einem Schleier verhüllt, hält ein Kripplein mit einem Kindlein, Puppe, im Arm). Sie geht ins Zimmer, stellt die Krippe auf einen Tisch und singt:

Ich tret' herein ganz abendspot,

Ich bin gesandt vom lieben Gott.

Zu schauen, ob die Kinder artig sind,

Ob Vater und Mutter sie gehorchen geschwind.

Wenn sie nicht fleißig beten und singen,

Werde ich ihnen eine scharfe Rute bringen.

(Der erste Engel droht mit einer Rute gegen die Kinder).

Ach Josef, liebster Josef mein,

Komm herein und wiege mir mein Kindelein.

Josef: Gelobt sei Jesus Christus. (Er beugt sich über die Krippe und spricht:)

Wie soll ich dir das Kindlein wiegen?

Kann kaum meinen alten Buckel biegen.

Hajo pupajo, Hajo pupajo.

Christkind:

Ach Engel, Diener treuer mein, sag mir, ob die Kinder gehorsam sein.

1 Engel:

Ach liebes Christkind, höre nun,

Wie unschön hie' die Kinder tun.

Wenn sie aus der Schule gehn,

An den Ecken bleiben sie stehn.

Blätter aus den Büchern reißen,

Steine in die Fenster schmeißen.

Solche Bosheit treiben sie.

Christkind:

Hätte ich das früher gehört,

Wäre ich gar nicht eingekehrt.

So will ich dann meine Sachen sparen,

Und gleich wieder gen Himmel fahren.

2 Engel:

Ach, liebes Christkind, sei nicht hart,

Beurteil's nicht nach deiner Art!

Gib den Kindern, was ihnen gebührt,

Und was sie hin zum Bessern führt.

1 Engel:

Betet Kinder, betet. (Die Kinder beten).

Christkind:

So reicht mir denn das Körbchen herein, Daß ich Gaben gebe Groß und Klein.

(Der Engel reicht dem Christkind das Körbchen, das nun die Gaben austeilt und Nüsse auf den

Boden ausstreut. Während dieser Handlung wird der Christbaum angezündet).

Josef:

Als Maria und Josef nach Bethlehem gekommen, Haben nimmer und nirgends sie Herberge bekommen.

Alle:

Ach Josef, liebster Josef mein, Wo soll dem Kind seine Herberg sein?

Josef:

Im Stall soll dem Kind seine Herberg sein.

Alle:

Ach Josef, liebster Josef mein, Was soll dem Kind seine Wiege sein?

Josef:

Die Krippe soll dem Kind seine Wiege sein.

Alle:

Ach Josef, liebster Josef mein, was soll dem Kind seine Windel sein?

Josef:

Mein Hemd soll dem Kind seine Windel sein.

l. u. 2. Engel:

Wir machen paar Windelein daraus. Wir machen sie hübsch, wir machen sie fein, für unser liebes Kindelein.

Alle: (Knien nieder vor dem Kripplein).

Jetzt fallen wir alle zu Füßen, das Jesukindlein zu grüßen. O Jesulein süß, o Jesulein süß.

Man reichte den Darstellern eine Gabe, worauf sie dann weiterzogen.

Schlußgesang:

Freut euch ihr Hirten, singt alle zumal, Gloria, Gloria, Gloria singt mit Freudenschall Gloria, singt Freudenschall. Euch ist geboren ein göttliches Kind, das man im Stalle zu Bethlehem find. Gloria, Gloria, Gloria singt mit Freudenschall.

 

Vereins- und Genossenschaftswesen

 

Den Veteran unter den Vereinen in Lazarfeld bildete ohne Zweifel der Schützenverein. Die Tradition dieser Schützengilde hatten unsere Ahnen aus der alten Heimat am Rhein, Neckar, aus dem Schwarzwald usw. mitgebracht. In der Siedlerzeit wies die Chronik von Lazarfeld nur diesen einzigen Verein auf. Der Zeitpunkt seiner Auflösung ist uns nicht bekannt. Der Wert der Vereinsgründungen wurde in Ungarn erst durch den Wahlspruch des Kaisers und Königs Franz Josef I.: "Viribus unitis" (mit vereinter Kraft) vollkommen erfasst. Die Gründung der verschiedenen Vereine erfolgte aber erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

So wurde 1854 der Marienverein aus der Taufe gehoben, der Verschönerung des Gottesdienstes dienen und den sittlich - religiösen Lebenswandel der weiblichen Jugend fördern sollte. Bis zu unserer Vertreibung zählte er 30 - 40 Schulmädchen, die von einigen Frauen überwacht und geleitet wurden. An hohen Festtagen umsäumten die in strahlendes Weiß gekleideten und mit Kränzen geschmückten "Marienmädchen" den Hochaltar. Wie freuten sich ihre Eltern und die ganze Pfarrgemeinde!

Neun Jahre später, nämlich am 8.September 1863, gründete der Lehrer Michael Eisler den Gesangverein. In der ersten Zeit seines Wirkens umfasste er 20 aktive und einige passive Mitglieder. Schon am 2.Oktober 1863 umrahmte der vierstimmige Männerchor den Gottesdienst in der Lazarfelder Kirche. Die Bevölkerung des Heimatortes spendete den Sängern viel Lob. Der Männerchor hatte sich zur Aufgabe gemacht, das deutsche Lied in und außerhalb der Kirche zu pflegen, die Geselligkeit im Verein zu fördern und durch öffentliche Veranstaltungen - Sängerfeste, Liederabende, Theaterstücke - die Liebe zur Muttersprache zu wecken und wach zu halten. Wie schon erwähnt, beinhaltete der Chor ursprünglich nur die Stimmlagen l. und 2. Tenor und l. und 2. Bass. Um aber dem Kirchengesang Genüge zu leisten, wurde der Männerchor durch die Stimmlagen Sopran und Alt zu einem gemischten Chor erweitert. Weltliche Veranstaltungen aber bestritt nur der Männerchor. Die Tätigkeit des Vereins erstreckte sich hauptsächlich auf die Wintermonate. Zweimal wöchentlich trafen sich die sangesfreudigen Männer abends in der Schule. Großen Erfolg und große Anerkennung erntete unser Gesangverein bei verschiedenen Sängerfesten und Jubiläen. Weil der Chorleiter zugleich auch das Amt eines Kantorlehrers bekleidete, galt die Hauptaufgabe des Vereins dem Kirchengesang. Durch sein Mitwirken verlieh er dem Gottesdienst an Sonn - und Feiertagen ein festliches Gepräge. Auch bei Begräbnissen durfte der Gesangverein nicht fehlen. Das Amt des Dirigenten hatte fast ausnahmslos ein Lehrer inne, der neben der Lehrerstelle auch noch den Organisten - oder Kantordienst versah. Bis Ende des 1.Weltkriegs (1918) war der Kantordienst mit einer Lehrerstelle gesetzlich verbunden. Man nannte ihn deshalb auch Kantorlehrer. Der Kantorlehrer hatte in alter Zeit zugleich auch das Amt eines Schulleiters oder Schuldirektors inne. Er führte den Titel Oberlehrer. Nach Beendigung des 1.Weltkrieges setzte die serbische Regierung dieses Gesetz außer Kraft. Der Lehrer wurde von den Pflichten seines bisherigen Organistendienstes enthoben. Über die Ausübung des Organistendienstes konnte er frei entscheiden. Folgende Dirigenten leiteten den Lazarfelder Männerchor:

  1. Eisler Michael (Schuldirektor und Organist, 1863 - 1893)

  2. Marschall Wenzel (Lehrer und Organist, 1893 - 1904)

  3. Massong Franz (Lehrer und Organist, 1904 - 1906)

  4. Schröder Nikolaus (Lehrer und Organist, 1907 - 1908)

  5. Unterreiner Josef (Schuldirektor und Organist, 1908 - 1938)

Dreißig Jahre hatte Unterreiner, der ein fleißiger und gewissenhafter Lehrer gewesen war, den Taktstock geschwungen. Er liebte sein Volk und sprach mit Vorliebe "schowisch". Während des 1.Weltkrieges vertrat ihn Welsch Johann (Lehrer und Organist). Als letzter Dirigent kann Weber Ernst genannt werden (1938 - 1945). Am 18.April 1945 hörte der Verein auf zu bestehen. 82 Jahre hatte der Verein bestanden, hatte er zu Ehren Gottes und zur Freude der Menschen gesungen und hatte in den fast neun Jahrzehnten seines Bestehens wertvolle deutsche Kulturarbeit im Ausland geleistet.

Im Jahre 1869 schlossen sich dreißig Lazarfelder zu einem Leseverein zusammen. Die Mitglieder dieses Vereins besprachen nicht nur politische Tagesfragen, sondern aktuelle landwirtschaftliche Probleme. Sie unterhielten sich aber auch über Fleiß, Sparsamkeit und Kreditfragen. So beeinflussten sie die wirtschaftliche Weiterentwicklung unserer Gemeinde nicht unerheblich. Wegen der damaligen ungünstigen Wirtschaftsverhältnisse Lazarfelds wurden nur sehr wenige Bewohner für kreditfähig befunden. Nur durch Vermittlung gelang es wenigen, bei einem Zinssatz von 30 - 50 % ein Darlehen zu erhalten. Um sich die Wucherer vom Halse zu schaffen, riefen die Verantwortlichen des "Lesevereins" im Februar 1877 eine Spar- und Vorschussgenossenschaft, fußend auf Schulze - Delitzsch'scher Grundlage ins Leben. Sie konnte im wahrsten Sinne des Wortes als "gelungenes Kind" des Lesevereins bezeichnet werden. 548 Mitglieder begannen mit einer wöchentlichen Einzahlung von 10 Kreuzer, so dass sich die Einzahlungssumme auf 54 fl. und 8 kr. belief. Bei einem Zinssatz von 12 - 15 % stellte man dieses Kapital als Wechseldarlehen oder Vorschuss den Schuldnern zur Verfügung. Wie glücklich schätzten sich die Leute, Geld zu erhalten und noch dazu bei einem so günstigen Zinssatz. Diese Genossenschaft währte zehn Jahre. Nach Ablauf dieser Frist blieben alle Anteile bis zur Abrechnung erhalten. Im Zuge der Auszahlung entfielen auf einen Anteil 70 fl. Vergleicht man den Einzahlungsbetrag von nur 33 fl. 40 kr. mit dem Auszahlungsbetrag, so ergibt sich eine Kapitalsteigerung von 36 fl. 60 kr. Die Einzahlungen während der letzten fünf Jahre konnten fast ausschließlich vom Reingewinn getätigt werden. Die Namen der Männer, die wesentlichen Anteil am Zustandekommen dieser ersten Genossenschaft hatten und damit den wirtschaftlichen Aufschwung in unserer Gemeinde ankurbelten, bedürfen besonderer Erwähnung. Es sind dies:

Matthias Bering, Thomas Bohn, Franz Klötzl, Josef Knapp, Josef Brem, Nikolaus Schneider, Johann Steibel, Josef und Georg Zwirner. Die damaligen Lehrkräfte Michael Eisler und Wenzel Marschall führten die Geschäftsbücher der Genossenschaft zwei Jahre unentgeltlich. Auch später beanspruchten sie für ihre verantwortungsvolle Arbeit wöchentlich nur je l fl. Ehrenhonorar. Während sich die erste Spar- und Vorschussgenossenschaft im Abrechnungsstadium befand, kam in Lazarfeld noch im Jahre 1887 eine ähnliche Genossenschaft zustande. Sie startete diesmal aber bereits mit 2.714 Anteilen zu ebenfalls 10 kr. wöchentlicher Einzahlung. Der gewaltige Anstieg der Anteile zeigte deutlich, welche wirtschaftlichen Vorteile eine solche Genossenschaft gebracht hatte. Zu den Mitgliedern zählten diesmal nicht nur Bewohner unserer Gemeinde, sondern auch solche von Klek, Sigmundfeld und Rudolfsgnad. Die Genossenschaft führte den Namen "Lazarföldi uj takarek - es elölegezesi szövetkezet ", Lazarfelder neue Spar- und Vorschussgenossenschaft. Auch dieses Geldinstitut hatte sich bewährt und nach zehnjähriger Wirksamkeit mit Gewinn abgerechnet. Für 39 fl. erhielten die Mitglieder je Anteil 65 fl. Diese Genossenschaft arbeitete mit etwas niedrigerem Zinsfuß, daher erreichten sie geringere Gewinne. Ihr Hauptziel bestand darin, den Anteilnehmern billige Kredite und Darlehen zu gewähren. Auf allgemeinen Wunsch rief man 1897 zum dritten Male die Genossenschaft „Lazarföldi takarek – hitel es elölegezesi szövetkezet" Lazarfelder Spar-, Kredit- und Vorschussgenossenschaft mit einer Laufzeit von zehn Jahren ins Leben. Jeder Interessent zahlte pro Anteil monatlich 1 Kr. 276 Mitglieder traten dieser Genossenschaft bei und erwarben 776 Anteile. Die Genossenschaftler rekrutierten sich fast ausschließlich aus Lazarfelder, weil in der Zwischenzeit die oben angeführten Gemeinden ihre eigenen Genossenschaften gegründet hatten. Die "Hitelszövetkezet" - Kreditgenossenschaft - wie sie kurz genannt wurde, zahlte für Spareinlagen 5 % bzw. 6 % und gewährte Wechseldarlehen für 8 %. Sie wurde nach 10 Jahren wieder erneuert und bestand bis zum Zusammenbruch der Donaumonarchie. Wie schon erwähnt, stellte die Genossenschaft eine große wirtschaftliche Hilfe für unsere Gemeinde dar. Sogar Knechte und Mägde erwarben Anteile. So schafften sie sich Vermögen, das sie für ihr späteres Selbststädnigskeitsstreben bitter benötigten.

Im Jahre 1889 gaben Kreisnotar Peter Lafleur und einige Lazarfelder den Anstoß zur Gründung eines, Freiwilligen Feuerwehrvereins". Die Feuerwehr umfasste 45 Aktive. Leider war diesem Verein keine lange Lebensdauer beschieden; denn schon nach drei Jahren löste er sich wieder auf. Diese Tatsache wurde allgemein bedauert; denn Feuersbrünste konnten nur durch einheitliches, zielbewusstes zusammenwirken von Laien und ausgebildeten Feuerwehrmännern bekämpft werden. So eilte man fürderhin mit Eimern und Werkzeugen an die Brandstätte, um das Feuer zu löschen. Niemand war da, der die Brandbekämpfung sachkundig und wirksam geleitet hätte. Im Laufe der Jahre versuchte man noch öfters, den Feuerwehrverein ins Leben zu rufen; aber erst im Jahre 1930 war dieses Bemühen von Erfolg gekrönt. 30 - 40 Feuerwehrleute unterstanden dem Präses, Lehrer Peter Jakschitz und dem Kommandanten Franz Bosler. Jeden Sonntag rückten sie in Uniformen mit zwei Feuerspritzen zur Übung aus. Bald schloss sich auch die Musikkapelle dem "Freiwilligen Feuerwehrverein" an. Nicht nur in Gefahrenzeiten standen die Feuerwehrmänner ihren Mann, sondern auch bei Feierlichkeiten trugen sie in ihren schmucken Uniformen und glänzenden Helmen nicht unwesentlich zur Hebung der Festlichkeiten bei.

Um das sittlich - religiöse Leben zu erneuern, regte Pfarrer Josef Olajosch 1892 die Gründung des "Rosenkranzvereines" an. Gleich zu Beginn zählte diese Vereinigung 100 Mitglieder. Am l.Oktober 1893 fand die feierliche Weihe der Vereinsfahne statt. Als Fahnenpatin fungierte die Witwe Anna Klötzl, geb.Polovich. Sie bedachte das neue Banner mit einem vielbewunderten Fahnenband. Der Rosenkranzverein bestand bis zur Zeit der Vertreibung.

Das Jahr 1894 brachte schließlich die Gründung des Ortsvereins "Südungarischer landwirtschaftlicher Bauernverein" mit Sitz in Temeswar. Dieser Bauerverein strebte in erster Linie den Zusammenschluss der kleinen Landwirte an. Wohl existierte fast in jedem Komitat landwirtschaftliche Vereine, doch ihre Mitglieder gehörten fast ausschließlich dem Stand der Großgrundbesitzer an, die für die Belange der Bauern und kleineren Landwirte wenig oder gar nichts übrig hatten. So schlossen sich im Jahre 1884 unter Führung des Bürgermeisters von Bogarosch, Peter Ströbel, mehrere Bauern zu einem Bauernverein mit Sitz in Hatzfeld zusammen. Zunächst aber genehmigte das ungarische Landwirtschaftsministerium die Statuten des Bauernvereins wegen "Staatsgefährdung" nicht. Aber das ins Rollen gebrachte Rad konnte nicht mehr aufgehalten werden. Der Ruf nach einer Institution, die den Bauernstand nach außen hin vertreten sollte, wurde immer lauter. So konnte unter Mitwirkung des Professors Franz Blaschkowicz, des Reichstagsabgeordneten Johann Wittmann und des Lehrers Karl Kraushaar am 10.12.1891 in Temeswar die Gründung des „Südungarischen landwirtschaftlichen Bauernvereins" durchgesetzt werden. Der Ortsverein Lazarfeld umfasste etwa 60 Mitglieder. Wöchentlich dreimal trafen sich im Winter die Bauern. Funktionäre erläuterten in Vorträgen landwirtschaftliche Fragen. Für die Lazarfelder Jugend organisierte der Verein Studienausflüge, Winterkurse, Abendschulen und Wanderungen. Jedes Mitglied bezog das Fachblatt. "Der Landbote" und später "Der Freimütige". Alsbald nach seiner Gründung erwarben die Mitglieder des Vereins als Anteilhaber zwei Dreschmaschinen. die sog. Gesellschaftsdreschmaschinen. Infolge Teilung des Banats nach dem 1.Weltkrieg loste sich der Bauernverein bei uns auf. Auch nach dem Kriege setzte sich im neuen Vaterland Jugoslawien die kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung Lazarfelds fort. Die Gemeinschaftsarbeiten der neu gegründeten Vereine und Genossenschaften richteten sich hauptsächlich auf das eigene Volkstum aus. Diese nationale kulturelle Organisation nannte sich ,,Schwäbisch – Deutscher Kulturbund". Seine Gründung erfolgte am 20.Juni 1920 in Neusatz. Kurz danach schickte sich Lazarfeld an, eine Ortsgruppe des, Schwäbisch - Deutschen Kulturbundes" ins Leben zu rufen. Ein besonderes Ereignis in der Ortsgeschichte Lazarfelds bahnte sich mit diesem Vorhaben an, bestand doch bis zu diesem Zeitpunkt keine kulturelle Organisation dieser Art. In Lazarfeld herrschte deswegen in diesen Tagen große Aufregung und große Geschäftigkeit. Mit Pferdewagen und Reitergruppen geleitete man die Ehrengäste Johann Keks und Dr.Georg Graßl zur Gründungsversammlung, Dem Kulturbund oblag die Aufgabe, alle kulturellen und sozialen Belange der Deutschen Jugoslawen zu fördern. Qualifizierte Kräfte referierten in zahllosen Zusammenkünften der Mitglieder über völkerrechtliche landwirtschaftliche, technische, geschichtliche und literarische Themen. Obwohl der Kulturbund in erster Linie eine Regermanisierung der magyarisierten Deutschen ins Auge gefasst hatte, erblickte die jugoslawische Regierung in ihm eine Gefahr, so dass er in den Jahren 1924 und 1929 durch die Behörden - allerdings nur für kurze Zeit - verboten wurde. Diese Verbote erwiesen sich als unberechtigt. Die Ziele des "Deutschen Kulturbundes" bestanden keineswegs darin, den jugoslawischen Staat anzutasten. Die Deutschen forderten von der Regierung nur immer so viele kulturelle Rechte, wie sie die Serben in Ungarn vor 1918 gehabt hatten.

Besonders aktiv zeigte sich unsere Jugendgruppe, die seit 1921 in Lazarfeld wirkte, Sie hatten sich zur Aufgabe gestellt, deutsche Sitten und deutsches Brauchtum zu erhalten, Volkslieder und Volkstänze zu pflegen. Den Theateraufführungen, mit denen die Jugend an die Öffentlichkeit trat, war stets ein volles Haus beschieden. In das Jahr 1921 fällt auch die Gründung eines Sportvereins durch die Studenten. Dieser Sportverein schloss sich vorsichtshalber dem Kulturbund nicht an, weil man schon damals befürchtete, dass der Kulturbund evtl. verboten werden würde. Als Sportverein hatte er noch immer die Möglichkeit, die Jugendarbeit zu fördern. Um noch mehr deutsches Kulturgut unter der Bevölkerung zu verbreiten, richtete der Kulturbund in Lazarfeld eine Bibliothek ein. Besonders gerne las man die bis dahin verbotenen Werke des Erweckers der Donauschwaben, Adam Müller Guttenbrunn. Im Laufe der Jahre bildete sich auch eine Mädchen- und Frauengruppe des Kulturbundes.

In den dreißiger Jahren teilte sich unsere Gemeinde durch die neu aufgetretenen politischen Strömungen in zwei Parteien. Die meisten unserer Bauern blieben auch weiterhin der Spitzenorganisation, dem "Schwäbisch - Deutschen Kulturbund" treu, von dem sie auch dann nicht abrückten, als die „Erneuerer" längst einen neuen und „richtigeren" Weg zu gehen glaubten.

Am 17.Dezember 1922 schlossen sich in Hatzfeld Angehörige unserer Volksgruppe zur "Partei der Deutschen" zusammen. Diese Partei forderte eine freie schulische Betätigung und einen gerechten Anteil am Steueraufkommen für Schul- und Bildungszwecke. Die "Partei der Deutschen" bot unseren Landsleuten die Möglichkeit, sich aus den politischen Auseinandersetzungen des Staatsvolkes heraus zuhalten. Auch in unserer Gemeinde wurde eine Ortsgruppe dieser Partei gegründet; Aktivität aber entfaltete sie nur vor den Wahlen. Nach dem 1.Weltkrieg, das Banat war geteilt worden, blieb unsere Gemeinde ohne Kreditgenossenschaft, bzw. Sparkasse. Wer in jener Zeit ein Darlehen benötigte, musste dafür der Privatbank in Großbetschkerek 18 - 24 %, Zinsen bezahlen. Da aber das Genossenschaftswesen in der ungarischen Zeit so gute Früchte gezeitigt hatte, rief die deutsche Führung am 1.Oktober 1922 in Neusatz die "Agraria" ins Leben. Die "Agraria" beinhaltete eine landwirtschaftliche Zentralgenossenschaft mbH, die als Warengenossenschaft sowohl landwirtschaftliche Produkte von ihren Mitgliedergenossenschaften kaufte und exportierte. als auch Saatgut und sonstige landwirtschaftliche Bedarfs- und Gebrauchsgüter importierten und an die örtlichen Genossenschaften zum Verkauf an die Mitglieder weitergaben.

Im Jahre 1923 nahm auch in Lazarfeld die Ortgenossenschaft der "Bauernhilfe" ihre Tätigkeit auf. Schon im nächsten Jahr verluden unsere Bauern ihren Weizen und ihren Mais zu Spitzenpreisen in einem im Begakanal bei Klek bereitstehenden Schlepper. 1926 lud die "Agraria" zu einer Versammlung aller Genossenschaften nach Neusatz ein. Den Vorsitz führte Dr.Stefan Kraft, Lazarfeld entsandte dazu als Vertreter Obmann Franz Sattler und Schriftführer Johann Pfendt. Herr Sattler, ein erfahrenes Vorstandsmitglied der früheren

Genossenschaft beantragte, neben der Warengenossenschaft "Agraria" eine Schwestergenossenschaft ins Leben zu rufen, bei der die Mitglieder ihr Geld als Spareinlagen einzahlen und im Bedarfsfalle auch ein Darlehen erhalten könnten. Er führte weiter aus, dass ohne ein kreditfähiges Geldinstitut unsere deutschen kulturellen Vereine und Genossenschaften keine Zukunft hätte Der Vorschlag des Herrn Sattler fand Anerkennung. Nach längerer Beratung stellte man der "Agraria" eine würdige Schwester, nämlich die "Zentraldarlehenskasse" mit

Sitz in Neusatz, zur Seite. Erst durch die Gründung dieser Kreditgenossenschaft erfuhr das deutsche Genossenschaftswesen einen richtigen Aufschwung. Um zu einem Grundkapital zu kommen, hatte jedes Mitglied der örtlichen Genossenschaft einen Mindestsparstock zu zeichnen. Die wöchentliche Einzahlung auf diesen Mindestsparstock betrug 5 Dinar. Die erste Rückzahlung erfolgte nach fünf Jahren mit 1500 Dinar. Später gewährte die Genossenschaft bei einer Einzahlung von 1300 Dinar 1450 Dinar. Noch im ersten Geschäftsjahr 1926 schloss sich unsere "Bauernhilfe" der „Zentraldarlehenskasse" an und führte nun den Namen "Landwirtschaftliche Kredit - und Wirtschaftsgenossenschaft - Bauernhilfe m. b. H. Lazarfeld". Allgemein aber hieß sie "Agraria". Durch gewissenhafte Geschäftsführung gewann die "Agraria" immer mehr Mitglieder. Zuletzt gehörte fast jede Familie der Genossenschaft an. Bis zum Neubau des Genossenschaftsheimes befand sich die Geschäftsstelle im Hause des Herrn Michael Schneider, HNr.78. Im Jahre 1928 konnte die Genossenschaft das 200 Quadratklafter große Grundstück HNr.130a für 30 000 Dinar von Dominik Brenner käuflich erwerben. Schon am 17.November 1929 schritt man zur feierlichen Weihe des neuen Genossenschaftsheimes. Das große Gebäude hatte seinen Platz mitten im Dorf und war gleichzeitig eine Zierde der Gemeinde. Wie schon erwähnt, beinhaltete die Genossenschaft nicht nur ein Geldinstitut, von dem die Mitglieder jederzeit billiges Darlehen (6%) erhielten, Spareinlagen verzinste es mit 4% , sondern sie kaufte auch die gesamte Getreideernte der Gemeinde auf. Eine niedere Verdienstspanne, Steuerfreiheit und die Ausschaltung jedwelcher Spekulationskäufe ermöglichten es ihr, immer die höchsten Preise zu zahlen. Großeinkäufe der "Zentralgenossenschaft" in Neusatz versetzten sie in die Lage, ihren Mitgliedern landwirtschaftliche Maschinen, Fahrräder, Kunstdünger, Saatgut usw. günstiger zu beschaffen als dies im Handel möglich gewesen wäre. Die Warenabteilung der Lazarfelder "Bauernhilfe" kaufte jährlich 500 Waggons Weizen und 700 Waggons Mais von ihren Mitgliedern auf. Der Spar- und Kreditumsatz eines Jahres erreichte die 3 Millionen Dinar Grenze.

Dem Genossenschaftsverband in Neusatz gehörte auch der Tierzuchtverband "Selector" an, der sich in Pferde-, Rinder- und Schweinezuchtgenossenschaften gliederte. Mitte der dreißiger Jahre ist in Neusatz auch eine Geflügel- und Eierverwertungsgenossenschaft "Avis" gegründet worden. Eine Zweiggenossenschaft befand sich in Großbetschkerek. Wie aus diesem Bericht ersichtlich ist, erfreute sich unser deutsches Genossenschaftswesen eines vorbildlichen Ausbaues und einer mustergültigen Organisation. Ihre Mitglieder gelangten darauf in den Genuss großer wirtschaftlicher Vorteile. Selbst unsere Gegner mussten zugeben, dass die deutschen Genossenschaften die besten in Jugoslawien waren. Auch hier seien die Männer namentlich erwähnt, die sich nach dem 1,Weltkrieg für den Aufbau des Genossenschaftswesens einsetzten und zum erneuten wirtschaftlichen Aufschwung Lazarfelds wesentlich beitrugen:

Obmann:

  1. Sattler Franz 1923 - 1930, 1935 - 1937 und 1942 - 1944.

  2. Klötzl Josef 1930 - 1935 und 1939 – 1942 (zum Wehrdienst einbezogen).

  3. Kern Adam 1937 - 1939.

Schriftführer:

  1. Pfendt Johann 1923 - 1929,

  2. Klötzl Josef 1929 – 1930

  3. Awender Nikolaus, Lehrer 1930 - 1944.

Kassier:

  1. Schneider Michael 1923 - 1938 und 1942 - 1944.

  2. Lang Wenzel 1938 - 1942 (zum Wehrdienst einbezogen).

 

Volks- und Landwirtschaft

 

Die Landwirtschaft stellte den Haupterwerbszweig der Bewohner unserer Heimatgemeinde dar. Sie wurde von unseren Lazarfelder mit besonderem Fleiß betrieben. Mit einfachen Ackergeräten bestellten unsere Ahnen zur Zeit der Ansiedlung ihre Felder, nämlich mit dem von vier Pferden gezogenen Holzpflug und der Holzegge. Damals schnitt man das Getreide weniger mit der Sense, denn mit der Sichel. So beanspruchte der Weizenschnitt einen Zeitraum vor vier Wochen. Später trat die Sense ihren Siegeszug auf den Gehöften an. Jetzt mähten unsere Schnitter die Weizenfelder in drei Wochen nieder. Die Ernteerträge betrugen das Fünf- bis Sechsfache der Aussaat, Es mangelte jedoch an Verkehrsmitteln und Verkaufplätzen, so dass der Überschuss an Feldfrüchten selbst für Tiefstpreise nicht an den Mann gebracht werden konnte. Als einzige Hauptverkaufsstelle für Weizen bot sich für unsere Umgebung die 60 km entfernte Gemeinde Neu - Betsche an der Theiß an. Die dort ansässigen Händler zahlten für den Metzen Weizen (40 l) nur zwei Gulden W.W. Langanhaltende Regenfälle verwandelten die Straßen dorthin oft in unbefahrbares Gelände. Somit konnte der Bauer seine Ernte nicht verwerten. Mais baute man nur für den Eigenbedarf. Damit mästete man eine große Anzahl von Schweinen, die eine willkommene Abwechslung im Speisezettel unserer Bauern brachten. Der Preis der Felder entsprach dem geringen Einkommen der Ortsbewohner. Noch im Jahre 1822 kostete in Lazarfeld ein Haus mit einer ganzen Session 3200 fl. Haus- und Grundbesitz gingen in der Regel vom Vater auf den erstgeborenen Sohn über. Dieser war verpflichtet, seinen Eltern einen entsprechenden "Vor- oder Ausbehalt" zuzubilligen, Der „Vorbehalt" ließ zwei Möglichkeiten offen: Entweder wählten die Eltern die freie Bearbeitung gewisser Jochzahlen oder sie forderten von ihrem Sohn eine Abgabe, die eine bestimmte Menge Weizen, Sommerfrucht, nebst freiem Sitz usw., umfasste. Letztere Art des „Vorbehaltes" brachte den jungen Hoferben oft in Schwierigkeiten, wenn sich Missernten einstellten. Die freie Bearbeitung des Feldes drückte ihn weniger, leistete er in diesem Falle doch nur die Arbeit. Den Lazarfelder alten Leuten brachte das Jahr 1855 eine bittere Zeit der Entbehrung. Wie schon erwähnt, lief der Pachtvertrag mit der Grundherrschaft in diesem Jahr aus. Er wurde nicht mehr erneuert. Durch die entzogenen Pachtfelder sahen sich die Hoferben außerstande, ihren Eltern den ausbedungenen "Vorbehalt' zu gewähren. Die Alten waren ihren Kindern auf Gnade oder Ungnade ausgeliefert. Später. als die Lazarfelder eigenes Feld besaßen. verteilten sie einen Großteil ihres Besitzes an die Kinder, einige Joch jedoch behielten sie für sich. Diese ließen sie entweder durch die Kinder oder auch durch Fremde bearbeiten. In den ersten Jahren der Siedlerzeit zählte Lazarfeld außer drei Rossmühlen mit fünf Gängen nur einige noch ziemlich primitive Handwerksbetriebe. Mit den Ansiedlern waren bloß Wagner und Schmiede gekommen. Und nicht einmal diese fanden genügend Arbeit, um ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können. Nach Fleischern, Färbern, Hutmachern usw. hielt man damals vergeblich Ausschau. Diese Berufszweige suchten vierzehntägig oder monatlich einmal unsere Gemeinde auf. Durch das Weitersagen verständigte ein Nachbar den anderen von der Ankunft der Handwerker.

Die Revolution 1848/49 zeitigte eine gewaltige Umwälzung auf dem Gebiete der Landwirtschaft, des Handels, des Gewerbes und des Verkehrs. Anstelle des Holzpfluges trat in dieser Zeit der Eisenpflug mit Stahlwendbrett, der von zwei Pferden gezogen wurde, seinen Siegeszug an. Nun säuberte man das Getreide in den kleinen Getreidewindmühlen. All die Jahre zuvor hatte der Bauer den Weizen mit der Wurfschaufel geworfen und dadurch gereinigt, wenn der Wind günstig war. Wie oft musste er auf diesen günstigen Wind warten! Erst jetzt führte man den Stalldünger auf die Felder und konnte so die Ernteerträge steigern. Die Erkenntnisse der Fruchtfolge und die Bebauung der Brache setzten den Landmann in die Lage, mehr zu produzieren. Leider konnten die Lazarfelder diese bessere Zeit nur wenige Jahre genießen. Nach Auslaufen des Pachtvertrages 1855 hatten Lazarfeld und alle Kontraktualgemeinden den schwierigsten Kampf ums Dasein zu bestehen. Erst durch den Kauf der Ablösfelder 1879 dämmerte für unsere Gemeinde eine bessere Zeit herauf.

Die Jahre 1880 bis 1890 brachten die Inbetriebnahme der Hackpflüge, der Sämaschinen und der Zweischarpflüge. Geräte aus Eisen ersetzten die Holzegge und den Reisigschlepper. Um 1900 ernteten die Lazarfelder im Durchschnitt an Weizen das Neun- bis Zehnfache, in schlechteren Jahren das Fünf- bis Sechsfache der Aussaat (Aussaat 100 kg Weizen pro Joch). Das Katastraljoch ergab in weniger fruchtbaren Jahren 10 - 12 dz, in guten Jahren 16 - 18 dz Mais. Die Güte unseres Lazarfelder Bodens – die Humusschicht wies eine Stärke von 80 - 100 cm auf - bot sich daher vorzüglich für den Maisbau an. Ab 1890 stiegen die Getreidepreise. Um die Jahrhundertwende zahlte man für 1 dz Weizen 15 - 20 Kronen und für 1 dz Mais 10 - 15 Kronen.

1890 ließ sich erstmals ein Lazarfelder auf einem Fahrrad bewundern. Er thronte auf einem 120 cm hohen Vorderrad und einem 50 cm großen Hinterrad. Um 1905 fauchte das erste Auto durch die Straßen unserer Heimatgemeinde. Wie ein Weltwunder bestaunten unsere Dorfkinder das ratternde Ungetüm. Vor der Einführung der Dampfdreschmaschine 1895 wurde der Weizen mit Pferden getreten. Die ersten Lokomobile zogen Pferde. Im Jahre 1913 baute man sie auf Selbstwanderer um. In dieser Zeit erleichterte der Strohelevator die Druscharbeit. Vor der Vertreibung schätzten sich einige Lazarfelder glücklich, Dreschmaschinen ihr eigen zu nennen: Kubrikow Andreas (2), Pfendt Nikolaus (2), Birong Josef (1), Dempich Josef (1 mit Traktor), Koch Jakob (1), Pfendt Johann (1), Schneider Johann (1), außerdem arbeiteten im Gemeindebereich zwei Gesellschaftsmaschinen. Fassen wir zusammen: Die gesamte Druscharbeit Lazarfelds wurde von elf Dreschmaschinen bewältigt. Eine dieser Maschinen konnte täglich zwei Waggons (200 dz) Weizen dreschen. Im Durchschnitt beanspruchte die Druscharbeit einen Zeitraum von 25 Tagen, dabei vollbrachten die elf Dreschmaschinen eine Leistung von 550 Waggons, das sind 55.000 dz Weizen. Die Gesellschaftsmaschinen Dreschen nur bei den Gesellschaftern; sie waren deshalb steuerfrei. Die Teilhaber hatten lediglich nach Abschluss des Dreschens einen nach ihrer gedroschenen Getreidemenge errechneten Betrag zur Deckung der Reparatur-, Instandhaltungs- und Schmiermittelkosten zu entrichten. Gleich unmittelbar nach Abschluss der Drescharbeiten erhielten die Drescher ihren Lohn, der sich auf 4% der gedroschenen Menge belief. Der Heizer und der Maschinenwärter erhielten noch l % Lohn dazu. Bei den Lohndreschmaschinen verlangte der Eigentümer 8 %; 4 % führte er an die Arbeiter ab, der Rest verblieb ihm als Verdienst. Vier Frauen und 15 Männer standen täglich 15 Stunden an einer Dreschmaschine. In den 25 Tagen harter Druscharbeit konnte es ein Arbeiter immerhin auf 12 - 14 dz Weizen bringen.

Eine große Arbeitserleichterung und Zeitersparnis brachte die Einführung der Mähmaschine mit sich. Schon im Jahre 1908 benützten die Lazarfelder die von vier Pferden gezogenen Selbstbinder. Nun dauerte die Weizenernte nur mehr eine Woche. Der Maschinenpark des Ortes Lazarfeld umfasste 260 Mähmaschinen und 120 Sämaschinen. Die Einführung des Kunstdüngers nach 1900 schraubte die Ernteerträge um ein Beträchtliches höher. Nach dem 1.Weltkrieg stieg der Weizenertrag auf das Vierzehn - bis Sechzehnfache der Aussaat (14 - 16 dz pro Joch) an. Ein Katastraljoch lieferte 20- 22 dz Mais. Der Weizenpreis schwankte in Jugoslawien zwischen 80 bis 400 Dinar', der Maispreis zwischen 40 - 300 Dinar je dz. Die höchsten Preise zahlte man 1924, die niedrigsten 1933, wobei natürlich die abnormalen Preissteigerungen in den Kriegsjahren 1941 - 1944 unberücksichtigt blieben. Zuckerrüben, Sonnenblumen und Sojabohnen stellten eine gute Einnahmequelle dar. Gerste, Roggen, Hafer, Kartoffeln, Futterrüben, Hanf, Flachs, Hirse, Erbsen, Bohnen usw. wurden nur für den Eigenbedarf angebaut. Das Viehfutter bestand aus Klee (Luzerne), Mohar und Spreu. Tabak pflanzte man in früheren Zeiten mit Erfolg. Infolge Lizenzschwierigkeiten verzichtete man aber auf den Anbau dieser recht einträglichen Pflanze. Der Weinstock gedieh vorzüglich und der Wein mundete ausgezeichnet. Bei der Übernahme der Ablösfelder 1880 erhielt jeder Lazarfelder 1/4 Joch, das er mit Weinreben bepflanzte. Leider vernichtete um die Jahrhundertwende die Philloxera die jungen Rebstöcke. Bis zur Vertreibung zählte man in Lazarfeld nur noch einige Weingärten. Neben dem Ackerbau bildete die Viehzucht einen äußerst wichtigen Wirtschaftszweig unserer Bauern.

Lieblingstier und Arbeitskamerad war das Pferd. Weil unsere Bauern ihre Felder mit Pferdekraft bearbeiteten, wandte man der Pferdezucht größte Sorgfalt zu. So konnte sich unsere Gemeinde in jeder Hinsicht einer gehobenen Pferdezucht rühmen. Schon 1873 nannte Lazarfeld eine Beschälstation ihr Eigen, in der die edelsten und besten Hengste aus dem Mezöhegyescher und Werschetzer Staatsgestüt standen. Der Einfluss des Fürsten Egon von Thurn und Taxis, der sich als guter Pferdekenner zeigte, bewirkte, dass Lazarfeld bei der Verteilung der Vatertiere an erster Stelle rangierte. Pferdeprämierungen verschafften unserer Gemeinde stets erste Plätze. Für manchen Bauern bedeutete die Pferdezucht eine gute Einnahmequelle. In den Ställen unserer Bauern stampften etwa 1200 Nonius - und Gidronpferde. Auch die Rinderzucht gestaltete sich zu einer wichtigen Einnahmequelle für unsere Bauern. Milch, Rahm, Butter und Käse fanden in der nahen Stadt Großbetschkerek reichlichen Absatz. Fast jede Familie hielt eine Kuh, die meisten auch zwei, drei oder mehr Kühe. Ein Teil der erzeugten Milch wurde auch für die Aufzucht der Jungschweine benötigt. Zunächst standen in den Ställen und weideten draußen auf der Hutweide Rinderrassen ungarischer Abstammung. Später bevorzugte man das Simmentaler und Schweizer Fleckvieh. Stolz erfüllte die Lazarfelder, wenn sie Fremden ihre etwa 1000 Stück zählende Hornviehherde vorführten. Nachdem man 1930 die Schweinezuchtgenossenschaft ins Leben gerufen hatte, erfuhr die Schweinehaltung einen kräftigen Aufschwung. Mitte der zwanziger Jahre ersetzte man das bodenständige ungarische Mangolizza - Schwein, das als ausgesprochenes Fettschwein galt, durch das Fleischschwein der Rasse York - Berkshire. Die Schweinzuchtgenossenschaft importierte das deutsche veredelte Landschwein als Zuchttier. Fast alle Bäuerinnen unserer Gemeinde mästeten neben dem Eigenbedarf das ganze Jahr hindurch Schweine zum Verkauf. Jährlich verlud unsere Schweinezuchtgenossenschaft 12 Waggons Fleischschweine, die für den Inland- und Exportbedarf gedacht waren. Geflügel züchtete man nicht nur für den Eigenbedarf, sondern beschickte damit auch den Markt in Großbetschkerek. Nachdem die Geflügel- und Eierverwertungsgenossenschaft gegründet worden war, verbesserte sich der Absatz zusehends. Der Bienenzucht widmeten sich nur wenige Lazarfelder, ackerte man doch die Stoppelfelder, auf denen die Bienen ihre Haupttracht fanden, nach der Ernte gleich wieder um. Erst nach dem Anbau von Sonnenblumen und Raps erwies sich die Imkerei wieder als lukrativer. Die Seidenraupenzucht, im Banat von Graf Mercy eingeführt und wärmstens gefördert, verhalf vielen Menschen zu einem nicht unwesentlichen Verdienst. In früheren Zeiten hatte die Behörde es sogar zur Pflicht gemacht, Straßenränder und öffentliche Plätze mit Maulbeerbäumen zu bepflanzen. In der Folgezeit ging die Seidenraupenzucht allmählich zurück. Erst gegen Ende des 19.Jahrhunderts lebte sie wieder auf. Nach dem 1.Weltkrieg schlief sie gänzlich ein.

Lazarfeld zählte keine Familie, die in Miete wohnte. Oft lebten Großeltern, Eltern und Kinder unter einem Dach zusammen. Der 9000 Joch Feldbesitz der 630 Familien verteilte sich wie folgt: Haus ohne Feld (148 Familien), l - 10 Joch (269 Familien), 11 - 30 Joch(145 Familien),31 - 60 Joch(46 Familien),61 - 100 Joch (16 Familien), 101 - 300 Joch (6 Familien). 134 Personen beschäftigten sich in Lazarfeld mit Handel und Gewerbe. So gab es hier: 10 Rasierer, 11 Schneider, 6 Wagner, 1 Sattler, 8 Kaufleute, 6 Tischler, 4 Schmiede, 4 Elektriker, 30 Musikanten, 4 Schuhmacher, 4 Metzger, 1 Bäcker, 2 Kleinrichter (Gemeindediener), 7 Maurer, 1 Kirchendiener, 4 Gastwirte, 9 Zimmerleute, 1 Briefträger, 1 Maler, 1 Schlosser, 2 Spengler, 1 Sodawassererzeuger, 1 Seiler, 5 Maschinisten, 2 Eierhändler und 1 Hebamme. Selbstverständlich besaßen manche von ihnen auch Felder, die sie neben ihrem Beruf bewirtschafteten.

Nun kurz noch eine Beschreibung unseres Dorfes, der Straßen und Häuser. Lazarfeld war auf dem Reißbrett entworfen worden. Die schnurgeraden, breiten Straßen, beiderseits von Bäumen begrenzt, führten entweder auf die Hutweide und von dort auf die Felder oder auf die Verbindungsstraßen zu den anderen Nachbargemeinden. Als beliebtester Spielplatz der Kinder erwies sich die "Gasse". Trotzdem durch sie täglich Rinder-, Kälber - und Schweineherden zur Hutweide trabten, präsentierte sie sich dem Besucher stets in sauberstem Gewande. Die aus Humuserde gestampften Ansiedlerhäuser trugen ein Dach aus Schilfrohr. Damals bestand die Hauseinrichtung aus selbst gefertigten, einfachen Bettstellen, einem Tisch, einer Truhe, einigen Holzstühlen oder geflochtenen Strohsesseln. Die Stirn oder Giebelseite der Häuser wies größtenteils auf die Gasse. Demnach schaute die Längsseite des Hauses dem Hofe zu. Um 1900 herum ersetzte man die gestampften Erdwände durch Ziegelsteine und die Rohrdächer durch Ziegeldächer. Die Giebelseite wies für gewöhnlich zwei Fenster auf, die mit Fenster- oder Rolläden verschlossen werden konnten. Reiche Leute ließen ihre Häuser in Winkelform erstellen. Wer mehr über die Wohnkultur unserer Leute erfahren wollte, musste einen Blick über den Lattenzaun oder über die Gassenmauer werfen. Trat man durch die Gassentür in den breiten Hausgang, so stellte man fest, dass es sich entlang der ganzen Längsseite des Hauses erstreckte. Wandte man sich in der Mitte des Hausganges dem Hause zu, so konnte man durch die Gangtüre in die Küche gelangen. Durchschritt man die Küche in Richtung Giebelseite, so betrat man die gute Stube. Diese "Paradestub" bildete den Stolz jeder echten Bauersfrau. Zwischen den beiden Fenstern ruhte der Schubladkasten. Heiligenbilder zierten die Wand darüber. In den beiden Fensterecken thronten die durch Tuchenden und Polster aufgetürmten Betten. Die Mitte des Zimmers nahm ein rechteckiger Tisch mit vier Stühlen ein. Ein großer Kachelofen, der von der Küche aus beheizt werden konnte, spendete im Winter behagliche Wärme. In der rechten Ecke der "Paradestub" hatte ein ausladender Kleiderschrank seinen Platz. Auf der anderen Seite der Küche schloss sich die Kammer an. Sie diente als eigentliches Wohn- und Schlafzimmer der Familie. Im Winter nahm man dort die Mahlzeiten ein. Neben der Kammer lag die "Speis". Vom Hausgang aus führte eine Treppe hinunter in den Keller und eine andere hinauf auf den Dachboden. Unmittelbar an die "Speis" breitete sich der Pferde- und Kuhstall aus. Den Abschluss des 25 - 35 m langen Bauernhauses bildete ein Hängeschuppen, der vornehmlich als Abstellraum für landwirtschaftliche Geräte diente. Neben dem Hausgang erfreute ein besonders liebevoll gepflegter Blumengarten das Auge des Besuchers. Dem Blumengarten gegenüber, unmittelbar an der Hofgrenze erhob sich die Sommerküche. In ihr oder im Hausgang spielte sich in der heißen Jahreszeit das Leben ab. Weinrebenspaliere, Kletterpflanzen oder Obstbäume spendeten erholsamen Schatten. Hinter dem Vorhof mit Blumengarten und Sommerküche begann der Wirtschaftshof. Auf ihm stand der Schweinestall und der "Kotarka" oder "Hambar" (Maiskolbenspeicher). Damit während der heißen Jahreszeit die Pferde einen luftigen Futterplatz besaßen, hatte so mancher Lazarfelder Bauer dem Maiskolbenspeicher noch einen Hängeschuppen angefügt. Zu jedem Bauernhof gehörte selbstverständlich auch ein großer Obst- und Gemüsegarten. Wohngebäude, Wirtschaftsräume, Gärten und Innenhöfe spiegelten den Reichtum, die Sauberkeit und die Ordnungsliebe unserer Lazarfelder wider.

 

BEILAGEN UND VERZEICHNISSE

Namensverzeichnis

 

Pfarrer

 

  1. Pater Hilarius Felix, Miserikordianer 1803 - 1805, vorher Pfarrer in Beodra.

  2. Gerstli Johann, 1805 - 1806. Von hier kam er nach Lowrin und starb dort im Jahre 1820

  3. Pater Degen Emanuel, francis. Cap. 1806 – 1808

  4. Pater Illuminatus Galyi, francis. Salv. 1808 - 1825, starb am 17.November in Lazarfeld

  5. Jablonßky Sylvester, Administrator vom 17.November. 1825 bis 26.März 1826. Er war später Pfarrer in Jabuka und starb als Jubilarpriester in Startschowo

  6. Lener Johann vom 26.März 1826 bis 8.Mai 1828, ist am S.Mai in Lazarfeld gestorben

  7. Schwerthöfer Adam vom 1.Juni 1828 bis 20.März 1842. Er war nachher Pfarrer in Glogowatz und starb in Maria – Radna

  8. Christ Karl vom 20.März 1842 bis 4.September 1851. Er starb als Pfarrer und Dechant in Etschka

  9. Kohl Anton vom 4.September 1851 bis 20.März 1854 und starb in Lazarfeld.

  10. Vinze Emmerich, Kaplan während Kohls Krankheit

  11. Weitersheim Julius vom 4.April 1854 bis 17.September 1874. Geboren 1826, zum Priester geweiht 1849, wirkte als Kaplan in Karlsdorf und Elemir, dann als Pfarrer in Klek. In Etschka starb er als Pfarrer im Jahre 1883

  12. Szabo Franz vom 17.September 1874 bis 20. März 1878. Geboren in Großbetschkerek, 1866 zum Priester geweiht, wirkte als Kaplan in Zichydorf, Neumoldawa, Großbetschkerek und Mako, war Administrator in Busiasch, nach Lazarfeld Pfarrer in Elemir und Abt und Dechant-Pfarrer in Großbetschkerek

  13. Holz Franz vom 20. März 1878 bis 8. Oktober 1887. Geboren 1847 in Bogarosch, 1870 zum Priester geweiht, Kaplan in Kikinda, Orawitza, Betsche und Etschka, nach Lazarfeld Pfarrer und Dechant in Kathreinfeld, dort starb er im Jahre 1924

  14. Fuchs Koloman vom 8. Oktober 1887 bis 10. Juni 1891. Geboren 1859 in Nakodorf, 1882 zum Priester geweiht, Kaplan in Elemir und Etschka, nach Lazarfeld Pfarrer in Johannesdorf und Rußkobanja

  15. Olajosch Josef vom 10. Juni 1891 bis 15. November 1898. Geboren in Altbeba 1857, zum Priester geweiht 1880, Kaplan in St. Marton, St. Peter, Palota, Gertschamosch, Neu St.Anna, Szeged, Tschoka, Temeschwar, Josefstadt, Etschka, Großbetschkerek und nach Lazarfeld als Pfarrer in Maschlak

  16. Hegedüsch Desiderius vom 15. November 1898 bis 15. Oktober 1927. Geboren 1861 in Tape, 1883 zum Priester geweiht, Kaplan in Jahrmarkt, Elek, Kowatschhaza, Karlsdorf, Werschetz, Szeged und Szöreg, Administrator in Tschawosch und Maschlak. Nach Lazarfeld kurze Zeit Pfarrer von Kudritz und dann von Sigmundfeld. wo er auch am 8.April 1934 als Jubilarpriester verstorben ist

  17. Geröfi Nikolaus Päpstlicher Kämmerer aus Großbetschkerek als Aushilfe vom Oktober 1927 bis Juni 1929

  18. Hauschka Georg vom 15.Juni 1929 bis 1935. Geboren 1884 zu Obrovac (Batschka), l915 zum Priester geweiht. Zuerst Jesuit, dann säkularisierte er und kam 1924 aus Ungarn ins Banat, wo er Pfarrer von Homolitz und Skorenovac wurde. Nach Lazarfeld Dechantpfarrer von Ungarisch Zernje, wo er am 24.September 1954 verstarb

  19. Heim Michael von 1935 bis 1945. Geboren 1875 in Soltur, Pfarrei St. Hubert, 1899 zum Priester geweiht. Nachher Kaplan in Mezöhegyes. Von 1900 bis 1903 Erzieher bei der Familie des Grafen Draskovich, dann Kaplan zu Battonya. Von 1904 bis 1915 Erzieher bei der Familie des Grafen Franz Esterhazy. Von 1915 bis 1918 zur Weiterbildung an der Universität zu Innsbruck, von 1920 bis 1924 Religionsprofessor am Deutschen Gymnasium zu Hatzfeld, von 1924 bis 1935 Pfarrer in Klek. Seit 1952 lebt er im Ruhestand in Kikinda. Pfarrer Michael Heim war der letzte Seelsorger unserer Gemeinde. Am 18.April 1945 verließ er seine Pfarrkinder nicht. Er ging mit ihnen freiwillig in das Vernichtungslager Rudolfsgnad und teilte dort bis zur Auflösung des Lagers 1948 ihr schweres Schicksal.

 

Lehrer

 

  1. Speichert Jakob 1802 – 1807

  2. Rödl Ferdinand

  3. Bedö Johann starb hier 1831

  4. Vogel Josef’ 1831 – 1836

  5. Leonard Josef

  6. Schwanfelder Christof 1836 - 1862 starb hier

  7. Remillong Josef 1850 nach Klek versetzt

  8. Kirchner Josef

  9. Kusch Jakob

  10. Cherwinsky Johann

  11. Schubert Samuel

  12. Kunst Johann.

  13. Böß Stefan 1858 – 1860

  14. Schwanfelder Adam 1860 - 1864 hier geboren

  15. Eisler Michael 1862 – 1890 starb hier

  16. Mathias Johann 1864 – 1869

  17. Greßl Johann 1869 – 1870

  18. Gockler Franz 1870

  19. Mathias Nikolaus 1870 – 1872

  20. Weißmann Mathias 1872 – 1873

  21. Marschall Wenzel 1873 - 1884 hier geboren

  22. Straßer Eugenia 1875 – 1882

  23. Eisler Julius 1882 - 1887 hier geboren

  24. Schwemlein Nikolaus 1884- 1888 hier geboren

  25. Bernat Andreas 1887 – 1889

  26. Krauße Magdalena 1889 – 1890

  27. Kern Franz 1889 - 1891 hier geboren

  28. Michels Julius 1891 – 1893

  29. Moritz Ilka 1891 – 1893

  30. Weber Josef 1891 – 1895

  31. Ziranka Gabriele 1893 – 1894

  32. Marschall Wenzel 1893 - 1904 starb hier

  33. Retzler Barbara 1894 – 1895

  34. Roth Barbara 1895 – 1896

  35. Welsch Johann 1895 - 1896 hier geboren

  36. Novak Fanny 1896

  37. Magenbauer Alois 1896 – 1897

  38. Bogatscher Maria 1897 – 1899

  39. Marschall Michael 1897 - 1902 hier geboren

  40. Rohringer Irene 1899 – 1902

  41. Gama Aurel 1902 – 1904

  42. Bohler Johann 1904 – 1914

  43. Bohler Ilonka geb. Gaal 1904 – 1919

  44. Welsch Johann 1904 - 1923 starb hier

  45. Massong Franz 1904 - 1906 hier geboren

  46. Schröder Nikolaus 1906 – 1907

  47. Szegfü Lajosch 1907 – 1908

  48. Unterreiner Josef 1908 - 1941 geboren in Elemir

  49. Klug Anna 1918 – 1919

  50. Kindl Josef 1919 - 1928 geb. in St.Georgen

  51. Jakschitz Peter 1921- 1944 hier geboren

  52. Awender Nikolaus 1922 - 1944 geb. in Stefansfeld

  53. Ziok Ernestine geb. Schnur 1922 - 1928 aus Ernsthausen

  54. Jakschitz Josef 1923 - 1924 hier geboren und hier gestorben

  55. Goßmann Hans 1924 - 1925 geb. in Klek

  56. Kristof Lydia geb. Bartek 1925 - 1929 aus Großbetschkerek

  57. Schmidt Wilma 1928 - 1944 geb. in Neuzin

  58. Lang Lorenz 1929 - 1931 hier geboren

  59. Schlarb Kristian 1931 – 1936

  60. Wildner Jolanda 1936 - 1942 geb. in Werschetz

  61. Pils Alfred 1942 - 1944 geb. in Werschetz

  62. Ziwei Peter, Hilfslehrer 1941 - 1942 geb. in Stefansfeld

  63. Awender Aranka, Hilfslehrerin 1943 - 1944 hier geboren.

 

Kindergärtnerinnen.

 

  1. Welsch Sidonie geb. Schallek 1898 - 1911 starb hier

  2. Toth Margit 1911 – 1912

  3. Welsch Eugenie geb. Schallek 1912 - 1920 starb hier

  4. Schnur Ella 1920 - 1922 geb. in Ernsthausen und starb hier

  5. Mottl Luisa 1922 – 1924

  6. Schneider Helene 1936 - 1944 geb. in Großbetschkerek.

 

Notare.

 

  1. Brettschneider Johann 1831

  2. Rakowitz Johann

  3. Vogel Josef 1851 – 1852

  4. Pilly Michael 1853

  5. Sluga Mathias 1859 - 1879, starb hier und war als Notar in der Gemeinde sehr beliebt

  6. Hadschitsch Achill 1880 – 1882

  7. Lafleur Peter 1882 - 1918 geb. in Stefansfeld, setzte sich für den Gemeindefortschritt besonders ein

  8. Kern Erwin 1918 – 1920

  9. Schneider Franz 1920 - 1923 hier geboren, von der Bevölkerung gewählt und wegen seiner deutschen Volkszugehörigkeit entlassen

  10. Bering Peter 1923 - 1924 hier geboren – wirkte 1910 - 1920 als Notar in Klek

  11. Militschitsch Milan 1924 – 1925

  12. Miksitsch Franz 1925 - 1926 geb. in Neuzin

  13. Pauljev Ilija 1926 - 1927 geb. in Botosch

  14. Müller Otto 1927 – 1929

  15. Petljanski Sawa 1929 - 1941 geb. in Betschej, war als Serbe der Bevölkerung gut gesinnt

  16. Meng Johann 1941 - 1943 geb. in Ernsthausen, als Notar und Vizenotär besaß er das Vertrauen der ganzen Gemeinde

  17. Schafran Franz 1943 - 1944.

 

Vizenotare:

  1. Steyer Peter 1886 – 1894

  2. Partai Zoltan 1894 – 1895

  3. Steyer Peter abermals

  4. Öhl Anton 1896 – 1898

  5. Schaub Johann 1898 – 1906

  6. Militschitsch Emil 1906 – 1918

  7. Zwirner Mathias, Rokinitsch, Kunitsch 1918 – 1920

  8. Brankowitsch 1920 - 192l

  9. Miksitsch Franz 1921 – 1923

  10. Menschikov, Petrowitsch, Bognar Pista, Popov 1923 – 1929

  11. Meng Johann 1929 – 1941

  12. Schneider Michael 1941 – 1942

  13. Krasijew 1942 - 1945.

Gemeindeschreiber Görlich Arthur 1902 - 1933 Dienstältester unserer Gemeinde, überstand als fleißiger Steuerbeamter jeden politischen Wechsel.

 

Ortsrichter – Bürgermeister.

 

  1. Schneider Johann

  2. Pottie Adalbert

  3. Wolf Lorenz

  4. Weiß Mathias

  5. Schneider Franz

  6. Welsch Peter

  7. Klötzl Wilhelm (zweimal)

  8. Schwemlein Josef

  9. Valery Johann

  10. Bering Josef 1848

  11. Steibel Peter 1850

  12. Bering Heinrich 1851

  13. Schneider Johann 1851 – 1861

  14. Jakschitz Franz 1861 – 1864

  15. Bohn Johann 1864 – 1868

  16. Bering Josef 1868 – 1870

  17. Koch Josef 1870 – 1872

  18. Klötzl Franz 1872 – 1874

  19. Bohn Johann 1874 – 1876

  20. Bering Mathias 1876 – 1879

  21. Klötzl Franz 1879 – 1880

  22. Bohn Thomas 1881

  23. Wagner Peter 1882 – 1884

  24. Bering Mathias 1884 – 1887

  25. Massong Peter 1887 – 1890

  26. Prem Josef 1890 – 1893

  27. Boßler Johann 1893 – 1898

  28. Bering Mathias 1898 – 1901

  29. Massong Peter 1901 – 1903

  30. Brem Josef 1904 – 1917

  31. Bohn Josef (HNr.107) 1917 – 1919

  32. Bohn J. Franz (HNr.84) 1919 – 1921

  33. Brem Franz 1921 – 1923

  34. Brem Johann 1923 – 1926

  35.  Bohn Josef (HNr.107) 1926 – 1927

  36. Schneider Georg (HNr.70) 1927

  37. Kapitän Johann 1927 – 1929

  38. Bohn Josef (HNr.73) 1929 1933

  39. Biebel Peter 1933 – 1941

  40. Massong Ludwig 1941 - l942

  41. Pfend Lorenz 1942 - 1945.

 

V i z e r i c h t e r – 2. Bürgermeister 1900 – 1945

 

  1. Klötzl Johann 1898 – 1901

  2. Menches Johann 1901 – 1903

  3. Rauch Johann 1903 – 1906

  4. Kristof Franz 1906 – 1909

  5. Wagner Jakob 1909 – 1917

  6. Kristof Michael 1917 – 1919

  7. Sattler Johann 1919 – 1921

  8. Bohn Michael 1921 – 1926

  9. Pfendt Lorenz 1926 – 1929

  10. Beil Jakob 1929 - l933

  11. Massong Georg 1933 – 1941

  12. Pfendt Hieronymus 1941 – 1942

  13. Blum Peter 1942 - l945.

 

Postmeister.

Ø       Varga Michael 1866

Ø       Eisler Michael 1866 – 1892

Ø       Kelemen Aranka 1892 – 1918

Ø       Kelemen Julius 1918 - 1923.

Ø       Serbische Postangestellte 1923 – 1928

Ø       Isakowitsch Wukosawa 1928 – 1941

Ø       Schäfer Christine 1941 - 1944.

Briefträger l900- 1945:

Ø       Delfel Franz

Ø       Brenner Franz

Ø       Götz Dominik

Ø       Koch Peter.

Stationsvorstand.

Ø       Sende Paul

Ø       Warga Isidor

Ø       Kovarek Paul

Ø       Nitschetin.

Hebamme:

Ø       Christof Rosalia

Ø       Bortscheller Anna

Ø       Hirt Magdalena.

Kreisarzt für Lazarfeld, Klek, Jankovmost und Mihajlovo, Sitz in Klek:

Ø       Dr. Hirschl Moritz

Ø       Dr. Irmay Nandor

Ø       Dr. Barbaritsch Jakob.

Kreistierarzt für Lazarfeld, Klek, Jankovmost und Mihajlovo, Sitz in Lazarfeld:

Ø       Faul Georg 1930 - 1943.

Privatarzt

Ø       Dr. Zwirner Georg 1923 - 1944.

Apotheker seit 1930

Ø       Scheerer Paul

Ø       Lukinitsch.

Kirchendiener:

Ø       Waldrich Christian,

Ø       Delfel Franz

Ø       Heinermann Josef

Ø       Götz Nikolaus

Ø       Götz Dominik.

Gemeindediener

Ø       Rauch Johann

Ø       Brenner Franz

Ø       Zene Michael

Ø       Lux Jakob

Ø       Kipper Peter

 

Verzeichnis

Der seit einem Jahrhundert, das ist: seit 1800 bis 1.Juli l900 in der Gemeinde Lazarfeld Geborene, Getrauten und Verstorbenen.

Jahr Geboren Zusammen Getraute Paare Gestorben Zusammen

männlich weiblich männlich weiblich

1800 2 3 5 — 2 5 7

1801 25 15 40 3 25 23 48

1802 18 21 39 2 19 8 27

1803 39 26 65 3 27 38 65

1804 39 38 77 14 27 15 42

1805 23 30 53 20 36 39 75

1806 37 51 88 8 16 25 41

1807 38 30 68 14 29 21 50

1808 30 40 70 16 16 19 35

1809 37 38 75 26 20 13 33

1810 43 38 81 8 29 28 57

1811 35 38 73 20 27 27 54

1812 40 42 82 17 20 23 43

1813 37 37 74 18 29 29 58

1814 56 33 89 10 16 15 31

1815 39 37 76 6 23 15 38

1816 41 36 77 4 8 12 20

1817 24 36 60 9 15 14 29

1818 55 41 96 9 20 19 39

1819 34 32 66 10 9 4 13

1820 39 37 76 13 17 10 27

1821 48 38 86 25 19 13 32

1822 46 47 93 21 16 23 39

1823 39 38 77 l3 34 26 60

1824 38 43 81 11 22 17 39

1825 51 47 98 10 16 5 21

1826 46 44 90 16 11 17 28

1827 51 34 85 17 12 17 29

1828 35 38 73 13 16 21 37

1829 43 44 87 9 20 15 35

1830 55 31 86 21 37 23 60

1831 46 41 87 42 173 138 311

1832 42 40 82 46 15 25 40

1833 42 36 78 22 16 11 27

1834 45 42 87 15 36 31 67

1835 46 45 91 23 37 20 57

1836 40 48 88 9 59 53 112

1837 44 48 92 25 24 25 49

1838 42 45 87 15 18 15 33

1839 51 43 94 18 13 19 32

1840 45 47 92 17 19 12 31

184 l 47 48 95 13 29 22 51

1842 44 40 84 9 45 35 80

1843 50 42 92 22 12 31 43

1844 36 45 81 17 17 21 38

1845 45 43 88 16 28 29 57

1846 41 47 88 20 28 29 57

1847 49 49 98 25 17 25 42

1848 46 48 94 17 30 29 59

1849 45 41 86 43 165 125 290

1850 46 61 107 22 22 21 43

1851 44 46 90 11 29 36 65

1852 61 43 104 23 30 24 54

1853 65 46 111 23 28 24 52

1854 55 51 106 10 15 15 30

1855 46 52 98 17 37 38 75

1856 55 48 103 14 34 20 54

1857 52 44 96 11 29 26 55

1858 50 43 93 17 33 34 67

1859 57 46 103 16 28 23 51

1860 59 40 99 9 63 41 104

1861 39 36 75 21 31 32 63

1862 56 36 92 10 37 19 56

1863 57 37 94 14 26 30 56

l864 38 32 70 5 31 19 50

1865 50 30 80 l0 25 18 43

1866 48 31 79 12 21 23 44

1867 41 36 77 18 21 33 54

1868 45 38 83 27 59 38 97

1869 32 46 78 18 27 24 51

1870 41 61 102 7 32 22 54

1871 35 47 82 20 31 27 58

1872 32 37 69 17 23 32 55

1873 33 26 59 17 50 57 107

1874 38 38 76 17 25 29 54

1875 38 32 70 25 33 27 60

1876 42 48 90 7 37 40 77

1877 36 46 82 17 25 25 50

1878 46 43 89 33 33 34 67

1879 55 38 93 12 30 20 50

1880 48 50 98 19 27 27 54

1881 48 44 92 14 25 25 50

1882 44 47 91 14 23 22 45

1883 47 50 97 20 50 35 85

1884 59 44 103 15 33 18 51

1885 52 56 108 18 29 26 55

1886 62 43 105 26 26 27 53

1887 64 41 105 13 23 22 45

1888 50 60 110 15 22 30 52

1889 52 50 102 15 30 35 65

1890 52 46 98 14 51 37 88

1891 59 48 107 14 40 34 74

1892 39 47 86 10 74 67 141

1893 59 57 116 15 30 39 69

1894 47 49 96 19 24 23 47

1895 47 52 99 7 29 26 55

1896 55 36 91 13 22 20 42

1897 36 36 72 7 18 16 34

1898 49 37 86 22 28 33 61

1899 38 36 74 37 22 22 44

1900 29 23 52 11 8 6 14

Zusammen 4457 4151 8608 1598 2993 2715 5708

==========================================================

 

Erste (alte) Ablösung

 

Zahl 281 – 1882 Urb.

"Protokoll, Aufgenommen im Gemeindehaus zu Lazarföld am 14.Januar 1882 in Angelegenheit des durch Heinrich Schneider und Konsorten als Kläger gegen die frühere Witwe des Sigmund Lazar de Etschka, gegenwärtig verehelichte Fürstin Viktorine von Thurn und Taxis als natürliche und gesetzliche Vormünderin der minderjährigen Marianna Lazar als Geklagte betreffs Ablösung und Gebühren der Kontractual - Superädificate obwaltenden Prozesses.

Beschluss.

Der eingereichte, folgende richterliche Vergleich: Nachdem die Kläger als Lazarfölder Kontraktualisten ihre schon im Jahre 1878 am 11.September in der Gemeinde Lazarföld aufgenommen und durch sie einzeln eigenhändig unterschriebenen Protokolle zum Ausdrucke gebrachten Aussage, dass, wenn sie von der geklagten Etschkaer Herrschaft außer ihrem in der Gemeinde Lazarföld befindlichen Intravillangründe nach einem jeden Original-Haus-Nro - also nicht nach jedem bereits getheilten Intravillangrunde - gegen Ablösungsbedingungen 5, wörtlich fünf Joche Extravillangründe erhalten, werden sie in diesem Falle von ihrer durch sie auf Grund des Kolonistengesetzes vom Jahre 1873, Ges. - Art. 22 am 21.Dezember 1874 unter Zahl 7781 gegen die Etschkaer Herrschaft, resp. Fürstin Viktorine von Thurn und Taxis, frühere Witwe des Sigmund Lazar de Etschka, als natürliche und gesetzliche Vormünderin ihrer minderjährigen Tochter Marianna Lazar de Etschka, die zugleich gesetzliche und testamentarische Erbin des verstorbenen Sigmund Lazar de Etschka und als solche Eigenthümerin der Herrschaft Etschka ist, angestrengten Prozesssache, resp. von der Ausbezahlung der als Schätzungspreis für sämtliche in der Gemeinde befindlichen Superädificate im Betrage von 191.700 Gulden und Gebühren festgestellten Forderung abstehen und gleichzeitig jeder, welch' immer Namen habender, diesbezüglich anzustrengender Rechte rechtskräftig und unwiderruflich entsagen; nachdem ferner die Herrschaft Etschka, resp. die oben erwähnte Fürstin, die laut dem Testamente des verstorbenen Sigmund Lazar de Etschka die derzeitige Besitzerin und Nutznießerin der Etschkaer Herrschaft, wie nicht minder die natürliche und gesetzliche Vormünderin der Erbin erwähnter Herrschaft ist, behufs (zwecks) Einstellung der von den Klägern gegen die Herrschaft angestrengten Prozesssache, und um zu einem endgültigen Abschlusses mit den Klägern gelangen zu können aus dem Grunde, weil die Etschkaer Herrschaft eine Substanz der Verlassenschaft bildet, zur Erlangung der Vormundschaftseinwilligung die nöthigen Schritte zu thun hatte, welche Einwilligung seitens des Torontaler Waisengerichtes am 29.September 1878 unter Zahl 10330 ertheilt wurde, und nachdem schließlich infolge dessen die lokale Ausscheidung, Ausmessung und Austheilung des von den Klägern beanspruchten Extravillans durchgeführt, die Ablösungsmodalitäten auf gegenseitig angenommenem Übereinkommen zustande gekommen, die Kläger sogar die fraglichen Extravillangründe für das Ökonomiejahr 1879/80 thatsächlich übernommen haben, halten dieselben ihre oben erwähnte Aussage auch diesmal und für die Zukunft endgültig aufrecht und erklären zugleich vor dem Gericht, dass sie von der erwähnten und durch sie gegen die geklagte Herrschaft wegen Ausbezahlung der geschätzten Superädificate angestrengten Klage unbedingt abstehen; ebenso erklären sie diese ihre Prozesssache für endgültig erledigt und wünschen auch von dem Gerichte, dieselbe als solche zu betrachten; dagen lässt die gesetzliche Vertreterin der Eigenthümerin der geklagten Herrschaft Etschka durch ihren Unterfertigten ordentlichen Bevollmächtigten erklären, dass auch sie ihrerseits die Einstellung dieser Prozesssache durch gegenwärtigen richterlichen Vergleich annehme und wünscht nach dieser Einleitung, dass betreffs Ablösung der in Rede stehenden Extravillangründe folgende spezielle Bestimmungen als Gesetzeskraft habende Bedingungen dieses richterlichen Ausgleiches protokollarisch aufgenommen werden:

  1. Laut dem Ausgleiche erhält jeder Eigenthümer einer jeden Original - Hausnummer außer dem Intravillan 5, sage fünf Joch Extravillan, welcher zu zwei und zwei Jochen in zwei Fluren, ein Joch aber ist als Abzug der fünf Joche Extravillankompetens jedes Ablösers als Hutweide vereint, ausgetheilt. Die festgesetzte Ablösungssumme der Extravillankompetens beträgt nach gegenseitigem Übereinkommen per Joch 250 fl., sage Zweihundertfünfzig Gulden. Die Ablösungssumme des Intravillangrundes wird mittels eines besonderen Vergleiches nach dem bisher usuellen Ablösungspreise von 20 kr., sage Zwanzig Kreuzer per Quadrat - Klafter festgesetzt und berechnet.

  2. Zur Ablösung von Extravillangründe haben sich Nachfolgende gezeichnet:

Flächenraum

Post - Nr. Haus - Nr. Name des Käufers Joch Kl.

1 125 Anastasia Schneider 4

2 77 Barbara Ries 4

3 152 Johann Bosler 4

4 176 Josef Sauer 4

5 69 Franz Klötzl 4

6 162 Peter Wagner 4

7 70 Michael Eisler 4

8 184 Christof Lung 4

9 04 Adam Rauch 4

10 107 Johann Pfeiffer 4

11 79 Adam Jost 4

12 50 Franz Klötzl 4

13 149 Josef Wolf 4

14 223 Johann Rikert 4

15 19 Peter Jakschitz 4

16 187 Georg Birkenheuer 4

17 71 Michael Eisler 4

18 53 Jakob Dempich 4

19 129 Michael Schmidt 4

20 56 Thomas Mihy 4

21 6 Mathias Mayer 4

22 214 Johann Sauer 4

23 178 Nikolaus Schwarz 4

24 118 Peter Schneider 4

25 173 Sebastian Fichtler 4

26 120 Thomas Bohn 4

27 48 Filipp Schwemlein 4

28 144 Peter Beil 4

29 8 Kaspar Schneider 4

30 11 Peter Dines 4

31 109 Johann Steibel 4

32 189 Josef Prem 4

33 90 Wilhelm Mayer 4

34 52 Johann Bering 4

35 36 Blasius Pfendt 4

36 203 Anna Achim 3 1182

37 38 Franz Hartmann 4

38 29 Franz Knapp 4

39 108 Johann Schmidt 4

40 17 Maria Thesling 4

4l 45 Josef Welter 4

42 103 Georg Michel 4

43 211 Bernhard Lux 4

44 37 Peter Bohn 4

45 216 Georg Eisen 4

46 93 Adam Bartl 4

47 197 Maria Krimmer 4

48 96 Michael Jerch 4

49 135 Ludwig Schmidt 4

50 64 Michael Bauer 4

51 4 Wenzel Marschall 4

52 215 Nikolaus Schneider 4

53 47 Josef Jerhoff 4 512

54 116 Josef Massong 4

55 91 Josef Ott 4

56 166 Michael Schneider 4

57 141 Bernhard Kern 4

58 155 Peter Bohn 4

59 30 Anton Lardy 4

60 213 Peter Welsch 4

61 20 Heinrich Schneider 4

67 110 Adam Welter 4

68 115 Anna Schillinger 4

69 75 Josef Jerch 4

70 68 Anna Bülösch 4

71 33 Franz Welsch 4

72 59 Wenzel Schneider 3 827

73 105 Peter Schneider 4

74 134 Josef Prem 4

75 49 Lorenz Neu 4

76 39 Nikolaus Bartl 4 64

77 204 Christian Waltrich 4

78 40 Nikolaus Bartl 4

79 193 Johann Mergler 4

80 61 Franz Pfendt 4

81 154 Johann Neu 4

82 130 Peter Kipper 4

83 131 Nikolaus Schneider 4

84 161 Georg Zwirner 4

85 140 Johann Jost 4 120

86 46 Peter Jerhoff 4 864

87 60 Jakob Jäger 4

88 209 Nikolaus Wolf 4

89 15 Josef Massong 4

90 112 Jakob Ipach 4

91 89 Jakob Dekold 4

92 1 Johann Krieger 4

93 31 Georg Mayer 4

94 169 Adam Schaaf 4

95 99 Johann Kipper 4

96 122 Josef Schneider 4

97 206 Nikolaus Korang 4

98 121 Wendelin Schmidt 4

99 153 Kaspar Sturm 4

100 138 Jakob Kern 4

101 165 Franz Kern 4

102 208 Andreas Schneider 4

103 124 Peter Massong 4

104 198 Johann Berge 4

105 72 Franz Klötzl 4

106 217 Anna Pillisch 4

107 157 Josef Zwirner 4

108 78 Josef Schwemlein 4

109 22 Josef Marschall 4

110 54 Anna Weinmann 4

111 41 Josef Koch 4 1280

112 73 Johann Bohn 4 160

113 27 Nikolaus Schneider 4

114 57 Josef Krieger 4

115 170 Johann Ott 4

116 186 Johann Jost 4

117 66 Bernhard Tines 4

118 199 Anton Bles 4

119 136 Johann Harsch 4

120 185 Josef Dekreon 4

121 201 Achill Hadzsy 4

122 137 Johann Bering 4

123 172 Johann Neu 4

124 18 Josef Sehr 4

125 102 Adam Rauch 4

126 139 Josef Christof 4

127 179 Anton Christof 4

128 16 Franz Jakschitz 4

129 106 Johann Valery 4

130 80 Johann Fillips 4

131 13 Johann Hoppinthal 4

132 9 Nikolaus Schneider 4

133 81 Peter Bartl 4

134 58 Johann Welter 4

135 143 Nikolaus Stadtfelder 4

136 113 Peter Fichtler 4

137 202 Nikolaus Schneider 4

138 32 Friedrich Mayer 4

139 42 Mathias Schneider 3 1440

140 97 Peter Zwirner 4

141 132 Nikolaus Schneider 4

142 114 Georg Junga 3 1440

143 67 Adam Rath 4

144 3 Josef Mihy 4

145 7 Anton Steibel 4

146 83 Franz Bohn 4

147 74 Josef Bohn 4

148 43 Wenzel Marschall 4

149 94 Thomas Bohn 4

150 63 Josef Jost 4

151 95 Josef Massong 4

152 10 Josef Schwemlein 4

153 183 Franz Klötzl 4

154 191 Josef Kern 4

155 55 Georg Elmer 4

156 65 Peter Schmidt 4

157 133 Josef Prem 4

158 159 Christof Wolf 4

159 2 Mathias Koch 4

160 119 Thomas Bohn 4

161 26 Nikolaus Schneider 4

162 14 Jakob Menches 4

163 82 Nikolaus Ott 4

164 4 Wilhelm Jost 4

165 35 Josef Koch 4

166 126 Anastasia Schneider 4

167 171 Josef Sauer 4

168 195 Georg Junga 4

169 100 Schulfeld 2

170 - Die Ablöser gemeinsam m. d. Hutweide 3 673 7377 = 677 Joch 977 qu. Klafter

 

  1. Die Zahlung geschieht in 32 Jahren, d.i. in 64 halbjährigen Raten mit den nach dem Ablosungskapital zu entrichtenden 7% Interessen derart, dass hievon 6% von Jahr zu Jahr die Interessen (Zinsen) des Kapitals, 1% aber die Löschung des Kapitals bilden.

  2. Zahlungstermine sind alljährlich der 1.Mai und 1.November. Da die Ablöser schon im Jahre 1879 zwei Raten im Vorhinein abzahlten, was ihnen hiermit vergleichsmäßig quittiert wird, so verbleiben 31 jährige, d.i. 62 halbjährige Raten, deren regelmäßige Abzahlung am 1.Mai und 1.November des Jahres 1880 begonnen hat; die Ablöser sind bei sonstigen aus diesem richterlichen Ausgleiche fließenden juristischen Konsequenzen zur pünktlichen Zahlung verpflichtet.

  3. Die Zahlung geschieht in Etschka und alle Ablöser haben an dem bestimmten Termintage ihre Raten beim Rentamte der Etschkaer Herrschaft in jener Geldart zu entrichten, in welcher die königliche oder Staatssteuer gezahlt wird.

  4. Es wird den Ablösern freigestellt, auch vor Ablauf der 31 Jahre wann immer das Ablosungskapital entweder im Ganzen oder mehreren Raten auf einmal zu entrichten, jedoch werden bei derartiger Abzahlung immer ganze Raten bedungen; wird durch eine solche Zahlung nicht das ganze Ablösungskapital getilgt, so hat die Zahlung ununterbrochen und so lange zu geschehen, bis nicht das ganze Ablösungskapital getilgt ist, welches nach Abzug derartiger Zahlungen verbleibt.

  5. Die Quittierung der Zahlungen geschieht in einem für jeden Ablöser auszustellenden Büchel derart, dass die Zahlung durch den jeweiligen herrschaftlichen Rentmeister in dasselbe eigenhändig eingetragen wird, gleichzeitig wird die Zahlung auf jenem Blatte eines zu diesem Zwecke von der Herrschaft zum eigenen Gebrauche anzulegenden Hauptbuches, welches von den übrigen Rechnungsbüchern der Herrschaft abgesondert sein muss, eingeschrieben, und welches Blatt für Denjenigen angelegt ist, der die Zahlung leistet; zu diesem Zwecke wird jedem Ablöser in dem erwähnten Hauptbuche ein Blatt eröffnet.

  6. Die im 2. Punkte benannten Ablöser können sowohl hinsichtlich der Intravillan - als auch der Extravillangründe vor gänzlicher Abtragung der Ablösungssumme die grundbücherliche Übertragung des Eigenthumrechtes nur mit Einwilligung der im faktischen Besitze stehenden Herrschaft und auf eigene Kosten vollziehen lassen.

  7. Hält der Ablöser die Zahlung der bedungenen Raten nicht pünktlich und zur bestimmten Zeit ein, so hat er nach der pflichtschuldigen halbjährigen Rate 8% Verzugszinsen zu entrichten.

  8. Bleibt aber der Ablöser mit zwei Raten im Rückstand, so wird es der im faktischen Besitze stehenden Herrschaft kraft gegenwärtigen richterlichen Ausgleiches anheim gestellt, vom zahlungssäumigen Ablöser entweder außer den rückständigen Gebühren die Zahlung des noch nicht getilgten Kapitals zu fordern, oder von dem Betreffenden die abzulösenden Grundstücke exekutorisch wegzunehmen. In diesem Falle ist der zahlungssäumigen zu keiner Schadenersatzforderung von der Herrschaft zu beanspruchen berechtigt, verliert an dieselbe sogar die Summe der bisher eingehaltenen Ablösungsraten, entsagt infolge dessen unbedingt und im Vorhinein allen diesbezüglich anzustrengenden Ansprüchen auf Schadenersatz.

  9. Da Intra - und Extravillan gemeinsam ein untheilbares Ganzes bilden, so wird vor Tilgung des Ablösungskapitals gegen jede ohne Wissen, Willen und schriftliche Einwilligung der Herrschaft vorzunehmende Entäußerung desselben, sei es im Ganzen, sei es im Detail oder per Joch und gestückelt an einen Dritten oder durch Tausch, entschieden Verwahrung eingelegt.

  10. Bezüglich der in der Gemeinde befindlichen und abzulösenden Intravillangründe (Hausplatzgründe) wird ein besonderer Vertrag geschlossen sowohl mit denen, die sich auf dem Vergleichswege zur Ablösung des angetragenen Extravillans gezeichnet, als auch mit den übrigen Bewohnern, die kein Extravillan (4 Joch Ackerfeld, 3/4 Joch Hutweide und l/4 Joch Weingarten) übernommen haben. Es wird betreffs Ablösung des Intravillan den Ablösern freigestellt, sich mit der Herrschaft so abzufinden, dass die auf den Intravillan entfallende Ablösungssumme entweder in 32 Jahren, oder auch in kürzerer Zeit getilgt werden könne.

  11. Jedwedem Steuer, Schuldigkeit und Lasten, seien dieselben Staats-, Komitats - und Gemeinde Schuldigkeiten, welche nach dem ablösenden Extravillan jetzt oder wann immer zu entrichten sein werden, haben vom 1.Januar 1880 angefangen ohne Ausnahme die Ablöser zu entrichten, und in wie fern seitens der Herrschaft nach diesen Grundstücken auch über diese Zeit hinaus eine Abgabenleistung stattgefunden hätte, sind die Ablöser verpflichtet, im Verhältnisse zu ihrem Ablösungsfelde dieselben der Herrschaft rückzuvergüten.

  12. Zur Deckung der für die Ausmessung, Vertheilung und des hierüber verfertigten Planes und Lagerbuches der Ablösfelder erforderlichen Auslagen tragen die Herrschaft per Joch 70 kr., die Ablöser aber ebenfalls per Joch 30 kr. bei; in die von den Ablösern beizutragenden 30 kr. per Joch werden die von denselben geleisteten Taglöhne und Fuhren eingerechnet.

  13. Die bezüglich der grundbücherliche Umschreibung der Ablösungsfelder etwa entfallenden Stempel- und Perzentuell, Gebühren haben die Ablöser allein zu tragen.

  14. Bezüglich des von Lazarföld (Lazarfeld) nach Katalinfalva (Kathreinfeld) über die Ablöshutweide führenden Vizinalweges wird, in wie ferne derselbe in die Ablöshutweide eingemessen sein sollte, die Zahlung hierfür abgerechnet, d.h. die Ablöser haben für den Flächeninhalt desselben nichts zu zahlen; die Größe dieses Flächeninhaltes hat der ausmessende Ingenieur Herr Julius Kuss nachzuweisen.

  15. Die Stempelgebühren bei Quittierung der geleisteten Zahlungen verpflichtet sich die Herrschaft zu tragen,

wurde zur Kenntnis genommen und zur Aufbewahrung im Archive des königlichen. Gerichtshofes beigelegt; der unter Zahl 7781 vom Jahre 1874 angestrengte Prozess wird eingestellt. Gegenwärtiger Beschluss wird zu Handen des Etschkaer herrschaftlichen Vertreters, des Herrn Stefan v.Vecsey, und durch die Lazarfölder Gemeindevorstehung zu Handen der Kontraktualbewohner alldort ausgefolgt, resp. dessen Ausfolgung hiermit angeordnet; gleichzeitig wird im Sinne des Kolonistengesetzes vom Jahre 1873, Ges.-Art. 22. § 20, wegen grundbücherliche Einverleibung behufs Vornahme der Lokalisation, die Grundbuchsabteilung dieses Gremial - königlichen Gerichtshofes durch Ausfolgung ei»es Exemplars dieses Beschlusses verständigt; ebenso wird auch das Großbetschkereker königlich ungarische Gebührenbemessungsamt und das Torontaler Waisengericht durch je ein Exemplar dieses Beschlusses hievon verständigt.

Großbetschkerek, aus der am 4.März 1882 stattgefundenen Sitzung des k. u. Gerichtshofes".

Michael Varady m.p. Gerichtspräses.

Johann Christ m.p.k. Gerichtsnotär.

Aus dem Ungarischen übersetzt von Michael Eisler.

 

Zweite (neue) Ablosung

 

"Protokoll,

Aufgenommen am 20. Juni und den darauf folgenden Tagen im Jahre 1898 in der Gemeinde

Lazarföld durch den Exmittirten königlich. ungarische. Gerichtshofes zu Großbetschkerek. in Angelegenheit der durch Heinrich Schneider und Konsorten gegen die frühere Witwe des Sigmund Lazar de Etschka, nachher verehelichte Fürstin Viktorine von Thurn und Taxis als natürliche und gesetzliche Vormünderin der minderjährigen Marianna Lazar de Etschka, resp. der Gräfin Felix Harnoncourt, geb. Marianna Lazar de Etschka, minderjährige gräfliche Kinder Maria - Louise, Felix und Alice Harnoncourt betreffs der Ablösung und Gebühren der Kontraktualisten - Superädificate obwaltenden Prozesssache. Zufolge des am 8.Januar 1897 unter Zahl 16653 erbrachten Bescheides des königliche ungarische Gerichtshofes als Urbarialgericht wurde zwischen den Betreffenden der folgende geschlossen, und zwar:

Richterliche Vergleich

  1. Der Besitzer der Etschkaer Herrschaft Graf Harnoncourt Felix als natürlicher und gesetzlicher Vormund der minderjährigen Eigentümer Graf Harnoncourt Maria - Louise Felix und Alice überlässt den unten angeführten Kontraktualisten den durch sie bisher besitzenden Intravillan mit 20 kr. = 40 Heller per Quadratklafter, also per Katastraljoch mit 320 fl. sage: Dreihundertzwanzig Gulden = 640 Kronen, sage: Sechshundertvierzig Kronen und nach jedem Intravillangrund 5 (fünf) Joch Extravillan mit 300 fl. sage: Dreihundert Gulden = 600 Kronen. sage: Sechshundert Kronen per Katastraljoch im Ablösewege.

  2. Die Ablössumme ist durch die Kolonisten in 40, sage: Vierzig Jahren in 80, wörtlich; Achtzig gleichen halbjährigen Raten mit 6. sage: Sechsperzent Zinsen nebst l, wörtlich: Einperzent Kapitalstilgung vom Jahre 1898, wörtlich: Eintausendachthundert-achtundneunzig an am 1.November und 1.Mai bei Vermeidung der gerichtlichen Exekution in die herrschaftliche Rentamtskasse pünktlich einzuzahlen, da nach den nicht eingezahlten fälligen Raten der säumige Zahler 6, sage: Sechsperzent Verzugszinsen zu zahlen verpflichtet ist. Es steht jedoch jedem Ablöser frei, vor Ablauf der 40, wörtlich: Vierzig Jahre sowohl die ganze Ablösungssumme oder mehrere Raten derselben zu entrichten; jedoch werden bei derartiger Abzahlung immer ganze Raten bedungen; wird durch eine solche Zahlung nicht das ganze Ablösungskapital getilgt, so hat die Zahlung ununterbrochen und so lange zu geschehen, bis nicht das ganze Ablösungskapital getilgt ist, welches nach Abzug derartiger Zahlungen verbleibt.

  3. Die Herrschaft verpflichtet sich die im 1. Punkte bezeichneten Intravillangründe auch fernerhin den gegenwärtigen Besitzern als Eigentum zu überlassen, die Extravillangründe aber am 1. November 1898 in deren faktischen Besitz zu übergeben und willigte zugleich ein, dass sowohl die Intravillangründe als auch die 5 Joch Extravillangründe im Grundbuch für Lazarföld ihr ab, und jedem einzelnen Kolonisten, resp. da diese Unbeweglichkeiten im Ablösewege durch sie und ihre Ehegenossen erworben werden, auf deren Namen ohne jedweder Einvernehmung zugeschrieben, resp. übertragen werden; dagegen.

  4. Willigen die einzelnen Kolonisten resp. deren Ehegenossen, welche diesem Vergleich ausdrücklich beitreten, auch für sich als bindend anerkennen und mit ihren Ehegatten bezüglich der zu leistenden Zahlungen sich solidarisch fühlen, ein, dass das Pfandrecht auf ihr im 3. Punkte auf sie gemeinsam einverleibendes unbewegliches Besitzthum bezüglich der im 1. Punkte bestimmten Summe in 40 Jahren, 80 halbjährigen Raten zu 6% Zinsen und l% Kapitalstilgung, resp. die unten einzeln ausgewiesene Ablösungssumme samt 6% Zinsen und einzeln je 100 fl. Kautionskosten, ebenso die nach den fälligen, nicht pünktlich bezahlten Raten entfallenden 6% Verzugszinsen zu Gunsten der Etschkaer Herrschaft, resp. zu Gunsten des Grafen Harnoncourt Felix als natürlichen und gesetzlichen Vormund und Vertreter der minderjährigen Harnoncourt Maria - Louise, Felix und Alice, ohne jede fernere Einvernehmung sichergestellt, resp. intabulirt werde.

  5. Die Kolonisten, resp. die mit denselben gemeinsame Verpflichtung eingegangenen Ehegenossen sind verpflichtet, nach den ihnen überlassenen Intra - und Extravillangründen vom 1. Januar 1899 angefangen Steuer und Kommunallasten zu tragen und falls die Herrschaft für diese Zeit schon Zahlungen geleistet hat, diese derselben rückzuvergüten.

  6. Zur Deckung der mit der Auftheilung, Ausmessung des anzufertigenden Planes und des Lagerbuches nöthigen Auslagen trägt die Herrschaft 70%, die Kolonisten 30% bei. Die von den Kolonisten beizustellenden Fuhren und Tagelöhner werden in die 30% derselben eingerechnet.

  7. Die nötigen Feldwege überlässt die Herrschaft gratis.

  8. Nachdem Intra - und Extravillan des Kolonisten ein unzertrennliches Ganzes bildet, kann dasselbe vor Abtragung der Ablössumme ohne Einwilligung der Herrschaft weder getrennt oder zerstückelt, noch als Ganzes veräußert werden."

 

N r g Name der Kolonisten Joch Kl. Joch Kl. fl. kr. fl. kr.

1 192 2a Massong Friedrich mit Gattin Fillips Maria

2 12 12 Marschall Peter mit Gattin Menches Katharina

3 218 13a Lux Peter mit Gattin Dormuth Margarethe

4 21 21 Gräbldinger Franz mit Gattin Dekorsy Katharina

5 180 22a Pfeiffer Thomas mit Gattin Pfendt Apollonia

6 246 23a Knapp Anton mit Gattin Dekorsy Magdalena

7 23 23 Engel Mathias mit Gattin Mayer Barbara

8 24 24 Massong Katharina Witwe

9 25 25 Schmidt Margarethe

10 245 25a Massong Lorenz mit Gattin Mayer Anna

11 28 28 Gajo Michael mit Gattin Mayer Elisabetha

12 34 34a Schneider Thomas mit Gattin Pfeiffer Anna

13 285 34 Stumpf Andreas mit Gattin Beil Maria

14 51 51 Grill Mathias mit Gattin Lar Katharina

15 62 62 Christof Franz mit Gattin Steibel Susanna

16 247 62a Rindschenk Hyer mit Gattin Bohn Margarethe

17 212 64a Kottak Michael mit Gattin Korang Theresia

18 182 64b Koch Adam mit Gattin Mihi Katharina

19 76 76 Lang Lorenz mit Gattin Messmann Katharina

20 84 84 Welsch Friedrich

21 85 85 Jost Heinrich mit Gattin Truppai Maria Anna

22 87 87 Gajo Johann's Witwe

23 231 87a Klein Andreas mit Gattin Christof Magdalena

24 88 88 Witwe Neusatz, geb. Welsch Maria

25 284 88a Steibel Anton mit Gattin Schmidt Margarethe

26 92 92 Metz Peter mit Gattin Telfel Katharina

27 287 92a Christof Anton mit Gattin Metz Maria

28 111 111 Fingerhut Nikolaus mit Gattin Schaaf Magdalena

29 194 113a Neu Wenzel mit Gattin Ott Maria

30 117 117 Schneider Johann mit Gattin Wenzel Marianna

31 123 123 Harsch Michael mit Gattin Dembich Maria

32 238 123a Menches Nikolaus mit Gattin Schneider Ottilie

33 128 128 Sattler Georg mit Gattin Welsch Anna

34 127 127 Steibel Josef mit Gattin Kern Anastasia

35 128a 128a Schneider Franz mit Gattin Gajo Barbara

36 205 140a Korang Jakob mit Gattin Margarethe

37 142 142 Mayer Thomas mit Gattin Simon Elisabetha

38 145 145 Dekorsy Kaspar mit Gattin Koch Anna

39 269 145a Gajo Johann mit Gattin Maria

40 146 146 Schneider Jakob mit Gattin Massong Barbara

41 254 146a Fingerhut August mit Gattin Wersching Magdalena

42 147 147 Dekreon Josef mit Gattin Schneider Apollonia

43 148 148 Simon Thomas mit Gattin Michel Barbara

44 207 149a Jost Jakob mit Gattin Koski Magdalena

45 150 150 Sauer Johann mit Gattin Wolf Marianna

46 151 151 Kern Wenzel mit Gattin Bohn Barbara

47 156 156 Koch Michael mit Gattin Deutsch Susanna

48 163 163 Pfendt Franz

49 164 164 Pfendt Blasius mit Gattin Knapp Barbara

50 270 164a Schneider Michael mit Gattin Pfendt Katharina

51 237 164b Steinbach Johann mit Beil Elisabetha

52 167 167 Sattler Nikolaus

53 168 168 Kapolnek Georg mit Gattin Schaaf Susanna

54 210 168a Schneider Johann mit Gattin Palnik Maria

55 225 169a Merkler Johann mit Gattin Hari Barbara

56 196 173a Ott Christof mit Gattin Mayer Elisabetha

57 174 174 Koch Josef mit Gattin Mihi Anna

58 251 174a Mihi Josef mit Gattin Katharina

59 175 175 Schneider Josef mit Gattin Welsch Barbara

60 256 6a Mayer Mathias mit Gattin Kugler Margarethe

61 226 8a Eckert Franz mit Gattin Schneider Theresia

62 257 22a Menches Wenzel mit Gattin Linnebach Anna

63 264 31a Mayer Friedrich mit Gattin Hartmann Katharina

64 255 38a Mayer Johann mit Gattin Hartmann Marianna

65 257 42a Kathrein Johann mit Gattin Bibel Anna

66 219 47a Buchler Heinrich

67 220 49a Schlitter Georg mit Gattin Krieger Margarethe

68 50a 50a Schneider Wenzel mit Gattin Sauer Barbara

69 268 55a Massong Dominik mit Gattin Kern Eva

70 57 57 Gemeinde Lazarfeld

71 77a 77a Christof Nikolaus mit Gattin Gari Rosalia

72 252 86a Altmayer Josef mit Gattin Welsch Margarethe

73 230 86b Fillips Johann mit Gattin Bartl Julianna

74 229 86c Neu Bernhard mit Gattin Welsch Barbara

75 228 86d Jäger Franz mit Gattin Rech Anna

76 253 89a Schwemlein Josef mit Gattin Gajo Maria

77 249 91a Ott Jakob mit Gattin Schmidt Anna

78 263 95a Massong Josef mit Gattin Lenhardt Katharina

79 101 101 Kipper Franz mit Gattin Roos Anna

80 239 106a Pfeiffer Michael mit Gattin Welsch Apollonia

81 275 121a Hary Georg mit Gattin Schneider Barbara

82 288 129a Metz Kaspar mit Gattin Haas Magdalena

83 224 135a Dippong Dominik mit Gattin Bohn Maria

84 250 153a Bartl Johann mit Gattin Sturm Margarethe

85 250 154b Wolf Josef

86 236 160a Klecker Mathias mit Gattin Kletz Elisabetha

87 233 160b Massong Stefan mit Gattin Kern Eva

88 234 160c Witwe Siller Andr, geb. Lardy M

89 235 160d Schwemlein Jakob mit Gattin Pumple Anna

89 200 162a Achim Johann mit Gattin Galy Katharina

91 283 177 Massong Josef mit Gattin Debre Regina

92 282 170a Koch Peter

93 285 178 Blaumüller Katharina

94 276 179 Marschall Josef mit Gattin Gali Elisabetha

95 277 180 Gali Peter mit Gattin Haberkorn Margarethe

96 278 183 Menches Johann mit Gattin Lenhardt Katharina

97 280 186 Gajo Michael mit Gattin Wolla Susanna

98 274 187 Rauch Adam jun., mit Gattin Rath Anna

99 281 188 Christof Wendel

100 97 97 Lafleur Peter mit Gattin Röhling Elisabetha

101 266 8b Witwe Mayer Elisabetha

102 279 9a Ries Johann mit Gattin Schneider Apollonia

103 50b 50b Ebner Johann mit Gattin Pfendt Eva

104 248 59a Schneider Bernhardt. mit Gattin Marschall Katharina

105 259 149b Wolf Johann mit Gattin Messmann Maria

106 278 170b Pfeiffer Georg mit Gattin Krümmer Anna

107 266 181 Christof Mathias mit Gattin Ott Anna

108 267 182 Sturm Kaspar mit Gattin Schneider Elisabetha

109 262 184 Lenhardt Johann mit Gattin Pfeiffer Theresia

110 261 185 Jäger Josef mit Gattin Merkler Theresia

111 273 189 Focht Stefan mit Gattin Balzer Katharina

112 272 190 Kapolnek Josef

113 271 191 Keller Nikolaus mit Gattin Eisen Margaretha

 

Folgen die Unterschriften der Parteien.

9845/1899 urberi, Zur Beglaubigung der Auszugsabschrift:

Lazarfeld, am 11. April 1900.

Der Exmittirte des königlichen Gerichtshofes als Urbarialgericht in Großbetschkerek.

Alexander Kisch m, p,, königlicher Gerichtshof — Richter.

 

Namensverzeichnis der Gefallenen des ersten Weltkrieges

Haus Nr. Name Geburtsjahr

1 86 Bartl Johann 1888

2 87a Beil Franz 1893

3 l36 Bohn Johann 1886

4 145 Dekorsy Thomas 1898

5 247 Dippong Thomas 1893

6 56b Dörner Peter 1895

7 134 Drakujesku Nikolaus 1893

8 188 Dormuth Peter 1890

9 50c Fingerhut Michael 1889

10 5l a Grill Georg 1895

11 243 Harsch Nikolaus 1887

12 71 Illy Peter 1892

13 168a Jäger Franz 1895

14 168a Jäger Johann 1897

15 114 Kathrein Johann 1885

59 176 Keks Peter 1886

16 151 Kern Jakob 1889

17 151 Kern Nikolaus 1895

18 56c Krimmer Michael 1878

19 l35 Kristof Andreas 1892

20 2 Koch Johann 1894

21 65 Koch Andreas 1874

22 288 Koch Johann 1894

23 42a Lux Bernhardt 1878

24 4b Mayer Josef 1878

25 31 Mayer Johann 1896

26 Neurohr Josef 1890

27 28 Ott Wenzel 1894

28 111 Paulus Peter 1871

29 299 Palnik Thomas 1887

30 3a Petrikowitsch Johann 1887

31 36 Pfendt Blasius 1884

32 87 Pfendt Friedrich 1876

33 218 Quitter Josef 1891

34 198 Rambich Nikolaus 1886

35 62a Rindschenk Franz 1889

36 62 Rindschenk Friedrich 1886

37 171 Sauer Georg 1898

38 202 Sauer Johann 1884

39 219 Sauer Josef 1879

40 163 Simon Jakob 1890

41 78a Schneider Johann 1892

42 117 Schneider Peter 1883

43 146 Schneider Kristof 1889

44 165a Schneider Nikolaus 1890

45 55 Schneider Michael 1889

46 87a Schmidt Franz 1894

47 203 Schmidt Michael 1893

48 154b Schmidt Peter 1891

49 34 Stumpf Peter 1892

50 34 Stumpf Andreas 1894

51 8b Tabor Johann 1894

52 25 Welter Adam 1879

53 25 Welter Wenzel 1891

54 206 Welter Josef 1880

55 92a Weinhardt Matthias 1881

56 163a Wenzel Jakob 1885

57 222 Wolf Jakob 1897

58 40 Wolf Kristof 1882

 

Namensverzeichnis der Gefallenen und Vermißten des zweiten Weltkrieges

Haus Nr, Name Geburtsjahr

1 82a Altmayer Friedrich 1902

2 88 Altmayer Friedrich 1922

3 88 Altmayer Dominik 1925

4 209a Andres Matthias 1914

5 207 Altmayer Nikolaus 1902

6 6a Bohn Peter 1914

7 25a Birkenheuer Peter 1915

8 73 Bohn Josef 1907

9 87 Bohn Michael 1909

10 99 Brenner Peter 1910

11 106 Bohn Josef 1922

12 110 Bering Peter 1910

13 155 Bohn Johann 1911

14 216 Bauer Johann 1921

15 238 Blum Jakob 1909

16 269b Birkenheuer Anton 1906

17 23a Dekreon Peter 1907

18 56 Dormuth Josef 1921

19 196a Dekreon Wilhelm 1917

20 300 Dippong Nikolaus 1914

21 239 Dippong Georg 1908

22 249 Descho Johann 1919

23 163 Dekreon Michael 1921

24 123a Eckert Anton 1898

25 111 Fingerhut Adam 1910

26 94 Friedrich Anton 1913

27 266 Friedrich Josef 1921

28 266 Friedrich Peter 1923

29 24a Giljum Franz 1916

30 24a Giljum Josef 1920

31 28 Gajo Josef 1908

32 51 Grill Peter 1925

33 64b Glaser Michael 1914

34 155a Götz Dominik 1923

35 331 Größer Andreas 1914

36 143 Harsch Johann 1922

37 82 Harsch Josef 1914

38 195 Harsch Johann 1910

39 150a Hipfel Blasius 1914

40 194 Hipfel Anton 1909

41 315 Himmel Johann 1908

42 3 Jost Peter 1915

43 4 Jost Josef 1926

44 5a Jost Franz 1904

45 5 Jost Josef 1913

46 38a Jerch Josef 1910

47 48 Jerch Adam 1893

48 96a Jerch Franz 1923

49 96a Jerch Peter 1920

50 116 Jäger Josef 1910

51 142 Jost Josef 1899

52 142 Jost Josef 1921

53 273 Jäger Adam 1921

54 2a Koch Wenzel 1920

55 3a Koch Johann 1926

56 3b Krimmer Johann 1906

57 4a Kapolnek Adam 1906

58 5b Krimmer Matthias 1904

59 6a Kaiser Franz 1922

60 1 Krieger Nikolaus 1912

61 10 Kittelberger Karl 1920

62 13a Klein Peter 1901

63 50a Krieger Wenzel 1905

64 81a Koch Wilhelm 1921

65 89a Kern Wenzel 1925

66 108 Kristof Peter 1902

67 108 Kristof Paul 1920

68 108 Kristof Ignaz 1922

69 135 Kristof Johann 1903

70 139a Kristof Michael 1922

71 155 Kungel Matthias 1922

72 156 Koch Michael 1920

73 156 Koch Franz 1922

74 194a Kristof Philipp 1920

75 194a Kristof Adam 1927

76 211 Kapolnek Franz 1904

77 222 Koch Karl 1924

78 221 Kottak Johann 1925

79 247 Kaiser Franz 1921

80 178 Kollinger Johann 1900

81 180 Kipper Peter 1922

82 181 Kristof Johann 1907

83 255 Kittel Paul 1914

84 284 Koch Franz 1924

85 287 Kowenz Johann 1924

86 10 Lardy Nikolaus 1899

87 30 Lardy Josef 1919

88 30 Lardy Matthias 1913

89 30 Lardy Wilhelm 1915

90 67 Lutje Georg 1908

91 86b Lenhardt Franz 1907

92 257 Laurentowitsch Josef 1915

93 311 Lux Matthias 1909

94 264 Lenhardt Franz 1923

95 206 Loch Josef 1924

96 9a Michel Franz 1920

97 14a Merkler Johann 1906

98 22 Marschall Johann 1908

99 2a Mayer Friedrich 1913

100 49c Mayer Matthias 1920

101 54 Michi Josef 1906

102 112 Merkler Matthias 1915

103 113a Meng Nikolaus 1918

104 145a Müller Johann 1912

105 152a Merkler Franz 1912

106 154 Massong Georg 1914

107 156a Müller Peter 1911

108 170 Merkler Peter 1906

109 208 Menches Peter 1911

110 184 Mayer Friedrich 1922

111 194a Marschall Josef 1927

112 196 Merkler Johann 1909

113 212 Metz Franz 1922

114 314 Massong Peter 1901

115 292 Merkler Wenzel 1911

116 277 Müller Franz 1909

117 293 Merkler Matthias 1914

118 293 Merkler Nikolaus 1911

119 293 Merkler Johann 1924

120 8b Neurohr Nikolaus 1907

121 154d Neu Josef 1912

122 86c Ott Wenzel 1898

123 164 Ott Michael 1896

124 164 Ott Peter 1924

125 234 Ott Anton 1913

126 234 Ott Nikolaus 1925

127 277 Ott Matthias 1907

128 17a Pfendt Blasius 1901

129 17 Pfendt Nikolaus 1918

130 61a Pfendt Hieronymus 1914

131 68a Pfendt Franz 1917

132 68 Pfendt Philipp 1906

133 79a Posler Dominik 1910

134 158 Pfendt Georg 1908

135 205 Pfeiffer Adam 1913

136 227 Palnik Jakob 1920

137 229 Palnik Wenzel 1919

138 229 Palnik Thomas 1922

139 183 Pfeiffer Jakob 1917

140 188a Prinz Johann 1913

141 254 Pfendt Josef 1911

142 254 Pfendt Johann 1914

143 319 Pumple Franz 1922

144 319 Pumple Franz 1909

145 286 Prinz Johann 1905

146 337 Prinz Josef 1910

147 218 Quitter Paul 1912

148 96 Rausch Nikolaus 1908

149 61 Rasimus Peter 1913

150 109a Rinschenk Franz 1910

151 156a Reiter Matthias 1901

l52 261 Rajesanyi Michael 1899

153 7b Salvamoser Johann 1912

154 233 Salvamoser Simon 1920

155 169b Sauer Adam 1919

156 320 Sauer Dominik 1908

157 335 Sauer Johann 1926

158 160c Simon Josef 1925

159 160c Simon Nikolaus 1901

160 7c Schaff Kristof 1919

161 7c Schaff Philipp 1923

162 7c Schaff Josef 1925

163 26 Schneider Franz 1915

164 26 Schneider Josef 1916

165 29a Schambier Josef 1920

166 34a Schneider Johann 1902

167 59 Schneider Franz 1920

168 59 Schneider Michael 1924

169 77 Schneider Josef 1918

170 77 Schneider Michael 1921

171 78 Schneider Jakob 1923

172 79b Simon Jakob 1910

173 105 Schneider Josef 1917

174 118a Schwemlein Nikolaus 1911

175 125 Schneider Dominik 1908

176 126 Schneider Josef 1914

177 136 Schmidt Nikolaus 1906

178 153 Schneider Josef 1913

179 168 Schaff Franz 1918

180 168 Schaff Adam 1922

181 167b Schneider Michael 1915

182 164a Schampier Josef 1922

183 217 Schneider Josef 1921

184 183 Schmidt Josef 1905

185 188 Schneider Dominik 1925

186 237 Schneider Adam 1923

187 332 Schmidt Ludwig 1900

188 332 Schmidt Franz 1922

189 283 Schneider Michael 1926

190 104a Stadtfelder Bernhardt 1913

191 107 Steyer Peter 1903

192 34 Stumpf Heinrich 1901

193 220 Stuprich Michael 1914

194 8b Tempich Franz 1904

195 53 Tempich Josef 1908

196 157 Tines Adam 1900

197 45 Welter Josef 1920

198 58 Wilhelm Nikolaus 1914

199 110a Wilhelm Peter 1905

200 115a Wechselberger Josef 1910

201 123 Wolbert Alois 1908

202 160a Wechselberger Matthias 1916

203 159 Wolf Kristof 1905

204 236 Wechselberger Franz 1919

205 310 Wolf Franz 1919

206 310 Wolf Nikolaus 1924

207 241 Wolf Anton 1914

208 298 Wiume Kristof 1908

209 130a Zimmermann Peter 1901

210 278 Zwirner Adam 1928

211 103 Zwirner Wilhelm 1903

 

Unser Heimatort Zählte mit den Wohngebäuden der 33 Meierhöfen 550 Häuser. In der Zeit von 1872, also innerhalb 75 Jahren, kauften die Lazarfelder in sechs Gemarkungen insgesamt 9000 Katastraljoch Feld. Davon im Lazarfelder Hottar 4200 Joch, Kathreinfelder Hottar 2000 Joch, Botoscher Hottar 1200 Joch, Großbetschkereker Hottar 600 Joch, Siegmundfelder Hottar 500 Joch und Itebejer Hottar 500 Joch.